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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] oder Bärten auf beyden Seiten besetzet. Die Zähne sind scharff und schneidend: die Ohren kurtz, steiff und gerade in die Höhe gerichtet. Der Schwantz ist sehr lang und sitzt nicht eben gar zu veste dann, man darff ihn nur ein wenig harte ziehen, so reisset er vom Leibe ab. Das Haar ist insgemeine aschenfarbig oder braun. Dieses Thier versteckt sich in den Rissen in den Mauern, zwischen dem Geräthe, in den Kellern und Scheunen, damit es seinem Todfeinde, der Katze entgehen möge. Es nähret sich mit allem, was es nur erlangen kan, mit Frucht und Körnern, mit Käse, Brod und Licht. Es reucht übel und verdrießlich: führet viel flüchtiges Saltz, phlegma und Oel.

Es soll gut seyn, wann einer wider Willen das Wasser gehen läst; und man giebt es denen, die ins Bette seichen, zu essen. Aeusserlich aufgelegt, zertheilet es.

Im Jahr 1702. ward mir eine Ratte aus der Barbarey überbracht, die war von sonderbarer Schönheit und so groß als eine von den allergrösten Ratten, die nur in Franckreich zu finden. Ihr Kopf war etwas grösser als ein Taubeney, oben ein Paar Finger breit und wurde immer schmäler und schmäler, bis vorne an die Schnautze, die doch nicht allzuspitzig ware. Die Länge des gantzen Kopfs betrug drey Finger und etliche Linien. Ihre Ohren waren der gemeinen Ratten ihren gleich, iedoch weit kleiner, von Farbe grau, und stunden sehr weit hinten. Die Augen waren groß, schön und gar munter: die Zähne trefflich scharff: an beyden Seiten der Schnautze hatte sie einige graue Haare oder Bärte, die etwas breit waren. Der Hals war kurtz, der Leib fünff Daumen lang, gegen den Schwantz hinzu viel dicker als anderswo, die Pfoten waren schier so lang, als wie des Eichhörnleins, allein die hintern waren etwas länger dann die vordern. An ieder Pfote hatte es fünff ziemlich lang und dünne Zehen, welche mit sehr kleinen Klauen gewaffnet waren. Das Thier war über und über, bis auf den Schwantz, mit ziemlich starren, schönen, glatt und gleissenden Haar bedecket, welches mit trefflich schönen, bunten Streiffen von allerhand Farben, grau und braun, weiß und isabell, gezeichnet ware, und fein ordentlich in gleicher Weite nach der Länge geordnet, und solches von der Schnautze an bis an den Schwantz und auf die Schenckel. Der Schwantz war viel länger als der gantze Leib, dünne, iedoch über und über mit schönem, des Fingers langen Haar gezieret und bekleidet, welches rund umher als wie ein schöner Federbusch erhaben stunde, und fast eben so gefärbet und auch also geordnet ware; welches ein treffliches Vergnügen gabe. Dieses Thier war in der Barbarey im Holtze gefallen, und ein Männlein: sie hatten auch das Weiblein zugleich mit gebracht, das war aber unter wegs gestorben. Die Kälte kunte es nicht wol vertragen und zitterte fast stets, insonderheit im Winter, ob es schon fleißig beym Feuer gehalten wurde, oder in einem Muffe stacke: es lieff nicht gar zu hurtig: selten kletterte es, und schrie wie eine Ratte: es versteckte sich geschwinde, wann es eine Katze hörete oder spürete. Es fraß Nüsse, Brod, Mandeln, Milch und Zucker, und setzte sich, wann es frasse, wie das Eichhorn, auf den Hintern: hube die Vörderpfoten, die ihm statt der Hände dieneten, in die Höhe, und nahm, was [Spaltenumbruch] man ihm gabe, in die Klauen, dasselbe nach dem Maule zu bringen, hielt es auch damit so lange, bis es alles aufgeknaustert hatte. Es war sehr zahm, und ließ sich gern in einem Muffe herum tragen, dieweil es sich darinne in der Wärme fand. Es lebete bey uns nicht gar zu lange, entweder wegen Kälte unserer Landesgegend, oder weil ihm das Weiblein fehlte, dann es gerieth dermassen in die Brunst, das ihm die Geburtsglieder vor den Leib heraus traten und gar sehr aufschwallen, davon entstunde dran eine Ersterbung und der Brand. Dieses Thier hatte etwas von der Ratten und Eichhörnleins Natur an sich.

