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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Bachfisch, der den Anchovies nicht ungleich siehet. Er hat einen kleinen Kopf, und zu seiner Proportion, grosse rothe Augen. Der Rücken sieht grünlicht, und der Bauch ist weiß, mit zweyen Streiffen an den Seiten.

Er öffnet, wann er genossen wird.

Alce.

Alce sive Alces, frantzösisch Elan und Eland, teutsch ein Elend, ein Elendthier, ist ein vierfüßiges, wildes Thier, mit Hörnern, so groß als ein Pferd, welches etwas von einem Hirsch, Esel und Bocke hat. Es ist bärtig, und von dem Haupte an bis auf die Vorderbüge mit langen Haaren bedecket. Seine Farbe ist insgemein grau und weißlicht. Sein Kopf ist sehr groß, die Augen funckelnd, die Leffzen groß und dick, die Zähne mittelmäßig, die Ohren lang und breit, das Gehörn wie eines Dannenhirsches Geweihe, so zusammen auf zwölff Pfund wieget, und alle Jahre von ihm abgeworffen und wieder aufgesetzet wird: das Weiblein aber hat gar keine Hörner. Der Bauch ist groß und weit, als wie an einer Kuh, der Schwantz sehr klein, die Schenckel lang und rahn, die Füsse schwartz, die Klauen, als wie eines Ochsen, gespalten. Das Fell ist sehr hart, und auf dem Rücken mit grauen und mäusefahlen Haar besetzt. Dieses Thier findet sich in Polen, in Preussen, in Schweden und in Norwegen, auch in Canada. Es ist sehr schüchtern, und begiebt sich deswegen ins Wasser, wann es gejaget wird: sonst hat es eine grosse Stärcke. Es prunftet eben wie der Hirsch. Mit der schweren Noth ist es sehr geplaget, und man hält dafür, daß es sich davon befreyen möge, wann es die lincke Klaue ins Ohr stecken kan. Deshalben wird auch die Klaue vom lincken Hinterlauffte in der Medicin weit höher geachtet, als wie die vom rechten. Die Klaue, lateinisch Ungula alcis, teutsch Elendsklau, wird gebrauchet, und muß ausgesuchet werden, die fein schwer und dichte ist, glatt, gläntzend und schwartz. Es führet viel flüchtiges Saltz und Oel bey sich.

Die Elendsklaue wird unter die Artzneymittel wider das schwere Gebrechen genommen, und entweder innerlich gebrauchet, oder man hänget ein Stücklein davon an den Hals, oder lässet Ringe an dem Finger tragen, dieses Unglück dadurch abzuhalten: wiewol dergleichen amuleta wenig oder gar nichts helffen.

Die andern Füsse vom Elend-Thier sind eben also gut, als wie der Hinterfuß: dann, was er wircket, kommt alles von dem flüchtigen Saltze, dessen in dem einen so viel vorhanden, als wie in dem andern, nur daß man sie nicht brauchet.

Die Elendshaut brauchen ein und andere Handwercker, als wie die Büffelshaut.

Alce, griechisch alke, vis & robur, Macht und Stärcke, dieweil des Elendthier ein mächtig starckes [Spaltenumbruch] Thier ist. Das frantzösische Wort Elan aber kommt von dem teutschen Worte Elend her, weil dieses Thier ofters mit dem bösen Wesen befallen wird, und theils, weil es an wild- und wüsten Orten, in Einöden sich pflegt aufzuhalten, allwo es kaum so viel mag finden, damit es sich ersättigen kan.

Alcea.

Alcea vulgaris, J.B. Dod.

Alcea vulgaris major flore ex rubro roseo, C.B. Pit. Tournefort.

frantzösisch, Alcee ou Mauve sauvage.

teutsch, Fellriß.

Ist ein Gewächs oder Kraut, welches dritthalben bis drey Fuß hoch wird, und treibet Stengel, die sind rauh und rauch, voll schwammichten Marcks. Die Blätter stehen in die Höhe und auf langen Stielen, sind rauch und linde, wie die Pappelblätter, iedoch viel grösser, und fünff oder sechsmal zerschnitten, von Farbe braungrün. Der Samen sieht dem Pappelsamen gleich. Die Blume sieht gar schön purpur- oder rosenfarben. Die Wurtzel ist des Fingers lang. Es wächset auf dem Felde, und führet viel Oel und Feuchtigkeit, gar wenig fixes Saltz.

Es digeriret, erweichet, mildert und stillet das Bluten: es wird zu Clystiren und zu Bähungen gebrauchet: es läst sich auch einnehmen, die Schärffe des Harns zu dämpfen.

