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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Wurtzel ist holtzig und zaserig. Dieses Gewächs wird in den Gärten gezogen: führet viel Oel und Sal essentiale.

Es reiniget, zertheilet, ist dem Magen gut und dienet zur Ermunterung der Lebensgeister.

Horminum kommt von orman, impetu ferri, ungestümlich verfahren, weil man geglaubet hat, dieses Kraut reitze zum Venuswerck.

Hortulanus.

Hortulanus.

Miliaria.

Cynchramus.

frantzösisch, Hortolan oder Ortolan.

Ist ein klein Vögelein, in Grösse einer Lerche, öder einer Drossel, von allerhand Farben, und sehr fett: findet sich in Italien, in Languedoc, in Provence und in Dauphine. Es lebt von Hirsen und von andern Samen: sein Fleisch ist sehr niedlich, und ein recht appetitlich Bißlein. Es führet viel Oel und flüchtig Saltz.

Es dienet zu Ersetzung der entgangenen Kräfte, stärckt und ermuntert die Lebensgeister.

Sein Fett erweichet, lindert und zertheilet.

Cynchramus, vel Cenchtamos, kommt von kegkhr, milium, Hirse, weil dieses Vöglein sich insonderheit mit Hirse nähret.

Huart.

Huart, C. Biron, ist ein Wasservogel aus Canada. Er ist so groß als ein indianischer Han, allein sein Federwerck ist ungleich schöner: es ist so zierlich bunt als immermehr Rebhünerfedern, und seine Flecken haben eine viel lebendigere Farbe, schwartz und weiß: der Bauch ist gäntzlich weiß: der Schnabel ist so lang wie einer Schnepfe Schnabel, iedoch viel dicker: der Hals ist so lang als eines Schwanes: die Farbe der Federn am Halse, wie an den Tauben, so sich verändert, nachdem sie an die Sonne kommt: unter der Kehle hat er als wie einen schwartz und weissen Latz, welches überaus artig siehet: die Beine sind sehr lang: die Füsse wie am Schwan und andern Wasservögeln geformiret: er lebet auf dem Wasser und frißt die Fische, die er kan erhaschen, Insgemeine läst er sich an dem Strande der See antreffen, auf den Strömen und auf den Seen. Wie man sagt, so sollen ihrer gar viel langs an dem Ufer des Flusses Missisipi gefunden werden. Er ist gut zu essen und führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Sein Schmaltz zertheilet und ist trefflich gut zum erweichen und zu Stärckung der Nerven.

Huart wird er deshalben genennet, weil er so deutlich dieses Wort zu ruffen pfleget, als ob es eines Menschen Stimme wäre.

Hyacinthus gemma.

Hyacinthus, frantzösisch, Hyacinthe, teutsch Hyacinth, ist ein Edelgestein, dessen es gar mancherley Gattungen giebet, die nach der Dicke und der Farbe von einander unterschieden werden. Dann einige sind klein, als wie ein mittelmäßiges Saltzkorn, ziemlich zart und weiß. Diese Art wird Hyacinthe souple de lait genannt und ist oriental. Andere sind so dicke, als wie Erbsen, sehr hart und roth, in etwas gelbe, und haben einen Wiederschein: diese werden zur Artzney gebraucht.

[Spaltenumbruch]

Die orientalischen sollen den Schlesischen und Bömischen vorgezogen werden, und ist solches aus ihrer Dicke zu erkennen, wie ingleichen aus ihrer Schönheit und Härte: dann die orientalischen sind niemahls grösser als die Erbsen, sind auch weit schöner und viel gläntzender, als wie die Europäischen. Noch andere sind bey nahe eben so dicke auch dicker, und sehen gelbe aus, fast wie Agtstein. Andere sind weiß, mit untermischten roth oder gelb, auch andern Farben. Wieder andere sind so klein, als wie die Nadelknöpfe, und gläntzendroth: diese letztere Sorte findet sich an vielen Orten in Franckreich, Absonderlich in Auvergne, und werden insgemein, Jargons, oder sausses Hyacints, falsche Hyacinthen, genennet. Die Hyacinthen werden auf einen Steine zu einem unbegreifflichen Pulver abgerieben, und zu allerhand compositionibus pharmaceuticis gebraucht.

