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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] eines halben oder gantzen Quintleins schwer genommen wird.

Die Hyacinthenpflantze soll den Namen eines Kindes Hyacinthus führen, welches der Fabel nach in diese Blume soll verwandelt worden seyn.

Andere wollen diesen Namen von dem griechischen ia, viola, ein Veilgen, und dem lateinischen, Cynthus, herleiten, welches ein Zuname des Apollo gewesen: und soll soviel heissen, als des Apollo Veilgen.

Hyacinthus Indicus.

Hyacinthus Indicus tuberosa radice, J.B.

frantzösisch, Tubereuse, teutsch, Tuberose. Ist ein Gewächs, das einen Stengel auf drey bis vier Schuh hoch treibt, der ist des kleinen Fingers dick, gerade, rund und vest, blos und glatt, inwendig hol. Die Blätter stehen unten an dem Stengel, sind ohngefehr des halben Fusses lang, schmal, dick und fett, gleissendgrün und glatt, liegen auf dem Boden herum. Seine Blumen stehen oben an der Spitze, und sind wie lange Röhrlein formiret, oben ausgeschweifft und sechsmahl zertheilet, weiß als wie Milch, von trefflich lieblichen Geruch, der ein gantzes Zimmer füllet, in welches es gestellet wird. Die Wurtzel ist ein Bollen. Das gantze Gewächse ist voll schleimigen Saftes und wird in den Gärten erzogen. Ursprünglich kommt es aus Indien, allein nunmehro ist es in Europa überalle gantz gemeine worden, insonderheit zu Paris. Seine Blume führet viel ziemlich kräftiges oder geistreiches Oel, und daher kommt der herrliche Geruch, den sie von sich zu geben pfleget. Die Parfumirer bedienen sich dessen gar sehr: zur Artzney aber wirds gar nicht gebraucht. Bey Weibspersonen giebet es vielmahls Anlaß zu Aufsteigung der Dünste. Die Wurtzel und das Kraut führen viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

Die Tuberosenzwiebel reiniget, hält an, trocknet und zertheilet.

Das Kraut ist sauer und überaus anziehend.

Hyboucouhu et Carameno.

Hyboucouhu Americanus, itemque Carameno fructus iisdem, Theveti, J B. Ist eine americanische Frucht, so groß und so gestalt, wie eine Dattel, dient aber nicht zu essen. Es wird ein Oel daraus gemacht und selbiges in einem Geschirre aufbehalten, welches aus einer ausgehölten Frucht bereitet wird, daraus sie das Fleisch gezogen haben: dieselbe wird in der Indianer ihrer Sprache Carameno genannt.

Dieses Oel wird insonderheit zu einer Kranckheit in demselben Lande gebrauchet, welche Tom genennet, und von einer grossen Anzahl kleiner Würmer verursachet wird, die nicht viel dicker sind als wie die Haarwürmer, oder die Reitliesen: die sammlen sich bey Hauffen unter der Haut, und erregen viel kleine Beulen, in Grösse einer Bohne, welche gar sehr schmertzhaftig sind, und besorgliche Zufälle erregen. Dieses Oel dienet auch zu ermüdeten Gliedmassen, ingleichen Wunden und Geschwüre zu heilen.

Hydrargyrus.

Hydrargyrus.

Mercurius.

Argentum vivum.

[Spaltenumbruch]

frantzösisch, Mercure oder vif Argent.

teutsch, Mercurius, Quecksilber.

Ist ein Metall, oder ein halbes Metall, Semimetallum, flüßig und rinnend, gantz fieberfarbig, sehr schwer, und doch nichts desto minder trefflich flüchtig, und durchtringend; verbindet und vermischet oder amalgamiret sich gantz leichtlich mit dem Gold und mit dem Silber. Es wird in vielen Europäischen Fundgruben angetroffen, als wie in Hungarn und in Spanien: auch hat man unweit S. Lo in Normandie, seit viertzig Jahren her, eine solche Grube angetroffen. Es wächst gemeiniglich unter den Bergen, und ist mit zarten und wie Kalch so weissen Gestein überdecket. Die Kräuter, die auf solchen Bergen wachsen, scheinen weit höher und viel grüner, als wol anderswo, zu seyn: allein, die Bäume, die unferne von den Quecksilbergruben stehen, bringen gar selten Blüt und Früchte, ihr Laub schlägt auch langsamer aus.

