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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] aus Forest, und aus dem Holtze von Pilatre zugeführet.

Der Terpentin, so ohne Riß ausrinnet, wird von den Bauersleuten in dem Delphinat Bijon genannt. Er ist ein etwas dicker Balsam; er hat schier eine solche Farbe und gleiche Kraft, als wie der weisse Peruvianische Balsam: dieweil er aber nahe um uns fällt, und ziemlich sehr gemeine ist, deshalben wird er auch nicht sonderlich geachtet.

Der aus den aufgerissenen Bäumen tringt, wird insgemein Venetischer Terpentin genennet, lateinisch, Terebinthina Veneta, frantzösisch, Terebinthine de Venise, wiewol er gar nicht daher kommt, ob er gleich sonst zu andrer Zeit aus demselbigen Lande gebracht wurde: zur Artzney wird derselbige am meisten gebrauchet. Man soll den nehmen, welcher rein und helle ist, schön, weiß und durchsichtig, so dicke wie ein dicker Syrup, von starcken und ziemlich lieblichen Geruch und etwas bitteren Geschmack.

Alle Arten des Terpentins führen viel Oel und sal volatile acidum oder essentiale.

Sie eröffnen trefflich, sind gut zum Stein und zu dem reissen in den Lenden, zu den Nieren- und Blasengeschwüren, zu verhaltenem Urin, zum Samenfluß: sie werden eingenommen und unter die Clystire gemischet. Zum einnehmen werden sie von einem halben Quintlein bis auf ein gantzes gegeben. Davon bekommt der Urin einen Veilgengeruch und manchesmahl entstehet auch Hauptweh davon. Zu einem Clystire werden zwey bis drey Quintlein genommen. Aeusserlich werden sie als ein Balsam gebrauchet, zur Reinigung und Heilung der Wunden, zu Quetsuren, zum stärcken und zertheilen. Innerlich wird nur der Terpentin aus Chio gebrauchet.

Terebinthina wird dieser Saft genannt, dieweil der Saft pfleget aus dem Terpentinbaume, Terebinthus, zu rinnen. Der aus andern Bäumen rinnet, wird nur, wegen Gleichheit, also genennet.

Terebinthus.

Terebinthus, Dod. Ger. J.B. Raji Hist.

Terebinthus vulgaris, C.B. Pit. Tournef.

Terebinthus angustiore folio vulgatior, Park.

Terebinthus foemina altera, Theophrasti.

frantzösisch, Terebinthe.

teutsch, Terpentinbaum.

Ist ein mittelmäßig hoher Baum, mit einer aschengrauen Rinde überzogen. Seine Blätter sind länglicht, vest und allzeit grün, als wie die Lorberblätter, nur daß sie kleiner sind und ihrer viel an einem Stiele stehen, an dessen Ende vorne nur ein eintziges befindlich ist. Die Blüten sind wie kleine purperfarbene Träublein formieret, darinne gantze [Spaltenumbruch] Büschel kleiner Zäserlein mit Zünglein oben auf, dicht bey einander stehen. Diese Blüten hinterlassen keine Früchte, sondern die Früchte wachsen auf solchen Stämmen, die keine Blüten bringen. Diese Früchte sind Hülsen, so groß wie die Wachholderbeeren, so ziemlich harte, gantz schleimig oder hartzig, wann man sie angreifft, von Farbe grünlichtblau, und färben die Hände: jedwede beschliesset einen länglichten Samen. Dieser Baum ist überaus voll Hartz; sein Holtz ist harte, und dem von Mastixbaume nicht unähnlich. Er bringt als wie die Ulme, eine Blase voller fettes Safts, daraus werden Fliegen. Er wächset in der Insel Chio, in Cypern, in Spanien, in Languedoc, in Dauphine und in andern warmen Ländern. Er stecket dergestalt voll Terpentin, daß, wann er nicht gerissen wird, das Hartz darinne stocket, wird dick und harte, und verursachet als wie Verstopfung, dadurch der Trieb und Umlauff des Nahrungssaftes gehindert wird, der Baum wird davon wie ersticket, dann er läufft auf, reisset und geht ihm gleichsam unrichtig. Diesem Unfall vorzukommen, reissen sie den Stam gantz unten auf, das dienet ihm wie eine Aderlaß am Fusse, alsdann lassen sie den Terpentin auslauffen, der ihn sonst überfüllen würde. Sie reissen den Stamm auch in der Mitten, desgleichen auch die stärcksten Aeste, das ist wie eine Aderlaß am Arme; und sie stellen mit grossem Fleisse Schüsseln oder andere irdene Geschirr darunter, damit sie den daraus geronnenen Terpentin auffangen mögen.

