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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Das Hertz vom Maulwurff soll gut seyn zu den Darmbrüchen, wann es als ein Pulver eingenommen wird.

Die Leder gedörret und zu Pulver gemacht, ist dienlich zu Stillung der aufsteigenden Dünste von Mutterbeschwer und des schneidens und reissens bey Frauen, die erst gelegen sind. Es wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein davon auf einmahl gegeben.

Die Asche vom Maulwurff dient zu den Flüssen, wider das reissen in den Lenden, für den Aussatz, zu Kröpfen und zu Fisteln. Die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein halbes Quintlein. Sie wird auch ausserlich gebraucht und mit Honig oder irgend einem Oel vermischet.

Talpa kommt von Tupla, Blindheit, und dieses von tuphle, weil dieses Thier, der gemeinen Sage nach, gantz blind seyn soll; da es doch in dem Kopf zwey Augen hat, ob sie schon sehr klein sind und so geringe, daß man sie mit wegreist, wann ihm das Fell wird abgezogen.

Tamandua.

Tamandua, seu Myrmecophagus, G. Pison.

teutsch, Ameisenfresser.

Ist ein vierfüßig Thier, das in America gebohren wird, und einem Fuchse nicht viel ungleich siehet: doch ist es nicht so schlau, sondern furchtsam und dum. Es giebet zweyerley Arten desselben: die eine ist groß, hat einen breiten Schwantz, der mit langen Haaren, wie ein Roßschweiff besetzet, welche schwartz und weiß sind. Die andere ist klein und hat einen langen, kahlen Schwantz, daran kein Haar befindlich. Beyde mögen die Ameisen trefflich gerne, deren allzu grosse Menge den Früchten des Landes keinen geringen Schaden thut. Der kleine Ameisenfresser schlinget seinen Schwantz um die Zweige der Bäume, und bleibet also hangen, bis die Ameisen kommen, über welche er sich hermachet und sie auffrisset. Allebeyde haben lange, spitzige Schnautzen, daran nur eine kleine Oeffnung zu befinden, als wie an einem Rüssel. Sie haben keine Zähne, sondern, wann sie die Ameisen erhaschen wollen, so schiessen sie aus ihrem Rüssel die Zunge heraus, welche länger als zwey Schuhe und so rund, wie eine Saite ist, darauf bleiben diese Würmlein kleben, welche sie alsdann einschlucken, indem sie die Zunge zu drehen und zu winden wissen, damit sie desto vester daran mögen hangen bleiben. Ihr Fell ist dicke: die Füsse sind mit spitzigen Klauen besetzet, mit denen wehren sie sich mächtig, wann sie böse gemachet werden. Ihr Fleisch ist dem Fuchsfleisch zu vergleichen, wie Leder so zähe, und schwerlich zu geniessen.

Ihr Fett soll zertheilen und gut seyn für die Nerven.

Tamarindi.

Tamarindi,

Oxyphoenica.

frantzösisch, Tamarinds.

teutsch, Tamarinden.

Ist das Fleisch, oder ein schwartz und saures Wesen, das ziemlich lieblich schmeckt und in den Früchten [Spaltenumbruch] eines indianischen Baumes sich befindet, welcher genennet wird

Tamarindus, Raji Hist. Pit. Tournef.

Tamarindus Derelside appellata, G. Alp.

Balam-pulli seu Maderam-pulli, H. M.

Siliqua Arabica, quae Damarindus, C. B.

Tamarindi, J. B.

frantzösisch, Tamarin.

teutsch, Tamarindenbaum.

