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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] dem Nabel, an der Seite und hatte eine herunter hangende Spitze, die dritte, nahe bey dem Schwantze, war gar klein. Sein Fell war glatt und ohne Schupen: die Kämme und Floßfedern waren harte und bestunden aus lauter Gräten, welche die Haut, damit sie überzogen waren, gantz dichte bey einander hielt. Er war über und über von einerley Farbe, grau und sehr braun, in etwas blaulicht. Der Kopf war schier nichts anders als ein grosses Stücke Fleisch, das mit den Mäuslein an den Schläfen überdecket war, und diese Mäuse waren dicker als vier Zoll. Der Schedel ware nicht viel grösser als wie eine Faust, oben fast zwey Finger dicke. Das Gehirn darinne war gar klein, weich und voll krummer Züge. Die Augen waren grösser als wie eines Ochsen, halbrund und vorne platt. An jeder Seite hatte er vier Ohren. Die Oeffnung an seinem Rachen war fünff Zoll weit und mit zweyerley Zähnen gewaffnet. An der rechten Seite des Oberkieffels bis dahin, wo sonsten andre Thiere die Spitzzähne oder Hundeszähne haben, war eine Reihe spitziger, gantz hart und vester Zähne zu befinden, alle mit einander aus einem einigen Beine, in Gestalt einer Säge gemacht: die andern Zähne, damit der Uberrest an diesem Kieffel ausgesetzet, desgleichen auch der untere, bestunden aus sechs Reihen in allen, waren beweglich und mit fleischigen Häutlein bevestiget. Ihre Figur war dreyeckigt und spitzig, sonst waren sie nicht so gar hart, als wie die andern, die wie eine Säge sahen, absonderlich die innersten, dann diese brachen stracks. Die Zunge hunge gantz am Unterkieffel und bestand aus einem Hauffen Beinen, welche vermittelst fleischiger Zasern gantz veste in einander eingelencket waren. Sie war mit einer harten Haut bezogen und mit kleinen gleissenden Spitzen besetzet, welche sie gar scharff und rauhe machten. Diese Spitzen sahen durchs Vergrößrungs Glas durchsichtig, wie Crystall, waren drey Linien lang und anderthalbe breit am untern Ende. Seine Kehle war sehr weit, desgleichen auch der Schlund so weit als wie der Magen, darein, wie die Scribenten melden, er seine jungen soll verbergen, wann sie etwas zu fürchten haben, die er hernachmahls wiederum ausspeyt, wie er sie eingeschluckt. Sein Hertz hatte die Gestalt und Grösse eines Hünereyes, aber kein Hertzhäutlein, nur ein einiges, jedoch sehr grosses Ohr, und auch nur eine Höle, wie die andern Thiere alle haben, die keinen Athem hohlen dürffen. Sein Hertz hatte wol kein Häutlein nicht, allein die grosse Schlagpulsader war mit einem überzogen, welches einem Hertzhäutlein nicht unähnlich sahe, und sie dergestalt umgabe, daß es gar an keinem Orte an derselben hunge oder veste ware, sondern es schlotterte drum herum. Die Leber nahm die gantze rechte Seite in dem Bauche ein: sie war in zwey lobos oder Stück zertheilet, welches allem vermuthen nach die Scribenten veranlasset, daß sie ihm zwey Lebern zugeschrieben. Dieser Fisch hält sich insgemein an schlammigen Orten auf und frisset Kraut und Fische. Er ist sehr fleischig und hat an manchen Orten mehr als Daumensdicke Fett. Sein Fleisch schmeckt ziemlich gut. Er führt viel flüchtig Saltz und Oel, gar wenig fixes Saltz bey sich.

Sein Fett erweichet und zertheilet.

Vulpecula kommt von vulpes, Fuchs, dieweil die Alten sich einbilden lassen, dieser Fisch sähe einem Fuchse einiger massen gleich, wiewol die itztgegebene Beschreibung gantz ein anders weiset.

[Spaltenumbruch]

Alopecias kommt von alopex, vulpes, Fuchs.

Vulpes.