Der Terpentin führet viel Oel und sal essentiale acidum.

Seine Rinde, Laub und Früchte halten an und dienen den Durchlauff zu stillen, desgleichen den Harn zu treiben und den Beyschlaf zu befördern.

Terebinthus kommt von erebinthos, Cicer, Kichern, weil dieses Baumes Frucht bald eine solche Gestalt und Grösse hat, wie eine Kicher.

Teredo.

Teredo. Tinea.

frantzösisch, Teigne.

teutsch, Schabe, Motte, Holtzwurm.

Ist eine Gattung Würmer, welche im Holtze und in Kleidern gezeuget wird, dieselbigen zernagen sie. Es giebet ihrer allerley Arten, doch in den Schiffen findet sich eine gantz besondere: deren Gestalt kommt einer Raupe bey, nur daß sie um ein gut Theil kleiner. Sie führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sie dienet zum erweichen, zum zertheilen, zum stärcken. Es kan ihrer eine gute Menge in Oel gesotten und dasselbige wie Regenwürmeröl gebrauchet werden.

Das leichte Pulver oder das Gemülbe, welches dieses Thierlein macht, indem es das Holtz zerfrisset, reiniget und trocknet, wann es auf die Wunden oder Schaden wird gelegt.

Die Kranckheit, welche auf frantzösisch, Teigne, lateinisch Achores oder Tinea, teutsch, Grind und Erbgrind genennet wird, und auf der kleinen Kinder Köpfen zu entstehen pfleget, wird von [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] aus Forest, und aus dem Holtze von Pilatre zugeführet.

Der Terpentin, so ohne Riß ausrinnet, wird von den Bauersleuten in dem Delphinat Bijon genannt. Er ist ein etwas dicker Balsam; er hat schier eine solche Farbe und gleiche Kraft, als wie der weisse Peruvianische Balsam: dieweil er aber nahe um uns fällt, und ziemlich sehr gemeine ist, deshalben wird er auch nicht sonderlich geachtet.

Der aus den aufgerissenen Bäumen tringt, wird insgemein Venetischer Terpentin genennet, lateinisch, Terebinthina Veneta, frantzösisch, Terebinthine de Venise, wiewol er gar nicht daher kommt, ob er gleich sonst zu andrer Zeit aus demselbigen Lande gebracht wurde: zur Artzney wird derselbige am meisten gebrauchet. Man soll den nehmen, welcher rein und helle ist, schön, weiß und durchsichtig, so dicke wie ein dicker Syrup, von starcken und ziemlich lieblichen Geruch und etwas bitteren Geschmack.

Alle Arten des Terpentins führen viel Oel und sal volatile acidum oder essentiale.

Sie eröffnen trefflich, sind gut zum Stein und zu dem reissen in den Lenden, zu den Nieren- und Blasengeschwüren, zu verhaltenem Urin, zum Samenfluß: sie werden eingenommen und unter die Clystire gemischet. Zum einnehmen werden sie von einem halben Quintlein bis auf ein gantzes gegeben. Davon bekommt der Urin einen Veilgengeruch und manchesmahl entstehet auch Hauptweh davon. Zu einem Clystire werden zwey bis drey Quintlein genommen. Aeusserlich werden sie als ein Balsam gebrauchet, zur Reinigung und Heilung der Wunden, zu Quetsuren, zum stärcken und zertheilen. Innerlich wird nur der Terpentin aus Chio gebrauchet.

Terebinthina wird dieser Saft genannt, dieweil der Saft pfleget aus dem Terpentinbaume, Terebinthus, zu rinnen. Der aus andern Bäumen rinnet, wird nur, wegen Gleichheit, also genennet.

Terebinthus.

Terebinthus, Dod. Ger. J.B. Raji Hist.

Terebinthus vulgaris, C.B. Pit. Tournef.

Terebinthus angustiore folio vulgatior, Park.

Terebinthus fœmina altera, Theophrasti.

frantzösisch, Terebinthe.

teutsch, Terpentinbaum.

