Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] gesammlet worden. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma.

Die Creutzbeeren führen den Schleim gewaltig ab. Sie werden zur Wassersucht gebraucht, zum Podagra, zu Flüssen, zur Lähmung der Glieder. Auf einmahl werden sechs bis zwantzig Beeren eingegeben. Man muß etwas drauf essen, sobald als man sie eingenommen hat, damit sich in den Magen etwas finde, dadurch ihr scharffes Saltz gedämpfet wird: dann sonsten dürfften sie gantz unerträglich schneiden verursachen.

Die Blätter vom Wegdorn reinigen und dienen zu den Wunden, werden aber fast gar nicht gebrauchet.

Aus dem Creutzbeeren wird ein harter Teig gemacht, und auf frantzösisch, Vert de Vessie, teutsch, Blasengrün, genennet. Zu diesem Ende werden die Beeren, wann sie schwartz und recht zeitig sind, zerquetschet; darauf unter eine Presse gebracht, und der schwartze, schleimige Saft daraus gedrucket: der wird alsbald bey einem gelinden Feuer abgedämpft und nicht vorher gereiniget, auch etwas wenig von Alaun, in Wasser zerlassen, drein gethan, damit die Farbe schön und desto höher werde. Das Feuer wird darunter erhalten, bis daß der Saft wie Honig dicke worden. Nach diesem wird er in eine Rindsblase oder in eine Schweinsblase geschüttet, und in die Feuermauer, oder sonst an einen warmen Ort gehängt; da mag er harte werden, daß er sich behalten läst. Die Färber und die Mahler bedienen sich seiner.

Das Blasengrün muß man erwehlen, welches hart und dichte ist, ziemlich schwer, braungrün von Farbe oder schwartz, auswendig gleissend, doch muß es gantz grün werden, wann es geschabet oder auch zerstossen wird, und süßlicht schmecken.

Vert de Vessie, Blasengrün wird es genannt, weil diese grüne Materie in den Blasen harte worden ist.

Rhaponticum.

Rhaponticum, sive Rha, frantzösisch, Rapontic, teutsch, Rhapontic, ist eine Wurtzel, welche insgemein des Fingers lang, auch manchmahl länger ist, und etwan ein paar Daumen dick, gelb und der Rhabarber aus und innewendig gar viel gleich, jedoch ein gut Theil leichter, nicht also dichte, nicht so starck von Geruch, und nicht so bitter. Darinne ist sie auch annoch von der Rhabarber unterschieden, daß sie im Munde schleimig wird, wann man sie käuet, welches die Rhabarber nicht thut. Sie wird trocken aus Asien zu uns gebracht. Ihr Gewächse ist eine Gattung Lapathum, [Spaltenumbruch] welches der Sage nach, an dem Flusse Tanais soll wachsen.

Die Rhapantic soll man erwehlen, welche frisch und leichte ist, so hoch an Farbe, als nur möglich, inwendig wol beschaffen, nicht wurmstichig, ein wenig bitter, schleimig und anziehend von Geschmack. Sie führet viel Oel und Saltz, das eines theils essentiale, und zum theil fixum ist.

Sie hält schlechter Dinge an, dienet den Durchfall zu versetzen, den Magen zu stärcken: sie purgieret gar nicht. Sie wird auch wider den Gift gebrauchet.

Rhaponticum heist so viel als eine Wurtzel aus Ponto, dann diese Wurtzel wurde ehedessen aus dem Königreiche Ponto überbracht.

Rhasut Rumigi Maurorum.

Rhasut & Rumigi a Mauris nominata, Rauwolffi, Lugd. Append.

Aristolochia Orientalis, foliis lanceolatis, Pit. Tournef.

Aristolochia Maurorum, C. B.

Aristolochia similis Rhasut & Rumigi Maurorum, J. B.