Ist so groß wie ein Nußbaum, nur daß er buschiger. Der hat einen schönen Wuchs, ist gerade, und also dicke, daß ihn zwey Mann genau umklafftern mögen. Er ist mit einer sehr dicken, braunen und aufgesprungenen Rinde überzogen. Sein Holtz ist harte und wie geflammet. Die Zweige breiten sich fein ordentlich auf allen Seiten aus, und sind in andre Seiten- und Beyzweige abgetheilet, welche mit einer zarten, braungrünen Haut überzogen und mit einer Hand grossen Blättern besetzet sind, die ziemlich dichte bey einander und wechselsweise stehen. Ein jedes Blatt bestehet aus 9. 10. 12. und wol aus 15. Paaren kleiner Blätter, so an einem vier bis fünff Zoll langen Stiele sitzen. Diese kleinen Blättlein sind acht oder neun Linien lang, und drey bis viere breit. Vorne an der Spitze sind sie abgestümpfet, und runder als wie hinten; dann, an denselben Orte, gegen den Stiel hinzu, haben sie eine Krümme. Sie sind dünne und gar schön grün, am Rande etwas rauch, und oben laufft der Länge nach, als wie kleiner Faden, mit sehr zarten Zweiglein, durch: sie schmecken angenehme säuerlich. Der Blüten wachsen neun und zehen bey einander, aus den Winckeln, zwischen den Blättern und den Zweigen heraus, auch auf der Zweige ihren Spitzen, wie Büschlein eines halben Fusses lang, stehen gar weitläufftig von einander, und haben fast gar keinen Geruch. Jedwede sitzt auf einem Stielgen, welches vier bis fünff Linien lang ist, und eine jede Blüte bestehet aus drey Blätterlein, in Rösleinform, mit blutrothen Adern durchzogen: das eine Blättlein ist gemeiniglich viel kleiner dann die andern, welche ungefehr des halben Zolles lang und viel Linien breit sind, am Rande kraus und als wie Wellen geformiret. Ihr Kelch ist eine fleischige und grünlichte, kleine Birne, mit vier weissen oder röthlichten Blätterlein oben auf, die etwas länger sind als wie die Blätterlein der Blüte, und meistentheils herunter gekehret. Dieser Kelch wird länger, wann die Blüte vergangen ist, so daß er von dem Stiel gar wenig unterschieden.

Die Tamarindenfrucht ist der pistillus, der mitten aus der Blüte hervor spriesset, etwa des halben Zolles lang, grünlicht und krumm ist, als wie die Klauen eines Vogels. Er wird ungefehr vier Zoll lang und einen breit, und ist schier so gestalt als [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Das Hertz vom Maulwurff soll gut seyn zu den Darmbrüchen, wann es als ein Pulver eingenommen wird.

Die Leder gedörret und zu Pulver gemacht, ist dienlich zu Stillung der aufsteigenden Dünste von Mutterbeschwer und des schneidens und reissens bey Frauen, die erst gelegen sind. Es wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein davon auf einmahl gegeben.

Die Asche vom Maulwurff dient zu den Flüssen, wider das reissen in den Lenden, für den Aussatz, zu Kröpfen und zu Fisteln. Die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein halbes Quintlein. Sie wird auch ausserlich gebraucht und mit Honig oder irgend einem Oel vermischet.

Talpa kommt von Tupla, Blindheit, und dieses von τυφλὴ, weil dieses Thier, der gemeinen Sage nach, gantz blind seyn soll; da es doch in dem Kopf zwey Augen hat, ob sie schon sehr klein sind und so geringe, daß man sie mit wegreist, wann ihm das Fell wird abgezogen.

Tamandua.

Tamandua, seu Myrmecophagus, G. Pison.

teutsch, Ameisenfresser.

Ist ein vierfüßig Thier, das in America gebohren wird, und einem Fuchse nicht viel ungleich siehet: doch ist es nicht so schlau, sondern furchtsam und dum̅. Es giebet zweyerley Arten desselben: die eine ist groß, hat einen breiten Schwantz, der mit langen Haaren, wie ein Roßschweiff besetzet, welche schwartz und weiß sind. Die andere ist klein und hat einen langen, kahlen Schwantz, daran kein Haar befindlich. Beyde mögen die Ameisen trefflich gerne, deren allzu grosse Menge den Früchten des Landes keinen geringen Schaden thut. Der kleine Ameisenfresser schlinget seinen Schwantz um die Zweige der Bäume, und bleibet also hangen, bis die Ameisen kommen, über welche er sich hermachet und sie auffrisset. Allebeyde haben lange, spitzige Schnautzen, daran nur eine kleine Oeffnung zu befinden, als wie an einem Rüssel. Sie haben keine Zähne, sondern, wann sie die Ameisen erhaschen wollen, so schiessen sie aus ihrem Rüssel die Zunge heraus, welche länger als zwey Schuhe und so rund, wie eine Saite ist, darauf bleiben diese Würmlein kleben, welche sie alsdann einschlucken, indem sie die Zunge zu drehen und zu winden wissen, damit sie desto vester daran mögen hangen bleiben. Ihr Fell ist dicke: die Füsse sind mit spitzigen Klauen besetzet, mit denen wehren sie sich mächtig, wann sie böse gemachet werden. Ihr Fleisch ist dem Fuchsfleisch zu vergleichen, wie Leder so zähe, und schwerlich zu geniessen.

Ihr Fett soll zertheilen und gut seyn für die Nerven.

Tamarindi.

Tamarindi,

Oxyphœnica.

frantzösisch, Tamarinds.

teutsch, Tamarinden.

Ist das Fleisch, oder ein schwartz und saures Wesen, das ziemlich lieblich schmeckt und in den Früchten [Spaltenumbruch] eines indianischen Baumes sich befindet, welcher genennet wird

Tamarindus, Raji Hist. Pit. Tournef.