Ist ein mittelmäßig hoher Baum, mit einer aschengrauen Rinde überzogen. Seine Blätter sind länglicht, vest und allzeit grün, als wie die Lorberblätter, nur daß sie kleiner sind und ihrer viel an einem Stiele stehen, an dessen Ende vorne nur ein eintziges befindlich ist. Die Blüten sind wie kleine purperfarbene Träublein formieret, darinne gantze [Spaltenumbruch] Büschel kleiner Zäserlein mit Zünglein oben auf, dicht bey einander stehen. Diese Blüten hinterlassen keine Früchte, sondern die Früchte wachsen auf solchen Stämmen, die keine Blüten bringen. Diese Früchte sind Hülsen, so groß wie die Wachholderbeeren, so ziemlich harte, gantz schleimig oder hartzig, wann man sie angreifft, von Farbe grünlichtblau, und färben die Hände: jedwede beschliesset einen länglichten Samen. Dieser Baum ist überaus voll Hartz; sein Holtz ist harte, und dem von Mastixbaume nicht unähnlich. Er bringt als wie die Ulme, eine Blase voller fettes Safts, daraus werden Fliegen. Er wächset in der Insel Chio, in Cypern, in Spanien, in Languedoc, in Dauphine und in andern warmen Ländern. Er stecket dergestalt voll Terpentin, daß, wann er nicht gerissen wird, das Hartz darinne stocket, wird dick und harte, und verursachet als wie Verstopfung, dadurch der Trieb und Umlauff des Nahrungssaftes gehindert wird, der Baum wird davon wie ersticket, dann er läufft auf, reisset und geht ihm gleichsam unrichtig. Diesem Unfall vorzukommen, reissen sie den Stam̅ gantz unten auf, das dienet ihm wie eine Aderlaß am Fusse, alsdann lassen sie den Terpentin auslauffen, der ihn sonst überfüllen würde. Sie reissen den Stamm auch in der Mitten, desgleichen auch die stärcksten Aeste, das ist wie eine Aderlaß am Arme; und sie stellen mit grossem Fleisse Schüsseln oder andere irdene Geschirr darunter, damit sie den daraus geronnenen Terpentin auffangen mögen.

Der Terpentin führet viel Oel und sal essentiale acidum.

Seine Rinde, Laub und Früchte halten an und dienen den Durchlauff zu stillen, desgleichen den Harn zu treiben und den Beyschlaf zu befördern.

Terebinthus kommt von ἐρέβινϑος, Cicer, Kichern, weil dieses Baumes Frucht bald eine solche Gestalt und Grösse hat, wie eine Kicher.

Teredo.

Teredo. Tinea.

frantzösisch, Teigne.

teutsch, Schabe, Motte, Holtzwurm.

Ist eine Gattung Würmer, welche im Holtze und in Kleidern gezeuget wird, dieselbigen zernagen sie. Es giebet ihrer allerley Arten, doch in den Schiffen findet sich eine gantz besondere: deren Gestalt kommt einer Raupe bey, nur daß sie um ein gut Theil kleiner. Sie führet viel flüchtiges Saltz und Oel.

Sie dienet zum erweichen, zum zertheilen, zum stärcken. Es kan ihrer eine gute Menge in Oel gesotten und dasselbige wie Regenwürmeröl gebrauchet werden.

Das leichte Pulver oder das Gemülbe, welches dieses Thierlein macht, indem es das Holtz zerfrisset, reiniget und trocknet, wann es auf die Wunden oder Schaden wird gelegt.

Die Kranckheit, welche auf frantzösisch, Teigne, lateinisch Achores oder Tinea, teutsch, Grind und Erbgrind genennet wird, und auf der kleinen Kinder Köpfen zu entstehen pfleget, wird von [Ende Spaltensatz]