Vulpes, frantzösisch, Renard, teutsch, Fuchs, ist ein vierfüßiges Thier, wild, schlau und listig, in vielen Stücken einem Hunde gleich, nur daß die Ohren um ein gut Theil kürtzer, und der Schwantz gantz dick mit langen Haaren besetzet ist. Er stellet den Hünern nach und den Gänsen, den Hasen und den Kaninichen, auch den wilden Ratten und frisset sie, wann er sie kan ertappen: zur Weinlesezeit frisset er auch Trauben. Er hält sich im Holtze auf und um die Dörffer, in Franckreich und Italien. Er führt viel flüchtig Saltz bey sich.

Sein Fleisch ist den Nerven dienlich und stärcket.

Sein Fett ist gut zu dem zucken und ziehen in den Gliedern, auch zum zittern der Glieder, die Nerven zu stärcken, zum zertheilen: die preßhaften Glieder werden damit gestrichen.

Seine Lunge reiniget, ist gut für die Brust und zu dem kurtzen Athem.

Leber und Miltz sollen zur Verhärtung der Leber und der Miltze dienlich seyn.

Das getrocknete Blut eröffnet und dienet zum Stein und zum Gries.

Vultur.

Vultur, frantzösisch, Vautour, teutsch, Geyer, ist ein grosser Raubvogel, an Gestalt dem Adler nahe gleich. Seine Farbe ist aschgrau oder braun; der Schnabel dicke, starck und krumm. Die Füsse sind groß und mit Klauen besetzt: er nähret sich vom Aas. Es giebet seiner allerhand Arten: sie fallen in Scythien und auf den Gebürgen an dem Rhein und an der Donau. Dieser Vogel führt viel flüchtig Saltz und Oel: sein Fell ist schön und wird gesuchet.

Sein Schmaltz erweichet, zertheilet, stärcket.

Sein Fleisch ist gut wider das böse Wesen, wann es gegessen wird, wie auch, wann einem das Haupt, nur auf der einen Seite, wehe thut.

Etliche wollen haben, der blose Geruch von seinem Miste sey fähig zu verursachen, daß es einer Frau unrichtig gehen müsse.

Vultur quasi Voltur, kommt von volando, von fliegen her.

Vulvaria.

Vulvaria, Cast. Tab. Lugd.

Atriplex foetida, C.B.J. B.

Atriplex olida, Ger.

Atriplex olida, sive sylvestris foetida, Park.

Atriplex pupilla olida, hircina, Vulvaria vorata, Garum olens, Lob.

Atriplex canina & Blitum foetidum, Trag.

Garosmum, Dod.

Chenopodium foetidum, Pit. Tournef.

teutsch, stinckende Melde.

