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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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Phalangia.

Phalangia, frantzösisch, Phalange, ist eine Gattung grosser Spinnen, deren Füsse durch drey Knoten oder Gelencke abgetheilet sind, als wie die Knöchlein an den Fingern: daher ihr auch der Name worden. Es giebet ihrer allerhand Arten: sie machen ihr Gewebe wie die gemeinen Spinnen. Sie wachsen in warmen Landen, in Italien, in Spanien, in Indien, in den Klunsen der Mauern. Sie sind sehr giftig, und ihr Stich ist tödtlich, wo man nicht alsbald helffen kan, und bringet insgemein eine tödtliche Schlafsucht. Die Mittel wider dieses Gift sind Orvietan, die flüchtigen Saltze von Ottern, von Hirschhorn und Urin, tantzen und Gesang.

In Peru findet sich eine dergleichen Spinnenart, die ist so dicke als wie eine Pomerantze, deren Stich ist vergiftet und tödtlich, wo man nicht stracks Rath schafft. Die Indianer heilen sich, wann sie in die Wunde zwey oder dreymahl einige Tropfen von dem Milchsafte aus den indianischen Feigenblättern lauffen lassen, und ein Stücke von einem zerquetschten Blatte darauf legen.

Alle dieser Spinnen Gift besteht in einem sauern Saltze welches sie in die Aederlein des Fleisches schiessen, indem sie stechen; das wird hernachmahls in die grössern Adergefässe geführet, darinne hemmet es den Lauff des Blutes, und macht daß es gerinnen muß. Daher kommt es auch, daß salia volatilia alkalina, und alle andern Artzneyen, welche dienen die Feuchtigkeiten in dem Leibe dünne und flüßig zu machen, zu Zertreibung dieses Giftes gut sind.

Diese Spinnen zerquetscht, und rund um die Hand gebunden, wann einem ein Wechselfieber ankommt, vertreiben dasselbige iezuweilen, wegen ihres flüchtigen Saltzes, welches in die Schweißlöcher hinein dringet, und durch seine Flüchtigkeit, diejenige Feuchtigkeit, die das Fieber verursachet, zertheilet oder gar wegnimmt.

Phalangium.

Phalangium, teutsch, Erdspinnenkraut, ist ein Gewächse, davon es drey Sorten giebet.

Die erste heisset

Phalangium non ramosum, Dod. Ger.

Phalangium non ramosum vulgare, Park. Parad.

Phalangium parvo flore non ramosum, C.B. Pit. Tournef.

Phalangites quorumdam, Cord. in Diosc.

Die treibet lange, schmale Blätter: in deren Mitten steiget ein Stengel empor, auf einen bis anderthalben Schuh hoch, der ist rund und veste, trägt auf der Spitze Blumen, iedwede von sechs weissen Blättern, in Sternenform. Wann die Blume vergangen, so folget eine Frucht, die fast gantz rund, und in drey Fächlein abgetheilet ist, darinne die schwartzen, eckigten Samen beschlossen liegen. Die Wurtzeln sind eitel Zasern.

Die andre wird genannt

Phalangium ramosum, Dod. Ger. Park.

Phalangites, sive Phalangium herba, Gesn.

[Spaltenumbruch]

Phalangium parvo flore ramosum, C.B.J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Die treibet einen Stengel auf etwan ein Paar Schuhe hoch, der ist schlanck, rund und glatt, theilet sich gegen die Spitze zu in einen Hauffen kleine Zweige, welche schneeweisse Blumen und Früchte bringen, gerade wie die vorige Art. Die Wurtzel ist zaserig.

Die dritte Sorte heist

Phalangium Alpinum palustre Iridis folio, Pit. Tournef.

Pseudo-Asphodelus Alpinus, C.B.

Pseudo-Asphodelus minor, sive Pumilio folio Iridis, sive 2. Clus.

Pseudo-Asphodelus minor folio Iridis, Park.

Asphodelus Lancastria, Ger.

Die treibet einen Hauffen schmale, grüne und harte Blätter, dem Schwertelkraute nicht ungleich, so etwas bitter schmecken. Darzwischen erhebet sich ein Stengel zu einen oder anderthalben Schuh hoch, der ist schlanck, und mit einigen kleinen Blättern besetzet, trägt auf seiner Spitze eine Aehre kleiner sechseckigter, gesternter Blumen, welche bleich oder grünlicht sehen. Wann die Blumen vergangen sind, so kommen Früchte wie an den vorigen Arten. Die Wurtzel ist zaserig.