Mus Araneus.

Mus araneus, frantzösisch, Mus araigne, teutsch, Spitzmaus, ist eine Art kleiner Ratten, so groß als eine Maus, deren Biß für so vergiftet, als der Spinnen Biß gehalten wird. Seine Schnautze ist lang und spitzig: die Zähne sind dünne und stehen in gedoppelter Reihe: die Augen, gegen den Leib zu rechnen, sind sehr klein, so daß es schier gar blind zu seyn scheinet. Sein Schwantz ist kurtz und dünn, das Haar braunröthlicht, ohne an dem Bauche, woselbst es weiß ist. Es findet sich in Italien und in Teutschland: des Winters machet es sich in die Ställe, im Sommer aber in die Gärten und an die Orte, wo viel Rindsmist liegt. Es ernähret sich von Wurtzeln, insonderheit der Artischocken und Hülsenfrüchte, daher es den Gärtnern trefflich Schaden thut. Zur Artzney wird es nicht gebrauchet. Etliche nennen es Muset.

Mus araneus wird es genannt, weil dieses Thier eine Ratte ist, die für so giftig gehalten wird, als wie die Spinne.

Musa Arbor.

Musa arbor, J.B. Park.

Musa Serapionis, Lob. Ger.

Palma humilis longis latisque foliis, C. B.

Musa & Ficus Martabanis, Garz.

Musa, sive Ficus Indica, Acostae.

Mauze, Theveti.

Mauz, Alpino.

Poma Paradysi, Lud. Romano.

Dudaim in Bibliis.

Pacoira, Marcgr. Pison.

Bala, H. M.

Ist ein kleiner indianischer Baum oder Strauch, dessen Stamm gemeiniglich so dicke ist als eines Mannes Schenckel, bisweilen etwas stärcker, schwammig, und mit vielen Rinden oder auf einander liegenden schupigen Blättern überzogen. Seine Blätter sind sehr lang und breit, ein iedwedes wird von einer starcke, breiten Ribbe unterhalten, welche mitten durchhin laufft, und sich nach der Queere ausbreitet. Der Gipfel an diesem Gewächse treibet einen eintzigen Zweig, der so dicke ist als wie ein Arm, und hat oben auf der Spitze einen Kopf, als wie ein Fichtenzapfen, mit rothen oder gelblichten Blumen besetzet. Dieser Zweig ist in einen Hauffen Knoten abgetheilet, deren ieder zehen bis zwölff Früchte trägt; so daß man ofte langs an diesem Zweige auf die zweyhundert Stück von Früchten siehet. [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] oder Bärten auf beyden Seiten besetzet. Die Zähne sind scharff und schneidend: die Ohren kurtz, steiff und gerade in die Höhe gerichtet. Der Schwantz ist sehr lang und sitzt nicht eben gar zu veste dann, man darff ihn nur ein wenig harte ziehen, so reisset er vom Leibe ab. Das Haar ist insgemeine aschenfarbig oder braun. Dieses Thier versteckt sich in den Rissen in den Mauern, zwischen dem Geräthe, in den Kellern und Scheunen, damit es seinem Todfeinde, der Katze entgehen möge. Es nähret sich mit allem, was es nur erlangen kan, mit Frucht und Körnern, mit Käse, Brod und Licht. Es reucht übel und verdrießlich: führet viel flüchtiges Saltz, phlegma und Oel.

Es soll gut seyn, wañ einer wider Willen das Wasser gehen läst; und man giebt es denen, die ins Bette seichen, zu essen. Aeusserlich aufgelegt, zertheilet es.