Eine Anzeigung ist, daß hier oder da ein Quecksilberschacht entdecket werden möge, ist; wann im Frühjahre, an besondern Orten dieser Berge, dicke Nebel oder Dünste sich erheben, die iedoch, wegen ihrer Schwere, nicht gar hoch aufsteigen. An solche Orte legt man sich und sucht allda Quecksilber auf, insonderheit, wann sie sind Nordenwärts gelegen: dann, daraus schliesset man, der Anbruch müsse sehr reichhaltig seyn. Es ist dabey zu mercken, daß um dergleichen Gruben sich sehr viel Wasser pflegt zu finden, das muß nothwendig zuvor unten aus den Bergen ausgeführet werden, ehe dann man dieses Metall ausgraben will.

Dieweil der Mercurius ein so gar flüßiger Cörper ist, deswegen setzet es weit grössre Mühe ihn zu finden, als etwa die anderen Metalle: dann er siefert durch die Erde, und zwischen die Steinritzen hinein, so daß er einem oft aus dem Gesichte wischt, wann man gleich denckt, man habe ihn bereits erhaschet. Deshalben müssen sich die Leute trefflich tieff hinunter in die Erde machen, wann sie ihn suchen wollen: und diese guten Leute treiben dieses Handwerck nicht viel Jahre, so sind sie krumm und lahm. Man saget auch, es würden zu dieser Arbeit nur solche Leute gebrauchet, die das Leben verwircket haben, oder sonst zu anderer harten Strafe verdammt sind.

Das Quecksilber komt nicht allzeit rein und sauber aus der Grube, es ist gemeiniglich mit Erde sehr vermischt, oder ist zu mineralischen Zinober worden, dieweil es eine Parthey Schwefel angetroffen hat: welches fast gar keine Erde bey sich führet, dasselbe kan durch ein Stücke Gemsenfell gedrückt und dergestalt gereiniget werden; ist aber zuviel Erde oder andrer Unrath drunter, so muß man es in eiserne Retorten schütten, und die in einen Ofen legen. An dieselbigen wird ein Recipient, mit Wasser angefüllt, gelegt, und ein sehr starckes Feuer unter den Retorten gehalten, damit der Mercurius herüber gehe. Die eisernen Retorten schicken sich hierzu am besten und vor allen andern, dann das Quecksilber will sich gern an dieses Metall legen, sondert sich desto besser von der Erde, und lässet sich um soviel eher dünne machen und durchs Feuer treiben.

Man kan nicht allemahl versichert seyn, daß der Mercurius, der von den Handelsleuten wird verkaufft, recht reine sey, es mag gantz leichtlich in der [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] eines halben oder gantzen Quintleins schwer genommen wird.

Die Hyacinthenpflantze soll den Namen eines Kindes Hyacinthus führen, welches der Fabel nach in diese Blume soll verwandelt worden seyn.

Andere wollen diesen Namen von dem griechischen ἴα, viola, ein Veilgen, und dem lateinischen, Cynthus, herleiten, welches ein Zuname des Apollo gewesen: und soll soviel heissen, als des Apollo Veilgen.

Hyacinthus Indicus.

Hyacinthus Indicus tuberosa radice, J.B.

frantzösisch, Tubereuse, teutsch, Tuberose. Ist ein Gewächs, das einen Stengel auf drey bis vier Schuh hoch treibt, der ist des kleinen Fingers dick, gerade, rund und vest, blos und glatt, inwendig hol. Die Blätter stehen unten an dem Stengel, sind ohngefehr des halben Fusses lang, schmal, dick und fett, gleissendgrün und glatt, liegen auf dem Boden herum. Seine Blumen stehen oben an der Spitze, und sind wie lange Röhrlein formiret, oben ausgeschweifft und sechsmahl zertheilet, weiß als wie Milch, von trefflich lieblichen Geruch, der ein gantzes Zimmer füllet, in welches es gestellet wird. Die Wurtzel ist ein Bollen. Das gantze Gewächse ist voll schleimigen Saftes und wird in den Gärten erzogen. Ursprünglich kommt es aus Indien, allein nunmehro ist es in Europa überalle gantz gemeine worden, insonderheit zu Paris. Seine Blume führet viel ziemlich kräftiges oder geistreiches Oel, und daher kommt der herrliche Geruch, den sie von sich zu geben pfleget. Die Parfumirer bedienen sich dessen gar sehr: zur Artzney aber wirds gar nicht gebraucht. Bey Weibspersonen giebet es vielmahls Anlaß zu Aufsteigung der Dünste. Die Wurtzel und das Kraut führen viel phlegma, Oel und Sal essentiale.

