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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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Bey diesen wider einander lauffenden Meinungen wird einer besser nicht thun können, als daß er sein Urtheil so lange aufhalte, bis er der Wahrheit genauer kundig werden kan: es kan gar leicht iedweder Theil sein Recht und Ursach haben. Dann, es mag leichtlich seyn, daß wegen Seltsamkeit des weissen Pfeffers und weil er so gar schwer zu haben, man sich beflissen hat denselben nachzumachen, indem man den schwartzen Pfeffer, welcher gantz gemeine ist, einweichet, und von seiner schwartzen Schale reine macht. Dem sey, wie ihm wolle, den weissen Pfeffer soll man nehmen, wann er fein dicke und fein völlig ist, schwer und sauber, auswendig wie die Corianderkörner siehet, nur daß er dicker und viel härter sey und auch mit kleinen Streiffen, wie mit kleinen Ribben rund umgeben. Er wird uns von den Holländern zugeführet; führet viel flüchtiges Saltz, jedoch nicht also viel, gleichwie der schwartze Pfeffer, und eben nicht viel Oel.

Der weisse Pfeffer hat eben solche Kraft und Tugend wie der schwartze, iedoch nicht so gar starck.

Leucopiper kommt von leukhon, album, weiß, und piper, Pfeffer, das heist soviel als weisser Pfeffer.

Was die frantzösischen Specereyhändler Epices fines, feine Specereyen, zu nennen pflegen, daß ist, wie Pomet meldet, schwartzer Pfeffer, Würtznelcken, Muscatnüsse, Ingber, grüner Anis und Coriander, in gebührlicher Menge unter einander vermischet.

Zum Exempel nehmet zwölff und ein halb Pfund frischen, trocknen Ingber, fünff Pfund schwartzen Pfeffer, Nelcken und Muscatnüsse von iedem anderthalb Pfund, grünen Anis und Coriander von iedem zwölff Untzen, alles nach dem Kramergewichte, mischet sie unter einander, stosset sie zu einem zarten Pulver, hernach verwahret sie in einer wol vermachten Büchse. Diese Specereyen werden nur zum essen gebraucht; doch könte man sie auch wol zu der Artzeney gebrauchen, z.E. die Blähungen zu vertreiben, das Haupt zu stärcken, den Schleim und andre Feuchtigkeiten zu zertheilen, und wann einer niesen soll.

Piper Longum.

Piper longum,

Macropiper.

frantzösisch, Poivre long.

teutsch, langer Pfeffer,

Ist eine lange Frucht, so dicke, als wie eines kleinen Kindes Finger, rund und mit einer Menge kleiner Körner fein ordentlich besetzet, die auch so nahe und genau beysammen stehen, daß sie als wie nur ein Stück machen: auswendig sind sie grau, und ziehen sich etwas aufs rothe, inwendig [Spaltenumbruch] aber sind sie schwärtzlicht. Ein iedes Korn hält einen kleinen Kern in sich, der oftermahls vertrocknet und zu weissen Staube wird, scharff und beissend schmecket. Diese Frucht wächst auf einem langen Stiele an einer Staude, die der schwartzen Pfefferpflantze nicht unähnlich siehet, ohne daß sie niedriger ist und sich nicht also hoch erheben kan: so sind auch ihre Blätter viel zärter, grüner, und haben keinen solchen langen Stiel. In Indien, in Bengala wächst dieses Gewächse häuffig.

Den langen Pfeffer soll man nehmen, welcher lang, frisch und fein völlig, ziemlich dick und dichte, und schwer ist: der als wie schwartzer Pfeffer, doch nicht so gar scharff schmeckt. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Er eröffnet, zertheilet die Winde, ist gut wider den Gift, und Lust zum Beyschlaf zu erwecken.

Macropiper kommt von makhros, longus, lang, und piper, Pfeffer; bedeutet also soviel, als langer Pfeffer.

Nicolaus Monardes berichtet in seiner Beschreibung der einfachen Artzneymittel in America, wie daß auf der Küste vom vesten Lande, wo Nata und Carthagena liegen, sie sich gar starck einer Art langen Pfeffers bedieneten, welcher viel schärffer wäre als der aus Levante kommt. Er sey ungefehr eines Schuhes lang, bestehe aus sehr viel Körnern, die rund um einen Stiel, in guter Ordnung dichte auf einander sitzen, und eines das andere berühren, wie am gemeinen langen Pfeffer. Diese Frucht wächset auf einem Strauche, dessen Blätter bey nahe wie die Wegbreitblätter sehen. Sie wächset in den Inseln; ist grüne, wann sie abgenommen worden, wird aber reiff und überkommt eine schwartze Farbe, wann sie an der Sonne getrocknet wird. Die Americaner nennen sie Mecaxuchit, und mischen sie unter ihre Chocolate.