Es giebet allerhand Arten dieses Krautes, sind aber alle mit einander nur darinne von dem Pappelkraute unterschieden, daß ihre Blätter gar tieff eingeschnitten seyn.

Alcea mag vielleicht vom griechischen Worte alke, herkommen das bedeutet soviel als auxilium, Hülffe.

Alcedo.

Alcedo, sive Alcyon, frantzösisch Martinet, Pescheur oder Oiseau de saint Martin, auch Drapier, teutsch Eisvogel, ist ein kleiner Seevogel, fast so groß wie eine Wachtel, von unterschiedner Farbe, blau, purpurfarbig, roth oder gelb. Sein Schnabel ist lang, dünn und gelblicht. Sein Nest bauet er auf die Klippen und an den Strand. Er ernähret sich mit kleinen Fischen; und leget seine Eyer im Winter, wann es hell und heiter Wetter ist. Man sagt, er sey ein Vorbote des stillen und schönen Wetters. Er führet viel flüchtiges Saltz bey sich.

Dieser Vogel wird aufgetreuget, und den Kindern wider die schwere Noth angehänget: doch würde er eine bessere Wirckung geben, wann man ihn zu Pulver machen, und alle Tage eines Scrupels schwer davon mit Päonienwasser einnehmen liesse.

Die weissen trocknen Vogelnester, frantzösisch, Nids d'oiseau des Indes, welche die Siamer und viel andere Reisende zu uns nach Franckreich bringen, kommen von einer Gattung indianischer Eisvögel, vornehmlich von denenjenigen, die sich auf der Seite des Königreichs Cambava befinden. Diese Nester sehen aus wie runde Schächtelgen oder Schälgen, und die Materie dazu ist der weisse Schaum oder Schleim, der zu der Zeit diesen Vögeln aus den Schnäbeln gehet, wann sie sich gatten wollen, und welcher durch die Wärme wieder hart gemachet wird. Diese Nester schmecken schier gar nicht, ohne nur ein wenig schleimicht. Die Chineser sind trefflich darauf [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Bachfisch, der den Anchovies nicht ungleich siehet. Er hat einen kleinen Kopf, und zu seiner Proportion, grosse rothe Augen. Der Rücken sieht grünlicht, und der Bauch ist weiß, mit zweyen Streiffen an den Seiten.

Er öffnet, wann er genossen wird.

Alce.

Alce sive Alces, frantzösisch Elan und Eland, teutsch ein Elend, ein Elendthier, ist ein vierfüßiges, wildes Thier, mit Hörnern, so groß als ein Pferd, welches etwas von einem Hirsch, Esel und Bocke hat. Es ist bärtig, und von dem Haupte an bis auf die Vorderbüge mit langen Haaren bedecket. Seine Farbe ist insgemein grau und weißlicht. Sein Kopf ist sehr groß, die Augen funckelnd, die Leffzen groß und dick, die Zähne mittelmäßig, die Ohren lang und breit, das Gehörn wie eines Dannenhirsches Geweihe, so zusammen auf zwölff Pfund wieget, und alle Jahre von ihm abgeworffen und wieder aufgesetzet wird: das Weiblein aber hat gar keine Hörner. Der Bauch ist groß und weit, als wie an einer Kuh, der Schwantz sehr klein, die Schenckel lang und rahn, die Füsse schwartz, die Klauen, als wie eines Ochsen, gespalten. Das Fell ist sehr hart, und auf dem Rücken mit grauen und mäusefahlen Haar besetzt. Dieses Thier findet sich in Polen, in Preussen, in Schweden und in Norwegen, auch in Canada. Es ist sehr schüchtern, und begiebt sich deswegen ins Wasser, wann es gejaget wird: sonst hat es eine grosse Stärcke. Es prunftet eben wie der Hirsch. Mit der schweren Noth ist es sehr geplaget, und man hält dafür, daß es sich davon befreyen möge, wann es die lincke Klaue ins Ohr stecken kan. Deshalben wird auch die Klaue vom lincken Hinterlauffte in der Medicin weit höher geachtet, als wie die vom rechten. Die Klaue, lateinisch Ungula alcis, teutsch Elendsklau, wird gebrauchet, und muß ausgesuchet werden, die fein schwer und dichte ist, glatt, gläntzend und schwartz. Es führet viel flüchtiges Saltz und Oel bey sich.

Die Elendsklaue wird unter die Artzneymittel wider das schwere Gebrechen genommen, und entweder innerlich gebrauchet, oder man hänget ein Stücklein davon an den Hals, oder lässet Ringe an dem Finger tragen, dieses Unglück dadurch abzuhalten: wiewol dergleichen amuleta wenig oder gar nichts helffen.