Sie sollen gut seyn, das Hertz zu stärcken, dem Gift zu widerstehen, freudig zu machen, das Zucken und Ziehen in den Gliedern zu stillen. Alleine, es bestehet alle Kraft dieses Steines darinne, daß er alkalinisch ist, deshalben lindert und tilget er die Säure in dem Leibe, stillet den Durchlauff und verstellet das Bluten. Auf einmahl wird ein halber Scrupel, bis auf ein Quintlein schwer davon gegeben.

Der Name Hyacinth ist diesem Stein darum gegeben worden, weil man will einige gefunden haben, welche bey nahe eine solche Farbe gehabt, als wie die Hyacinthen Blume.

Hyacinthus planta.

Hyacinthus, Dod. Gal. Lugd.

Hyacinthus oblongo flore caeruleus major, C.B. Pit. Tournef.

Hyacinthus Anglicus, Adv. Ger. Eyst. Raji Hist.

Hyacinthus non scriptus, Dod. Lugd.

Hyacinthus Anglicus, sive Belgicus, J.B.

frantzösisch, Jacinte.

teutsch, Hyacinth, Hyacinthenblume.

Ist ein Gewächs, das einen Stengel treibt des halben Schuhes hoch, der ist rund und glatt, untenher blaßgrün, oben braungrün. Seine Blätter sind so lang als wie der Stengel, schmal, grün und gleissend, viel kleiner als das Kraut am Lauche. Die hangen, wegen ihrer schwere oben an der Spitze, und sind formiret als wie länglichte Röhrlein, die oben ausgeschweifft und in sechs Theil zerschnitten, sehen gemeiniglich blau, bisweilen weis, zuweilen fleischfarbig, oder schier wie purpurfarbig, und haben einen lieblichen Geruch. Wann die Blume vergangen ist, so erscheinet eine Frucht, welche schier gantz rund ist und drey erhabne Ecken hat, wird in drey Fächlein eingetheilt, die mit einigen rund und schwartzen Samenkörnern angefüllet. Seine Wurtzel ist ein weisser Bollen. Die gantze Pflantze ist mit einem schleimigen Safte angefüllt. Sie wächsset auf dem Felde, an den Wegen, auch in den Gärten, und ist in England gar gemein: führet viel Oel, ein wenig Sal essentiale.

Die Hyacinthen-Wurtzel reiniget, hält an, und heilt zusammen.

Der Samen eröffnet, wann er als ein Pulver, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Wurtzel ist holtzig und zaserig. Dieses Gewächs wird in den Gärten gezogen: führet viel Oel und Sal essentiale.

Es reiniget, zertheilet, ist dem Magen gut und dienet zur Ermunterung der Lebensgeister.

Horminum kommt von ὁρμᾶν, impetu ferri, ungestümlich verfahren, weil man geglaubet hat, dieses Kraut reitze zum Venuswerck.

Hortulanus.

Hortulanus.

Miliaria.

Cynchramus.

frantzösisch, Hortolan oder Ortolan.

Ist ein klein Vögelein, in Grösse einer Lerche, öder einer Drossel, von allerhand Farben, und sehr fett: findet sich in Italien, in Languedoc, in Provence und in Dauphine. Es lebt von Hirsen und von andern Samen: sein Fleisch ist sehr niedlich, und ein recht appetitlich Bißlein. Es führet viel Oel und flüchtig Saltz.

Es dienet zu Ersetzung der entgangenen Kräfte, stärckt und ermuntert die Lebensgeister.

Sein Fett erweichet, lindert und zertheilet.

Cynchramus, vel Cenchtamos, kommt von κέγχρ, milium, Hirse, weil dieses Vöglein sich insonderheit mit Hirse nähret.

Huart.