Tamarindus Derelside appellata, G. Alp.

Balam-pulli seu Maderam-pulli, H. M.

Siliqua Arabica, quæ Damarindus, C. B.

Tamarindi, J. B.

frantzösisch, Tamarin.

teutsch, Tamarindenbaum.

Ist so groß wie ein Nußbaum, nur daß er buschiger. Der hat einen schönen Wuchs, ist gerade, und also dicke, daß ihn zwey Mann genau umklafftern mögen. Er ist mit einer sehr dicken, braunen und aufgesprungenen Rinde überzogen. Sein Holtz ist harte und wie geflammet. Die Zweige breiten sich fein ordentlich auf allen Seiten aus, und sind in andre Seiten- und Beyzweige abgetheilet, welche mit einer zarten, braungrünen Haut überzogen und mit einer Hand grossen Blättern besetzet sind, die ziemlich dichte bey einander und wechselsweise stehen. Ein jedes Blatt bestehet aus 9. 10. 12. und wol aus 15. Paaren kleiner Blätter, so an einem vier bis fünff Zoll langen Stiele sitzen. Diese kleinen Blättlein sind acht oder neun Linien lang, und drey bis viere breit. Vorne an der Spitze sind sie abgestümpfet, und runder als wie hinten; dann, an denselben Orte, gegen den Stiel hinzu, haben sie eine Krümme. Sie sind dünne und gar schön grün, am Rande etwas rauch, und oben laufft der Länge nach, als wie kleiner Faden, mit sehr zarten Zweiglein, durch: sie schmecken angenehme säuerlich. Der Blüten wachsen neun und zehen bey einander, aus den Winckeln, zwischen den Blättern und den Zweigen heraus, auch auf der Zweige ihren Spitzen, wie Büschlein eines halben Fusses lang, stehen gar weitläufftig von einander, und haben fast gar keinen Geruch. Jedwede sitzt auf einem Stielgen, welches vier bis fünff Linien lang ist, und eine jede Blüte bestehet aus drey Blätterlein, in Rösleinform, mit blutrothen Adern durchzogen: das eine Blättlein ist gemeiniglich viel kleiner dann die andern, welche ungefehr des halben Zolles lang und viel Linien breit sind, am Rande kraus und als wie Wellen geformiret. Ihr Kelch ist eine fleischige und grünlichte, kleine Birne, mit vier weissen oder röthlichten Blätterlein oben auf, die etwas länger sind als wie die Blätterlein der Blüte, und meistentheils herunter gekehret. Dieser Kelch wird länger, wann die Blüte vergangen ist, so daß er von dem Stiel gar wenig unterschieden.

Die Tamarindenfrucht ist der pistillus, der mitten aus der Blüte hervor spriesset, etwa des halben Zolles lang, grünlicht und krumm ist, als wie die Klauen eines Vogels. Er wird ungefehr vier Zoll lang und einen breit, und ist schier so gestalt als [Ende Spaltensatz]

