Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
VIII.
(2)

Der Mensch ward Richter. -- Noch ein Wort,
rief ihm der majestätische Löwe zu, bevor du den
Ausspruch thust! Nach welcher Regel, Mensch,
willst du unsern Werth bestimmen?

Nach welcher Regel? Nach dem Grade, ohne
Zweifel, antwortete der Mensch, in welchem ihr
mir mehr oder weniger nützlich seyd. --

Vortrefflich! versetzte der beleidigte Löwe. Wie
weit würde ich alsdenn unter dem Esel zu stehen
kommen! Du kannst unser Richter nicht seyn,
Mensch! Verlaß die Versammlung!



IX. (3)
F 3
VIII.
(2)

Der Menſch ward Richter. — Noch ein Wort,
rief ihm der majeſtätiſche Löwe zu, bevor du den
Ausſpruch thuſt! Nach welcher Regel, Menſch,
willſt du unſern Werth beſtimmen?

Nach welcher Regel? Nach dem Grade, ohne
Zweifel, antwortete der Menſch, in welchem ihr
mir mehr oder weniger nützlich ſeyd. —

Vortrefflich! verſetzte der beleidigte Löwe. Wie
weit würde ich alsdenn unter dem Eſel zu ſtehen
kommen! Du kannſt unſer Richter nicht ſeyn,
Menſch! Verlaß die Verſammlung!



IX. (3)
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0105" n="85"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VIII</hi>.</hi><lb/>
(2)</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Men&#x017F;ch ward Richter. &#x2014; Noch ein Wort,<lb/>
rief ihm der maje&#x017F;täti&#x017F;che Löwe zu, bevor du den<lb/>
Aus&#x017F;pruch thu&#x017F;t! Nach welcher Regel, Men&#x017F;ch,<lb/>
will&#x017F;t du un&#x017F;ern Werth be&#x017F;timmen?</p><lb/>
          <p>Nach welcher Regel? Nach dem Grade, ohne<lb/>
Zweifel, antwortete der Men&#x017F;ch, in welchem ihr<lb/>
mir mehr oder weniger nützlich &#x017F;eyd. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Vortrefflich! ver&#x017F;etzte der beleidigte Löwe. Wie<lb/>
weit würde ich alsdenn unter dem E&#x017F;el zu &#x017F;tehen<lb/>
kommen! Du kann&#x017F;t un&#x017F;er Richter nicht &#x017F;eyn,<lb/>
Men&#x017F;ch! Verlaß die Ver&#x017F;ammlung!</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">F 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">IX.</hi> (3)</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0105] VIII. (2) Der Menſch ward Richter. — Noch ein Wort, rief ihm der majeſtätiſche Löwe zu, bevor du den Ausſpruch thuſt! Nach welcher Regel, Menſch, willſt du unſern Werth beſtimmen? Nach welcher Regel? Nach dem Grade, ohne Zweifel, antwortete der Menſch, in welchem ihr mir mehr oder weniger nützlich ſeyd. — Vortrefflich! verſetzte der beleidigte Löwe. Wie weit würde ich alsdenn unter dem Eſel zu ſtehen kommen! Du kannſt unſer Richter nicht ſeyn, Menſch! Verlaß die Verſammlung! IX. (3) F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/105
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/105>, abgerufen am 29.03.2024.