Ist eine Gattung fremder Osterluzey, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, so zarte als wie Fäden, die sind weißlicht, und jeder hat sieben oder acht kleine schmale Blätterlein, welche so spitzig sind und sehen wie Spießeisen, stehen gegen einander über, und haben eine aschengraue Farbe. Die Blüten sehen dunckel, wie die an den andern Sorten der Osterluzey, und sitzen an rauchen Stielen. Ihnen folgen häutige Früchte, die beschliessen platte Samen, die über einander liegen. Die Wurtzel ist ziemlich dicke, steckt gar tieff in der Erde, und schmecket überaus bitter. Das gantze Gewächs hat einen unannehmlichen Geruch: es wächset insonderheit bey den Mohren, um Aleppo herum. Die Wurtzel könte vielleicht zur Artzney gebrauchet werden.

Sie ist gut zu Wunden, reiniget, trocknet, zertheilet, wenn sie aufgeleget wird.

Rhinoceros.

Rhinoceros, Rhinocer, Nashorn, ist ein vierfüßiges Thier: welches so groß ist als ein Ochse, dessen Leib aber einer wilden Sau nicht unähnlich siehet, ausser, daß es viel dicker und häßlicher ist. Sein Kopf ist dick, von hinten wie mit einer platten Pfaffenmütze überzogen, daher ihm auch die Portugiesen den Titel, Moine des Indes, indianischer Mönch, gegeben. Der Rachen ist ein wenig gespalten, der Rüssel lang und über den Nasenlöchern mit einem Horn bewaffnet, welches ungefehr anderthalben Schuh lang, dick, hart und starck, wie eine Pyramide geformiret ist, die Spitze ist in die Höhe und gegen den Kopf zu gekehret, und siehet schwartz. Auf dem Rücken führet es noch eine ander Horn, einer Hand lang, das ist gedrehet, als wie eine Schraube und spitzig, so dichte und so schwartz als wie das andere. [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] gesammlet worden. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma.

Die Creutzbeeren führen den Schleim gewaltig ab. Sie werden zur Wassersucht gebraucht, zum Podagra, zu Flüssen, zur Lähmung der Glieder. Auf einmahl werden sechs bis zwantzig Beeren eingegeben. Man muß etwas drauf essen, sobald als man sie eingenommen hat, damit sich in den Magen etwas finde, dadurch ihr scharffes Saltz gedämpfet wird: dann sonsten dürfften sie gantz unerträglich schneiden verursachen.

Die Blätter vom Wegdorn reinigen und dienen zu den Wunden, werden aber fast gar nicht gebrauchet.

Aus dem Creutzbeeren wird ein harter Teig gemacht, und auf frantzösisch, Vert de Vessie, teutsch, Blasengrün, genennet. Zu diesem Ende werden die Beeren, wann sie schwartz und recht zeitig sind, zerquetschet; darauf unter eine Presse gebracht, und der schwartze, schleimige Saft daraus gedrucket: der wird alsbald bey einem gelinden Feuer abgedämpft und nicht vorher gereiniget, auch etwas wenig von Alaun, in Wasser zerlassen, drein gethan, damit die Farbe schön und desto höher werde. Das Feuer wird darunter erhalten, bis daß der Saft wie Honig dicke worden. Nach diesem wird er in eine Rindsblase oder in eine Schweinsblase geschüttet, und in die Feuermauer, oder sonst an einen warmen Ort gehängt; da mag er harte werden, daß er sich behalten läst. Die Färber und die Mahler bedienen sich seiner.

Das Blasengrün muß man erwehlen, welches hart und dichte ist, ziemlich schwer, braungrün von Farbe oder schwartz, auswendig gleissend, doch muß es gantz grün werden, wann es geschabet oder auch zerstossen wird, und süßlicht schmecken.

Vert de Vessie, Blasengrün wird es genannt, weil diese grüne Materie in den Blasen harte worden ist.

Rhaponticum.