Alle Arten dieses Gewächses wachsen an solchen Orten, wo es bergicht und wässerig ist, nahe an den Flüssen und Wasserrissen. Sie führen viel Sal essentiale, Oel und phlegma.

Sie sollen gut seyn wider der Schlangen Biß, wider den Stich der Spinne Phalangia und der Scorpionen, die Blähungen zu zertreiben, wann sie mit Weine gesotten gebrauchet werden.

Diese Art Gewächse werden deshalben Phalangium genannt, dieweil die Alten viel drauf hielten, und den Biß der Spinne Phalangia damit zu heilen pflegten.

Phalaris.

Phalaris, J.B. Ger. Dod. Raji Hist.

Phalaris major femine albo, C.B.

Phalaris vulgaris, Park.

teutsch, Canariensamen.

Ist ein Gewächs, welches drey bis vier Stengel oder Halmen treibet, auf anderthalben Schuh hoch, die sind knoticht. Das Kraut sieht wie am Getraide, ist aber viel kürtzer. Es bringet kurtze Aehren, die sind voll weißlichter Schuppen, und bringen weisse Blüten, die aus eitel Fäslein bestehen. Auf die Blüten kommen weisse Samen, die gläntzen wie der Hirse, sind aber länglicht und schier also gestalt als wie der Leinsamen. In Spanien und andern warmen Landen wird es mit Fleiß gebauet. Ursprünglich kommt es aus den Canarieninseln.

Der Samen eröffnet ungemein, und dienet wider den Nieren- und Blasenstein, wann er zerstossen eingenommen, oder abgesotten gebrauchet wird.

Phalaris von phaleros, albus, weiß, dieweil der Samen weiß ist.

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Phalangia.

Phalangia, frantzösisch, Phalange, ist eine Gattung grosser Spinnen, deren Füsse durch drey Knoten oder Gelencke abgetheilet sind, als wie die Knöchlein an den Fingern: daher ihr auch der Name worden. Es giebet ihrer allerhand Arten: sie machen ihr Gewebe wie die gemeinen Spinnen. Sie wachsen in warmen Landen, in Italien, in Spanien, in Indien, in den Klunsen der Mauern. Sie sind sehr giftig, und ihr Stich ist tödtlich, wo man nicht alsbald helffen kan, und bringet insgemein eine tödtliche Schlafsucht. Die Mittel wider dieses Gift sind Orvietan, die flüchtigen Saltze von Ottern, von Hirschhorn und Urin, tantzen und Gesang.

In Peru findet sich eine dergleichen Spinnenart, die ist so dicke als wie eine Pomerantze, deren Stich ist vergiftet und tödtlich, wo man nicht stracks Rath schafft. Die Indianer heilen sich, wann sie in die Wunde zwey oder dreymahl einige Tropfen von dem Milchsafte aus den indianischen Feigenblättern lauffen lassen, und ein Stücke von einem zerquetschten Blatte darauf legen.

Alle dieser Spinnen Gift besteht in einem sauern Saltze welches sie in die Aederlein des Fleisches schiessen, indem sie stechen; das wird hernachmahls in die grössern Adergefässe geführet, darinne hemmet es den Lauff des Blutes, und macht daß es gerinnen muß. Daher kommt es auch, daß salia volatilia alkalina, und alle andern Artzneyen, welche dienen die Feuchtigkeiten in dem Leibe dünne und flüßig zu machen, zu Zertreibung dieses Giftes gut sind.

Diese Spinnen zerquetscht, und rund um die Hand gebunden, wann einem ein Wechselfieber ankommt, vertreiben dasselbige iezuweilen, wegen ihres flüchtigen Saltzes, welches in die Schweißlöcher hinein dringet, und durch seine Flüchtigkeit, diejenige Feuchtigkeit, die das Fieber verursachet, zertheilet oder gar wegnimmt.

Phalangium.

Phalangium, teutsch, Erdspinnenkraut, ist ein Gewächse, davon es drey Sorten giebet.

Die erste heisset

Phalangium non ramosum, Dod. Ger.

Phalangium non ramosum vulgare, Park. Parad.

Phalangium parvo flore non ramosum, C.B. Pit. Tournef.

Phalangites quorumdam, Cord. in Diosc.

Die treibet lange, schmale Blätter: in deren Mitten steiget ein Stengel empor, auf einen bis anderthalben Schuh hoch, der ist rund und veste, trägt auf der Spitze Blumen, iedwede von sechs weissen Blättern, in Sternenform. Wann die Blume vergangen, so folget eine Frucht, die fast gantz rund, und in drey Fächlein abgetheilet ist, darinne die schwartzen, eckigten Samen beschlossen liegen. Die Wurtzeln sind eitel Zasern.

