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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] mit ihm nicht besser; so mag man immerhin nach andern Mitteln sich umsehen.

Von der gemeinen Ipecacuanha habe ich unter die Clystire wider die rothe Ruhr nehmen lassen: bisweilen ist es gut angangen, zuweilen aber ist die Wirckung schlecht genug gewesen und der Patiente hat gar wenig Linderung erhalten: bisweilen ist die Kranckheit auch gar nicht vermindert worden. Viel besser thut sie, wann sie eingenommen wird: dann, weil des Ubels Ursprung und Ursache gar oft im Magen liegt, so ist deshalben wol von nöthen, daß das Medicament zuvor dahin komme. Zu einem Clystire gehöret auf einmahl ein Quintlein, bis auf eine halbe Untze.

Die eine grosse Menge Ipecacuanha stossen wollen, werden von den allerleichtesten Theilgen dieses Pulvers gar sehr incommodiret; dann, sie fliegen herum, und legen sich in ihre Nase, und machen ziemlich starckes bluten. Dieses zu verhüten, dürffen die Wurtzeln, indem sie gestossen werden, nur mit etwas aqua centumnodii oder plantaginis angefeuchtet werden.

Es lässet sich auch ein Extract, mit Weingeist, aus der Ipecacuanha-Wurtzel machen, nur auf gemeine Weise; das wird hernach auf achtzehn oder zwantzig Gran schwer eingegeben. Es thut wol in der rothen Ruhr gar gute Wirckung; ich aber halte doch vielmehr vom Pulver selbst; weil gar wahrscheinlich ist, daß sie ihr irdischer Theil anhaltend machet, wann sie das ihrige durch das purgiren hat verrichtet.

Der Herr Gras, ein Medicus, welcher dreymahl die Reise nach America gethan, ist der allererste gewesen, der sie nach Franckreich mit gebracht, und sie uns bey dem Herren Abt de Bourdelot gezeiget, desgleichen, als ich meinen cursum chymicum hielte, und er denselbigen besuchte. Ich habe auch ein kleines Stück von dieser Wurtzel in meinem Materialkasten, welches er mir gegeben, dabey aber von ihrer Beschaffenheit und Tugend gar wenig Unterricht ertheilet.

Die ersten, welche die Ipecacuanha-Wurtzel nach Europa überbracht, die haben gar nichts von dem Uberreste des Gewächses und von seiner Kraft und Wirckung zu vermelden gewust. Selbst G. Piso, der es doch beschrieben, hat nichts davon gedacht: alleine, der Herr Daliveau, ein Medicus von Montpellier, der in America gewesen, und sich an dem Orte, wo es wächset, eine Zeitlang aufgehalten hat, versichert in einem Schreiben, welches dem Journal de Trevoux im Monat April, des Jahres 1705. pag. 651. ist einverleibet worden, daß er das Kraut an demselben Orte zu vielen mahlen auf die Probe geführet und gar herrliche Tugenden daran gefunden, zu allen morbis colliquativis dienlich, auch zu den Lungenbeschwerungen, zur Verstopfung, den Weibern ihre Gebühr zu verschaffen, und zu den Magenbeschwerungen, welche für die neuen Ankömmlinge in Westindien insonderheit gefährlich sind. Er füget hinzu, daß er wider alle diese Zufälle keine andern Mittel zu brauchen gewust, welche es dem Ipecacuanha-Kraute an herrlicher Wirckung gleich thun mögen.

Iris nostras.

Iris vulgaris, Ger. Raji Hist.

Iris vulgaris Germanica, sive sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

Iris vulgaris violaceae, sive purpurea hortensis & sylvestris, J.B.

Iris latifolia major vulgaris, Clus. Hist.

teutsch, gemeine blaue Schwerdtlilie.

