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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Weise des Hundes an sich nehmen, der ihn gebissen hat: dann er wird heulen und murren, wird beissen, was er nur ertappen kan; wird endlich gantz und gar wütend werden, und über diejenigen herfallen, die um ihn sind; daß er auch seine besten Freunde nicht wird zu unterscheiden wissen.

Bey dieser Gelegenheit ist, meines erachtens, höchstnöthig, dem Patienten an der Stirn, am Halse und auf dem Fusse zur Ader zu lassen, damit dessen Wut vermindert und gedämpfet werde. Was das Baden im Seewasser anbetrifft, welches zu Anfang des Unfalles, kurtz nach dem Biß pflegt vorgenommen zu werden, von dem die meisten Leute eine so gar falsche Meinung hägen, davon bedüncket mir, es sey verwogen gnug gehandelt, wann man es unterlassen wolte, indem die Erfahrung bezeuget, wie daß die wenigsten von diesen Patienten, bey denen es zu ersterwähnter Zeit gebrauchet worden, mit Raserey befallen werden: ich zum wenigsten habe deren keinen gesehen. Es können aber dergleichen Bäder auf zweyerley und unterschiedene Weise ihre Wirckung verrichten, einmahl und zum ersten, durch Schrecken und Entsetzen, wann solch ein Patient siehet, wie man so ungestüm ihn in dasjenige liquidum hinein stürtzet, vor dem er doch bereits so einen übermachten Abscheu trägt, das bringet dann in den humoribus eine starcke Veränderung zu wege, machet sie dünne, und führet sie durch die unvermerckliche Ausdünstung aus.

Zum andern, da durch die Schwere des Seewassers der gantze Leib des Patienten hart zusammen gepresset wird, dann man tauchet ihn mit Fleiß darein, wann bey der Flut die stärcksten Wellen herbey kommen, so daß sie mehr dann einmahl über den Patienten weg zusammen schlagen können; so mag vielleicht der Uberrest von dem gantz flüchtigen Theile derselben Feuchtigkeit, die an dem Wüten Ursach ist, figiret, und folglich dadurch alle die gewaltsamen Bewegungen und andere Unordnungen unterbrochen werden, welche sie sonsten in dem gantzen Leibe vermag anzurichten. Das Baden in dem Seewasser kan auch um angeführter Ursachen willen, dem Baden im Flußwasser vorgezogen werden, indem das erstere weit schwerer ist, und derentwegen auch weit mehr zusammendrücken und figiren kan.

Zudem so werden diese angezognen Gründe durch die Erfahrung guten theils bestätiget: dann, wann ein solcher rasender in währendem Anfalle mit Macht ist in ein Faß voll lauliches Seewasser eingetauchet worden, nachdem man ihm zuvor den Kopf verbunden und auch die Hande vest gemacht, ihn also ausser Stand gesetzt, daß er hat Schaden thun und um sich beissen können, so hat man wol gemerckt, wie daß das Bad die Wut um ein gut Theil gemindert, und würde, sonder allen Zweiffel, wann man es etliche mahl aufs neue wiederhohlen wollen, der Patiente Linderung erhalten haben, ja wol gar dadurch vollkommen seyn befreyet worden. Allein, es sind die Leute, die bey dieser Arbeit Hand anlegen müssen, sehr schwerlich zu bereden, daß sie dieselbe wiederhollen sollen, indem sie sich befürchten müssen, sie möchten, aller angewandten Vorsicht unerachtet, dannoch gebissen werden.

Die Hunde sind im übrigen noch vielen andern [Spaltenumbruch] Kranckheiten unterworffen, absonderlich die Bologneser, indem sie, wegen ihrer vielen und dicken Haare, damit sie von Natur bedecket sind, eine gar geringe transpiration und unvermerckliche Ausdünstung haben; dann sie werden mit Würmern, mit Grimmen im Leibe und mit Brechen, auch mit dem Stein geplaget; wie ich dann gesehen, daß der Herr Meri, ein Mitglied von der Academie, aus eines kleinen Bologneser Hündleins Blase, einen Stein gezogen, der so groß gewesen als ein Hünerey, daran es auch hat sterben müssen. Es war derselbe Stein von eben solcher Härte und Substantz, als wie derjenige, den man pflegt aus der Blase eines Menschen auszunehmen, von Farbe grau und etwas weiß.

Canis kommt vom griechischen kunos, des Hundes.

Cynocoprus kommt von kunos, Canis, des Hundes/ und kopros, stercus, Dreck, als spräche man Hundskoth, Hundsdreck.

