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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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XXII.
(7)

O die Unbarmherzigen! schrie der Wolf, und ge-
rieth in die äusserste Wuth. So will ich auch als
ihr Feind sterben, ehe mich der Hunger tödtet;
denn sie wollen es nicht besser!

Er lief, brach in die Wohnungen der Schäfer
ein, riß ihre Kinder nieder, und ward nicht ohne
grosse Mühe von den Schäfern erschlagen.

Da sprach der Weiseste von ihnen: Wir thaten
doch wohl Unrecht, daß wir den alten Räuber auf
das Aeusserste brachten, und ihm alle Mittel zur
Besserung, so spät und erzwungen sie auch war,
benahmen!



XXIII. Die
XXII.
(7)

O die Unbarmherzigen! ſchrie der Wolf, und ge-
rieth in die äuſſerſte Wuth. So will ich auch als
ihr Feind ſterben, ehe mich der Hunger tödtet;
denn ſie wollen es nicht beſſer!

Er lief, brach in die Wohnungen der Schäfer
ein, riß ihre Kinder nieder, und ward nicht ohne
groſſe Mühe von den Schäfern erſchlagen.

Da ſprach der Weiſeſte von ihnen: Wir thaten
doch wohl Unrecht, daß wir den alten Räuber auf
das Aeuſſerſte brachten, und ihm alle Mittel zur
Beſſerung, ſo ſpät und erzwungen ſie auch war,
benahmen!



XXIII. Die
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[102/0122] XXII. (7) O die Unbarmherzigen! ſchrie der Wolf, und ge- rieth in die äuſſerſte Wuth. So will ich auch als ihr Feind ſterben, ehe mich der Hunger tödtet; denn ſie wollen es nicht beſſer! Er lief, brach in die Wohnungen der Schäfer ein, riß ihre Kinder nieder, und ward nicht ohne groſſe Mühe von den Schäfern erſchlagen. Da ſprach der Weiſeſte von ihnen: Wir thaten doch wohl Unrecht, daß wir den alten Räuber auf das Aeuſſerſte brachten, und ihm alle Mittel zur Beſſerung, ſo ſpät und erzwungen ſie auch war, benahmen! XXIII. Die

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/122>, abgerufen am 28.03.2024.