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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] schattigen Orten, in den Höltzern, bey Genff, in Teutschland, in Böhmen, in Mähren, in den nordischen Ländern, von daher uns die trocknen Blätter zugeführet werden: doch sind sie in Paris seltsam genug. Man soll diejenigen erwehlen, welche frisch sind und gantz, recht wol trocken, von Farbe dunckelgrün; dabey mag man sich hüten, daß nicht etwan gar zu gewinnsüchtige Kaufleute die jungen Blätter vom Birnbaume darunter gemenget haben, dann es ist schwerlich zu erkennen.

Das Wintergrün hält an, dient zu den Wunden, erfrischet, ist gut zum Durchfall, und zum Bluten, zur Entzündung auf der Brust, wann es als ein infusum oder als ein Pulver wird gebrauchet. Es wird auch äusserlich gebraucht, und unter die Pflaster und die Salben gemischet, das Blut zu stillen und die Wunden trocken zu halten.

Pyrola kommt von uyros, Birnenbaum, weil dieses Krautes Blätter dem Bienenlaube schier gleich sehen.

Verdure d'Hyver heisset es, weil es den gantzen Winter über grüne bleibet.

Pyrrhula.

Pyrrhula sive Rubicilla, Jonston.

Byrriola, Scaliger.

teutsch, Blutfinck, Gümpel, Thumpfaff.

Ist ein kleiner Vogel, so groß als wie ein Sperling, von Farbe roth, daher er Rubicilla genennt wird. Sein Schnabel ist kurtz, breit und gleissend: die Zunge dicke, breit und fleischig, an der Spitze mit einer Haut überzogen, die so harte ist wie Horn. Er hält sich in den Höltzern und auf den Bergen auf: machet sein Nestlein in die Hecken; und nährt sich mit Würmern, Hanffsamen und Baumknospen. Sein Gesang klingt bald als wie ein Flageolet: er pfeiffet auch den andern Vögeln nach; und lernet gleichfalls reden. Zur Artzney wird er nicht gebraucht.

Pyrus.

Pyrus, frantzösisch, Poirier, teutsch, Birnbaum, ist ein Baum, dessen es zwey Hauptgattungen giebet, eine zahme und eine wilde.

Die erste wird genannt

Pyrus, Brunf. Dod.

Pyrus sativa, C.B. Pit. Tournef.

Pyrum, Turn.

Pyra, Matth. Ang.

Deren ihr Stamm ist dicke; das Holtz ist gelblicht, gut zu schneiden und dienet für die Tischer. Seine Blätter sind ziemlich breit, rundlicht oder etwas länglicht, und vorne spitzig, grün, doch unten an dem Ende weißlicht. Die Blüten sind fünffblätterig und weiß, in Rösleinform; die Blätter stehen in den Kerben des Blumenkelches. Wann die Blüte vergangen ist, so wird aus dem Kelche eine fleischige Frucht, die insgemein länglicht und nach dem Stengel zu viel dünner, als wie sonst wo ist: am andern Ende hat sie als wie einen Nabel, welchen die Spitzen von dem Kelche machen. Die Frucht ist die Birne, welche lateinisch Pyrum, frantzösisch Poire, genennet wird. Es giebet ihrer sehr viel Arten, welche nach ihrer Gestalt, Grösse, [Spaltenumbruch] Farbe, Geschmack und Geruch von einander unterschieden werden. Ihr Fleisch ist weiß, und beschliesset, innwendig fünff Fächlein, die mit etlichen schwärtzlichten Kernen ausgefüllet sind.

Die andre heisset.

Pyrus sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

Pyra sylvestris major, Tab.

Pyraster, Gaza, akhras Theophrasti.

frantzösisch, Poirier saunage.

teutsch, Birnenbaum, Holtzbirnenbaum.

Der ist ein gut Theil kleiner, als der zahme, die Rinde am Stamme ist aufgesprungen, und hier und dorten rauch. Sein Holtz ist gelb und hart: die Aeste sind mit harten, scharffen Spitzen besetzt. Die Blätter sind länglicht oder etwas rund, fleischig und rauch, vorn am Ende spitzig. Seine Blüten sind weiß und den zahmen Birnbaumblüten gleich. Seine Früchte sind kleine länglichte oder runde Birnen, die eine Gestalt haben wie die zahmen Birnen, sind aber harte, schmecken streng und herbe, so daß man sie nicht essen kan. Dieser Baum wächst in der Normandie und in vielen andern Ländern, im Holtze und auf dem Felde. Wird er versetzt und wol gewartet, so bringt er Birnen, die gut zu essen taugen, oder zu Bereitung des Birnenmostes. Alle diese Birnen führen viel sal essentiale und Oel.

