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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Die Felsenplatte.

Dort am steilen Klippenhange,
Wo der Wildbach niederschäumt,
Lehnt beim Sonnenuntergange
Einsam still ein Mann -- und träumt.
Hingesenkt das gramesmatte
Angesicht, so früh verblüht,
Starrt er auf die Felsenplatte,
Die vom Abendrothe glüht.
Wie er also unabwendig
Starret auf den hellen Stein,
Werden plötzlich d'rauf lebendig
Seine lieben Fantasei'n.
Seiner Kindheit Spielgenossen
Tanzen lustig drüber hin
Mit der Unschuld süßen Possen,
Laden ein zu Spielen ihn.
Die Felsenplatte.

Dort am ſteilen Klippenhange,
Wo der Wildbach niederſchaͤumt,
Lehnt beim Sonnenuntergange
Einſam ſtill ein Mann — und traͤumt.
Hingeſenkt das gramesmatte
Angeſicht, ſo fruͤh verbluͤht,
Starrt er auf die Felſenplatte,
Die vom Abendrothe gluͤht.
Wie er alſo unabwendig
Starret auf den hellen Stein,
Werden ploͤtzlich d'rauf lebendig
Seine lieben Fantaſei'n.
Seiner Kindheit Spielgenoſſen
Tanzen luſtig druͤber hin
Mit der Unſchuld ſuͤßen Poſſen,
Laden ein zu Spielen ihn.
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[91/0105] Die Felsenplatte. Dort am ſteilen Klippenhange, Wo der Wildbach niederſchaͤumt, Lehnt beim Sonnenuntergange Einſam ſtill ein Mann — und traͤumt. Hingeſenkt das gramesmatte Angeſicht, ſo fruͤh verbluͤht, Starrt er auf die Felſenplatte, Die vom Abendrothe gluͤht. Wie er alſo unabwendig Starret auf den hellen Stein, Werden ploͤtzlich d'rauf lebendig Seine lieben Fantaſei'n. Seiner Kindheit Spielgenoſſen Tanzen luſtig druͤber hin Mit der Unſchuld ſuͤßen Poſſen, Laden ein zu Spielen ihn.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/105>, abgerufen am 29.03.2024.