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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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VI.
Die Pfauen und die Krähe.

Eine stolze Krähe schmückte sich mit den ausgefal-
lenen Federn der farbigten Pfaue, und mischte sich
kühn, als sie gnug geschmückt zu seyn glaubte, un-
ter diese glänzende Vögel der Juno. Sie ward
erkannt; und schnell fielen die Pfaue mit scharfen
Schnäbeln auf sie, ihr den betriegrischen Putz aus-
zureissen.

Lasset nach! schrie sie endlich; ihr habt nun alle
das eurige wieder. Doch die Pfaue, welche einige
von den eignen glänzenden Schwingfedern der Krä-
he bemerkt hatten, versetzten: Schweig, armselige
Närrin; auch diese können nicht dein seyn! -- und
hackten weiter.



VII. Der
VI.
Die Pfauen und die Krähe.

Eine ſtolze Krähe ſchmückte ſich mit den ausgefal-
lenen Federn der farbigten Pfaue, und miſchte ſich
kühn, als ſie gnug geſchmückt zu ſeyn glaubte, un-
ter dieſe glänzende Vögel der Juno. Sie ward
erkannt; und ſchnell fielen die Pfaue mit ſcharfen
Schnäbeln auf ſie, ihr den betriegriſchen Putz aus-
zureiſſen.

Laſſet nach! ſchrie ſie endlich; ihr habt nun alle
das eurige wieder. Doch die Pfaue, welche einige
von den eignen glänzenden Schwingfedern der Krä-
he bemerkt hatten, verſetzten: Schweig, armſelige
Närrin; auch dieſe können nicht dein ſeyn! — und
hackten weiter.



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[43/0063] VI. Die Pfauen und die Krähe. Eine ſtolze Krähe ſchmückte ſich mit den ausgefal- lenen Federn der farbigten Pfaue, und miſchte ſich kühn, als ſie gnug geſchmückt zu ſeyn glaubte, un- ter dieſe glänzende Vögel der Juno. Sie ward erkannt; und ſchnell fielen die Pfaue mit ſcharfen Schnäbeln auf ſie, ihr den betriegriſchen Putz aus- zureiſſen. Laſſet nach! ſchrie ſie endlich; ihr habt nun alle das eurige wieder. Doch die Pfaue, welche einige von den eignen glänzenden Schwingfedern der Krä- he bemerkt hatten, verſetzten: Schweig, armſelige Närrin; auch dieſe können nicht dein ſeyn! — und hackten weiter. VII. Der

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/63>, abgerufen am 28.03.2024.