Rhaponticum, sive Rha, frantzösisch, Rapontic, teutsch, Rhapontic, ist eine Wurtzel, welche insgemein des Fingers lang, auch manchmahl länger ist, und etwan ein paar Daumen dick, gelb und der Rhabarber aus und innewendig gar viel gleich, jedoch ein gut Theil leichter, nicht also dichte, nicht so starck von Geruch, und nicht so bitter. Darinne ist sie auch annoch von der Rhabarber unterschieden, daß sie im Munde schleimig wird, wann man sie käuet, welches die Rhabarber nicht thut. Sie wird trocken aus Asien zu uns gebracht. Ihr Gewächse ist eine Gattung Lapathum, [Spaltenumbruch] welches der Sage nach, an dem Flusse Tanais soll wachsen.

Die Rhapantic soll man erwehlen, welche frisch und leichte ist, so hoch an Farbe, als nur möglich, inwendig wol beschaffen, nicht wurmstichig, ein wenig bitter, schleimig und anziehend von Geschmack. Sie führet viel Oel und Saltz, das eines theils essentiale, und zum theil fixum ist.

Sie hält schlechter Dinge an, dienet den Durchfall zu versetzen, den Magen zu stärcken: sie purgieret gar nicht. Sie wird auch wider den Gift gebrauchet.

Rhaponticum heist so viel als eine Wurtzel aus Ponto, dann diese Wurtzel wurde ehedessen aus dem Königreiche Ponto überbracht.

Rhasut Rumigi Maurorum.

Rhasut & Rumigi à Mauris nominata, Rauwolffi, Lugd. Append.

Aristolochia Orientalis, foliis lanceolatis, Pit. Tournef.

Aristolochia Maurorum, C. B.

Aristolochia similis Rhasut & Rumigi Maurorum, J. B.

Ist eine Gattung fremder Osterluzey, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, so zarte als wie Fäden, die sind weißlicht, und jeder hat sieben oder acht kleine schmale Blätterlein, welche so spitzig sind und sehen wie Spießeisen, stehen gegen einander über, und haben eine aschengraue Farbe. Die Blüten sehen dunckel, wie die an den andern Sorten der Osterluzey, und sitzen an rauchen Stielen. Ihnen folgen häutige Früchte, die beschliessen platte Samen, die über einander liegen. Die Wurtzel ist ziemlich dicke, steckt gar tieff in der Erde, und schmecket überaus bitter. Das gantze Gewächs hat einen unannehmlichen Geruch: es wächset insonderheit bey den Mohren, um Aleppo herum. Die Wurtzel könte vielleicht zur Artzney gebrauchet werden.

Sie ist gut zu Wunden, reiniget, trocknet, zertheilet, wenn sie aufgeleget wird.

Rhinoceros.

