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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Ueber Völkern klirrt die Kette,
Da sein Schritt nach Osten stürmt;
Bang ruft eins dem andern: rette!
Von der Schreckensmacht umthürmt.
Nun ergreift ihn sein Verhängniß,
Reißt ihm Kron' und Purpur ab,
Schleudert ihn ins Meergefängniß,
Bald verschlingt ihn dort sein Grab. --
In der Nächte stiller Feier
Hebt der heiligen Natur
Kühn ein Forscher ihre Schleier,
Und verfolget Gottes Spur.
Denn du lässest schön erglänzen
Ihm ein Mahl der Ewigkeit,
Enkel seine Gruft bekränzen; --
Und ihn lohnt -- Vergessenheit!
Nach der Liebe treuem Glücke
Das er nirgends finden soll,
Kehrt ein Andrer seine Blicke,
Dir vertrauend, sehnsuchtsvoll.
Ueber Voͤlkern klirrt die Kette,
Da ſein Schritt nach Oſten ſtuͤrmt;
Bang ruft eins dem andern: rette!
Von der Schreckensmacht umthuͤrmt.
Nun ergreift ihn ſein Verhaͤngniß,
Reißt ihm Kron' und Purpur ab,
Schleudert ihn ins Meergefaͤngniß,
Bald verſchlingt ihn dort ſein Grab. —
In der Naͤchte ſtiller Feier
Hebt der heiligen Natur
Kuͤhn ein Forſcher ihre Schleier,
Und verfolget Gottes Spur.
Denn du laͤſſeſt ſchoͤn erglaͤnzen
Ihm ein Mahl der Ewigkeit,
Enkel ſeine Gruft bekraͤnzen; —
Und ihn lohnt — Vergeſſenheit!
Nach der Liebe treuem Gluͤcke
Das er nirgends finden ſoll,
Kehrt ein Andrer ſeine Blicke,
Dir vertrauend, ſehnſuchtsvoll.
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[126/0140] Ueber Voͤlkern klirrt die Kette, Da ſein Schritt nach Oſten ſtuͤrmt; Bang ruft eins dem andern: rette! Von der Schreckensmacht umthuͤrmt. Nun ergreift ihn ſein Verhaͤngniß, Reißt ihm Kron' und Purpur ab, Schleudert ihn ins Meergefaͤngniß, Bald verſchlingt ihn dort ſein Grab. — In der Naͤchte ſtiller Feier Hebt der heiligen Natur Kuͤhn ein Forſcher ihre Schleier, Und verfolget Gottes Spur. Denn du laͤſſeſt ſchoͤn erglaͤnzen Ihm ein Mahl der Ewigkeit, Enkel ſeine Gruft bekraͤnzen; — Und ihn lohnt — Vergeſſenheit! Nach der Liebe treuem Gluͤcke Das er nirgends finden ſoll, Kehrt ein Andrer ſeine Blicke, Dir vertrauend, ſehnſuchtsvoll.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/140>, abgerufen am 25.04.2024.