Im Jahr 1702. ward mir eine Ratte aus der Barbarey überbracht, die war von sonderbarer Schönheit und so groß als eine von den allergrösten Ratten, die nur in Franckreich zu finden. Ihr Kopf war etwas grösser als ein Taubeney, oben ein Paar Finger breit und wurde immer schmäler und schmäler, bis vorne an die Schnautze, die doch nicht allzuspitzig ware. Die Länge des gantzen Kopfs betrug drey Finger und etliche Linien. Ihre Ohren waren der gemeinen Ratten ihren gleich, iedoch weit kleiner, von Farbe grau, und stunden sehr weit hinten. Die Augen waren groß, schön und gar munter: die Zähne trefflich scharff: an beyden Seiten der Schnautze hatte sie einige graue Haare oder Bärte, die etwas breit waren. Der Hals war kurtz, der Leib fünff Daumen lang, gegen den Schwantz hinzu viel dicker als anderswo, die Pfoten waren schier so lang, als wie des Eichhörnleins, allein die hintern waren etwas länger dann die vordern. An ieder Pfote hatte es fünff ziemlich lang und dünne Zehen, welche mit sehr kleinen Klauen gewaffnet waren. Das Thier war über und über, bis auf den Schwantz, mit ziemlich starren, schönen, glatt und gleissenden Haar bedecket, welches mit trefflich schönen, bunten Streiffen von allerhand Farben, grau und braun, weiß und isabell, gezeichnet ware, und fein ordentlich in gleicher Weite nach der Länge geordnet, und solches von der Schnautze an bis an den Schwantz und auf die Schenckel. Der Schwantz war viel länger als der gantze Leib, dünne, iedoch über und über mit schönem, des Fingers langen Haar gezieret und bekleidet, welches rund umher als wie ein schöner Federbusch erhaben stunde, und fast eben so gefärbet und auch also geordnet ware; welches ein treffliches Vergnügen gabe. Dieses Thier war in der Barbarey im Holtze gefallen, und ein Männlein: sie hatten auch das Weiblein zugleich mit gebracht, das war aber unter wegs gestorben. Die Kälte kunte es nicht wol vertragen und zitterte fast stets, insonderheit im Winter, ob es schon fleißig beym Feuer gehalten wurde, oder in einem Muffe stacke: es lieff nicht gar zu hurtig: selten kletterte es, und schrie wie eine Ratte: es versteckte sich geschwinde, wann es eine Katze hörete oder spürete. Es fraß Nüsse, Brod, Mandeln, Milch und Zucker, und setzte sich, wann es frasse, wie das Eichhorn, auf den Hintern: hube die Vörderpfoten, die ihm statt der Hände dieneten, in die Höhe, und nahm, was [Spaltenumbruch] man ihm gabe, in die Klauen, dasselbe nach dem Maule zu bringen, hielt es auch damit so lange, bis es alles aufgeknaustert hatte. Es war sehr zahm, und ließ sich gern in einem Muffe herum tragen, dieweil es sich darinne in der Wärme fand. Es lebete bey uns nicht gar zu lange, entweder wegen Kälte unserer Landesgegend, oder weil ihm das Weiblein fehlte, dann es gerieth dermassen in die Brunst, das ihm die Geburtsglieder vor den Leib heraus traten und gar sehr aufschwallen, davon entstunde dran eine Ersterbung und der Brand. Dieses Thier hatte etwas von der Ratten und Eichhörnleins Natur an sich.

Mus Araneus.

Mus araneus, frantzösisch, Mus araigne, teutsch, Spitzmaus, ist eine Art kleiner Ratten, so groß als eine Maus, deren Biß für so vergiftet, als der Spinnen Biß gehalten wird. Seine Schnautze ist lang und spitzig: die Zähne sind dünne und stehen in gedoppelter Reihe: die Augen, gegen den Leib zu rechnen, sind sehr klein, so daß es schier gar blind zu seyn scheinet. Sein Schwantz ist kurtz und dünn, das Haar braunröthlicht, ohne an dem Bauche, woselbst es weiß ist. Es findet sich in Italien und in Teutschland: des Winters machet es sich in die Ställe, im Sommer aber in die Gärten und an die Orte, wo viel Rindsmist liegt. Es ernähret sich von Wurtzeln, insonderheit der Artischocken und Hülsenfrüchte, daher es den Gärtnern trefflich Schaden thut. Zur Artzney wird es nicht gebrauchet. Etliche nennen es Muset.

Mus araneus wird es genannt, weil dieses Thier eine Ratte ist, die für so giftig gehalten wird, als wie die Spinne.

