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Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.

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1213/4, Berbacher Q. B. 118, Mailänder Q. B. 1233/4,
Thüringer Z. Sch. 1221/2 u. s. w. Die allgemeinere Ueber-
sicht der merkwürdigen Preissteigerungen aller namhaf-
ten Eisenbahn-Papiere an der Berliner Börse bietet
der Anhang IV. dieser Schrift dar. -- Je mehr jedoch
die Agiotage während der letzten Monate in zahllose
Familien, deren Ruhe auf beklagenswerthe Weise ver-
nichtend, eingedrungen war, je mehr hatte sich die
Befürchtung bei jedem besonnenen Kaufmanne, wie
bei jedem unpartheiischen Beobachter geltend gemacht,
es könne leicht dem so heftigen, unnatürlichen Auf-
schwunge der Aktien, namentlich aber der Quittungs-
bogen, eine plötzliche Reaktion folgen, welche dann un-
zweifelhaft Viele um ihr Vermögen, vielleicht auch um
ihre bürgerliche Ehre bringen würde. Es waren ein-
zelne, gewichtige Stimmen, öffentlich warnend, laut
geworden, hatten jene Wettspiele der unüberlegten,
verführten Menge in ihrer Wirkung auf die Zustände
der Gegenwart geschildert und bewiesen endlich auch
die Nothwendigkeit, daß Seitens der Regierung drin-
gend etwas geschehen müsse, um die Herrschaft des
Aktienschwindels zu zerstören. *) Alles dies aber, so
wohlgemeint und richtig begründet es auch war, ging,
von den selbstsüchtigen Helden der Spekulation und
dem verblendeten Haufen unbeachtet, spurlos an ih-
nen vorüber, und als nun schon in der Mitte des
Mai's das Gerücht an die Börse kam, es würden
vom Staate Maaßregeln gegen die Agiotage bera-

*) Besonders einsichtsvoll und kräftig sprachen sich darüber
mehrere leitende Artikel der Spenerschen und Vossischen Zeitun-
gen aus.

121¾, Berbacher Q. B. 118, Mailänder Q. B. 123¾,
Thüringer Z. Sch. 122½ u. ſ. w. Die allgemeinere Ueber-
ſicht der merkwürdigen Preisſteigerungen aller namhaf-
ten Eiſenbahn-Papiere an der Berliner Börſe bietet
der Anhang IV. dieſer Schrift dar. — Je mehr jedoch
die Agiotage während der letzten Monate in zahlloſe
Familien, deren Ruhe auf beklagenswerthe Weiſe ver-
nichtend, eingedrungen war, je mehr hatte ſich die
Befürchtung bei jedem beſonnenen Kaufmanne, wie
bei jedem unpartheiiſchen Beobachter geltend gemacht,
es könne leicht dem ſo heftigen, unnatürlichen Auf-
ſchwunge der Aktien, namentlich aber der Quittungs-
bogen, eine plötzliche Reaktion folgen, welche dann un-
zweifelhaft Viele um ihr Vermögen, vielleicht auch um
ihre bürgerliche Ehre bringen würde. Es waren ein-
zelne, gewichtige Stimmen, öffentlich warnend, laut
geworden, hatten jene Wettſpiele der unüberlegten,
verführten Menge in ihrer Wirkung auf die Zuſtände
der Gegenwart geſchildert und bewieſen endlich auch
die Nothwendigkeit, daß Seitens der Regierung drin-
gend etwas geſchehen müſſe, um die Herrſchaft des
Aktienſchwindels zu zerſtören. *) Alles dies aber, ſo
wohlgemeint und richtig begründet es auch war, ging,
von den ſelbſtſüchtigen Helden der Spekulation und
dem verblendeten Haufen unbeachtet, ſpurlos an ih-
nen vorüber, und als nun ſchon in der Mitte des
Mai’s das Gerücht an die Börſe kam, es würden
vom Staate Maaßregeln gegen die Agiotage bera-

*) Beſonders einſichtsvoll und kräftig ſprachen ſich darüber
mehrere leitende Artikel der Spenerſchen und Voſſiſchen Zeitun-
gen aus.
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[21/0027] 121¾, Berbacher Q. B. 118, Mailänder Q. B. 123¾, Thüringer Z. Sch. 122½ u. ſ. w. Die allgemeinere Ueber- ſicht der merkwürdigen Preisſteigerungen aller namhaf- ten Eiſenbahn-Papiere an der Berliner Börſe bietet der Anhang IV. dieſer Schrift dar. — Je mehr jedoch die Agiotage während der letzten Monate in zahlloſe Familien, deren Ruhe auf beklagenswerthe Weiſe ver- nichtend, eingedrungen war, je mehr hatte ſich die Befürchtung bei jedem beſonnenen Kaufmanne, wie bei jedem unpartheiiſchen Beobachter geltend gemacht, es könne leicht dem ſo heftigen, unnatürlichen Auf- ſchwunge der Aktien, namentlich aber der Quittungs- bogen, eine plötzliche Reaktion folgen, welche dann un- zweifelhaft Viele um ihr Vermögen, vielleicht auch um ihre bürgerliche Ehre bringen würde. Es waren ein- zelne, gewichtige Stimmen, öffentlich warnend, laut geworden, hatten jene Wettſpiele der unüberlegten, verführten Menge in ihrer Wirkung auf die Zuſtände der Gegenwart geſchildert und bewieſen endlich auch die Nothwendigkeit, daß Seitens der Regierung drin- gend etwas geſchehen müſſe, um die Herrſchaft des Aktienſchwindels zu zerſtören. *) Alles dies aber, ſo wohlgemeint und richtig begründet es auch war, ging, von den ſelbſtſüchtigen Helden der Spekulation und dem verblendeten Haufen unbeachtet, ſpurlos an ih- nen vorüber, und als nun ſchon in der Mitte des Mai’s das Gerücht an die Börſe kam, es würden vom Staate Maaßregeln gegen die Agiotage bera- *) Beſonders einſichtsvoll und kräftig ſprachen ſich darüber mehrere leitende Artikel der Spenerſchen und Voſſiſchen Zeitun- gen aus.

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Zitationshilfe: Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lesser_boerse_1844/27>, abgerufen am 25.04.2024.