Es giebt noch eine Gattung langen schwartzen Pfeffer, von dem Pomet in seinem Buche handelt und wird Piper aethiopicum, frantzösisch Poivre d'Ethiopie, teutsch, Mohrenpfeffer, genennet, auch graine de Zelim, Selimskörner. Es ist eine Schote, des kleinen Fingers lang, bald so dicke wie ein Federkiel, auswendig braun, inwendig gelblicht, und in Knoten abgetheilet, in deren iedem eine kleine Bone lieget, die schwartz von aussen und inwendig gelblicht sieht. Dieser lange Pfeffer wächst auf einem kriechenden Gewächs, das weder Blätter, noch Blüten giebet, sondern bringt nur einen Stengel, daran viel Knöpfe sitzen, welche so dicke, als wie eine kleine Kastanie, und harte sind, daraus entspriessen diese Schoten; die haben einen scharffen, beissenden und ziemlich aromatischen Geschmack: die kleinen Bonen aber, die darinne zu befinden, haben weder Geschmack noch Geruch. In Frankreich ist dieser Pfeffer sehr seltsam und ziemlich unbekannt.

Die Mohren brauchen ihn wider das Zahnweh, wie wir allhier das Pyrethrum.

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Bey diesen wider einander lauffenden Meinungen wird einer besser nicht thun können, als daß er sein Urtheil so lange aufhalte, bis er der Wahrheit genauer kundig werden kan: es kan gar leicht iedweder Theil sein Recht und Ursach haben. Dann, es mag leichtlich seyn, daß wegen Seltsamkeit des weissen Pfeffers und weil er so gar schwer zu haben, man sich beflissen hat denselben nachzumachen, indem man den schwartzen Pfeffer, welcher gantz gemeine ist, einweichet, und von seiner schwartzen Schale reine macht. Dem sey, wie ihm wolle, den weissen Pfeffer soll man nehmen, wann er fein dicke und fein völlig ist, schwer und sauber, auswendig wie die Corianderkörner siehet, nur daß er dicker und viel härter sey und auch mit kleinen Streiffen, wie mit kleinen Ribben rund umgeben. Er wird uns von den Holländern zugeführet; führet viel flüchtiges Saltz, jedoch nicht also viel, gleichwie der schwartze Pfeffer, und eben nicht viel Oel.

Der weisse Pfeffer hat eben solche Kraft und Tugend wie der schwartze, iedoch nicht so gar starck.

Leucopiper kommt von λευχὸν, album, weiß, und piper, Pfeffer, das heist soviel als weisser Pfeffer.

Was die frantzösischen Specereyhändler Epices fines, feine Specereyen, zu nennen pflegen, daß ist, wie Pomet meldet, schwartzer Pfeffer, Würtznelcken, Muscatnüsse, Ingber, grüner Anis und Coriander, in gebührlicher Menge unter einander vermischet.

Zum Exempel nehmet zwölff und ein halb Pfund frischen, trocknen Ingber, fünff Pfund schwartzen Pfeffer, Nelcken und Muscatnüsse von iedem anderthalb Pfund, grünen Anis und Coriander von iedem zwölff Untzen, alles nach dem Kramergewichte, mischet sie unter einander, stosset sie zu einem zarten Pulver, hernach verwahret sie in einer wol vermachten Büchse. Diese Specereyen werden nur zum essen gebraucht; doch könte man sie auch wol zu der Artzeney gebrauchen, z.E. die Blähungen zu vertreiben, das Haupt zu stärcken, den Schleim und andre Feuchtigkeiten zu zertheilen, und wann einer niesen soll.

Piper Longum.

Piper longum,

Macropiper.

frantzösisch, Poivre long.

teutsch, langer Pfeffer,

Ist eine lange Frucht, so dicke, als wie eines kleinen Kindes Finger, rund und mit einer Menge kleiner Körner fein ordentlich besetzet, die auch so nahe und genau beysammen stehen, daß sie als wie nur ein Stück machen: auswendig sind sie grau, und ziehen sich etwas aufs rothe, inwendig [Spaltenumbruch] aber sind sie schwärtzlicht. Ein iedes Korn hält einen kleinen Kern in sich, der oftermahls vertrocknet und zu weissen Staube wird, scharff und beissend schmecket. Diese Frucht wächst auf einem langen Stiele an einer Staude, die der schwartzen Pfefferpflantze nicht unähnlich siehet, ohne daß sie niedriger ist und sich nicht also hoch erheben kan: so sind auch ihre Blätter viel zärter, grüner, und haben keinen solchen langen Stiel. In Indien, in Bengala wächst dieses Gewächse häuffig.