Ist ein Gewächs, welches einen bis anderthalben Fuß lange Blätter treibet, die ein Paar Finger breit, steiff, streiffig, und vorn an dem Ende wie eine Degenklinge spitzig sind. Darzwischen steiget ein Stengel empor, etwan zwey Schuhe hoch, der ist gerade, rund, als wie mit Asche oder Mehl bestreuet, das sich gar leicht abwischen läst, und hat fünff oder sechs Knoten, an deren ieden ein Blatt heraus bricht, das um ein gutes kleiner ist, als wie die untern, und werden immer kleiner, ie mehr sie in die Höhe kommen; sie umfangen den Stengel, und haben keinen Stiel. Der Stengel theilet sich in drey oder vier Aeste, die bringen auf den Spitzen schöne, grosse einblätterige Blumen, welche aussenher aschgrau und grün, inwendig purpurfarbig oder veilgenblau und weiß gestreifft aussehen. Wann diese Blumen sich ausbreiten, so zertheilen sie sich in sechs Stück. Wann sie vergangen, so folget eine länglichte Frucht mit drey erhabnen Ecken, die theilt sich in drey Fach, so voller fast gantz runde Samen stecken. Die Wurtzel ist lang, dick, voll Falten, ohne Haut, von Farbe röthlicht, oder gelblicht, oder grau auswendig, inwendig weiß, und stösset einige Zasern von sich, ist voller Saft und wolriechend, von scharffen Geschmack. Dieses Gewächs wächst auf den Mauern und an vielen andern Orten mehr: führet viel Saltz und Oel.

Die Blume dieser Iris zertreibet, eröffnet und dienet für den Kopf.

Die frische Wurtzel von derselben purgiret den Schleim von unten und von oben weg: sie wird zur Wassersucht gebraucht, und der Saft davon eingenommen. Die dosis für einmahl sind ein Paar Quintlein, bis auf anderthalbe Untze: sie wird auch unter einige Pflaster gebrauchet.

Wann diese Wurtzel ist getrocknet worden, wird sie zu Pulver gestossen und unter die Niesepulver gethan. Die Parfumirer in Languedoc und in Provence lassen dieselbige zuvorher kochen, und nehmen hernach das Marck heraus, das streichen sie sodann auf Tücher und machen sie damit wolriechend.

Aus der blauen Iris-Blume wird ein Extractum oder grüner Teig gemacht und Verd d'Iris genennet; der dienet zu der Mignaturarbeit.

Der Titel Iris ist darum diesem Gewächse zu Theil worden, von wegen seiner Blumen ihrer Farben, welche einem Regenbogen, der lateinisch Iris heist, nicht gar unähnlich sehen.

Iris Florentina.

Iris alba Florentina, C.B.

Iris sativa floribus nivei coloris, Matth.

Iris major alba, Illyrica vulgo, vel potius Florentina, Cam.

Iris Florentina, sive foemina, Gesn. Hort.

Iris Illyrica, Cord. in Diosc.

Iris flore ex toto candido, Caesalp.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] mit ihm nicht besser; so mag man immerhin nach andern Mitteln sich umsehen.

Von der gemeinen Ipecacuanha habe ich unter die Clystire wider die rothe Ruhr nehmen lassen: bisweilen ist es gut angangen, zuweilen aber ist die Wirckung schlecht genug gewesen und der Patiente hat gar wenig Linderung erhalten: bisweilen ist die Kranckheit auch gar nicht vermindert worden. Viel besser thut sie, wann sie eingenommen wird: dann, weil des Ubels Ursprung und Ursache gar oft im Magen liegt, so ist deshalben wol von nöthen, daß das Medicament zuvor dahin komme. Zu einem Clystire gehöret auf einmahl ein Quintlein, bis auf eine halbe Untze.

Die eine grosse Menge Ipecacuanha stossen wollen, werden von den allerleichtesten Theilgen dieses Pulvers gar sehr incommodiret; dann, sie fliegen herum, und legen sich in ihre Nase, und machen ziemlich starckes bluten. Dieses zu verhüten, dürffen die Wurtzeln, indem sie gestossen werden, nur mit etwas aqua centumnodii oder plantaginis angefeuchtet werden.