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[0579] aus Forest, und aus dem Holtze von Pilatre zugeführet. Der Terpentin, so ohne Riß ausrinnet, wird von den Bauersleuten in dem Delphinat Bijon genannt. Er ist ein etwas dicker Balsam; er hat schier eine solche Farbe und gleiche Kraft, als wie der weisse Peruvianische Balsam: dieweil er aber nahe um uns fällt, und ziemlich sehr gemeine ist, deshalben wird er auch nicht sonderlich geachtet. Der aus den aufgerissenen Bäumen tringt, wird insgemein Venetischer Terpentin genennet, lateinisch, Terebinthina Veneta, frantzösisch, Terebinthine de Venise, wiewol er gar nicht daher kommt, ob er gleich sonst zu andrer Zeit aus demselbigen Lande gebracht wurde: zur Artzney wird derselbige am meisten gebrauchet. Man soll den nehmen, welcher rein und helle ist, schön, weiß und durchsichtig, so dicke wie ein dicker Syrup, von starcken und ziemlich lieblichen Geruch und etwas bitteren Geschmack. Alle Arten des Terpentins führen viel Oel und sal volatile acidum oder essentiale. Sie eröffnen trefflich, sind gut zum Stein und zu dem reissen in den Lenden, zu den Nieren- und Blasengeschwüren, zu verhaltenem Urin, zum Samenfluß: sie werden eingenommen und unter die Clystire gemischet. Zum einnehmen werden sie von einem halben Quintlein bis auf ein gantzes gegeben. Davon bekommt der Urin einen Veilgengeruch und manchesmahl entstehet auch Hauptweh davon. Zu einem Clystire werden zwey bis drey Quintlein genommen. Aeusserlich werden sie als ein Balsam gebrauchet, zur Reinigung und Heilung der Wunden, zu Quetsuren, zum stärcken und zertheilen. Innerlich wird nur der Terpentin aus Chio gebrauchet. Terebinthina wird dieser Saft genannt, dieweil der Saft pfleget aus dem Terpentinbaume, Terebinthus, zu rinnen. Der aus andern Bäumen rinnet, wird nur, wegen Gleichheit, also genennet. Terebinthus. Terebinthus, Dod. Ger. J.B. Raji Hist. Terebinthus vulgaris, C.B. Pit. Tournef. Terebinthus angustiore folio vulgatior, Park. Terebinthus fœmina altera, Theophrasti. frantzösisch, Terebinthe. teutsch, Terpentinbaum. Ist ein mittelmäßig hoher Baum, mit einer aschengrauen Rinde überzogen. Seine Blätter sind länglicht, vest und allzeit grün, als wie die Lorberblätter, nur daß sie kleiner sind und ihrer viel an einem Stiele stehen, an dessen Ende vorne nur ein eintziges befindlich ist. Die Blüten sind wie kleine purperfarbene Träublein formieret, darinne gantze Büschel kleiner Zäserlein mit Zünglein oben auf, dicht bey einander stehen. Diese Blüten hinterlassen keine Früchte, sondern die Früchte wachsen auf solchen Stämmen, die keine Blüten bringen. Diese Früchte sind Hülsen, so groß wie die Wachholderbeeren, so ziemlich harte, gantz schleimig oder hartzig, wann man sie angreifft, von Farbe grünlichtblau, und färben die Hände: jedwede beschliesset einen länglichten Samen. Dieser Baum ist überaus voll Hartz; sein Holtz ist harte, und dem von Mastixbaume nicht unähnlich. Er bringt als wie die Ulme, eine Blase voller fettes Safts, daraus werden Fliegen. Er wächset in der Insel Chio, in Cypern, in Spanien, in Languedoc, in Dauphine und in andern warmen Ländern. Er stecket dergestalt voll Terpentin, daß, wann er nicht gerissen wird, das Hartz darinne stocket, wird dick und harte, und verursachet als wie Verstopfung, dadurch der Trieb und Umlauff des Nahrungssaftes gehindert wird, der Baum wird davon wie ersticket, dann er läufft auf, reisset und geht ihm gleichsam unrichtig. Diesem Unfall vorzukommen, reissen sie den Stam̅ gantz unten auf, das dienet ihm wie eine Aderlaß am Fusse, alsdann lassen sie den Terpentin auslauffen, der ihn sonst überfüllen würde. Sie reissen den Stamm auch in der Mitten, desgleichen auch die stärcksten Aeste, das ist wie eine Aderlaß am Arme; und sie stellen mit grossem Fleisse Schüsseln oder andere irdene Geschirr darunter, damit sie den daraus geronnenen Terpentin auffangen mögen. Der Terpentin führet viel Oel und sal essentiale acidum. Seine Rinde, Laub und Früchte halten an und dienen den Durchlauff zu stillen, desgleichen den Harn zu treiben und den Beyschlaf zu befördern. Terebinthus kommt von ἐρέβινϑος, Cicer, Kichern, weil dieses Baumes Frucht bald eine solche Gestalt und Grösse hat, wie eine Kicher. Teredo. Teredo. Tinea. frantzösisch, Teigne. teutsch, Schabe, Motte, Holtzwurm. Ist eine Gattung Würmer, welche im Holtze und in Kleidern gezeuget wird, dieselbigen zernagen sie. Es giebet ihrer allerley Arten, doch in den Schiffen findet sich eine gantz besondere: deren Gestalt kommt einer Raupe bey, nur daß sie um ein gut Theil kleiner. Sie führet viel flüchtiges Saltz und Oel. Sie dienet zum erweichen, zum zertheilen, zum stärcken. Es kan ihrer eine gute Menge in Oel gesotten und dasselbige wie Regenwürmeröl gebrauchet werden. Das leichte Pulver oder das Gemülbe, welches dieses Thierlein macht, indem es das Holtz zerfrisset, reiniget und trocknet, wann es auf die Wunden oder Schaden wird gelegt. Die Kranckheit, welche auf frantzösisch, Teigne, lateinisch Achores oder Tinea, teutsch, Grind und Erbgrind genennet wird, und auf der kleinen Kinder Köpfen zu entstehen pfleget, wird von

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/579>, abgerufen am 28.03.2024.