Canis Marron.

Cannis Marron, frantzösisch, Chien marron, ist ein vierfüßiges Thier, mittelmäßiger Grösse, das hat etwas von einem Hunde, Wolff und Fuchs. Sein Rüssel ist gar klein, und vorne etwas spitzig. Die Ohren sind kurtz und spitzig. Der Leib ist schlanck, und der Schwantz lang, die Beine sind gar hoch. Es ist mit grauen und braunrothen Haar bedecket. Es billet nicht, sondern sein Geläut ist dem Geschrey der Kinder nicht unähnlich. Dieses Thier fällt in Chima und in Siam: von Natur ist es überaus gefressig: es frist das Fleisch der Thiere; iedoch, wann ihm der Hunger gar zu sehr zusetzt, so machts sich auch wol in die Häuser, und fällt die Leute an. Wir vernehmen nicht, daß es einigen Nutz zur Artzney geben solte.

Cannabis.

Cannabis, Matth. Brunf.

Cannabis sativa, C.B. Raji Hist. Pit. Tournefort.

Cannapus, Ger.

Cannabis mas & foemina, J.B. Park.

frantzösisch, Chanvre.

teutsch, der Hanff.

Ist ein Gewächs, das wenigstens so hoch wird als ein Mann. Sein Stengel ist gerade, viereckigt, dichte, rauch und rauh, inwendig hol, mit einer fasigten Schale überzogen. Das Kraut sieht aus, wie eine offne Hand, und ist vier bis fünffmahl zertheilet, welche Stücken ausgezackt, braungrün, und linde anzufühlen sind, schmecken gar unangenehme.

Dieses Kraut wird in zwey Geschlechter eingetheilet: im Männlein und Weiblein, oder in fruchtbares und unfruchtbares.

Der Hanff, das Männlein, oder der fruchtbare wird genannt Cannabis major, Trag. Cannabis foecunda, Dod. der bringt gar keine Blüte, sondern einen Hauffen kleine Früchte, die gleichsam wie mit einer Haube bedecket sind, und eine iedwede ein Samenkorn beschleust, welches bey nahe gantz ovalrund ist.

Der Hanff, das Weiblein, heist Cannabis sterilis, Dod. Cam. Cannabis foemina, J.B. Cannabis erratica, C.B. Der ist nicht so gar hoch, als wie der [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Weise des Hundes an sich nehmen, der ihn gebissen hat: dann er wird heulen und murren, wird beissen, was er nur ertappen kan; wird endlich gantz und gar wütend werden, und über diejenigen herfallen, die um ihn sind; daß er auch seine besten Freunde nicht wird zu unterscheiden wissen.

Bey dieser Gelegenheit ist, meines erachtens, höchstnöthig, dem Patienten an der Stirn, am Halse und auf dem Fusse zur Ader zu lassen, damit dessen Wut vermindert und gedämpfet werde. Was das Baden im Seewasser anbetrifft, welches zu Anfang des Unfalles, kurtz nach dem Biß pflegt vorgenommen zu werden, von dem die meisten Leute eine so gar falsche Meinung hägen, davon bedüncket mir, es sey verwogen gnug gehandelt, wann man es unterlassen wolte, indem die Erfahrung bezeuget, wie daß die wenigsten von diesen Patienten, bey denen es zu ersterwähnter Zeit gebrauchet worden, mit Raserey befallen werden: ich zum wenigsten habe deren keinen gesehen. Es können aber dergleichen Bäder auf zweyerley und unterschiedene Weise ihre Wirckung verrichten, einmahl und zum ersten, durch Schrecken und Entsetzen, wann solch ein Patient siehet, wie man so ungestüm ihn in dasjenige liquidum hinein stürtzet, vor dem er doch bereits so einen übermachten Abscheu trägt, das bringet dann in den humoribus eine starcke Veränderung zu wege, machet sie dünne, und führet sie durch die unvermerckliche Ausdünstung aus.

Zum andern, da durch die Schwere des Seewassers der gantze Leib des Patienten hart zusammen gepresset wird, dann man tauchet ihn mit Fleiß darein, wann bey der Flut die stärcksten Wellen herbey kommen, so daß sie mehr dann einmahl über den Patienten weg zusammen schlagen können; so mag vielleicht der Uberrest von dem gantz flüchtigen Theile derselben Feuchtigkeit, die an dem Wüten Ursach ist, figiret, und folglich dadurch alle die gewaltsamen Bewegungen und andere Unordnungen unterbrochen werden, welche sie sonsten in dem gantzen Leibe vermag anzurichten. Das Baden in dem Seewasser kan auch um angeführter Ursachen willen, dem Baden im Flußwasser vorgezogen werden, indem das erstere weit schwerer ist, und derentwegen auch weit mehr zusammendrücken und figiren kan.

