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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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In der Wüste.

Ist's nicht eitel und vergebens,
Lieben Freunde, saget an!
Durch den Wüstensand des Lebens
Sich zu wühlen eine Bahn?
Streut auch unser Fuß im Staube
Spuren aus von seinem Lauf,
Gleich, wie Geier nach dem Raube,
Kommt ein Sturm und frißt sie auf.
Einsam und in Karavanen
Treibt es nach dem Land der Ruh',
Und es flattern tausend Fahnen
Hier und dort der Ferne zu.
Wir auch wandern vielverbündet
Nach der Räthselferne aus;
Doch der Strahl der Wüste zündet
Sehnsucht nach dem kühlen Haus;
In der Wüste.

Iſt's nicht eitel und vergebens,
Lieben Freunde, ſaget an!
Durch den Wuͤſtenſand des Lebens
Sich zu wuͤhlen eine Bahn?
Streut auch unſer Fuß im Staube
Spuren aus von ſeinem Lauf,
Gleich, wie Geier nach dem Raube,
Kommt ein Sturm und frißt ſie auf.
Einſam und in Karavanen
Treibt es nach dem Land der Ruh',
Und es flattern tauſend Fahnen
Hier und dort der Ferne zu.
Wir auch wandern vielverbuͤndet
Nach der Raͤthſelferne aus;
Doch der Strahl der Wuͤſte zuͤndet
Sehnſucht nach dem kuͤhlen Haus;
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[47/0061] In der Wüste. Iſt's nicht eitel und vergebens, Lieben Freunde, ſaget an! Durch den Wuͤſtenſand des Lebens Sich zu wuͤhlen eine Bahn? Streut auch unſer Fuß im Staube Spuren aus von ſeinem Lauf, Gleich, wie Geier nach dem Raube, Kommt ein Sturm und frißt ſie auf. Einſam und in Karavanen Treibt es nach dem Land der Ruh', Und es flattern tauſend Fahnen Hier und dort der Ferne zu. Wir auch wandern vielverbuͤndet Nach der Raͤthſelferne aus; Doch der Strahl der Wuͤſte zuͤndet Sehnſucht nach dem kuͤhlen Haus;

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/61>, abgerufen am 28.03.2024.