Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].

Bild:
<< vorherige Seite
Hamburgische
Dramaturgie.


Drey und dreyßigstes Stück.





Den sechs und dreyßigsten Abend (Freytags,
den 3ten Julius,) ward das Lustspiel des
Herrn Favart, Solimann der Zweyte,
ebenfals in Gegenwart Sr. Königl. Majestät
von Dänemark, aufgeführet.

Ich mag nicht untersuchen, wie weit es die
Geschichte bestätiget, daß Solimann II. sich in
eine europäischen Sklavinn verliebt habe, die
ihn so zu fesseln, so nach ihrem Willen zu lenken
gewußt, daß er, wider alle Gewohnheit seines
Reichs, sich förmlich mit ihr verbinden und sie
zur Kaiserinn erklären müssen. Genug, daß Mar-
montel hierauf eine von seinen moralischen Er-
zehlungen gegründet, in der er aber jene Sklavinn,
die eine Italienerinn soll gewesen seyn, zu einer
Französinn macht; ohne Zweifel, weil er es ganz
unwahrscheinlich gefunden, daß irgend eine an-
dere Schöne, als eine Französische, einen so

selt-
K k
Hamburgiſche
Dramaturgie.


Drey und dreyßigſtes Stuͤck.





Den ſechs und dreyßigſten Abend (Freytags,
den 3ten Julius,) ward das Luſtſpiel des
Herrn Favart, Solimann der Zweyte,
ebenfals in Gegenwart Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt
von Daͤnemark, aufgefuͤhret.

Ich mag nicht unterſuchen, wie weit es die
Geſchichte beſtaͤtiget, daß Solimann II. ſich in
eine europaͤiſchen Sklavinn verliebt habe, die
ihn ſo zu feſſeln, ſo nach ihrem Willen zu lenken
gewußt, daß er, wider alle Gewohnheit ſeines
Reichs, ſich foͤrmlich mit ihr verbinden und ſie
zur Kaiſerinn erklaͤren muͤſſen. Genug, daß Mar-
montel hierauf eine von ſeinen moraliſchen Er-
zehlungen gegruͤndet, in der er aber jene Sklavinn,
die eine Italienerinn ſoll geweſen ſeyn, zu einer
Franzoͤſinn macht; ohne Zweifel, weil er es ganz
unwahrſcheinlich gefunden, daß irgend eine an-
dere Schoͤne, als eine Franzoͤſiſche, einen ſo

ſelt-
K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0271" n="[257]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Hamburgi&#x017F;che<lb/><hi rendition="#g">Dramaturgie.</hi><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Drey und dreyßig&#x017F;tes Stu&#x0364;ck.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#c">Den 21&#x017F;ten Augu&#x017F;t, 1767.</hi> </dateline><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>en &#x017F;echs und dreyßig&#x017F;ten Abend (Freytags,<lb/>
den 3ten Julius,) ward das Lu&#x017F;t&#x017F;piel des<lb/>
Herrn Favart, Solimann der Zweyte,<lb/>
ebenfals in Gegenwart Sr. Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
von Da&#x0364;nemark, aufgefu&#x0364;hret.</p><lb/>
        <p>Ich mag nicht unter&#x017F;uchen, wie weit es die<lb/>
Ge&#x017F;chichte be&#x017F;ta&#x0364;tiget, daß Solimann <hi rendition="#aq">II.</hi> &#x017F;ich in<lb/>
eine europa&#x0364;i&#x017F;chen Sklavinn verliebt habe, die<lb/>
ihn &#x017F;o zu fe&#x017F;&#x017F;eln, &#x017F;o nach ihrem Willen zu lenken<lb/>
gewußt, daß er, wider alle Gewohnheit &#x017F;eines<lb/>
Reichs, &#x017F;ich fo&#x0364;rmlich mit ihr verbinden und &#x017F;ie<lb/>
zur Kai&#x017F;erinn erkla&#x0364;ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Genug, daß Mar-<lb/>
montel hierauf eine von &#x017F;einen morali&#x017F;chen Er-<lb/>
zehlungen gegru&#x0364;ndet, in der er aber jene Sklavinn,<lb/>
die eine Italienerinn &#x017F;oll gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, zu einer<lb/>
Franzo&#x0364;&#x017F;inn macht; ohne Zweifel, weil er es ganz<lb/>
unwahr&#x017F;cheinlich gefunden, daß irgend eine an-<lb/>
dere Scho&#x0364;ne, als eine Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che, einen &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elt-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[257]/0271] Hamburgiſche Dramaturgie. Drey und dreyßigſtes Stuͤck. Den 21ſten Auguſt, 1767. Den ſechs und dreyßigſten Abend (Freytags, den 3ten Julius,) ward das Luſtſpiel des Herrn Favart, Solimann der Zweyte, ebenfals in Gegenwart Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt von Daͤnemark, aufgefuͤhret. Ich mag nicht unterſuchen, wie weit es die Geſchichte beſtaͤtiget, daß Solimann II. ſich in eine europaͤiſchen Sklavinn verliebt habe, die ihn ſo zu feſſeln, ſo nach ihrem Willen zu lenken gewußt, daß er, wider alle Gewohnheit ſeines Reichs, ſich foͤrmlich mit ihr verbinden und ſie zur Kaiſerinn erklaͤren muͤſſen. Genug, daß Mar- montel hierauf eine von ſeinen moraliſchen Er- zehlungen gegruͤndet, in der er aber jene Sklavinn, die eine Italienerinn ſoll geweſen ſeyn, zu einer Franzoͤſinn macht; ohne Zweifel, weil er es ganz unwahrſcheinlich gefunden, daß irgend eine an- dere Schoͤne, als eine Franzoͤſiſche, einen ſo ſelt- K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/271
Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. [257]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/271>, abgerufen am 18.04.2024.