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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Ihr Fleisch, Leber und Hertz treiben den Schweiß, dienen wider die schädlichen Feuchtigkeiten in dem Leibe, das Geblüte zu reinigen und den Urin zu treiben: sie werden getrocknet, zu Pulver gestossen und von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein eingegeben.

Ihr Fett zertheilet, dient zu dem Podagra, auch das Gesicht zu schärffen, wann man es auf die Augenlieder streicht.

In dem Kupferbergwercke in Schweden, 24. Meilen von Stockholm, finden sich Schlangen, die sehen roth, gleich als wie Kupfer, sind etwa eines Schuhes lang, einen oder zwey Zoll dicke, mit einer schupigen Haut umgeben, gar zerbrechlich, und nicht sonders giftig. An dieser Gattung Schlangen ist etwas gar besonders, daß sie wie Glas zerbrechen, wann sie mit einer Ruthe oder etwas andern harten geschlagen werden: ob sie nun gleich gebrochen sind, bewegen sie sich doch noch eine gute Zeit, als wie die andern Schlangen, welche man zerstücket hat. Sterben sie, ohne daß sie sind geschlagen worden, so bleiben sie so brüchig, bis sie gantz vermodert sind. Meines erachtens kommt dieses von der kupferartigen Nahrung und andern dergleichen Säften her, dadurch ihr gantzes, und insonderheit ihr äusserliches Wesen gantz cond ensiret, dicht und hart gemachet worden ist.

Serpens heisset sie, quod serpat, weil sie kreucht: dann eben darum ist sie so betitelt worden.

Serpyllum.

Serpyllum, frantzösisch, Serpolet, teutsch, Quendel, ist ein Kraut, dessen es viel Arten giebet: doch will ich hier nur von derselben reden, welche am meisten zur Artzney gebrauchet und für die beste geachtet wird. Sie heisset

Serpyllum, Brunf. Trag. Fuch.

Serpyllum vulgare minus, C.B. Pit. Tournef.

Serpyllum minus, flore albo & flore purpureo, Tab.

Serpyllum vulgare repens, Clus. Hist.

Die treibet einen Hauffen viereckigte Stengel, welche hart und holtzig, röthlicht, niedrig und ein wenig rauch sind: einige erheben sich der Hand hoch in die Höhe, die andern kriechen herum, und hangen sich, bald hier, bald da mit ihren zarten Fäsgen, oben an die Erde. Die Blätter sind klein und grün, etwas grösser als wie die am Thymian. Die Blüten wachsen auf der Stengel Spitzen, sind klein, und stehen wie ein Knopf beysammen, sehen purperfarbig oder weiß. Eine jede ist ein Röhrlein, welches oben in zwey labia zerspaltet, und in einem Kelche stecket, der wie [Spaltenumbruch] ein Hörnlein sieht. Wann dieselbige verfallen, so folgen fast gantz runde Samen, in der Capsel, die der Blume an Statt des Kelchs gedienet. Die Wurtzeln sind sehr zart und zaserig. Dieses Kraut wächst an ungebauten Orten, wo es bergig, dörre, rauh und sandig, steinig ist, auch in dem Felde. Im May blühet es. Es hat einen angenehmen Geruch und einen scharffen gewürtzhaftigen Geschmack. Es führet viel ziemlich kräftig Oel und flüchtig Saltz.

Es eröffnet, dient für den Kopf, wider die Mutterbeschwerung, und für den Magen: es widerstehet dem Gift: treibet die Zeit und den Harn: ist gut wider die schwere Noth und den Schwindel.

Serpyllum, griechisch, erpullos, kommt von erpo, serpo, ich krieche herum, weil dieses Kraut auf der Erde herum kreucht.

Serratula.

Serratula, Dod. C.B.J.B. Raji Hist.

Serratula purpurea, Ger.

Serratula vulgaris, flore purpureo, Park.

Serratula tinctoria, Tab.

Jacea nemorensis, quae Serratula vulgo, Pit. Tournef.

Cerretta, sive Serretta, Caef.

teutsch, Scharte, Färberscharte.

