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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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unter ihnen begriffen ist, anschauend erkennen lassen.
Fabeln also, welche den moralischen Satz in einem
einzeln Falle des Gegentheils zur Intuition bringen,
würde man vielleicht indirecte Fabeln, so wie die
andern directe Fabeln nennen können.

Doch von diesen Eintheilungen ist hier nicht die
Frage; nach vielweniger von jener unphilosophischen
Eintheilung noch den verschiedenen Erfindern oder
Dichtern, die sich einen vorzüglichen Namen damit
gemacht haben. Es hat den Kunstrichtern gefallen,
ihre gewöhnliche Eintheilung der Fabel von einer
Verschiedenheit herzunehmen, die mehr in die Augen
fällt; von der Verschiedenheit nehmlich der darinn
handelnden Personen. Und diese Eintheilung ist
es, die ich hier näher betrachten will.

Aphthonius ist ohne Zweifel der älteste Seribent,
der ihrer erwähnet. Tou de muthou, sagt er in seinen
Vorübungen, to men esti ??loikon, to de ??ethikon
to de ??mikton. Kai ??logikon men en oti poion an-
thropos peplastai: ??ethikon de to too alogon ethos
apomimoumenon: mikton de to ex amphoteron alogou

kai

unter ihnen begriffen iſt, anſchauend erkennen laſſen.
Fabeln alſo, welche den moraliſchen Satz in einem
einzeln Falle des Gegentheils zur Intuition bringen,
würde man vielleicht indirecte Fabeln, ſo wie die
andern directe Fabeln nennen können.

Doch von dieſen Eintheilungen iſt hier nicht die
Frage; nach vielweniger von jener unphiloſophiſchen
Eintheilung noch den verſchiedenen Erfindern oder
Dichtern, die ſich einen vorzüglichen Namen damit
gemacht haben. Es hat den Kunſtrichtern gefallen,
ihre gewöhnliche Eintheilung der Fabel von einer
Verſchiedenheit herzunehmen, die mehr in die Augen
fällt; von der Verſchiedenheit nehmlich der darinn
handelnden Perſonen. Und dieſe Eintheilung iſt
es, die ich hier näher betrachten will.

Aphthonius iſt ohne Zweifel der älteſte Seribent,
der ihrer erwähnet. Του δε μυϑου, ſagt er in ſeinen
Vorübungen, το μεν ἐϛἰ ??λοιϰον, το δε ??ἠϑιϰον
το δε ??μιϰτον. Και ??λογιϰον μεν ἐν ᾡτι ποιων ἀν-
ϑρωπος πεπλαϛαι: ??ἠϑιϰον δε το τωο ἀλογων ἠϑος
ἀπομιμουμενον: μικτον δε το ἐξ ἀμφοτερων ἀλογου

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[192/0212] unter ihnen begriffen iſt, anſchauend erkennen laſſen. Fabeln alſo, welche den moraliſchen Satz in einem einzeln Falle des Gegentheils zur Intuition bringen, würde man vielleicht indirecte Fabeln, ſo wie die andern directe Fabeln nennen können. Doch von dieſen Eintheilungen iſt hier nicht die Frage; nach vielweniger von jener unphiloſophiſchen Eintheilung noch den verſchiedenen Erfindern oder Dichtern, die ſich einen vorzüglichen Namen damit gemacht haben. Es hat den Kunſtrichtern gefallen, ihre gewöhnliche Eintheilung der Fabel von einer Verſchiedenheit herzunehmen, die mehr in die Augen fällt; von der Verſchiedenheit nehmlich der darinn handelnden Perſonen. Und dieſe Eintheilung iſt es, die ich hier näher betrachten will. Aphthonius iſt ohne Zweifel der älteſte Seribent, der ihrer erwähnet. Του δε μυϑου, ſagt er in ſeinen Vorübungen, το μεν ἐϛἰ ??λοιϰον, το δε ??ἠϑιϰον το δε ??μιϰτον. Και ??λογιϰον μεν ἐν ᾡτι ποιων ἀν- ϑρωπος πεπλαϛαι: ??ἠϑιϰον δε το τωο ἀλογων ἠϑος ἀπομιμουμενον: μικτον δε το ἐξ ἀμφοτερων ἀλογου και

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/212>, abgerufen am 29.03.2024.