Die andre wird genannt

Phalangium ramosum, Dod. Ger. Park.

Phalangites, sive Phalangium herba, Gesn.

[Spaltenumbruch]

Phalangium parvo flore ramosum, C.B.J.B. Raji Hist. Pit. Tournef.

Die treibet einen Stengel auf etwan ein Paar Schuhe hoch, der ist schlanck, rund und glatt, theilet sich gegen die Spitze zu in einen Hauffen kleine Zweige, welche schneeweisse Blumen und Früchte bringen, gerade wie die vorige Art. Die Wurtzel ist zaserig.

Die dritte Sorte heist

Phalangium Alpinum palustre Iridis folio, Pit. Tournef.

Pseudo-Asphodelus Alpinus, C.B.

Pseudo-Asphodelus minor, sive Pumilio folio Iridis, sive 2. Clus.

Pseudo-Asphodelus minor folio Iridis, Park.

Asphodelus Lancastria, Ger.

Die treibet einen Hauffen schmale, grüne und harte Blätter, dem Schwertelkraute nicht ungleich, so etwas bitter schmecken. Darzwischen erhebet sich ein Stengel zu einen oder anderthalben Schuh hoch, der ist schlanck, und mit einigen kleinen Blättern besetzet, trägt auf seiner Spitze eine Aehre kleiner sechseckigter, gesternter Blumen, welche bleich oder grünlicht sehen. Wann die Blumen vergangen sind, so kommen Früchte wie an den vorigen Arten. Die Wurtzel ist zaserig.

Alle Arten dieses Gewächses wachsen an solchen Orten, wo es bergicht und wässerig ist, nahe an den Flüssen und Wasserrissen. Sie führen viel Sal essentiale, Oel und phlegma.

Sie sollen gut seyn wider der Schlangen Biß, wider den Stich der Spinne Phalangia und der Scorpionen, die Blähungen zu zertreiben, wann sie mit Weine gesotten gebrauchet werden.

Diese Art Gewächse werden deshalben Phalangium genannt, dieweil die Alten viel drauf hielten, und den Biß der Spinne Phalangia damit zu heilen pflegten.

Phalaris.

Phalaris, J.B. Ger. Dod. Raji Hist.

Phalaris major femine albo, C.B.

Phalaris vulgaris, Park.

teutsch, Canariensamen.

Ist ein Gewächs, welches drey bis vier Stengel oder Halmen treibet, auf anderthalben Schuh hoch, die sind knoticht. Das Kraut sieht wie am Getraide, ist aber viel kürtzer. Es bringet kurtze Aehren, die sind voll weißlichter Schuppen, und bringen weisse Blüten, die aus eitel Fäslein bestehen. Auf die Blüten kommen weisse Samen, die gläntzen wie der Hirse, sind aber länglicht und schier also gestalt als wie der Leinsamen. In Spanien und andern warmen Landen wird es mit Fleiß gebauet. Ursprünglich kommt es aus den Canarieninseln.

Der Samen eröffnet ungemein, und dienet wider den Nieren- und Blasenstein, wann er zerstossen eingenommen, oder abgesotten gebrauchet wird.

Phalaris von φαληρὸς, albus, weiß, dieweil der Samen weiß ist.

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[0453] Phalangia. Phalangia, frantzösisch, Phalange, ist eine Gattung grosser Spinnen, deren Füsse durch drey Knoten oder Gelencke abgetheilet sind, als wie die Knöchlein an den Fingern: daher ihr auch der Name worden. Es giebet ihrer allerhand Arten: sie machen ihr Gewebe wie die gemeinen Spinnen. Sie wachsen in warmen Landen, in Italien, in Spanien, in Indien, in den Klunsen der Mauern. Sie sind sehr giftig, und ihr Stich ist tödtlich, wo man nicht alsbald helffen kan, und bringet insgemein eine tödtliche Schlafsucht. Die Mittel wider dieses Gift sind Orvietan, die flüchtigen Saltze von Ottern, von Hirschhorn und Urin, tantzen und Gesang. In Peru findet sich eine dergleichen Spinnenart, die ist so dicke als wie eine Pomerantze, deren Stich ist vergiftet und tödtlich, wo man nicht stracks Rath schafft. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/453>, abgerufen am 24.04.2024.