Sie halten an, sind gut zum Durchfall: die zahmen Birnen stärcken den Magen, befördern die Verdauung, wann sie nach der Mahlzeit genossen werden.

Pyrus, Pyra, kommt von Pyramis, eine Pyramide, dieweil dieses Baumes Frucht nicht selten schier eine solche Forme hat.

Der wilde Birnbaum wird in der griechischen Sprache akhras genannt, welches Wort von agkhein, strangulare, erwürgen, herstammet, dieweil die Holtzbirne, wann man sie isset, dermassen den Hals und die Kehle zusammen ziehet, daß einer meinet, er müsse erwürgen oder ersticken.

Quadrifolium.

Quadrifolium hortense album, C.B. Pit. Tournef.

Lotum quadrifolium, Ger.

Quadrifolium fuscum, Park.

Trifoliis affine quadrifolium phaeum Lobelli, J.B. Raji Hist.

Lotus quadrifolius, Tab.

Ist eine Gattung Klee, oder ein Gewächse, welches darinne von dem gemeinen Klee unterschieden ist, daß es gar ofte vier Blätter auf einem Stiele bringet, die zum Theile purpurfarb und schwärtzlicht sehen. Seine Blüten sind weiß. Dieses Kraut wächst an schattigten Orten, und wird auch in den Gärten erbauet. Es führet viel phlegma und Oel, nicht eben gar viel sal essentiale.

Es reiniget, befeuchtet, erfrischet. Innerlich wird es abgesotten wider die bösen Fieber der Kinder, wann Friesel dabey ist, gebrauchet.

Quadrifolium wird es genannt, weil es auf einem Stiele vier Blätter bringet.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] schattigen Orten, in den Höltzern, bey Genff, in Teutschland, in Böhmen, in Mähren, in den nordischen Ländern, von daher uns die trocknen Blätter zugeführet werden: doch sind sie in Paris seltsam genug. Man soll diejenigen erwehlen, welche frisch sind und gantz, recht wol trocken, von Farbe dunckelgrün; dabey mag man sich hüten, daß nicht etwan gar zu gewinnsüchtige Kaufleute die jungen Blätter vom Birnbaume darunter gemenget haben, dann es ist schwerlich zu erkennen.

Das Wintergrün hält an, dient zu den Wunden, erfrischet, ist gut zum Durchfall, und zum Bluten, zur Entzündung auf der Brust, wann es als ein infusum oder als ein Pulver wird gebrauchet. Es wird auch äusserlich gebraucht, und unter die Pflaster und die Salben gemischet, das Blut zu stillen und die Wunden trocken zu halten.

Pyrola kommt von uyros, Birnenbaum, weil dieses Krautes Blätter dem Bienenlaube schier gleich sehen.

Verdure d'Hyver heisset es, weil es den gantzen Winter über grüne bleibet.

Pyrrhula.

Pyrrhula sive Rubicilla, Jonston.

Byrriola, Scaliger.

teutsch, Blutfinck, Gümpel, Thumpfaff.

Ist ein kleiner Vogel, so groß als wie ein Sperling, von Farbe roth, daher er Rubicilla genennt wird. Sein Schnabel ist kurtz, breit und gleissend: die Zunge dicke, breit und fleischig, an der Spitze mit einer Haut überzogen, die so harte ist wie Horn. Er hält sich in den Höltzern und auf den Bergen auf: machet sein Nestlein in die Hecken; und nährt sich mit Würmern, Hanffsamen und Baumknospen. Sein Gesang klingt bald als wie ein Flageolet: er pfeiffet auch den andern Vögeln nach; und lernet gleichfalls reden. Zur Artzney wird er nicht gebraucht.

Pyrus.

Pyrus, frantzösisch, Poirier, teutsch, Birnbaum, ist ein Baum, dessen es zwey Hauptgattungen giebet, eine zahme und eine wilde.

Die erste wird genannt

Pyrus, Brunf. Dod.

Pyrus sativa, C.B. Pit. Tournef.

Pyrum, Turn.

Pyra, Matth. Ang.

Deren ihr Stamm ist dicke; das Holtz ist gelblicht, gut zu schneiden und dienet für die Tischer. Seine Blätter sind ziemlich breit, rundlicht oder etwas länglicht, und vorne spitzig, grün, doch unten an dem Ende weißlicht. Die Blüten sind fünffblätterig und weiß, in Rösleinform; die Blätter stehen in den Kerben des Blumenkelches. Wann die Blüte vergangen ist, so wird aus dem Kelche eine fleischige Frucht, die insgemein länglicht und nach dem Stengel zu viel dünner, als wie sonst wo ist: am andern Ende hat sie als wie einen Nabel, welchen die Spitzen von dem Kelche machen. Die Frucht ist die Birne, welche lateinisch Pyrum, frantzösisch Poire, genennet wird. Es giebet ihrer sehr viel Arten, welche nach ihrer Gestalt, Grösse, [Spaltenumbruch] Farbe, Geschmack und Geruch von einander unterschieden werden. Ihr Fleisch ist weiß, und beschliesset, innwendig fünff Fächlein, die mit etlichen schwärtzlichten Kernen ausgefüllet sind.