Musa Arbor.

Musa arbor, J.B. Park.

Musa Serapionis, Lob. Ger.

Palma humilis longis latisque foliis, C. B.

Musa & Ficus Martabanis, Garz.

Musa, sive Ficus Indica, Acostæ.

Mauze, Theveti.

Mauz, Alpino.

Poma Paradysi, Lud. Romano.

Dudaim in Bibliis.

Pacoira, Marcgr. Pison.

Bala, H. M.

Ist ein kleiner indianischer Baum oder Strauch, dessen Stamm gemeiniglich so dicke ist als eines Mannes Schenckel, bisweilen etwas stärcker, schwammig, und mit vielen Rinden oder auf einander liegenden schupigen Blättern überzogen. Seine Blätter sind sehr lang und breit, ein iedwedes wird von einer starcke, breiten Ribbe unterhalten, welche mitten durchhin laufft, und sich nach der Queere ausbreitet. Der Gipfel an diesem Gewächse treibet einen eintzigen Zweig, der so dicke ist als wie ein Arm, und hat oben auf der Spitze einen Kopf, als wie ein Fichtenzapfen, mit rothen oder gelblichten Blumen besetzet. Dieser Zweig ist in einen Hauffen Knoten abgetheilet, deren ieder zehen bis zwölff Früchte trägt; so daß man ofte langs an diesem Zweige auf die zweyhundert Stück von Früchten siehet. [Ende Spaltensatz]

