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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] in ein irdenes Geschirr gethan, und über einem nicht so starckem Feuer, als das vorige gewesen, geschmoltzen, da sie dann so dicke werden, wann sie kalt worden sind. Endlich wird die Materie herausgenommen und in Stücken zerschlagen, das ist alsdann der weisse Arsenic, welcher auch nur schlechtweg Arsenicum heist, gleichsam seinen Vorzug vor dem andern anzudeuten, dieweil er unter allen der stärckste ist. Die Materialisten haben ihn zu verkauffen. Die alten Naturkündiger haben alle zusammen gegläubet, es gäbe auch natürlichen weissen Arsenic, der würde in den Schachten gefunden, so wie wir ihn zu sehen bekommen; sie haben sich aber betrogen: dann die neuern nur zu wol erkennen, daß kein anderer zu finden, als der aus dem Kobalt bereitet wird, wie allbereit erwähnet. Der Herr Homberg, Mitglied der königlichen Academie der Wissenschaften, hat uns in Franckreich zu erst den Arsenic zubereiten gelehret. Der meiste Theil dieser mineralischen Materie kommt aus Meissen in Teutschland. Der Dampf, welcher vom Kobalt aufsteiget, reucht wie Knoblauch, oder als wie Schwefel: wann er nun nach Schwefel riechet, so giebet das ein Zeichen, die Materie werde viel Arsenic geben.

Den Arsenic soll man nehmen, welcher schön und weiß, inwendig und auswendig gläntzend und in grossen crystallinen Stücken ist: der etwas matt und bleich aussiehet, wird nicht so sehr geachtet.

Wann ich den Arsenic in verglasurten Geschirren gearbeitet habe, habe ich ihn manchmal durchs Feuer in Glas verkehrt, das so durchsichtig gewesen und fast so gesehen, wie gemeines Glas, das ich auch von dem Glase des Gefässes nicht gar wol unterscheiden können, ohne, daß das Glaß vom Arsenic brüchiger gewesen und leichter zu zerreiben.

Mit dem Arsenic werden allerhand Dinge, von Metall bereitet, weiß gemacht, z.E. Steckenadeln, sie werden auch davon viel steiffer, und lassen sich nicht so leicht beugen.

Es giebet noch zwey Sorten Arsenicum, die eine wird Auripigmentum genennet, die andere Realgal von einer ieden soll an gehörigem Orte gehandelt werden.

Alle Sorten des Arsenics sind etzend und fressend Gift: das heftigst- und giftigste aber ist das weisse. Insgemein erweiset es seine Gewalt nicht eher, als eine halbe Stunde, nachdem es ist genommen worden. Dann das Saltz, welches am meisten frisset, ist natürlicher Weise im Schwefel verwickelt und gebunden, brauchet also etwas Zeit, bis daß es sich los machen kan: sodann verursachet es die grösten Schmertzen, Reissen, Entzündung und Brand in dem Eingeweide, heftiges Erbrechen, Zucken in Gliedern, Unruhe, gäntzliche Entkräftung, und endlich den Tod, wofern kein Rath geschaffet wird. Die Mittel, so bey dieser Gelegenheit vorträglich, sind zerlassen Schmaltz oder Oel, welche löffelweise zu verschlucken, ie ehe, ie besser, damit man die Spitzen dieses fressenden Saltzes verwickeln und schwächen, und von oben und von unten ausführen möge. Nach diesem muß Milch in guter Quantität getruncken werden, damit die Schärffe dieses Gifts vollkommen gedämpfet werde.

Das weisse Arsenicum wird äusserlich gebrauchet, das Fleisch zu verzehren und weg zu etzen, welches es [Spaltenumbruch] ohne sonderlichen Schmertz verrichtet: es wird auch auf die Hüneraugen an den Füssen geleget. Innerlich mag man es ja bey Leib und Lebensgefahr nicht brauchen, es mag auch zugerichtet oder so wenig seyn, wie es nur will; dann es bringet dem Leibe unfehlbar Schaden.

Arsenicum oder Arrenicum kommt vom aroen oder aRRen mas, ein Männlein, weil dieses Mineral eine so gar grosse Stärcke hat, welche man mit der Stärcke eines Männleins von einem Thiere hat vergleichen wollen.

Artemisia.

Artemisia, Trag. Ang. Matth.

Artemisia vulgaris major, C.B.

Artemisia rubra & alba, Tab.

Artemisia vulgaris, J.B.

Absinthium seu Artemisia officinarum, P. Tournef.

frantzösisch, Armoise.

teutsch, Beyfuß.