Ist eine Art der Jacea, oder ein Kraut, welches aus seiner Wurtzel länglichte und breite Blätter hervor stösset, die sind viel grösser, als wie die an der Betonie, am Rande zackigt oder eingekerbt, von Farbe dunckelgrün. Sein Stengel wird zwey bis drey Schuh hoch, ist gerade, veste und gestreifft, röthlicht und theilet sich nach der Spitze zu in gar viel Seitenzweige, trägt Blätter, die also zerschnitten sind, als wie die an der Scabiose, und sehen gar anders, dann die untersten. Die Blüten wachsen auf den Spitzen der Seitenzweige, sitzen auf länglichten und schupigen Knöpfen, und jede giebet einen Büschel purperfarbiger kleiner Blumen, die oben ausgeschweifft und in gantz dünne Stück zerschnitten sind, gleichwie die an den andern Arten der Jacea. Wann diese Blüten gefallen find, so folgen darauf Samen, ein jeder mit einem Bürstlein oben auf. Dieses Kraut wächst in dem Holtze, in den Wiesen, an dunckeln, feuchten Orten. Es führet viel Oel und Sal essentiale.

Es ist gut zu Wunden, zu Quetsuren, und wann man hoch herunter gefallen ist: es zertheilet das geronnene Geblüte: reiniget, trocknet, stillet den Schmertzen der Mastkörner, wann es zerquetscht und aufgeleget wird. Es ist auch gut zu Brüchen; und wird innerlich und äusserlich gebrauchet. Die Wurtzel wird gestossen und eines Scrupels schwer bis auf ein Quintlein eingegeben.

Serratula, quasi serra parva, eine kleine Säge, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Ihr Fleisch, Leber und Hertz treiben den Schweiß, dienen wider die schädlichen Feuchtigkeiten in dem Leibe, das Geblüte zu reinigen und den Urin zu treiben: sie werden getrocknet, zu Pulver gestossen und von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein eingegeben.

Ihr Fett zertheilet, dient zu dem Podagra, auch das Gesicht zu schärffen, wann man es auf die Augenlieder streicht.

In dem Kupferbergwercke in Schweden, 24. Meilen von Stockholm, finden sich Schlangen, die sehen roth, gleich als wie Kupfer, sind etwa eines Schuhes lang, einen oder zwey Zoll dicke, mit einer schupigen Haut umgeben, gar zerbrechlich, und nicht sonders giftig. An dieser Gattung Schlangen ist etwas gar besonders, daß sie wie Glas zerbrechen, wann sie mit einer Ruthe oder etwas andern harten geschlagen werden: ob sie nun gleich gebrochen sind, bewegen sie sich doch noch eine gute Zeit, als wie die andern Schlangen, welche man zerstücket hat. Sterben sie, ohne daß sie sind geschlagen worden, so bleiben sie so brüchig, bis sie gantz vermodert sind. Meines erachtens kommt dieses von der kupferartigen Nahrung und andern dergleichen Säften her, dadurch ihr gantzes, und insonderheit ihr äusserliches Wesen gantz cond ensiret, dicht und hart gemachet worden ist.

Serpens heisset sie, quod serpat, weil sie kreucht: dann eben darum ist sie so betitelt worden.

Serpyllum.

Serpyllum, frantzösisch, Serpolet, teutsch, Quendel, ist ein Kraut, dessen es viel Arten giebet: doch will ich hier nur von derselben reden, welche am meisten zur Artzney gebrauchet und für die beste geachtet wird. Sie heisset

Serpyllum, Brunf. Trag. Fuch.

Serpyllum vulgare minus, C.B. Pit. Tournef.

Serpyllum minus, flore albo & flore purpureo, Tab.

Serpyllum vulgare repens, Clus. Hist.

Die treibet einen Hauffen viereckigte Stengel, welche hart und holtzig, röthlicht, niedrig und ein wenig rauch sind: einige erheben sich der Hand hoch in die Höhe, die andern kriechen herum, und hangen sich, bald hier, bald da mit ihren zarten Fäsgen, oben an die Erde. Die Blätter sind klein und grün, etwas grösser als wie die am Thymian. Die Blüten wachsen auf der Stengel Spitzen, sind klein, und stehen wie ein Knopf beysammen, sehen purperfarbig oder weiß. Eine jede ist ein Röhrlein, welches oben in zwey labia zerspaltet, und in einem Kelche stecket, der wie [Spaltenumbruch] ein Hörnlein sieht. Wann dieselbige verfallen, so folgen fast gantz runde Samen, in der Capsel, die der Blume an Statt des Kelchs gedienet. Die Wurtzeln sind sehr zart und zaserig. Dieses Kraut wächst an ungebauten Orten, wo es bergig, dörre, rauh und sandig, steinig ist, auch in dem Felde. Im May blühet es. Es hat einen angenehmen Geruch und einen scharffen gewürtzhaftigen Geschmack. Es führet viel ziemlich kräftig Oel und flüchtig Saltz.