Die Tuberosenzwiebel reiniget, hält an, trocknet und zertheilet.

Das Kraut ist sauer und überaus anziehend.

Hyboucouhu et Carameno.

Hyboucouhu Americanus, itemque Carameno fructus iisdem, Theveti, J B. Ist eine americanische Frucht, so groß und so gestalt, wie eine Dattel, dient aber nicht zu essen. Es wird ein Oel daraus gemacht und selbiges in einem Geschirre aufbehalten, welches aus einer ausgehölten Frucht bereitet wird, daraus sie das Fleisch gezogen haben: dieselbe wird in der Indianer ihrer Sprache Carameno genannt.

Dieses Oel wird insonderheit zu einer Kranckheit in demselben Lande gebrauchet, welche Tom genennet, und von einer grossen Anzahl kleiner Würmer verursachet wird, die nicht viel dicker sind als wie die Haarwürmer, oder die Reitliesen: die sammlen sich bey Hauffen unter der Haut, und erregen viel kleine Beulen, in Grösse einer Bohne, welche gar sehr schmertzhaftig sind, und besorgliche Zufälle erregen. Dieses Oel dienet auch zu ermüdeten Gliedmassen, ingleichen Wunden und Geschwüre zu heilen.

Hydrargyrus.

Hydrargyrus.

Mercurius.

Argentum vivum.

[Spaltenumbruch]

frantzösisch, Mercure oder vif Argent.

teutsch, Mercurius, Quecksilber.

Ist ein Metall, oder ein halbes Metall, Semimetallum, flüßig und rinnend, gantz fieberfarbig, sehr schwer, und doch nichts desto minder trefflich flüchtig, und durchtringend; verbindet und vermischet oder amalgamiret sich gantz leichtlich mit dem Gold und mit dem Silber. Es wird in vielen Europäischen Fundgruben angetroffen, als wie in Hungarn und in Spanien: auch hat man unweit S. Lo in Normandie, seit viertzig Jahren her, eine solche Grube angetroffen. Es wächst gemeiniglich unter den Bergen, und ist mit zarten und wie Kalch so weissen Gestein überdecket. Die Kräuter, die auf solchen Bergen wachsen, scheinen weit höher und viel grüner, als wol anderswo, zu seyn: allein, die Bäume, die unferne von den Quecksilbergruben stehen, bringen gar selten Blüt und Früchte, ihr Laub schlägt auch langsamer aus.

Eine Anzeigung ist, daß hier oder da ein Quecksilberschacht entdecket werden möge, ist; wann im Frühjahre, an besondern Orten dieser Berge, dicke Nebel oder Dünste sich erheben, die iedoch, wegen ihrer Schwere, nicht gar hoch aufsteigen. An solche Orte legt man sich und sucht allda Quecksilber auf, insonderheit, wann sie sind Nordenwärts gelegen: dann, daraus schliesset man, der Anbruch müsse sehr reichhaltig seyn. Es ist dabey zu mercken, daß um dergleichen Gruben sich sehr viel Wasser pflegt zu finden, das muß nothwendig zuvor unten aus den Bergen ausgeführet werden, ehe dann man dieses Metall ausgraben will.

Dieweil der Mercurius ein so gar flüßiger Cörper ist, deswegen setzet es weit grössre Mühe ihn zu finden, als etwa die anderen Metalle: dann er siefert durch die Erde, und zwischen die Steinritzen hinein, so daß er einem oft aus dem Gesichte wischt, wann man gleich denckt, man habe ihn bereits erhaschet. Deshalben müssen sich die Leute trefflich tieff hinunter in die Erde machen, wann sie ihn suchen wollen: und diese guten Leute treiben dieses Handwerck nicht viel Jahre, so sind sie krumm und lahm. Man saget auch, es würden zu dieser Arbeit nur solche Leute gebrauchet, die das Leben verwircket haben, oder sonst zu anderer harten Strafe verdammt sind.