Rhinoceros, Rhinocer, Nashorn, ist ein vierfüßiges Thier: welches so groß ist als ein Ochse, dessen Leib aber einer wilden Sau nicht unähnlich siehet, ausser, daß es viel dicker und häßlicher ist. Sein Kopf ist dick, von hinten wie mit einer platten Pfaffenmütze überzogen, daher ihm auch die Portugiesen den Titel, Moine des Indes, indianischer Mönch, gegeben. Der Rachen ist ein wenig gespalten, der Rüssel lang und über den Nasenlöchern mit einem Horn bewaffnet, welches ungefehr anderthalben Schuh lang, dick, hart und starck, wie eine Pyramide geformiret ist, die Spitze ist in die Höhe und gegen den Kopf zu gekehret, und siehet schwartz. Auf dem Rücken führet es noch eine ander Horn, einer Hand lang, das ist gedrehet, als wie eine Schraube und spitzig, so dichte und so schwartz als wie das andere. [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0497"/><cb type="start"/>
gesammlet worden. Sie führen viel <hi rendition="#i">sal essentiale,</hi> Oel und <hi rendition="#i">phlegma.</hi></p><lb/>
          <p>Die Creutzbeeren führen den Schleim gewaltig ab. Sie werden zur Wassersucht gebraucht, zum Podagra, zu Flüssen, zur Lähmung der Glieder. Auf einmahl werden sechs bis zwantzig Beeren eingegeben. Man muß etwas drauf essen, sobald als man sie eingenommen hat, damit sich in den Magen etwas finde, dadurch ihr scharffes Saltz gedämpfet wird: dann sonsten dürfften sie gantz unerträglich schneiden verursachen.</p><lb/>
          <p>Die Blätter vom Wegdorn reinigen und dienen zu den Wunden, werden aber fast gar nicht gebrauchet.</p><lb/>
          <p>Aus dem Creutzbeeren wird ein harter Teig gemacht, und auf frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Vert de Vessie</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Blasengrün,</hi> genennet. Zu diesem Ende werden die <hi rendition="#fr">Beeren,</hi> wann sie schwartz und recht zeitig sind, zerquetschet; darauf unter eine Presse gebracht, und der schwartze, schleimige Saft daraus gedrucket: der wird alsbald bey einem gelinden Feuer abgedämpft und nicht vorher gereiniget, auch etwas wenig von Alaun, in Wasser zerlassen, drein gethan, damit die Farbe schön und desto höher werde. Das Feuer wird darunter erhalten, bis daß der Saft wie Honig dicke worden. Nach diesem wird er in eine Rindsblase oder in eine Schweinsblase geschüttet, und in die Feuermauer, oder sonst an einen warmen Ort gehängt; da mag er harte werden, daß er sich behalten läst. Die Färber und die Mahler bedienen sich seiner.</p><lb/>
          <p>Das Blasengrün muß man erwehlen, welches hart und dichte ist, ziemlich schwer, braungrün von Farbe oder schwartz, auswendig gleissend, doch muß es gantz grün werden, wann es geschabet oder auch zerstossen wird, und süßlicht schmecken.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Vert de Vessie</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Blasengrün</hi> wird es genannt, weil diese grüne Materie in den Blasen harte worden ist.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Rhaponticum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Rhaponticum, sive Rha</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Rapontic</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Rhapontic,</hi> ist eine Wurtzel, welche insgemein des Fingers lang, auch manchmahl länger ist, und etwan ein paar Daumen dick, gelb und der Rhabarber aus und innewendig gar viel gleich, jedoch ein gut Theil leichter, nicht also dichte, nicht so starck von Geruch, und nicht so bitter. Darinne ist sie auch annoch von der Rhabarber unterschieden, daß sie im Munde schleimig wird, wann man sie käuet, welches die Rhabarber nicht thut. Sie wird trocken aus <hi rendition="#fr">Asien</hi> zu uns gebracht. Ihr Gewächse ist eine Gattung <hi rendition="#i">Lapathum,</hi> <cb/>
welches der Sage nach, an dem Flusse <hi rendition="#fr">Tanais</hi> soll wachsen.</p><lb/>