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[0397] oder Bärten auf beyden Seiten besetzet. Die Zähne sind scharff und schneidend: die Ohren kurtz, steiff und gerade in die Höhe gerichtet. Der Schwantz ist sehr lang und sitzt nicht eben gar zu veste dann, man darff ihn nur ein wenig harte ziehen, so reisset er vom Leibe ab. Das Haar ist insgemeine aschenfarbig oder braun. Dieses Thier versteckt sich in den Rissen in den Mauern, zwischen dem Geräthe, in den Kellern und Scheunen, damit es seinem Todfeinde, der Katze entgehen möge. Es nähret sich mit allem, was es nur erlangen kan, mit Frucht und Körnern, mit Käse, Brod und Licht. Es reucht übel und verdrießlich: führet viel flüchtiges Saltz, phlegma und Oel. Es soll gut seyn, wañ einer wider Willen das Wasser gehen läst; und man giebt es denen, die ins Bette seichen, zu essen. Aeusserlich aufgelegt, zertheilet es. Im Jahr 1702. ward mir eine Ratte aus der Barbarey überbracht, die war von sonderbarer Schönheit und so groß als eine von den allergrösten Ratten, die nur in Franckreich zu finden. Ihr Kopf war etwas grösser als ein Taubeney, oben ein Paar Finger breit und wurde immer schmäler und schmäler, bis vorne an die Schnautze, die doch nicht allzuspitzig ware. Die Länge des gantzen Kopfs betrug drey Finger und etliche Linien. Ihre Ohren waren der gemeinen Ratten ihren gleich, iedoch weit kleiner, von Farbe grau, und stunden sehr weit hinten. Die Augen waren groß, schön und gar munter: die Zähne trefflich scharff: an beyden Seiten der Schnautze hatte sie einige graue Haare oder Bärte, die etwas breit waren. Der Hals war kurtz, der Leib fünff Daumen lang, gegen den Schwantz hinzu viel dicker als anderswo, die Pfoten waren schier so lang, als wie des Eichhörnleins, allein die hintern waren etwas länger dann die vordern. An ieder Pfote hatte es fünff ziemlich lang und dünne Zehen, welche mit sehr kleinen Klauen gewaffnet waren. Das Thier war über und über, bis auf den Schwantz, mit ziemlich starren, schönen, glatt und gleissenden Haar bedecket, welches mit trefflich schönen, bunten Streiffen von allerhand Farben, grau und braun, weiß und isabell, gezeichnet ware, und fein ordentlich in gleicher Weite nach der Länge geordnet, und solches von der Schnautze an bis an den Schwantz und auf die Schenckel. Der Schwantz war viel länger als der gantze Leib, dünne, iedoch über und über mit schönem, des Fingers langen Haar gezieret und bekleidet, welches rund umher als wie ein schöner Federbusch erhaben stunde, und fast eben so gefärbet und auch also geordnet ware; welches ein treffliches Vergnügen gabe. Dieses Thier war in der Barbarey im Holtze gefallen, und ein Männlein: sie hatten auch das Weiblein zugleich mit gebracht, das war aber unter wegs gestorben. Die Kälte kunte es nicht wol vertragen und zitterte fast stets, insonderheit im Winter, ob es schon fleißig beym Feuer gehalten wurde, oder in einem Muffe stacke: es lieff nicht gar zu hurtig: selten kletterte es, und schrie wie eine Ratte: es versteckte sich geschwinde, wann es eine Katze hörete oder spürete. Es fraß Nüsse, Brod, Mandeln, Milch und Zucker, und setzte sich, wann es frasse, wie das Eichhorn, auf den Hintern: hube die Vörderpfoten, die ihm statt der Hände dieneten, in die Höhe, und nahm, was man ihm gabe, in die Klauen, dasselbe nach dem Maule zu bringen, hielt es auch damit so lange, bis es alles aufgeknaustert hatte. Es war sehr zahm, und ließ sich gern in einem Muffe herum tragen, dieweil es sich darinne in der Wärme fand. Es lebete bey uns nicht gar zu lange, entweder wegen Kälte unserer Landesgegend, oder weil ihm das Weiblein fehlte, dann es gerieth dermassen in die Brunst, das ihm die Geburtsglieder vor den Leib heraus traten und gar sehr aufschwallen, davon entstunde dran eine Ersterbung und der Brand. Dieses Thier hatte etwas von der Ratten und Eichhörnleins Natur an sich. Mus Araneus. Mus araneus, frantzösisch, Mus araigne, teutsch, Spitzmaus, ist eine Art kleiner Ratten, so groß als eine Maus, deren Biß für so vergiftet, als der Spinnen Biß gehalten wird. Seine Schnautze ist lang und spitzig: die Zähne sind dünne und stehen in gedoppelter Reihe: die Augen, gegen den Leib zu rechnen, sind sehr klein, so daß es schier gar blind zu seyn scheinet. Sein Schwantz ist kurtz und dünn, das Haar braunröthlicht, ohne an dem Bauche, woselbst es weiß ist. Es findet sich in Italien und in Teutschland: des Winters machet es sich in die Ställe, im Sommer aber in die Gärten und an die Orte, wo viel Rindsmist liegt. Es ernähret sich von Wurtzeln, insonderheit der Artischocken und Hülsenfrüchte, daher es den Gärtnern trefflich Schaden thut. Zur Artzney wird es nicht gebrauchet. Etliche nennen es Muset. Mus araneus wird es genannt, weil dieses Thier eine Ratte ist, die für so giftig gehalten wird, als wie die Spinne. Musa Arbor. Musa arbor, J.B. Park. Musa Serapionis, Lob. Ger. Palma humilis longis latisque foliis, C. B. Musa & Ficus Martabanis, Garz. Musa, sive Ficus Indica, Acostæ. Mauze, Theveti. Mauz, Alpino. Poma Paradysi, Lud. Romano. Dudaim in Bibliis. Pacoira, Marcgr. Pison. Bala, H. M. Ist ein kleiner indianischer Baum oder Strauch, dessen Stamm gemeiniglich so dicke ist als eines Mannes Schenckel, bisweilen etwas stärcker, schwammig, und mit vielen Rinden oder auf einander liegenden schupigen Blättern überzogen. Seine Blätter sind sehr lang und breit, ein iedwedes wird von einer starcke, breiten Ribbe unterhalten, welche mitten durchhin laufft, und sich nach der Queere ausbreitet. Der Gipfel an diesem Gewächse treibet einen eintzigen Zweig, der so dicke ist als wie ein Arm, und hat oben auf der Spitze einen Kopf, als wie ein Fichtenzapfen, mit rothen oder gelblichten Blumen besetzet. Dieser Zweig ist in einen Hauffen Knoten abgetheilet, deren ieder zehen bis zwölff Früchte trägt; so daß man ofte langs an diesem Zweige auf die zweyhundert Stück von Früchten siehet.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/397>, abgerufen am 28.03.2024.