Den langen Pfeffer soll man nehmen, welcher lang, frisch und fein völlig, ziemlich dick und dichte, und schwer ist: der als wie schwartzer Pfeffer, doch nicht so gar scharff schmeckt. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel.

Er eröffnet, zertheilet die Winde, ist gut wider den Gift, und Lust zum Beyschlaf zu erwecken.

Macropiper kommt von μαχρὸς, longus, lang, und piper, Pfeffer; bedeutet also soviel, als langer Pfeffer.

Nicolaus Monardes berichtet in seiner Beschreibung der einfachen Artzneymittel in America, wie daß auf der Küste vom vesten Lande, wo Nata und Carthagena liegen, sie sich gar starck einer Art langen Pfeffers bedieneten, welcher viel schärffer wäre als der aus Levante kommt. Er sey ungefehr eines Schuhes lang, bestehe aus sehr viel Körnern, die rund um einen Stiel, in guter Ordnung dichte auf einander sitzen, und eines das andere berühren, wie am gemeinen langen Pfeffer. Diese Frucht wächset auf einem Strauche, dessen Blätter bey nahe wie die Wegbreitblätter sehen. Sie wächset in den Inseln; ist grüne, wann sie abgenommen worden, wird aber reiff und überkommt eine schwartze Farbe, wann sie an der Sonne getrocknet wird. Die Americaner nennen sie Mecaxuchit, und mischen sie unter ihre Chocolate.

Es giebt noch eine Gattung langen schwartzen Pfeffer, von dem Pomet in seinem Buche handelt und wird Piper æthiopicum, frantzösisch Poivre d'Ethiopie, teutsch, Mohrenpfeffer, genennet, auch graine de Zelim, Selimskörner. Es ist eine Schote, des kleinen Fingers lang, bald so dicke wie ein Federkiel, auswendig braun, inwendig gelblicht, und in Knoten abgetheilet, in deren iedem eine kleine Bone lieget, die schwartz von aussen und inwendig gelblicht sieht. Dieser lange Pfeffer wächst auf einem kriechenden Gewächs, das weder Blätter, noch Blüten giebet, sondern bringt nur einen Stengel, daran viel Knöpfe sitzen, welche so dicke, als wie eine kleine Kastanie, und harte sind, daraus entspriessen diese Schoten; die haben einen scharffen, beissenden und ziemlich aromatischen Geschmack: die kleinen Bonen aber, die darinne zu befinden, haben weder Geschmack noch Geruch. In Frankreich ist dieser Pfeffer sehr seltsam und ziemlich unbekannt.

Die Mohren brauchen ihn wider das Zahnweh, wie wir allhier das Pyrethrum.