          <p>Die Rhapantic soll man erwehlen, welche frisch und leichte ist, so hoch an Farbe, als nur möglich, inwendig wol beschaffen, nicht wurmstichig, ein wenig bitter, schleimig und anziehend von Geschmack. Sie führet viel Oel und Saltz, das eines theils <hi rendition="#i">essentiale,</hi> und zum theil <hi rendition="#i">fixum</hi> ist.</p><lb/>
          <p>Sie hält schlechter Dinge an, dienet den Durchfall zu versetzen, den Magen zu stärcken: sie purgieret gar nicht. Sie wird auch wider den Gift gebrauchet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Rhaponticum</hi> heist so viel als eine Wurtzel aus Ponto, dann diese Wurtzel wurde ehedessen aus dem Königreiche Ponto überbracht.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Rhasut Rumigi Maurorum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Rhasut &amp; Rumigi à Mauris nominata</hi>, Rauwolffi, Lugd. Append</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Aristolochia Orientalis, foliis lanceolatis</hi>, Pit. Tournef</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Aristolochia Maurorum</hi>, C. B</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Aristolochia similis Rhasut &amp; Rumigi Maurorum</hi>, J. B</hi>.</p><lb/>
          <p>Ist eine Gattung fremder Osterluzey, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, so zarte als wie Fäden, die sind weißlicht, und jeder hat sieben oder acht kleine schmale Blätterlein, welche so spitzig sind und sehen wie Spießeisen, stehen gegen einander über, und haben eine aschengraue Farbe. Die Blüten sehen dunckel, wie die an den andern Sorten der Osterluzey, und sitzen an rauchen Stielen. Ihnen folgen häutige Früchte, die beschliessen platte Samen, die über einander liegen. Die Wurtzel ist ziemlich dicke, steckt gar tieff in der Erde, und schmecket überaus bitter. Das gantze Gewächs hat einen unannehmlichen Geruch: es wächset insonderheit bey den Mohren, um <hi rendition="#fr">Aleppo</hi> herum. Die Wurtzel könte vielleicht zur Artzney gebrauchet werden.</p><lb/>
          <p>Sie ist gut zu Wunden, reiniget, trocknet, zertheilet, wenn sie aufgeleget wird.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Rhinoceros.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Rhinoceros</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Rhinocer, Nashorn,</hi> ist ein vierfüßiges Thier: welches so groß ist als ein Ochse, dessen Leib aber einer wilden Sau nicht unähnlich siehet, ausser, daß es viel dicker und häßlicher ist. Sein Kopf ist dick, von hinten wie mit einer platten Pfaffenmütze überzogen, daher ihm auch die Portugiesen den Titel, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Moine des Indes</hi></hi>, <hi rendition="#fr">indianischer Mönch,</hi> gegeben. Der Rachen ist ein wenig gespalten, der Rüssel lang und über den Nasenlöchern mit einem Horn bewaffnet, welches ungefehr anderthalben Schuh lang, dick, hart und starck, wie eine Pyramide geformiret ist, die Spitze ist in die Höhe und gegen den Kopf zu gekehret, und siehet schwartz. Auf dem Rücken führet es noch eine ander Horn, einer Hand lang, das ist gedrehet, als wie eine Schraube und spitzig, so dichte und so schwartz als wie das andere. <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0497] gesammlet worden. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma. Die Creutzbeeren führen den Schleim gewaltig ab. Sie werden zur Wassersucht gebraucht, zum Podagra, zu Flüssen, zur Lähmung der Glieder. Auf einmahl werden sechs bis zwantzig Beeren eingegeben. Man muß etwas drauf essen, sobald als man sie eingenommen hat, damit sich in den Magen etwas finde, dadurch ihr scharffes Saltz gedämpfet wird: dann sonsten dürfften sie gantz unerträglich schneiden verursachen. Die Blätter vom Wegdorn reinigen und dienen zu den Wunden, werden aber fast gar nicht gebrauchet. Aus dem Creutzbeeren wird ein harter Teig gemacht, und auf frantzösisch, Vert de Vessie, teutsch, Blasengrün, genennet. Zu diesem Ende werden die Beeren, wann sie schwartz und recht zeitig sind, zerquetschet; darauf unter eine Presse gebracht, und der schwartze, schleimige Saft daraus gedrucket: der wird alsbald bey einem gelinden Feuer