Huart, C. Biron, ist ein Wasservogel aus Canada. Er ist so groß als ein indianischer Han, allein sein Federwerck ist ungleich schöner: es ist so zierlich bunt als immermehr Rebhünerfedern, und seine Flecken haben eine viel lebendigere Farbe, schwartz und weiß: der Bauch ist gäntzlich weiß: der Schnabel ist so lang wie einer Schnepfe Schnabel, iedoch viel dicker: der Hals ist so lang als eines Schwanes: die Farbe der Federn am Halse, wie an den Tauben, so sich verändert, nachdem sie an die Sonne kommt: unter der Kehle hat er als wie einen schwartz und weissen Latz, welches überaus artig siehet: die Beine sind sehr lang: die Füsse wie am Schwan und andern Wasservögeln geformiret: er lebet auf dem Wasser und frißt die Fische, die er kan erhaschen, Insgemeine läst er sich an dem Strande der See antreffen, auf den Strömen und auf den Seen. Wie man sagt, so sollen ihrer gar viel langs an dem Ufer des Flusses Missisipi gefunden werden. Er ist gut zu essen und führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Sein Schmaltz zertheilet und ist trefflich gut zum erweichen und zu Stärckung der Nerven.

Huart wird er deshalben genennet, weil er so deutlich dieses Wort zu ruffen pfleget, als ob es eines Menschen Stimme wäre.

Hyacinthus gemma.

Hyacinthus, frantzösisch, Hyacinthe, teutsch Hyacinth, ist ein Edelgestein, dessen es gar mancherley Gattungen giebet, die nach der Dicke und der Farbe von einander unterschieden werden. Dann einige sind klein, als wie ein mittelmäßiges Saltzkorn, ziemlich zart und weiß. Diese Art wird Hyacinthe souple de lait genannt und ist oriental. Andere sind so dicke, als wie Erbsen, sehr hart und roth, in etwas gelbe, und haben einen Wiederschein: diese werden zur Artzney gebraucht.

[Spaltenumbruch]

Die orientalischen sollen den Schlesischen und Bömischen vorgezogen werden, und ist solches aus ihrer Dicke zu erkennen, wie ingleichen aus ihrer Schönheit und Härte: dann die orientalischen sind niemahls grösser als die Erbsen, sind auch weit schöner und viel gläntzender, als wie die Europäischen. Noch andere sind bey nahe eben so dicke auch dicker, und sehen gelbe aus, fast wie Agtstein. Andere sind weiß, mit untermischten roth oder gelb, auch andern Farben. Wieder andere sind so klein, als wie die Nadelknöpfe, und gläntzendroth: diese letztere Sorte findet sich an vielen Orten in Franckreich, Absonderlich in Auvergne, und werden insgemein, Jargons, oder sausses Hyacints, falsche Hyacinthen, genennet. Die Hyacinthen werden auf einen Steine zu einem unbegreifflichen Pulver abgerieben, und zu allerhand compositionibus pharmaceuticis gebraucht.

Sie sollen gut seyn, das Hertz zu stärcken, dem Gift zu widerstehen, freudig zu machen, das Zucken und Ziehen in den Gliedern zu stillen. Alleine, es bestehet alle Kraft dieses Steines darinne, daß er alkalinisch ist, deshalben lindert und tilget er die Säure in dem Leibe, stillet den Durchlauff und verstellet das Bluten. Auf einmahl wird ein halber Scrupel, bis auf ein Quintlein schwer davon gegeben.

Der Name Hyacinth ist diesem Stein darum gegeben worden, weil man will einige gefunden haben, welche bey nahe eine solche Farbe gehabt, als wie die Hyacinthen Blume.

Hyacinthus planta.

Hyacinthus, Dod. Gal. Lugd.

Hyacinthus oblongo flore cæruleus major, C.B. Pit. Tournef.

Hyacinthus Anglicus, Adv. Ger. Eyst. Raji Hist.

Hyacinthus non scriptus, Dod. Lugd.

Hyacinthus Anglicus, sive Belgicus, J.B.

frantzösisch, Jacinte.

teutsch, Hyacinth, Hyacinthenblume.

Ist ein Gewächs, das einen Stengel treibt des halben Schuhes hoch, der ist rund und glatt, untenher blaßgrün, oben braungrün. Seine Blätter sind so lang als wie der Stengel, schmal, grün und gleissend, viel kleiner als das Kraut am Lauche. Die hangen, wegen ihrer schwere oben an der Spitze, und sind formiret als wie länglichte Röhrlein, die oben ausgeschweifft und in sechs Theil zerschnitten, sehen gemeiniglich blau, bisweilen weis, zuweilen fleischfarbig, oder schier wie purpurfarbig, und haben einen lieblichen Geruch. Wann die Blume vergangen ist, so erscheinet eine Frucht, welche schier gantz rund ist und drey erhabne Ecken hat, wird in drey Fächlein eingetheilt, die mit einigen rund und schwartzen Samenkörnern angefüllet. Seine Wurtzel ist ein weisser Bollen. Die gantze Pflantze ist mit einem schleimigen Safte angefüllt. Sie wächsset auf dem Felde, an den Wegen, auch in den Gärten, und ist in England gar gemein: führet viel Oel, ein wenig Sal essentiale.