Ist ein Gewächs oder Kraut, dessen Stengel ohngefehr vier Schuh hoch wird, der ist ästig, hart und holtzig, gar schwerlich zu zerbrechen ein wenig rauch, insgemeine röthlicht, iedoch zuweilen auch weißgrünlicht. Sein Kraut oder Blätter sind zerschnitten wie der Wermuth ihre, rauch, obenher grünlicht, unten weißlicht, von starckem Geruch, und von süßlichten, etwas scharffen Geschmack. Die Blumen sind klein, stehen langs an den Stengeln, wie an der Wermuth, sind dabey rauch, weiß, und haben einigen Geruch. Die Wurtzel ist Fingerslang und dick, holtzig, um und um voll Zasern, eines süßlichten würtzhaftigen Geschmacks. Es wächset in den Gärten. Gemeiniglich wird es frantzösisch Herbe de S. Jean, auf teutsch, Johannes-Gürtel, genennet, dieweil die Bauersleute um Johannis sich mit demselben zu umgürten pflegen. Es führet viel Sal essentiale, und ziemlich starckes Oel, wenig Feuchtigkeit und Erde gnug bey sich.

Es reiniget, dienet zu Wunden und Schäden, eröffnet, ist gut wider die Mutterbeschwerung und stärcket: es treibet der Weiber Zeit: befördert die Geburt zusamt der Nachgeburt. Es reiniget auch die Mutter und stärcket dieselbe: dämpfet die Dünste: es wird innerlich und äusserlich gebrauchet.

Der Name dieses Gewächses kommt von des Königs Mausolus in Carien Gemahlin Artemisia her, als welche es in Brauch gebracht.

Arum.

Arum, frantzösisch, Pied de Veau, teutsch, Aron, Zehrwurtz, Magenwurtz, ist ein Gewächs, von dem es unterschiedene Sorten giebet: doch werde ich deren nur zwey beschreiben, welche zu der Artzney gebrauchet werden.

Die erste Sorte wird genennet

Arum, Fuchs. Tur.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] in ein irdenes Geschirr gethan, und über einem nicht so starckem Feuer, als das vorige gewesen, geschmoltzen, da sie dann so dicke werden, wann sie kalt worden sind. Endlich wird die Materie herausgenommen und in Stücken zerschlagen, das ist alsdann der weisse Arsenic, welcher auch nur schlechtweg Arsenicum heist, gleichsam seinen Vorzug vor dem andern anzudeuten, dieweil er unter allen der stärckste ist. Die Materialisten haben ihn zu verkauffen. Die alten Naturkündiger haben alle zusammen gegläubet, es gäbe auch natürlichen weissen Arsenic, der würde in den Schachten gefunden, so wie wir ihn zu sehen bekommen; sie haben sich aber betrogen: dann die neuern nur zu wol erkennen, daß kein anderer zu finden, als der aus dem Kobalt bereitet wird, wie allbereit erwähnet. Der Herr Homberg, Mitglied der königlichen Academie der Wissenschaften, hat uns in Franckreich zu erst den Arsenic zubereiten gelehret. Der meiste Theil dieser mineralischen Materie kommt aus Meissen in Teutschland. Der Dampf, welcher vom Kobalt aufsteiget, reucht wie Knoblauch, oder als wie Schwefel: wann er nun nach Schwefel riechet, so giebet das ein Zeichen, die Materie werde viel Arsenic geben.

Den Arsenic soll man nehmen, welcher schön und weiß, inwendig und auswendig gläntzend und in grossen crystallinen Stücken ist: der etwas matt und bleich aussiehet, wird nicht so sehr geachtet.

Wann ich den Arsenic in verglasurten Geschirren gearbeitet habe, habe ich ihn manchmal durchs Feuer in Glas verkehrt, das so durchsichtig gewesen und fast so gesehen, wie gemeines Glas, das ich auch von dem Glase des Gefässes nicht gar wol unterscheiden können, ohne, daß das Glaß vom Arsenic brüchiger gewesen und leichter zu zerreiben.

Mit dem Arsenic werden allerhand Dinge, von Metall bereitet, weiß gemacht, z.E. Steckenadeln, sie werden auch davon viel steiffer, und lassen sich nicht so leicht beugen.

Es giebet noch zwey Sorten Arsenicum, die eine wird Auripigmentum genennet, die andere Realgal von einer ieden soll an gehörigem Orte gehandelt werden.