Die andern Füsse vom Elend-Thier sind eben also gut, als wie der Hinterfuß: dann, was er wircket, kommt alles von dem flüchtigen Saltze, dessen in dem einen so viel vorhanden, als wie in dem andern, nur daß man sie nicht brauchet.

Die Elendshaut brauchen ein und andere Handwercker, als wie die Büffelshaut.

Alce, griechisch ἀλκὴ, vis & robur, Macht und Stärcke, dieweil des Elendthier ein mächtig starckes [Spaltenumbruch] Thier ist. Das frantzösische Wort Elan aber kommt von dem teutschen Worte Elend her, weil dieses Thier ofters mit dem bösen Wesen befallen wird, und theils, weil es an wild- und wüsten Orten, in Einöden sich pflegt aufzuhalten, allwo es kaum so viel mag finden, damit es sich ersättigen kan.

Alcea.

Alcea vulgaris, J.B. Dod.

Alcea vulgaris major flore ex rubro roseo, C.B. Pit. Tournefort.

frantzösisch, Alcée ou Mauve sauvage.

teutsch, Fellriß.

Ist ein Gewächs oder Kraut, welches dritthalben bis drey Fuß hoch wird, und treibet Stengel, die sind rauh und rauch, voll schwammichten Marcks. Die Blätter stehen in die Höhe und auf langen Stielen, sind rauch und linde, wie die Pappelblätter, iedoch viel grösser, und fünff oder sechsmal zerschnitten, von Farbe braungrün. Der Samen sieht dem Pappelsamen gleich. Die Blume sieht gar schön purpur- oder rosenfarben. Die Wurtzel ist des Fingers lang. Es wächset auf dem Felde, und führet viel Oel und Feuchtigkeit, gar wenig fixes Saltz.

Es digeriret, erweichet, mildert und stillet das Bluten: es wird zu Clystiren und zu Bähungen gebrauchet: es läst sich auch einnehmen, die Schärffe des Harns zu dämpfen.

Es giebet allerhand Arten dieses Krautes, sind aber alle mit einander nur darinne von dem Pappelkraute unterschieden, daß ihre Blätter gar tieff eingeschnitten seyn.

Alcea mag vielleicht vom griechischen Worte ἀλκὴ, herkommen das bedeutet soviel als auxilium, Hülffe.

Alcedo.

Alcedo, sive Alcyon, frantzösisch Martinet, Pescheur oder Oiseau de saint Martin, auch Drapier, teutsch Eisvogel, ist ein kleiner Seevogel, fast so groß wie eine Wachtel, von unterschiedner Farbe, blau, purpurfarbig, roth oder gelb. Sein Schnabel ist lang, dünn und gelblicht. Sein Nest bauet er auf die Klippen und an den Strand. Er ernähret sich mit kleinen Fischen; und leget seine Eyer im Winter, wann es hell und heiter Wetter ist. Man sagt, er sey ein Vorbote des stillen und schönen Wetters. Er führet viel flüchtiges Saltz bey sich.

Dieser Vogel wird aufgetreuget, und den Kindern wider die schwere Noth angehänget: doch würde er eine bessere Wirckung geben, wann man ihn zu Pulver machen, und alle Tage eines Scrupels schwer davon mit Päonienwasser einnehmen liesse.

Die weissen trocknen Vogelnester, frantzösisch, Nids d'oiseau des Indes, welche die Siamer und viel andere Reisende zu uns nach Franckreich bringen, kommen von einer Gattung indianischer Eisvögel, vornehmlich von denenjenigen, die sich auf der Seite des Königreichs Cambava befinden. Diese Nester sehen aus wie runde Schächtelgen oder Schälgen, und die Materie dazu ist der weisse Schaum oder Schleim, der zu der Zeit diesen Vögeln aus den Schnäbeln gehet, wann sie sich gatten wollen, und welcher durch die Wärme wieder hart gemachet wird. Diese Nester schmecken schier gar nicht, ohne nur ein wenig schleimicht. Die Chineser sind trefflich darauf [Ende Spaltensatz]