Zudem so werden diese angezognen Gründe durch die Erfahrung guten theils bestätiget: dann, wann ein solcher rasender in währendem Anfalle mit Macht ist in ein Faß voll lauliches Seewasser eingetauchet worden, nachdem man ihm zuvor den Kopf verbunden und auch die Hande vest gemacht, ihn also ausser Stand gesetzt, daß er hat Schaden thun und um sich beissen können, so hat man wol gemerckt, wie daß das Bad die Wut um ein gut Theil gemindert, und würde, sonder allen Zweiffel, wann man es etliche mahl aufs neue wiederhohlen wollen, der Patiente Linderung erhalten haben, ja wol gar dadurch vollkommen seyn befreyet worden. Allein, es sind die Leute, die bey dieser Arbeit Hand anlegen müssen, sehr schwerlich zu bereden, daß sie dieselbe wiederhollen sollen, indem sie sich befürchten müssen, sie möchten, aller angewandten Vorsicht unerachtet, dannoch gebissen werden.

Die Hunde sind im übrigen noch vielen andern [Spaltenumbruch] Kranckheiten unterworffen, absonderlich die Bologneser, indem sie, wegen ihrer vielen und dicken Haare, damit sie von Natur bedecket sind, eine gar geringe transpiration und unvermerckliche Ausdünstung haben; dann sie werden mit Würmern, mit Grimmen im Leibe und mit Brechen, auch mit dem Stein geplaget; wie ich dann gesehen, daß der Herr Meri, ein Mitglied von der Academie, aus eines kleinen Bologneser Hündleins Blase, einen Stein gezogen, der so groß gewesen als ein Hünerey, daran es auch hat sterben müssen. Es war derselbe Stein von eben solcher Härte und Substantz, als wie derjenige, den man pflegt aus der Blase eines Menschen auszunehmen, von Farbe grau und etwas weiß.

Canis kommt vom griechischen κυνὸς, des Hundes.

Cynocoprus kommt von κυνὸς, Canis, des Hundes/ und κόπρος, stercus, Dreck, als spräche man Hundskoth, Hundsdreck.

Canis Marron.

Cannis Marron, frantzösisch, Chien marron, ist ein vierfüßiges Thier, mittelmäßiger Grösse, das hat etwas von einem Hunde, Wolff und Fuchs. Sein Rüssel ist gar klein, und vorne etwas spitzig. Die Ohren sind kurtz und spitzig. Der Leib ist schlanck, und der Schwantz lang, die Beine sind gar hoch. Es ist mit grauen und braunrothen Haar bedecket. Es billet nicht, sondern sein Geläut ist dem Geschrey der Kinder nicht unähnlich. Dieses Thier fällt in Chima und in Siam: von Natur ist es überaus gefressig: es frist das Fleisch der Thiere; iedoch, wann ihm der Hunger gar zu sehr zusetzt, so machts sich auch wol in die Häuser, und fällt die Leute an. Wir vernehmen nicht, daß es einigen Nutz zur Artzney geben solte.

Cannabis.

Cannabis, Matth. Brunf.

Cannabis sativa, C.B. Raji Hist. Pit. Tournefort.

Cannapus, Ger.

Cannabis mas & fœmina, J.B. Park.

frantzösisch, Chanvre.

teutsch, der Hanff.

Ist ein Gewächs, das wenigstens so hoch wird als ein Mann. Sein Stengel ist gerade, viereckigt, dichte, rauch und rauh, inwendig hol, mit einer fasigten Schale überzogen. Das Kraut sieht aus, wie eine offne Hand, und ist vier bis fünffmahl zertheilet, welche Stücken ausgezackt, braungrün, und linde anzufühlen sind, schmecken gar unangenehme.

Dieses Kraut wird in zwey Geschlechter eingetheilet: im Männlein und Weiblein, oder in fruchtbares und unfruchtbares.

Der Hanff, das Männlein, oder der fruchtbare wird genannt Cannabis major, Trag. Cannabis fœcunda, Dod. der bringt gar keine Blüte, sondern einen Hauffen kleine Früchte, die gleichsam wie mit einer Haube bedecket sind, und eine iedwede ein Samenkorn beschleust, welches bey nahe gantz ovalrund ist.