Es eröffnet, dient für den Kopf, wider die Mutterbeschwerung, und für den Magen: es widerstehet dem Gift: treibet die Zeit und den Harn: ist gut wider die schwere Noth und den Schwindel.

Serpyllum, griechisch, ἕρπυλλος, kommt von ἕρπω, serpo, ich krieche herum, weil dieses Kraut auf der Erde herum kreucht.

Serratula.

Serratula, Dod. C.B.J.B. Raji Hist.

Serratula purpurea, Ger.

Serratula vulgaris, flore purpureo, Park.

Serratula tinctoria, Tab.

Jacea nemorensis, quæ Serratula vulgo, Pit. Tournef.

Cerretta, sive Serretta, Cæf.

teutsch, Scharte, Färberscharte.

Ist eine Art der Jacea, oder ein Kraut, welches aus seiner Wurtzel länglichte und breite Blätter hervor stösset, die sind viel grösser, als wie die an der Betonie, am Rande zackigt oder eingekerbt, von Farbe dunckelgrün. Sein Stengel wird zwey bis drey Schuh hoch, ist gerade, veste und gestreifft, röthlicht und theilet sich nach der Spitze zu in gar viel Seitenzweige, trägt Blätter, die also zerschnitten sind, als wie die an der Scabiose, und sehen gar anders, dann die untersten. Die Blüten wachsen auf den Spitzen der Seitenzweige, sitzen auf länglichten und schupigen Knöpfen, und jede giebet einen Büschel purperfarbiger kleiner Blumen, die oben ausgeschweifft und in gantz dünne Stück zerschnitten sind, gleichwie die an den andern Arten der Jacea. Wann diese Blüten gefallen find, so folgen darauf Samen, ein jeder mit einem Bürstlein oben auf. Dieses Kraut wächst in dem Holtze, in den Wiesen, an dunckeln, feuchten Orten. Es führet viel Oel und Sal essentiale.

Es ist gut zu Wunden, zu Quetsuren, und wann man hoch herunter gefallen ist: es zertheilet das geronnene Geblüte: reiniget, trocknet, stillet den Schmertzen der Mastkörner, wann es zerquetscht und aufgeleget wird. Es ist auch gut zu Brüchen; und wird innerlich und äusserlich gebrauchet. Die Wurtzel wird gestossen und eines Scrupels schwer bis auf ein Quintlein eingegeben.

Serratula, quasi serra parva, eine kleine Säge, [Ende Spaltensatz]