Ist eine Gattung Chenopodium, oder ein kleines Kraut, das etwan eines Schuhes lange Stengel treibet, die ästig sind und auf der Erde liegen, mit Blättern besetzet, die an Farbe und Gestalt der Melde ihren ähnlich sehen, wiewol sie kleiner sind. Die Blüten bestehen aus vielen Fäslein oder staminibus, sitzen in einem Kelche, der bis auf den Boden hinunter zerkerbet ist. Wann die Blüte abgefallen, so wächst an ihrer Stelle, ein zartes, fast gantz rundes und bräunlichtes Samenkorn, das stecket in den [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] dem Nabel, an der Seite und hatte eine herunter hangende Spitze, die dritte, nahe bey dem Schwantze, war gar klein. Sein Fell war glatt und ohne Schupen: die Kämme und Floßfedern waren harte und bestunden aus lauter Gräten, welche die Haut, damit sie überzogen waren, gantz dichte bey einander hielt. Er war über und über von einerley Farbe, grau und sehr braun, in etwas blaulicht. Der Kopf war schier nichts anders als ein grosses Stücke Fleisch, das mit den Mäuslein an den Schläfen überdecket war, und diese Mäuse waren dicker als vier Zoll. Der Schedel ware nicht viel grösser als wie eine Faust, oben fast zwey Finger dicke. Das Gehirn darinne war gar klein, weich und voll krummer Züge. Die Augen waren grösser als wie eines Ochsen, halbrund und vorne platt. An jeder Seite hatte er vier Ohren. Die Oeffnung an seinem Rachen war fünff Zoll weit und mit zweyerley Zähnen gewaffnet. An der rechten Seite des Oberkieffels bis dahin, wo sonsten andre Thiere die Spitzzähne oder Hundeszähne haben, war eine Reihe spitziger, gantz hart und vester Zähne zu befinden, alle mit einander aus einem einigen Beine, in Gestalt einer Säge gemacht: die andern Zähne, damit der Uberrest an diesem Kieffel ausgesetzet, desgleichen auch der untere, bestunden aus sechs Reihen in allen, waren beweglich und mit fleischigen Häutlein bevestiget. Ihre Figur war dreyeckigt und spitzig, sonst waren sie nicht so gar hart, als wie die andern, die wie eine Säge sahen, absonderlich die innersten, dann diese brachen stracks. Die Zunge hunge gantz am Unterkieffel und bestand aus einem Hauffen Beinen, welche vermittelst fleischiger Zasern gantz veste in einander eingelencket waren. Sie war mit einer harten Haut bezogen und mit kleinen gleissenden Spitzen besetzet, welche sie gar scharff und rauhe machten. Diese Spitzen sahen durchs Vergrößrungs Glas durchsichtig, wie Crystall, waren drey Linien lang und anderthalbe breit am untern Ende. Seine Kehle war sehr weit, desgleichen auch der Schlund so weit als wie der Magen, darein, wie die Scribenten melden, er seine jungen soll verbergen, wann sie etwas zu fürchten haben, die er hernachmahls wiederum ausspeyt, wie er sie eingeschluckt. Sein Hertz hatte die Gestalt und Grösse eines Hünereyes, aber kein Hertzhäutlein, nur ein einiges, jedoch sehr grosses Ohr, und auch nur eine Höle, wie die andern Thiere alle haben, die keinen Athem hohlen dürffen. Sein Hertz hatte wol kein Häutlein nicht, allein die grosse Schlagpulsader war mit einem überzogen, welches einem Hertzhäutlein nicht unähnlich sahe, und sie dergestalt umgabe, daß es gar an keinem Orte an derselben hunge oder veste ware, sondern es schlotterte drum herum. Die Leber nahm die gantze rechte Seite in dem Bauche ein: sie war in zwey lobos oder Stück zertheilet, welches allem vermuthen nach die Scribenten veranlasset, daß sie ihm zwey Lebern zugeschrieben. Dieser Fisch hält sich insgemein an schlammigen Orten auf und frisset Kraut und Fische. Er ist sehr fleischig und hat an manchen Orten mehr als Daumensdicke Fett. Sein Fleisch schmeckt ziemlich gut. Er führt viel flüchtig Saltz und Oel, gar wenig fixes Saltz bey sich.

Sein Fett erweichet und zertheilet.

Vulpecula kommt von vulpes, Fuchs, dieweil die Alten sich einbilden lassen, dieser Fisch sähe einem Fuchse einiger massen gleich, wiewol die itztgegebene Beschreibung gantz ein anders weiset.

[Spaltenumbruch]

Alopecias kommt von ἀλώπηξ, vulpes, Fuchs.

Vulpes.

Vulpes, frantzösisch, Renard, teutsch, Fuchs, ist ein vierfüßiges Thier, wild, schlau und listig, in vielen Stücken einem Hunde gleich, nur daß die Ohren um ein gut Theil kürtzer, und der Schwantz gantz dick mit langen Haaren besetzet ist. Er stellet den Hünern nach und den Gänsen, den Hasen und den Kaninichen, auch den wilden Ratten und frisset sie, wann er sie kan ertappen: zur Weinlesezeit frisset er auch Trauben. Er hält sich im Holtze auf und um die Dörffer, in Franckreich und Italien. Er führt viel flüchtig Saltz bey sich.

Sein Fleisch ist den Nerven dienlich und stärcket.

Sein Fett ist gut zu dem zucken und ziehen in den Gliedern, auch zum zittern der Glieder, die Nerven zu stärcken, zum zertheilen: die preßhaften Glieder werden damit gestrichen.

Seine Lunge reiniget, ist gut für die Brust und zu dem kurtzen Athem.