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[0462] Bey diesen wider einander lauffenden Meinungen wird einer besser nicht thun können, als daß er sein Urtheil so lange aufhalte, bis er der Wahrheit genauer kundig werden kan: es kan gar leicht iedweder Theil sein Recht und Ursach haben. Dann, es mag leichtlich seyn, daß wegen Seltsamkeit des weissen Pfeffers und weil er so gar schwer zu haben, man sich beflissen hat denselben nachzumachen, indem man den schwartzen Pfeffer, welcher gantz gemeine ist, einweichet, und von seiner schwartzen Schale reine macht. Dem sey, wie ihm wolle, den weissen Pfeffer soll man nehmen, wann er fein dicke und fein völlig ist, schwer und sauber, auswendig wie die Corianderkörner siehet, nur daß er dicker und viel härter sey und auch mit kleinen Streiffen, wie mit kleinen Ribben rund umgeben. Er wird uns von den Holländern zugeführet; führet viel flüchtiges Saltz, jedoch nicht also viel, gleichwie der schwartze Pfeffer, und eben nicht viel Oel. Der weisse Pfeffer hat eben solche Kraft und Tugend wie der schwartze, iedoch nicht so gar starck. Leucopiper kommt von λευχὸν, album, weiß, und piper, Pfeffer, das heist soviel als weisser Pfeffer. Was die frantzösischen Specereyhändler Epices fines, feine Specereyen, zu nennen pflegen, daß ist, wie Pomet meldet, schwartzer Pfeffer, Würtznelcken, Muscatnüsse, Ingber, grüner Anis und Coriander, in gebührlicher Menge unter einander vermischet. Zum Exempel nehmet zwölff und ein halb Pfund frischen, trocknen Ingber, fünff Pfund schwartzen Pfeffer, Nelcken und Muscatnüsse von iedem anderthalb Pfund, grünen Anis und Coriander von iedem zwölff Untzen, alles nach dem Kramergewichte, mischet sie unter einander, stosset sie zu einem zarten Pulver, hernach verwahret sie in einer wol vermachten Büchse. Diese Specereyen werden nur zum essen gebraucht; doch könte man sie auch wol zu der Artzeney gebrauchen, z.E. die Blähungen zu vertreiben, das Haupt zu stärcken, den Schleim und andre Feuchtigkeiten zu zertheilen, und wann einer niesen soll. Piper Longum. Piper longum, Macropiper. frantzösisch, Poivre long. teutsch, langer Pfeffer, Ist eine lange Frucht, so dicke, als wie eines kleinen Kindes Finger, rund und mit einer Menge kleiner Körner fein ordentlich besetzet, die auch so nahe und genau beysammen stehen, daß sie als wie nur ein Stück machen: auswendig sind sie grau, und ziehen sich etwas aufs rothe, inwendig aber sind sie schwärtzlicht. Ein iedes Korn hält einen kleinen Kern in sich, der oftermahls vertrocknet und zu weissen Staube wird, scharff und beissend schmecket. Diese Frucht wächst auf einem langen Stiele an einer Staude, die der schwartzen Pfefferpflantze nicht unähnlich siehet, ohne daß sie niedriger ist und sich nicht also hoch erheben kan: so sind auch ihre Blätter viel zärter, grüner, und haben keinen solchen langen Stiel. In Indien, in Bengala wächst dieses Gewächse häuffig. Den langen Pfeffer soll man nehmen, welcher lang, frisch und fein völlig, ziemlich dick und dichte, und schwer ist: der als wie schwartzer Pfeffer, doch nicht so gar scharff schmeckt. Er führet viel flüchtig Saltz und Oel. Er eröffnet, zertheilet die Winde, ist gut wider den Gift, und Lust zum Beyschlaf zu erwecken. Macropiper kommt von μαχρὸς, longus, lang, und piper, Pfeffer; bedeutet also soviel, als langer Pfeffer. Nicolaus Monardes berichtet in seiner Beschreibung der einfachen Artzneymittel in America, wie daß auf der Küste vom vesten Lande, wo Nata und Carthagena liegen, sie sich gar starck einer Art langen Pfeffers bedieneten, welcher viel schärffer wäre als der aus Levante kommt. Er sey ungefehr eines Schuhes lang, bestehe aus sehr viel Körnern, die rund um einen Stiel, in guter Ordnung dichte auf einander sitzen, und eines das andere berühren, wie am gemeinen langen Pfeffer. Diese Frucht wächset auf einem Strauche, dessen Blätter bey nahe wie die Wegbreitblätter sehen. Sie wächset in den Inseln; ist grüne, wann sie abgenommen worden, wird aber reiff und überkommt eine schwartze Farbe, wann sie an der Sonne getrocknet wird. Die Americaner nennen sie Mecaxuchit, und mischen sie unter ihre Chocolate. Es giebt noch eine Gattung langen schwartzen Pfeffer, von dem Pomet in seinem Buche handelt und wird Piper æthiopicum, frantzösisch Poivre d'Ethiopie, teutsch, Mohrenpfeffer, genennet, auch graine de Zelim, Selimskörner. Es ist eine Schote, des kleinen Fingers lang, bald so dicke wie ein Federkiel, auswendig braun, inwendig gelblicht, und in Knoten abgetheilet, in deren iedem eine kleine Bone lieget, die schwartz von aussen und inwendig gelblicht sieht. Dieser lange Pfeffer wächst auf einem kriechenden Gewächs, das weder Blätter, noch Blüten giebet, sondern bringt nur einen Stengel, daran viel Knöpfe sitzen, welche so dicke, als wie eine kleine Kastanie, und harte sind, daraus entspriessen diese Schoten; die haben einen scharffen, beissenden und ziemlich aromatischen Geschmack: die kleinen Bonen aber, die darinne zu befinden, haben weder Geschmack noch Geruch. In Frankreich ist dieser Pfeffer sehr seltsam und ziemlich unbekannt. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/462>, abgerufen am 28.03.2024.