Das Quecksilber kom̅t nicht allzeit rein und sauber aus der Grube, es ist gemeiniglich mit Erde sehr vermischt, oder ist zu mineralischen Zinober worden, dieweil es eine Parthey Schwefel angetroffen hat: welches fast gar keine Erde bey sich führet, dasselbe kan durch ein Stücke Gemsenfell gedrückt und dergestalt gereiniget werden; ist aber zuviel Erde oder andrer Unrath drunter, so muß man es in eiserne Retorten schütten, und die in einen Ofen legen. An dieselbigen wird ein Recipient, mit Wasser angefüllt, gelegt, und ein sehr starckes Feuer unter den Retorten gehalten, damit der Mercurius herüber gehe. Die eisernen Retorten schicken sich hierzu am besten und vor allen andern, dann das Quecksilber will sich gern an dieses Metall legen, sondert sich desto besser von der Erde, und lässet sich um soviel eher dünne machen und durchs Feuer treiben.

Man kan nicht allemahl versichert seyn, daß der Mercurius, der von den Handelsleuten wird verkaufft, recht reine sey, es mag gantz leichtlich in der [Ende Spaltensatz]

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[0296] eines halben oder gantzen Quintleins schwer genommen wird. Die Hyacinthenpflantze soll den Namen eines Kindes Hyacinthus führen, welches der Fabel nach in diese Blume soll verwandelt worden seyn. Andere wollen diesen Namen von dem griechischen ἴα, viola, ein Veilgen, und dem lateinischen, Cynthus, herleiten, welches ein Zuname des Apollo gewesen: und soll soviel heissen, als des Apollo Veilgen. Hyacinthus Indicus. Hyacinthus Indicus tuberosa radice, J.B. frantzösisch, Tubereuse, teutsch, Tuberose. Ist ein Gewächs, das einen Stengel auf drey bis vier Schuh hoch treibt, der ist des kleinen Fingers dick, gerade, rund und vest, blos und glatt, inwendig hol. Die Blätter stehen unten an dem Stengel, sind ohngefehr des halben Fusses lang, schmal, dick und fett, gleissendgrün und glatt, liegen auf dem Boden herum. Seine Blumen stehen oben an der Spitze, und sind wie lange Röhrlein formiret, oben ausgeschweifft und sechsmahl zertheilet, weiß als wie Milch, von trefflich lieblichen Geruch, der ein gantzes Zimmer füllet, in welches es gestellet wird. Die Wurtzel ist ein Bollen. Das gantze Gewächse ist voll schleimigen Saftes und wird in den Gärten erzogen. Ursprünglich kommt es aus Indien, allein nunmehro ist es in Europa überalle gantz gemeine worden, insonderheit zu Paris. Seine Blume führet viel ziemlich kräftiges oder geistreiches Oel, und daher kommt der herrliche Geruch, den sie von sich zu geben pfleget. Die Parfumirer bedienen sich dessen gar sehr: zur Artzney aber wirds gar nicht gebraucht. Bey Weibspersonen giebet es vielmahls Anlaß zu Aufsteigung der Dünste. Die Wurtzel und das Kraut führen viel phlegma, Oel und Sal essentiale. Die Tuberosenzwiebel reiniget, hält an, trocknet und zertheilet. Das Kraut ist sauer und überaus anziehend. Hyboucouhu et Carameno. Hyboucouhu Americanus, itemque Carameno fructus iisdem, Theveti, J B. Ist eine americanische Frucht, so groß und so gestalt, wie eine Dattel, dient aber nicht zu essen. Es wird ein Oel daraus gemacht und selbiges in einem Geschirre aufbehalten, welches aus einer ausgehölten Frucht bereitet wird, daraus sie das Fleisch gezogen haben: dieselbe wird in der Indianer ihrer Sprache Carameno genannt. Dieses Oel wird insonderheit zu einer Kranckheit in demselben Lande gebrauchet, welche Tom genennet, und von einer grossen Anzahl kleiner Würmer verursachet wird, die nicht viel dicker sind als wie die Haarwürmer, oder die Reitliesen: die sammlen sich bey Hauffen