Leber und Miltz sollen zur Verhärtung der Leber und der Miltze dienlich seyn.

Das getrocknete Blut eröffnet und dienet zum Stein und zum Gries.

Vultur.

Vultur, frantzösisch, Vautour, teutsch, Geyer, ist ein grosser Raubvogel, an Gestalt dem Adler nahe gleich. Seine Farbe ist aschgrau oder braun; der Schnabel dicke, starck und krumm. Die Füsse sind groß und mit Klauen besetzt: er nähret sich vom Aas. Es giebet seiner allerhand Arten: sie fallen in Scythien und auf den Gebürgen an dem Rhein und an der Donau. Dieser Vogel führt viel flüchtig Saltz und Oel: sein Fell ist schön und wird gesuchet.

Sein Schmaltz erweichet, zertheilet, stärcket.

Sein Fleisch ist gut wider das böse Wesen, wann es gegessen wird, wie auch, wann einem das Haupt, nur auf der einen Seite, wehe thut.

Etliche wollen haben, der blose Geruch von seinem Miste sey fähig zu verursachen, daß es einer Frau unrichtig gehen müsse.

Vultur quasi Voltur, kommt von volando, von fliegen her.

Vulvaria.

Vulvaria, Cast. Tab. Lugd.

Atriplex fœtida, C.B.J. B.

Atriplex olida, Ger.

Atriplex olida, sive sylvestris fœtida, Park.

Atriplex pupilla olida, hircina, Vulvaria vorata, Garum olens, Lob.

Atriplex canina & Blitum foetidum, Trag.

Garosmum, Dod.

Chenopodium foetidum, Pit. Tournef.

teutsch, stinckende Melde.

Ist eine Gattung Chenopodium, oder ein kleines Kraut, das etwan eines Schuhes lange Stengel treibet, die ästig sind und auf der Erde liegen, mit Blättern besetzet, die an Farbe und Gestalt der Melde ihren ähnlich sehen, wiewol sie kleiner sind. Die Blüten bestehen aus vielen Fäslein oder staminibus, sitzen in einem Kelche, der bis auf den Boden hinunter zerkerbet ist. Wann die Blüte abgefallen, so wächst an ihrer Stelle, ein zartes, fast gantz rundes und bräunlichtes Samenkorn, das stecket in den [Ende Spaltensatz]

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Es giebet seiner allerhand Arten: sie fallen in Scythien und auf den Gebürgen an dem Rhein und an der Donau. Dieser Vogel führt viel flüchtig Saltz und Oel: sein Fell ist schön und wird gesuchet. Sein Schmaltz erweichet, zertheilet, stärcket. Sein Fleisch ist gut wider das böse Wesen, wann es gegessen wird, wie auch, wann einem das Haupt, nur auf der einen Seite, wehe thut. Etliche wollen haben, der blose Geruch von seinem Miste sey fähig zu verursachen, daß es einer Frau unrichtig gehen müsse. Vultur quasi Voltur, kommt von volando, von fliegen her. Vulvaria. Vulvaria, Cast. Tab. Lugd. Atriplex fœtida, C.B.J. B. Atriplex olida, Ger. Atriplex olida, sive sylvestris fœtida, Park. Atriplex pupilla olida, hircina, Vulvaria vorata, Garum olens, Lob. Atriplex canina & Blitum foetidum, Trag. Garosmum, Dod. Chenopodium foetidum, Pit. Tournef. teutsch, stinckende Melde. Ist eine Gattung Chenopodium, oder ein kleines Kraut, das etwan eines Schuhes lange Stengel treibet, die ästig sind und auf der Erde liegen, mit Blättern besetzet, die an Farbe und Gestalt der Melde ihren ähnlich sehen, wiewol sie kleiner sind. Die Blüten bestehen aus vielen Fäslein oder staminibus, sitzen in einem Kelche, der bis auf den Boden hinunter zerkerbet ist. Wann die Blüte abgefallen, so wächst an ihrer Stelle, ein zartes, fast gantz rundes und bräunlichtes Samenkorn, das stecket in den

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/626>, abgerufen am 25.04.2024.