Die andre heisset.

Pyrus sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

Pyra sylvestris major, Tab.

Pyraster, Gaza, ἀχρὰς Theophrasti.

frantzösisch, Poirier saunage.

teutsch, Birnenbaum, Holtzbirnenbaum.

Der ist ein gut Theil kleiner, als der zahme, die Rinde am Stamme ist aufgesprungen, und hier und dorten rauch. Sein Holtz ist gelb und hart: die Aeste sind mit harten, scharffen Spitzen besetzt. Die Blätter sind länglicht oder etwas rund, fleischig und rauch, vorn am Ende spitzig. Seine Blüten sind weiß und den zahmen Birnbaumblüten gleich. Seine Früchte sind kleine länglichte oder runde Birnen, die eine Gestalt haben wie die zahmen Birnen, sind aber harte, schmecken streng und herbe, so daß man sie nicht essen kan. Dieser Baum wächst in der Normandie und in vielen andern Ländern, im Holtze und auf dem Felde. Wird er versetzt und wol gewartet, so bringt er Birnen, die gut zu essen taugen, oder zu Bereitung des Birnenmostes. Alle diese Birnen führen viel sal essentiale und Oel.

Sie halten an, sind gut zum Durchfall: die zahmen Birnen stärcken den Magen, befördern die Verdauung, wann sie nach der Mahlzeit genossen werden.

Pyrus, Pyra, kommt von Pyramis, eine Pyramide, dieweil dieses Baumes Frucht nicht selten schier eine solche Forme hat.

Der wilde Birnbaum wird in der griechischen Sprache ἀχρὰς genannt, welches Wort von ἄγχειν, strangulare, erwürgen, herstammet, dieweil die Holtzbirne, wann man sie isset, dermassen den Hals und die Kehle zusammen ziehet, daß einer meinet, er müsse erwürgen oder ersticken.

Quadrifolium.

Quadrifolium hortense album, C.B. Pit. Tournef.

Lotum quadrifolium, Ger.

Quadrifolium fuscum, Park.

Trifoliis affine quadrifolium phæum Lobelli, J.B. Raji Hist.

Lotus quadrifolius, Tab.

Ist eine Gattung Klee, oder ein Gewächse, welches darinne von dem gemeinen Klee unterschieden ist, daß es gar ofte vier Blätter auf einem Stiele bringet, die zum Theile purpurfarb und schwärtzlicht sehen. Seine Blüten sind weiß. Dieses Kraut wächst an schattigten Orten, und wird auch in den Gärten erbauet. Es führet viel phlegma und Oel, nicht eben gar viel sal essentiale.

Es reiniget, befeuchtet, erfrischet. Innerlich wird es abgesotten wider die bösen Fieber der Kinder, wann Friesel dabey ist, gebrauchet.

Quadrifolium wird es genannt, weil es auf einem Stiele vier Blätter bringet.

[Ende Spaltensatz]
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[0487] schattigen Orten, in den Höltzern, bey Genff, in Teutschland, in Böhmen, in Mähren, in den nordischen Ländern, von daher uns die trocknen Blätter zugeführet werden: doch sind sie in Paris seltsam genug. Man soll diejenigen erwehlen, welche frisch sind und gantz, recht wol trocken, von Farbe dunckelgrün; dabey mag man sich hüten, daß nicht etwan gar zu gewinnsüchtige Kaufleute die jungen Blätter vom Birnbaume darunter gemenget haben, dann es ist schwerlich zu erkennen. Das Wintergrün hält an, dient zu den Wunden, erfrischet, ist gut zum Durchfall, und zum Bluten, zur Entzündung auf der Brust, wann es als ein infusum oder als ein Pulver wird gebrauchet. Es wird auch äusserlich gebraucht, und unter die Pflaster und die Salben gemischet, das Blut zu stillen und die Wunden trocken zu halten. Pyrola kommt von uyros, Birnenbaum, weil dieses Krautes Blätter dem Bienenlaube schier gleich sehen. Verdure d'Hyver heisset es, weil es den gantzen Winter über grüne bleibet. Pyrrhula. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/487>, abgerufen am 25.04.2024.