Alle Sorten des Arsenics sind etzend und fressend Gift: das heftigst- und giftigste aber ist das weisse. Insgemein erweiset es seine Gewalt nicht eher, als eine halbe Stunde, nachdem es ist genommen worden. Dann das Saltz, welches am meisten frisset, ist natürlicher Weise im Schwefel verwickelt und gebunden, brauchet also etwas Zeit, bis daß es sich los machen kan: sodann verursachet es die grösten Schmertzen, Reissen, Entzündung und Brand in dem Eingeweide, heftiges Erbrechen, Zucken in Gliedern, Unruhe, gäntzliche Entkräftung, und endlich den Tod, wofern kein Rath geschaffet wird. Die Mittel, so bey dieser Gelegenheit vorträglich, sind zerlassen Schmaltz oder Oel, welche löffelweise zu verschlucken, ie ehe, ie besser, damit man die Spitzen dieses fressenden Saltzes verwickeln und schwächen, und von oben und von unten ausführen möge. Nach diesem muß Milch in guter Quantität getruncken werden, damit die Schärffe dieses Gifts vollkommen gedämpfet werde.

Das weisse Arsenicum wird äusserlich gebrauchet, das Fleisch zu verzehren und weg zu etzen, welches es [Spaltenumbruch] ohne sonderlichen Schmertz verrichtet: es wird auch auf die Hüneraugen an den Füssen geleget. Innerlich mag man es ja bey Leib und Lebensgefahr nicht brauchen, es mag auch zugerichtet oder so wenig seyn, wie es nur will; dann es bringet dem Leibe unfehlbar Schaden.

Arsenicum oder Arrenicum kommt vom ἄροην oder ἄῤῥην mas, ein Männlein, weil dieses Mineral eine so gar grosse Stärcke hat, welche man mit der Stärcke eines Männleins von einem Thiere hat vergleichen wollen.

Artemisia.

Artemisia, Trag. Ang. Matth.

Artemisia vulgaris major, C.B.

Artemisia rubra & alba, Tab.

Artemisia vulgaris, J.B.

Absinthium seu Artemisia officinarum, P. Tournef.

frantzösisch, Armoise.

teutsch, Beyfuß.

Ist ein Gewächs oder Kraut, dessen Stengel ohngefehr vier Schuh hoch wird, der ist ästig, hart und holtzig, gar schwerlich zu zerbrechen ein wenig rauch, insgemeine röthlicht, iedoch zuweilen auch weißgrünlicht. Sein Kraut oder Blätter sind zerschnitten wie der Wermuth ihre, rauch, obenher grünlicht, unten weißlicht, von starckem Geruch, und von süßlichten, etwas scharffen Geschmack. Die Blumen sind klein, stehen langs an den Stengeln, wie an der Wermuth, sind dabey rauch, weiß, und haben einigen Geruch. Die Wurtzel ist Fingerslang und dick, holtzig, um und um voll Zasern, eines süßlichten würtzhaftigen Geschmacks. Es wächset in den Gärten. Gemeiniglich wird es frantzösisch Herbe de S. Jean, auf teutsch, Johannes-Gürtel, genennet, dieweil die Bauersleute um Johannis sich mit demselben zu umgürten pflegen. Es führet viel Sal essentiale, und ziemlich starckes Oel, wenig Feuchtigkeit und Erde gnug bey sich.

Es reiniget, dienet zu Wunden und Schäden, eröffnet, ist gut wider die Mutterbeschwerung und stärcket: es treibet der Weiber Zeit: befördert die Geburt zusamt der Nachgeburt. Es reiniget auch die Mutter und stärcket dieselbe: dämpfet die Dünste: es wird innerlich und äusserlich gebrauchet.

Der Name dieses Gewächses kommt von des Königs Mausolus in Carien Gemahlin Artemisia her, als welche es in Brauch gebracht.

Arum.

Arum, frantzösisch, Pied de Veau, teutsch, Aron, Zehrwurtz, Magenwurtz, ist ein Gewächs, von dem es unterschiedene Sorten giebet: doch werde ich deren nur zwey beschreiben, welche zu der Artzney gebrauchet werden.

Die erste Sorte wird genennet

Arum, Fuchs. Tur.