Es lässet sich auch ein Extract, mit Weingeist, aus der Ipecacuanha-Wurtzel machen, nur auf gemeine Weise; das wird hernach auf achtzehn oder zwantzig Gran schwer eingegeben. Es thut wol in der rothen Ruhr gar gute Wirckung; ich aber halte doch vielmehr vom Pulver selbst; weil gar wahrscheinlich ist, daß sie ihr irdischer Theil anhaltend machet, wann sie das ihrige durch das purgiren hat verrichtet.

Der Herr Gras, ein Medicus, welcher dreymahl die Reise nach America gethan, ist der allererste gewesen, der sie nach Franckreich mit gebracht, und sie uns bey dem Herren Abt de Bourdelot gezeiget, desgleichen, als ich meinen cursum chymicum hielte, und er denselbigen besuchte. Ich habe auch ein kleines Stück von dieser Wurtzel in meinem Materialkasten, welches er mir gegeben, dabey aber von ihrer Beschaffenheit und Tugend gar wenig Unterricht ertheilet.

Die ersten, welche die Ipecacuanha-Wurtzel nach Europa überbracht, die haben gar nichts von dem Uberreste des Gewächses und von seiner Kraft und Wirckung zu vermelden gewust. Selbst G. Piso, der es doch beschrieben, hat nichts davon gedacht: alleine, der Herr Daliveau, ein Medicus von Montpellier, der in America gewesen, und sich an dem Orte, wo es wächset, eine Zeitlang aufgehalten hat, versichert in einem Schreiben, welches dem Journal de Trevoux im Monat April, des Jahres 1705. pag. 651. ist einverleibet worden, daß er das Kraut an demselben Orte zu vielen mahlen auf die Probe geführet und gar herrliche Tugenden daran gefunden, zu allen morbis colliquativis dienlich, auch zu den Lungenbeschwerungen, zur Verstopfung, den Weibern ihre Gebühr zu verschaffen, und zu den Magenbeschwerungen, welche für die neuen Ankömmlinge in Westindien insonderheit gefährlich sind. Er füget hinzu, daß er wider alle diese Zufälle keine andern Mittel zu brauchen gewust, welche es dem Ipecacuanha-Kraute an herrlicher Wirckung gleich thun mögen.

Iris nostras.

Iris vulgaris, Ger. Raji Hist.

Iris vulgaris Germanica, sive sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

Iris vulgaris violaceæ, sive purpurea hortensis & sylvestris, J.B.

Iris latifolia major vulgaris, Clus. Hist.

teutsch, gemeine blaue Schwerdtlilie.

Ist ein Gewächs, welches einen bis anderthalben Fuß lange Blätter treibet, die ein Paar Finger breit, steiff, streiffig, und vorn an dem Ende wie eine Degenklinge spitzig sind. Darzwischen steiget ein Stengel empor, etwan zwey Schuhe hoch, der ist gerade, rund, als wie mit Asche oder Mehl bestreuet, das sich gar leicht abwischen läst, und hat fünff oder sechs Knoten, an deren ieden ein Blatt heraus bricht, das um ein gutes kleiner ist, als wie die untern, und werden immer kleiner, ie mehr sie in die Höhe kommen; sie umfangen den Stengel, und haben keinen Stiel. Der Stengel theilet sich in drey oder vier Aeste, die bringen auf den Spitzen schöne, grosse einblätterige Blumen, welche aussenher aschgrau und grün, inwendig purpurfarbig oder veilgenblau und weiß gestreifft aussehen. Wann diese Blumen sich ausbreiten, so zertheilen sie sich in sechs Stück. Wann sie vergangen, so folget eine länglichte Frucht mit drey erhabnen Ecken, die theilt sich in drey Fach, so voller fast gantz runde Samen stecken. Die Wurtzel ist lang, dick, voll Falten, ohne Haut, von Farbe röthlicht, oder gelblicht, oder grau auswendig, inwendig weiß, und stösset einige Zasern von sich, ist voller Saft und wolriechend, von scharffen Geschmack. Dieses Gewächs wächst auf den Mauern und an vielen andern Orten mehr: führet viel Saltz und Oel.