Der Hanff, das Weiblein, heist Cannabis sterilis, Dod. Cam. Cannabis fœmina, J.B. Cannabis erratica, C.B. Der ist nicht so gar hoch, als wie der [Ende Spaltensatz]

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[0132] Weise des Hundes an sich nehmen, der ihn gebissen hat: dann er wird heulen und murren, wird beissen, was er nur ertappen kan; wird endlich gantz und gar wütend werden, und über diejenigen herfallen, die um ihn sind; daß er auch seine besten Freunde nicht wird zu unterscheiden wissen. Bey dieser Gelegenheit ist, meines erachtens, höchstnöthig, dem Patienten an der Stirn, am Halse und auf dem Fusse zur Ader zu lassen, damit dessen Wut vermindert und gedämpfet werde. Was das Baden im Seewasser anbetrifft, welches zu Anfang des Unfalles, kurtz nach dem Biß pflegt vorgenommen zu werden, von dem die meisten Leute eine so gar falsche Meinung hägen, davon bedüncket mir, es sey verwogen gnug gehandelt, wann man es unterlassen wolte, indem die Erfahrung bezeuget, wie daß die wenigsten von diesen Patienten, bey denen es zu ersterwähnter Zeit gebrauchet worden, mit Raserey befallen werden: ich zum wenigsten habe deren keinen gesehen. 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Zudem so werden diese angezognen Gründe durch die Erfahrung guten theils bestätiget: dann, wann ein solcher rasender in währendem Anfalle mit Macht ist in ein Faß voll lauliches Seewasser eingetauchet worden, nachdem man ihm zuvor den Kopf verbunden und auch die Hande vest gemacht, ihn also ausser Stand gesetzt, daß er hat Schaden thun und um sich beissen können, so hat man wol gemerckt, wie daß das Bad die Wut um ein gut Theil gemindert, und würde, sonder allen Zweiffel, wann man es etliche mahl aufs neue wiederhohlen wollen, der Patiente Linderung erhalten haben, ja wol gar dadurch vollkommen seyn befreyet worden. Allein, es sind die Leute, die bey dieser Arbeit Hand anlegen müssen, sehr schwerlich zu bereden, daß sie dieselbe wiederhollen sollen, indem sie sich befürchten müssen, sie möchten, aller angewandten Vorsicht unerachtet, dannoch gebissen werden. 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Cannis Marron, frantzösisch, Chien marron, ist ein vierfüßiges Thier, mittelmäßiger Grösse, das hat etwas von einem Hunde, Wolff und Fuchs. Sein Rüssel ist gar klein, und vorne etwas spitzig. Die Ohren sind kurtz und spitzig. Der Leib ist schlanck, und der Schwantz lang, die Beine sind gar hoch. Es ist mit grauen und braunrothen Haar bedecket. Es billet nicht, sondern sein Geläut ist dem Geschrey der Kinder nicht unähnlich. Dieses Thier fällt in Chima und in Siam: von Natur ist es überaus gefressig: es frist das Fleisch der Thiere; iedoch, wann ihm der Hunger gar zu sehr zusetzt, so machts sich auch wol in die Häuser, und fällt die Leute an. Wir vernehmen nicht, daß es einigen Nutz zur Artzney geben solte. Cannabis. Cannabis, Matth. Brunf. Cannabis sativa, C.B. Raji Hist. Pit. Tournefort. Cannapus, Ger. Cannabis mas & fœmina, J.B. Park. frantzösisch, Chanvre. teutsch, der Hanff. Ist ein Gewächs, das wenigstens so hoch wird als ein Mann. Sein Stengel ist gerade, viereckigt, dichte, rauch und rauh, inwendig hol, mit einer fasigten Schale überzogen. Das Kraut sieht aus, wie eine offne Hand, und ist vier bis fünffmahl zertheilet, welche Stücken ausgezackt, braungrün, und linde anzufühlen sind, schmecken gar unangenehme. Dieses Kraut wird in zwey Geschlechter eingetheilet: im Männlein und Weiblein, oder in fruchtbares und unfruchtbares. Der Hanff, das Männlein, oder der fruchtbare wird genannt Cannabis major, Trag. Cannabis fœcunda, Dod. der bringt gar keine Blüte, sondern einen Hauffen kleine Früchte, die gleichsam wie mit einer Haube bedecket sind, und eine iedwede ein Samenkorn beschleust, welches bey nahe gantz ovalrund ist. Der Hanff, das Weiblein, heist Cannabis sterilis, Dod. Cam. Cannabis fœmina, J.B. Cannabis erratica, C.B. Der ist nicht so gar hoch, als wie der

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/132>, abgerufen am 25.04.2024.