Die Hyacinthen-Wurtzel reiniget, hält an, und heilt zusammen.

Der Samen eröffnet, wann er als ein Pulver, [Ende Spaltensatz]

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[0295] Wurtzel ist holtzig und zaserig. Dieses Gewächs wird in den Gärten gezogen: führet viel Oel und Sal essentiale. Es reiniget, zertheilet, ist dem Magen gut und dienet zur Ermunterung der Lebensgeister. Horminum kommt von ὁρμᾶν, impetu ferri, ungestümlich verfahren, weil man geglaubet hat, dieses Kraut reitze zum Venuswerck. Hortulanus. Hortulanus. Miliaria. Cynchramus. frantzösisch, Hortolan oder Ortolan. Ist ein klein Vögelein, in Grösse einer Lerche, öder einer Drossel, von allerhand Farben, und sehr fett: findet sich in Italien, in Languedoc, in Provence und in Dauphine. Es lebt von Hirsen und von andern Samen: sein Fleisch ist sehr niedlich, und ein recht appetitlich Bißlein. Es führet viel Oel und flüchtig Saltz. Es dienet zu Ersetzung der entgangenen Kräfte, stärckt und ermuntert die Lebensgeister. Sein Fett erweichet, lindert und zertheilet. Cynchramus, vel Cenchtamos, kommt von κέγχρ, milium, Hirse, weil dieses Vöglein sich insonderheit mit Hirse nähret. Huart. Huart, C. Biron, ist ein Wasservogel aus Canada. Er ist so groß als ein indianischer Han, allein sein Federwerck ist ungleich schöner: es ist so zierlich bunt als immermehr Rebhünerfedern, und seine Flecken haben eine viel lebendigere Farbe, schwartz und weiß: der Bauch ist gäntzlich weiß: der Schnabel ist so lang wie einer Schnepfe Schnabel, iedoch viel dicker: der Hals ist so lang als eines Schwanes: die Farbe der Federn am Halse, wie an den Tauben, so sich verändert, nachdem sie an die Sonne kommt: unter der Kehle hat er als wie einen schwartz und weissen Latz, welches überaus artig siehet: die Beine sind sehr lang: die Füsse wie am Schwan und andern Wasservögeln geformiret: er lebet auf dem Wasser und frißt die Fische, die er kan erhaschen, Insgemeine läst er sich an dem Strande der See antreffen, auf den Strömen und auf den Seen. Wie man sagt, so sollen ihrer gar viel langs an dem Ufer des Flusses Missisipi gefunden werden. Er ist gut zu essen und führet viel flüchtiges Saltz und Oel. 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Die hangen, wegen ihrer schwere oben an der Spitze, und sind formiret als wie länglichte Röhrlein, die oben ausgeschweifft und in sechs Theil zerschnitten, sehen gemeiniglich blau, bisweilen weis, zuweilen fleischfarbig, oder schier wie purpurfarbig, und haben einen lieblichen Geruch. Wann die Blume vergangen ist, so erscheinet eine Frucht, welche schier gantz rund ist und drey erhabne Ecken hat, wird in drey Fächlein eingetheilt, die mit einigen rund und schwartzen Samenkörnern angefüllet. Seine Wurtzel ist ein weisser Bollen. Die gantze Pflantze ist mit einem schleimigen Safte angefüllt. Sie wächsset auf dem Felde, an den Wegen, auch in den Gärten, und ist in England gar gemein: führet viel Oel, ein wenig Sal essentiale. Die Hyacinthen-Wurtzel reiniget, hält an, und heilt zusammen. Der Samen eröffnet, wann er als ein Pulver,

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/295>, abgerufen am 19.04.2024.