unter der Haut, und erregen viel kleine Beulen, in Grösse einer Bohne, welche gar sehr schmertzhaftig sind, und besorgliche Zufälle erregen. Dieses Oel dienet auch zu ermüdeten Gliedmassen, ingleichen Wunden und Geschwüre zu heilen. Hydrargyrus. Hydrargyrus. Mercurius. Argentum vivum. frantzösisch, Mercure oder vif Argent. teutsch, Mercurius, Quecksilber. Ist ein Metall, oder ein halbes Metall, Semimetallum, flüßig und rinnend, gantz fieberfarbig, sehr schwer, und doch nichts desto minder trefflich flüchtig, und durchtringend; verbindet und vermischet oder amalgamiret sich gantz leichtlich mit dem Gold und mit dem Silber. Es wird in vielen Europäischen Fundgruben angetroffen, als wie in Hungarn und in Spanien: auch hat man unweit S. Lo in Normandie, seit viertzig Jahren her, eine solche Grube angetroffen. Es wächst gemeiniglich unter den Bergen, und ist mit zarten und wie Kalch so weissen Gestein überdecket. Die Kräuter, die auf solchen Bergen wachsen, scheinen weit höher und viel grüner, als wol anderswo, zu seyn: allein, die Bäume, die unferne von den Quecksilbergruben stehen, bringen gar selten Blüt und Früchte, ihr Laub schlägt auch langsamer aus. Eine Anzeigung ist, daß hier oder da ein Quecksilberschacht entdecket werden möge, ist; wann im Frühjahre, an besondern Orten dieser Berge, dicke Nebel oder Dünste sich erheben, die iedoch, wegen ihrer Schwere, nicht gar hoch aufsteigen. An solche Orte legt man sich und sucht allda Quecksilber auf, insonderheit, wann sie sind Nordenwärts gelegen: dann, daraus schliesset man, der Anbruch müsse sehr reichhaltig seyn. Es ist dabey zu mercken, daß um dergleichen Gruben sich sehr viel Wasser pflegt zu finden, das muß nothwendig zuvor unten aus den Bergen ausgeführet werden, ehe dann man dieses Metall ausgraben will. Dieweil der Mercurius ein so gar flüßiger Cörper ist, deswegen setzet es weit grössre Mühe ihn zu finden, als etwa die anderen Metalle: dann er siefert durch die Erde, und zwischen die Steinritzen hinein, so daß er einem oft aus dem Gesichte wischt, wann man gleich denckt, man habe ihn bereits erhaschet. Deshalben müssen sich die Leute trefflich tieff hinunter in die Erde machen, wann sie ihn suchen wollen: und diese guten Leute treiben dieses Handwerck nicht viel Jahre, so sind sie krumm und lahm. Man saget auch, es würden zu dieser Arbeit nur solche Leute gebrauchet, die das Leben verwircket haben, oder sonst zu anderer harten Strafe verdammt sind. Das Quecksilber kom̅t nicht allzeit rein und sauber aus der Grube, es ist gemeiniglich mit Erde sehr vermischt, oder ist zu mineralischen Zinober worden, dieweil es eine Parthey Schwefel angetroffen hat: welches fast gar keine Erde bey sich führet, dasselbe kan durch ein Stücke Gemsenfell gedrückt und dergestalt gereiniget werden; ist aber zuviel Erde oder andrer Unrath drunter, so muß man es in eiserne Retorten schütten, und die in einen Ofen legen. An dieselbigen wird ein Recipient, mit Wasser angefüllt, gelegt, und ein sehr starckes Feuer unter den Retorten gehalten, damit der Mercurius herüber gehe. Die eisernen Retorten schicken sich hierzu am besten und vor allen andern, dann das Quecksilber will sich gern an dieses Metall legen, sondert sich desto besser von der Erde, und lässet sich um soviel eher dünne machen und durchs Feuer treiben. Man kan nicht allemahl versichert seyn, daß der Mercurius, der von den Handelsleuten wird verkaufft, recht reine sey, es mag gantz leichtlich in der

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/296>, abgerufen am 18.04.2024.