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[0074] in ein irdenes Geschirr gethan, und über einem nicht so starckem Feuer, als das vorige gewesen, geschmoltzen, da sie dann so dicke werden, wann sie kalt worden sind. Endlich wird die Materie herausgenommen und in Stücken zerschlagen, das ist alsdann der weisse Arsenic, welcher auch nur schlechtweg Arsenicum heist, gleichsam seinen Vorzug vor dem andern anzudeuten, dieweil er unter allen der stärckste ist. Die Materialisten haben ihn zu verkauffen. Die alten Naturkündiger haben alle zusammen gegläubet, es gäbe auch natürlichen weissen Arsenic, der würde in den Schachten gefunden, so wie wir ihn zu sehen bekommen; sie haben sich aber betrogen: dann die neuern nur zu wol erkennen, daß kein anderer zu finden, als der aus dem Kobalt bereitet wird, wie allbereit erwähnet. Der Herr Homberg, Mitglied der königlichen Academie der Wissenschaften, hat uns in Franckreich zu erst den Arsenic zubereiten gelehret. Der meiste Theil dieser mineralischen Materie kommt aus Meissen in Teutschland. Der Dampf, welcher vom Kobalt aufsteiget, reucht wie Knoblauch, oder als wie Schwefel: wann er nun nach Schwefel riechet, so giebet das ein Zeichen, die Materie werde viel Arsenic geben. Den Arsenic soll man nehmen, welcher schön und weiß, inwendig und auswendig gläntzend und in grossen crystallinen Stücken ist: der etwas matt und bleich aussiehet, wird nicht so sehr geachtet. Wann ich den Arsenic in verglasurten Geschirren gearbeitet habe, habe ich ihn manchmal durchs Feuer in Glas verkehrt, das so durchsichtig gewesen und fast so gesehen, wie gemeines Glas, das ich auch von dem Glase des Gefässes nicht gar wol unterscheiden können, ohne, daß das Glaß vom Arsenic brüchiger gewesen und leichter zu zerreiben. Mit dem Arsenic werden allerhand Dinge, von Metall bereitet, weiß gemacht, z.E. Steckenadeln, sie werden auch davon viel steiffer, und lassen sich nicht so leicht beugen. Es giebet noch zwey Sorten Arsenicum, die eine wird Auripigmentum genennet, die andere Realgal von einer ieden soll an gehörigem Orte gehandelt werden. Alle Sorten des Arsenics sind etzend und fressend Gift: das heftigst- und giftigste aber ist das weisse. Insgemein erweiset es seine Gewalt nicht eher, als eine halbe Stunde, nachdem es ist genommen worden. Dann das Saltz, welches am meisten frisset, ist natürlicher Weise im Schwefel verwickelt und gebunden, brauchet also etwas Zeit, bis daß es sich los machen kan: sodann verursachet es die grösten Schmertzen, Reissen, Entzündung und Brand in dem Eingeweide, heftiges Erbrechen, Zucken in Gliedern, Unruhe, gäntzliche Entkräftung, und endlich den Tod, wofern kein Rath geschaffet wird. Die Mittel, so bey dieser Gelegenheit vorträglich, sind zerlassen Schmaltz oder Oel, welche löffelweise zu verschlucken, ie ehe, ie besser, damit man die Spitzen dieses fressenden Saltzes verwickeln und schwächen, und von oben und von unten ausführen möge. 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Ist ein Gewächs oder Kraut, dessen Stengel ohngefehr vier Schuh hoch wird, der ist ästig, hart und holtzig, gar schwerlich zu zerbrechen ein wenig rauch, insgemeine röthlicht, iedoch zuweilen auch weißgrünlicht. Sein Kraut oder Blätter sind zerschnitten wie der Wermuth ihre, rauch, obenher grünlicht, unten weißlicht, von starckem Geruch, und von süßlichten, etwas scharffen Geschmack. Die Blumen sind klein, stehen langs an den Stengeln, wie an der Wermuth, sind dabey rauch, weiß, und haben einigen Geruch. Die Wurtzel ist Fingerslang und dick, holtzig, um und um voll Zasern, eines süßlichten würtzhaftigen Geschmacks. Es wächset in den Gärten. Gemeiniglich wird es frantzösisch Herbe de S. Jean, auf teutsch, Johannes-Gürtel, genennet, dieweil die Bauersleute um Johannis sich mit demselben zu umgürten pflegen. Es führet viel Sal essentiale, und ziemlich starckes Oel, wenig Feuchtigkeit und Erde gnug bey sich. Es reiniget, dienet zu Wunden und Schäden, eröffnet, ist gut wider die Mutterbeschwerung und stärcket: es treibet der Weiber Zeit: befördert die Geburt zusamt der Nachgeburt. Es reiniget auch die Mutter und stärcket dieselbe: dämpfet die Dünste: es wird innerlich und äusserlich gebrauchet. Der Name dieses Gewächses kommt von des Königs Mausolus in Carien Gemahlin Artemisia her, als welche es in Brauch gebracht. Arum. Arum, frantzösisch, Pied de Veau, teutsch, Aron, Zehrwurtz, Magenwurtz, ist ein Gewächs, von dem es unterschiedene Sorten giebet: doch werde ich deren nur zwey beschreiben, welche zu der Artzney gebrauchet werden. Die erste Sorte wird genennet Arum, Fuchs. Tur.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/74>, abgerufen am 23.04.2024.