abgedämpft und nicht vorher gereiniget, auch etwas wenig von Alaun, in Wasser zerlassen, drein gethan, damit die Farbe schön und desto höher werde. Das Feuer wird darunter erhalten, bis daß der Saft wie Honig dicke worden. Nach diesem wird er in eine Rindsblase oder in eine Schweinsblase geschüttet, und in die Feuermauer, oder sonst an einen warmen Ort gehängt; da mag er harte werden, daß er sich behalten läst. Die Färber und die Mahler bedienen sich seiner. Das Blasengrün muß man erwehlen, welches hart und dichte ist, ziemlich schwer, braungrün von Farbe oder schwartz, auswendig gleissend, doch muß es gantz grün werden, wann es geschabet oder auch zerstossen wird, und süßlicht schmecken. Vert de Vessie, Blasengrün wird es genannt, weil diese grüne Materie in den Blasen harte worden ist. Rhaponticum. Rhaponticum, sive Rha, frantzösisch, Rapontic, teutsch, Rhapontic, ist eine Wurtzel, welche insgemein des Fingers lang, auch manchmahl länger ist, und etwan ein paar Daumen dick, gelb und der Rhabarber aus und innewendig gar viel gleich, jedoch ein gut Theil leichter, nicht also dichte, nicht so starck von Geruch, und nicht so bitter. Darinne ist sie auch annoch von der Rhabarber unterschieden, daß sie im Munde schleimig wird, wann man sie käuet, welches die Rhabarber nicht thut. Sie wird trocken aus Asien zu uns gebracht. Ihr Gewächse ist eine Gattung Lapathum, welches der Sage nach, an dem Flusse Tanais soll wachsen. Die Rhapantic soll man erwehlen, welche frisch und leichte ist, so hoch an Farbe, als nur möglich, inwendig wol beschaffen, nicht wurmstichig, ein wenig bitter, schleimig und anziehend von Geschmack. Sie führet viel Oel und Saltz, das eines theils essentiale, und zum theil fixum ist. Sie hält schlechter Dinge an, dienet den Durchfall zu versetzen, den Magen zu stärcken: sie purgieret gar nicht. Sie wird auch wider den Gift gebrauchet. Rhaponticum heist so viel als eine Wurtzel aus Ponto, dann diese Wurtzel wurde ehedessen aus dem Königreiche Ponto überbracht. Rhasut Rumigi Maurorum. Rhasut & Rumigi à Mauris nominata, Rauwolffi, Lugd. Append. Aristolochia Orientalis, foliis lanceolatis, Pit. Tournef. Aristolochia Maurorum, C. B. Aristolochia similis Rhasut & Rumigi Maurorum, J. B. Ist eine Gattung fremder Osterluzey, oder ein Kraut, das einen Hauffen kleine Stengel treibet, so zarte als wie Fäden, die sind weißlicht, und jeder hat sieben oder acht kleine schmale Blätterlein, welche so spitzig sind und sehen wie Spießeisen, stehen gegen einander über, und haben eine aschengraue Farbe. Die Blüten sehen dunckel, wie die an den andern Sorten der Osterluzey, und sitzen an rauchen Stielen. Ihnen folgen häutige Früchte, die beschliessen platte Samen, die über einander liegen. Die Wurtzel ist ziemlich dicke, steckt gar tieff in der Erde, und schmecket überaus bitter. Das gantze Gewächs hat einen unannehmlichen Geruch: es wächset insonderheit bey den Mohren, um Aleppo herum. Die Wurtzel könte vielleicht zur Artzney gebrauchet werden. Sie ist gut zu Wunden, reiniget, trocknet, zertheilet, wenn sie aufgeleget wird. Rhinoceros. Rhinoceros, Rhinocer, Nashorn, ist ein vierfüßiges Thier: welches so groß ist als ein Ochse, dessen Leib aber einer wilden Sau nicht unähnlich siehet, ausser, daß es viel dicker und häßlicher ist. Sein Kopf ist dick, von hinten wie mit einer platten Pfaffenmütze überzogen, daher ihm auch die Portugiesen den Titel, Moine des Indes, indianischer Mönch, gegeben. Der Rachen ist ein wenig gespalten, der Rüssel lang und über den Nasenlöchern mit einem Horn bewaffnet, welches ungefehr anderthalben Schuh lang, dick, hart und starck, wie eine Pyramide geformiret ist, die Spitze ist in die Höhe und gegen den Kopf zu gekehret, und siehet schwartz. Auf dem Rücken führet es noch eine ander Horn, einer Hand lang, das ist gedrehet, als wie eine Schraube und spitzig, so dichte und so schwartz als wie das andere.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/497
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/497>, abgerufen am 28.03.2024.