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[0572] Das Hertz vom Maulwurff soll gut seyn zu den Darmbrüchen, wann es als ein Pulver eingenommen wird. Die Leder gedörret und zu Pulver gemacht, ist dienlich zu Stillung der aufsteigenden Dünste von Mutterbeschwer und des schneidens und reissens bey Frauen, die erst gelegen sind. Es wird ein Scrupel bis auf ein gantzes Quintlein davon auf einmahl gegeben. Die Asche vom Maulwurff dient zu den Flüssen, wider das reissen in den Lenden, für den Aussatz, zu Kröpfen und zu Fisteln. Die dosis ist ein halber Scrupel bis auf ein halbes Quintlein. Sie wird auch ausserlich gebraucht und mit Honig oder irgend einem Oel vermischet. Talpa kommt von Tupla, Blindheit, und dieses von τυφλὴ, weil dieses Thier, der gemeinen Sage nach, gantz blind seyn soll; da es doch in dem Kopf zwey Augen hat, ob sie schon sehr klein sind und so geringe, daß man sie mit wegreist, wann ihm das Fell wird abgezogen. Tamandua. Tamandua, seu Myrmecophagus, G. Pison. teutsch, Ameisenfresser. Ist ein vierfüßig Thier, das in America gebohren wird, und einem Fuchse nicht viel ungleich siehet: doch ist es nicht so schlau, sondern furchtsam und dum̅. Es giebet zweyerley Arten desselben: die eine ist groß, hat einen breiten Schwantz, der mit langen Haaren, wie ein Roßschweiff besetzet, welche schwartz und weiß sind. Die andere ist klein und hat einen langen, kahlen Schwantz, daran kein Haar befindlich. Beyde mögen die Ameisen trefflich gerne, deren allzu grosse Menge den Früchten des Landes keinen geringen Schaden thut. Der kleine Ameisenfresser schlinget seinen Schwantz um die Zweige der Bäume, und bleibet also hangen, bis die Ameisen kommen, über welche er sich hermachet und sie auffrisset. Allebeyde haben lange, spitzige Schnautzen, daran nur eine kleine Oeffnung zu befinden, als wie an einem Rüssel. Sie haben keine Zähne, sondern, wann sie die Ameisen erhaschen wollen, so schiessen sie aus ihrem Rüssel die Zunge heraus, welche länger als zwey Schuhe und so rund, wie eine Saite ist, darauf bleiben diese Würmlein kleben, welche sie alsdann einschlucken, indem sie die Zunge zu drehen und zu winden wissen, damit sie desto vester daran mögen hangen bleiben. Ihr Fell ist dicke: die Füsse sind mit spitzigen Klauen besetzet, mit denen wehren sie sich mächtig, wann sie böse gemachet werden. Ihr Fleisch ist dem Fuchsfleisch zu vergleichen, wie Leder so zähe, und schwerlich zu geniessen. Ihr Fett soll zertheilen und gut seyn für die Nerven. Tamarindi. Tamarindi, Oxyphœnica. frantzösisch, Tamarinds. teutsch, Tamarinden. Ist das Fleisch, oder ein schwartz und saures Wesen, das ziemlich lieblich schmeckt und in den Früchten eines indianischen Baumes sich befindet, welcher genennet wird Tamarindus, Raji Hist. Pit. Tournef. Tamarindus Derelside appellata, G. Alp. Balam-pulli seu Maderam-pulli, H. M. Siliqua Arabica, quæ Damarindus, C. B. Tamarindi, J. B. frantzösisch, Tamarin. teutsch, Tamarindenbaum. Ist so groß wie ein Nußbaum, nur daß er buschiger. Der hat einen schönen Wuchs, ist gerade, und also dicke, daß ihn zwey Mann genau umklafftern mögen. Er ist mit einer sehr dicken, braunen und aufgesprungenen Rinde überzogen. Sein Holtz ist harte und wie geflammet. Die Zweige breiten sich fein ordentlich auf allen Seiten aus, und sind in andre Seiten- und Beyzweige abgetheilet, welche mit einer zarten, braungrünen Haut überzogen und mit einer Hand grossen Blättern besetzet sind, die ziemlich dichte bey einander und wechselsweise stehen. Ein jedes Blatt bestehet aus 9. 10. 12. und wol aus 15. Paaren kleiner Blätter, so an einem vier bis fünff Zoll langen Stiele sitzen. Diese kleinen Blättlein sind acht oder neun Linien lang, und drey bis viere breit. Vorne an der Spitze sind sie abgestümpfet, und runder als wie hinten; dann, an denselben Orte, gegen den Stiel hinzu, haben sie eine Krümme. Sie sind dünne und gar schön grün, am Rande etwas rauch, und oben laufft der Länge nach, als wie kleiner Faden, mit sehr zarten Zweiglein, durch: sie schmecken angenehme säuerlich. Der Blüten wachsen neun und zehen bey einander, aus den Winckeln, zwischen den Blättern und den Zweigen heraus, auch auf der Zweige ihren Spitzen, wie Büschlein eines halben Fusses lang, stehen gar weitläufftig von einander, und haben fast gar keinen Geruch. Jedwede sitzt auf einem Stielgen, welches vier bis fünff Linien lang ist, und eine jede Blüte bestehet aus drey Blätterlein, in Rösleinform, mit blutrothen Adern durchzogen: das eine Blättlein ist gemeiniglich viel kleiner dann die andern, welche ungefehr des halben Zolles lang und viel Linien breit sind, am Rande kraus und als wie Wellen geformiret. Ihr Kelch ist eine fleischige und grünlichte, kleine Birne, mit vier weissen oder röthlichten Blätterlein oben auf, die etwas länger sind als wie die Blätterlein der Blüte, und meistentheils herunter gekehret. Dieser Kelch wird länger, wann die Blüte vergangen ist, so daß er von dem Stiel gar wenig unterschieden. Die Tamarindenfrucht ist der pistillus, der mitten aus der Blüte hervor spriesset, etwa des halben Zolles lang, grünlicht und krumm ist, als wie die Klauen eines Vogels. Er wird ungefehr vier Zoll lang und einen breit, und ist schier so gestalt als

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/572>, abgerufen am 28.03.2024.