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[0542] Ihr Fleisch, Leber und Hertz treiben den Schweiß, dienen wider die schädlichen Feuchtigkeiten in dem Leibe, das Geblüte zu reinigen und den Urin zu treiben: sie werden getrocknet, zu Pulver gestossen und von einem halben Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein eingegeben. Ihr Fett zertheilet, dient zu dem Podagra, auch das Gesicht zu schärffen, wann man es auf die Augenlieder streicht. In dem Kupferbergwercke in Schweden, 24. Meilen von Stockholm, finden sich Schlangen, die sehen roth, gleich als wie Kupfer, sind etwa eines Schuhes lang, einen oder zwey Zoll dicke, mit einer schupigen Haut umgeben, gar zerbrechlich, und nicht sonders giftig. An dieser Gattung Schlangen ist etwas gar besonders, daß sie wie Glas zerbrechen, wann sie mit einer Ruthe oder etwas andern harten geschlagen werden: ob sie nun gleich gebrochen sind, bewegen sie sich doch noch eine gute Zeit, als wie die andern Schlangen, welche man zerstücket hat. Sterben sie, ohne daß sie sind geschlagen worden, so bleiben sie so brüchig, bis sie gantz vermodert sind. Meines erachtens kommt dieses von der kupferartigen Nahrung und andern dergleichen Säften her, dadurch ihr gantzes, und insonderheit ihr äusserliches Wesen gantz cond ensiret, dicht und hart gemachet worden ist. Serpens heisset sie, quod serpat, weil sie kreucht: dann eben darum ist sie so betitelt worden. Serpyllum. Serpyllum, frantzösisch, Serpolet, teutsch, Quendel, ist ein Kraut, dessen es viel Arten giebet: doch will ich hier nur von derselben reden, welche am meisten zur Artzney gebrauchet und für die beste geachtet wird. Sie heisset Serpyllum, Brunf. Trag. Fuch. Serpyllum vulgare minus, C.B. Pit. Tournef. Serpyllum minus, flore albo & flore purpureo, Tab. Serpyllum vulgare repens, Clus. Hist. Die treibet einen Hauffen viereckigte Stengel, welche hart und holtzig, röthlicht, niedrig und ein wenig rauch sind: einige erheben sich der Hand hoch in die Höhe, die andern kriechen herum, und hangen sich, bald hier, bald da mit ihren zarten Fäsgen, oben an die Erde. Die Blätter sind klein und grün, etwas grösser als wie die am Thymian. Die Blüten wachsen auf der Stengel Spitzen, sind klein, und stehen wie ein Knopf beysammen, sehen purperfarbig oder weiß. Eine jede ist ein Röhrlein, welches oben in zwey labia zerspaltet, und in einem Kelche stecket, der wie ein Hörnlein sieht. Wann dieselbige verfallen, so folgen fast gantz runde Samen, in der Capsel, die der Blume an Statt des Kelchs gedienet. Die Wurtzeln sind sehr zart und zaserig. Dieses Kraut wächst an ungebauten Orten, wo es bergig, dörre, rauh und sandig, steinig ist, auch in dem Felde. Im May blühet es. Es hat einen angenehmen Geruch und einen scharffen gewürtzhaftigen Geschmack. Es führet viel ziemlich kräftig Oel und flüchtig Saltz. Es eröffnet, dient für den Kopf, wider die Mutterbeschwerung, und für den Magen: es widerstehet dem Gift: treibet die Zeit und den Harn: ist gut wider die schwere Noth und den Schwindel. Serpyllum, griechisch, ἕρπυλλος, kommt von ἕρπω, serpo, ich krieche herum, weil dieses Kraut auf der Erde herum kreucht. Serratula. Serratula, Dod. C.B.J.B. Raji Hist. Serratula purpurea, Ger. Serratula vulgaris, flore purpureo, Park. Serratula tinctoria, Tab. Jacea nemorensis, quæ Serratula vulgo, Pit. Tournef. Cerretta, sive Serretta, Cæf. teutsch, Scharte, Färberscharte. Ist eine Art der Jacea, oder ein Kraut, welches aus seiner Wurtzel länglichte und breite Blätter hervor stösset, die sind viel grösser, als wie die an der Betonie, am Rande zackigt oder eingekerbt, von Farbe dunckelgrün. Sein Stengel wird zwey bis drey Schuh hoch, ist gerade, veste und gestreifft, röthlicht und theilet sich nach der Spitze zu in gar viel Seitenzweige, trägt Blätter, die also zerschnitten sind, als wie die an der Scabiose, und sehen gar anders, dann die untersten. Die Blüten wachsen auf den Spitzen der Seitenzweige, sitzen auf länglichten und schupigen Knöpfen, und jede giebet einen Büschel purperfarbiger kleiner Blumen, die oben ausgeschweifft und in gantz dünne Stück zerschnitten sind, gleichwie die an den andern Arten der Jacea. Wann diese Blüten gefallen find, so folgen darauf Samen, ein jeder mit einem Bürstlein oben auf. Dieses Kraut wächst in dem Holtze, in den Wiesen, an dunckeln, feuchten Orten. Es führet viel Oel und Sal essentiale. Es ist gut zu Wunden, zu Quetsuren, und wann man hoch herunter gefallen ist: es zertheilet das geronnene Geblüte: reiniget, trocknet, stillet den Schmertzen der Mastkörner, wann es zerquetscht und aufgeleget wird. Es ist auch gut zu Brüchen; und wird innerlich und äusserlich gebrauchet. Die Wurtzel wird gestossen und eines Scrupels schwer bis auf ein Quintlein eingegeben. Serratula, quasi serra parva, eine kleine Säge,

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/542>, abgerufen am 19.04.2024.