Die Blume dieser Iris zertreibet, eröffnet und dienet für den Kopf.

Die frische Wurtzel von derselben purgiret den Schleim von unten und von oben weg: sie wird zur Wassersucht gebraucht, und der Saft davon eingenommen. Die dosis für einmahl sind ein Paar Quintlein, bis auf anderthalbe Untze: sie wird auch unter einige Pflaster gebrauchet.

Wann diese Wurtzel ist getrocknet worden, wird sie zu Pulver gestossen und unter die Niesepulver gethan. Die Parfumirer in Languedoc und in Provence lassen dieselbige zuvorher kochen, und nehmen hernach das Marck heraus, das streichen sie sodann auf Tücher und machen sie damit wolriechend.

Aus der blauen Iris-Blume wird ein Extractum oder grüner Teig gemacht und Verd d'Iris genennet; der dienet zu der Mignaturarbeit.

Der Titel Iris ist darum diesem Gewächse zu Theil worden, von wegen seiner Blumen ihrer Farben, welche einem Regenbogen, der lateinisch Iris heist, nicht gar unähnlich sehen.

Iris Florentina.

Iris alba Florentina, C.B.

Iris sativa floribus nivei coloris, Matth.

Iris major alba, Illyrica vulgo, vel potius Florentina, Cam.

Iris Florentina, sive fœmina, Gesn. Hort.

Iris Illyrica, Cord. in Diosc.

Iris flore ex toto candido, Cæsalp.

[Ende Spaltensatz]
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[0311] mit ihm nicht besser; so mag man immerhin nach andern Mitteln sich umsehen. Von der gemeinen Ipecacuanha habe ich unter die Clystire wider die rothe Ruhr nehmen lassen: bisweilen ist es gut angangen, zuweilen aber ist die Wirckung schlecht genug gewesen und der Patiente hat gar wenig Linderung erhalten: bisweilen ist die Kranckheit auch gar nicht vermindert worden. Viel besser thut sie, wann sie eingenommen wird: dann, weil des Ubels Ursprung und Ursache gar oft im Magen liegt, so ist deshalben wol von nöthen, daß das Medicament zuvor dahin komme. Zu einem Clystire gehöret auf einmahl ein Quintlein, bis auf eine halbe Untze. Die eine grosse Menge Ipecacuanha stossen wollen, werden von den allerleichtesten Theilgen dieses Pulvers gar sehr incommodiret; dann, sie fliegen herum, und legen sich in ihre Nase, und machen ziemlich starckes bluten. Dieses zu verhüten, dürffen die Wurtzeln, indem sie gestossen werden, nur mit etwas aqua centumnodii oder plantaginis angefeuchtet werden. 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Die dosis für einmahl sind ein Paar Quintlein, bis auf anderthalbe Untze: sie wird auch unter einige Pflaster gebrauchet. Wann diese Wurtzel ist getrocknet worden, wird sie zu Pulver gestossen und unter die Niesepulver gethan. Die Parfumirer in Languedoc und in Provence lassen dieselbige zuvorher kochen, und nehmen hernach das Marck heraus, das streichen sie sodann auf Tücher und machen sie damit wolriechend. Aus der blauen Iris-Blume wird ein Extractum oder grüner Teig gemacht und Verd d'Iris genennet; der dienet zu der Mignaturarbeit. Der Titel Iris ist darum diesem Gewächse zu Theil worden, von wegen seiner Blumen ihrer Farben, welche einem Regenbogen, der lateinisch Iris heist, nicht gar unähnlich sehen. Iris Florentina. Iris alba Florentina, C.B. Iris sativa floribus nivei coloris, Matth. Iris major alba, Illyrica vulgo, vel potius Florentina, Cam. Iris Florentina, sive fœmina, Gesn. Hort. Iris Illyrica, Cord. in Diosc. Iris flore ex toto candido, Cæsalp.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/311>, abgerufen am 25.04.2024.