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[0035] Bachfisch, der den Anchovies nicht ungleich siehet. Er hat einen kleinen Kopf, und zu seiner Proportion, grosse rothe Augen. Der Rücken sieht grünlicht, und der Bauch ist weiß, mit zweyen Streiffen an den Seiten. Er öffnet, wann er genossen wird. Alce. Alce sive Alces, frantzösisch Elan und Eland, teutsch ein Elend, ein Elendthier, ist ein vierfüßiges, wildes Thier, mit Hörnern, so groß als ein Pferd, welches etwas von einem Hirsch, Esel und Bocke hat. Es ist bärtig, und von dem Haupte an bis auf die Vorderbüge mit langen Haaren bedecket. Seine Farbe ist insgemein grau und weißlicht. Sein Kopf ist sehr groß, die Augen funckelnd, die Leffzen groß und dick, die Zähne mittelmäßig, die Ohren lang und breit, das Gehörn wie eines Dannenhirsches Geweihe, so zusammen auf zwölff Pfund wieget, und alle Jahre von ihm abgeworffen und wieder aufgesetzet wird: das Weiblein aber hat gar keine Hörner. 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Die Elendsklaue wird unter die Artzneymittel wider das schwere Gebrechen genommen, und entweder innerlich gebrauchet, oder man hänget ein Stücklein davon an den Hals, oder lässet Ringe an dem Finger tragen, dieses Unglück dadurch abzuhalten: wiewol dergleichen amuleta wenig oder gar nichts helffen. Die andern Füsse vom Elend-Thier sind eben also gut, als wie der Hinterfuß: dann, was er wircket, kommt alles von dem flüchtigen Saltze, dessen in dem einen so viel vorhanden, als wie in dem andern, nur daß man sie nicht brauchet. Die Elendshaut brauchen ein und andere Handwercker, als wie die Büffelshaut. Alce, griechisch ἀλκὴ, vis & robur, Macht und Stärcke, dieweil des Elendthier ein mächtig starckes Thier ist. Das frantzösische Wort Elan aber kommt von dem teutschen Worte Elend her, weil dieses Thier ofters mit dem bösen Wesen befallen wird, und theils, weil es an wild- und wüsten Orten, in Einöden sich pflegt aufzuhalten, allwo es kaum so viel mag finden, damit es sich ersättigen kan. Alcea. Alcea vulgaris, J.B. Dod. Alcea vulgaris major flore ex rubro roseo, C.B. Pit. Tournefort. frantzösisch, Alcée ou Mauve sauvage. teutsch, Fellriß. Ist ein Gewächs oder Kraut, welches dritthalben bis drey Fuß hoch wird, und treibet Stengel, die sind rauh und rauch, voll schwammichten Marcks. Die Blätter stehen in die Höhe und auf langen Stielen, sind rauch und linde, wie die Pappelblätter, iedoch viel grösser, und fünff oder sechsmal zerschnitten, von Farbe braungrün. Der Samen sieht dem Pappelsamen gleich. Die Blume sieht gar schön purpur- oder rosenfarben. Die Wurtzel ist des Fingers lang. Es wächset auf dem Felde, und führet viel Oel und Feuchtigkeit, gar wenig fixes Saltz. Es digeriret, erweichet, mildert und stillet das Bluten: es wird zu Clystiren und zu Bähungen gebrauchet: es läst sich auch einnehmen, die Schärffe des Harns zu dämpfen. Es giebet allerhand Arten dieses Krautes, sind aber alle mit einander nur darinne von dem Pappelkraute unterschieden, daß ihre Blätter gar tieff eingeschnitten seyn. Alcea mag vielleicht vom griechischen Worte ἀλκὴ, herkommen das bedeutet soviel als auxilium, Hülffe. Alcedo. Alcedo, sive Alcyon, frantzösisch Martinet, Pescheur oder Oiseau de saint Martin, auch Drapier, teutsch Eisvogel, ist ein kleiner Seevogel, fast so groß wie eine Wachtel, von unterschiedner Farbe, blau, purpurfarbig, roth oder gelb. Sein Schnabel ist lang, dünn und gelblicht. Sein Nest bauet er auf die Klippen und an den Strand. Er ernähret sich mit kleinen Fischen; und leget seine Eyer im Winter, wann es hell und heiter Wetter ist. Man sagt, er sey ein Vorbote des stillen und schönen Wetters. Er führet viel flüchtiges Saltz bey sich. Dieser Vogel wird aufgetreuget, und den Kindern wider die schwere Noth angehänget: doch würde er eine bessere Wirckung geben, wann man ihn zu Pulver machen, und alle Tage eines Scrupels schwer davon mit Päonienwasser einnehmen liesse. Die weissen trocknen Vogelnester, frantzösisch, Nids d'oiseau des Indes, welche die Siamer und viel andere Reisende zu uns nach Franckreich bringen, kommen von einer Gattung indianischer Eisvögel, vornehmlich von denenjenigen, die sich auf der Seite des Königreichs Cambava befinden. Diese Nester sehen aus wie runde Schächtelgen oder Schälgen, und die Materie dazu ist der weisse Schaum oder Schleim, der zu der Zeit diesen Vögeln aus den Schnäbeln gehet, wann sie sich gatten wollen, und welcher durch die Wärme wieder hart gemachet wird. Diese Nester schmecken schier gar nicht, ohne nur ein wenig schleimicht. Die Chineser sind trefflich darauf

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/35>, abgerufen am 29.03.2024.