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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwölftes Jahr,
1209der Retirade auf diesen Fußangeln hengen. Einige wurden erschlagen, einige ent-
ronnen zu uns über. Nachher ging die Armee zu Schiffe, und nach gehaltenem
Mittagsmahl rüstete sie sich wieder zur Schlacht; da sie aber das Geläute der gros-
sen Sturmglocke hörten, sprachen sie, sie würden von diesem GOtt der Christen
verzehret und aufgefressen g). Doch rückten sie wieder vor die Stadt, und fochten
den ganzen Tag. Und als sie unter ihren Tafeln hervor krochen, um Holz zum
Feuer zusammen zu schleppen: so wurden ihrer viele von den Bogenschützen ver-
wundet. Wer nun von ihnen durch die Steine des Geschützes, oder von den
Steinschleuderern verwundet lag, dem schnitte sein Bruder oder sein Kamerad
gleich den Kopf ab, und brachte ihn gänzlich ums Leben. Da sie auch von allen
Seiten die Stadt ängstigten und ein starkes Feuer machten: so kamen die von
Holme mit ihren Pferden an den alten Berg, droheten den Feinden mit ihren
Schwerdtern, und schlugen sich auf einer andern Seite nach der Stadt. Die Cu-
ren,
so diese erblickten, zogen von der Stadt ab, samleten ihre Erschlagenen und
begaben sich wieder zu Schiffe, paßirten die Düne, lagen drey Tage stille, ver-
branten ihre Todten h) und machten ein groß Wehklagen über sie. Wie die Liven
von Thoreida hörten, daß Riga von den Curen belagert sey, und den Un-
tergang der Stadt wünschten, brachten sie eine zahlreiche Armee zusammen, auf
daß sie den Curen zu Hülfe kämen. Denn einige treulose Liven und Sem-
gallen,
nebst andern Heiden, warteten wie es mit den Curen ablaufen wür-
de, damit sie alle zugleich zur Zerstörung der Stadt sich einfinden möchten. Aber
die von Holme kamen denselben Tag in die Stadt, nachdem sie auf den Jnseln
verschiedene von den Curen getödtet, und ihre Schiffe genommen hatten. Der
Ritter Marquard kam von Dünemünde, schlug sich mitten durch die Fein-
de in die Stadt, und vereinigte sich nachher mit dem Orden der Brüder der Rit-
terschaft. Caupo langte auch mit allen seinen Freunden und Verwandten, wie
auch mit den getreuen Liven, folgende Nacht in der Stadt an. Conrad von
Ykeskole erschien mit oberwehnten Liven Morgens frühe auf freyem Felde,
dichte bey der Stadt, und als er ein grosses Thurnier hielt mit Pferden und ih-
ren Rüstungen i), kamen alle aus der Stadt zu ihm, und machten sich unter ein-
ander ungemein lustig. Sie näherten sich auch an die Curen, und forderten sie
zur Schlacht heraus, weil sie sich gefast hielten, entweder tapfer zu sterben, oder
zu überwinden. Diese aber trugen mehr Sorgfalt für ihre Leichen, sprachen ganz
friedlich, und zogen nach drey Tagen ab. Die Liven aber, so an dieser Ver-
rätherey schuld waren, gaben GOTT und den Bedienten des Bischofs freywilli-
ge Genugthuung, ohne daß man den ihrigen weiteren Schaden zugefüget, und
versprachen, nachgehends treu zu seyn. Die Stadt aber, so dismal durch GOt-
tes Gnade und Barmherzigkeit von den Heiden errettet ward, opferte GOTT
Dank, und verordnete, daß nachher der heilige Margarethentag, an welchem sie
entsetzet worden, feyerlich solte begangen werden in der Stadt. Auch Berthold
von Wenden kam zur selben Zeit mit den Letten von Ungannien unterhalb
der Stadt an, nachdem er viel Dörfer verbrant, viel Heiden getödtet, und ihnen
grossen Abbruch gethan hatte, und zog in eigener Person den Rigischen zu Hül-
fe. Wie aber die Curen abzogen, reiste jeder wieder zurück in sein Land.

e) Dergleichen Schilde hat Caspar Kirchmaier in Kupfer stechen lassen in seiner Erläu-
terung zu des Tacitus Germania.
f) Villa extra muros, heist eine Vorstadt.
g) Siehe die Geschichte Meinhards, n. 10.
h) Siehe beym Jahr 1207. not. g.)
i) Facto ludo magno cum equis & armis suis. Auf schlecht Latein heist es: Tornea-
mentum
ein Thurnier.
§. 6.

Nach diesem brachte dieser Berthold eine Armee auf, und es zogen die Be-
dienten des Bischofs, Sigfried und Alexander und mehr andere, auch Liven

und

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, zwoͤlftes Jahr,
1209der Retirade auf dieſen Fußangeln hengen. Einige wurden erſchlagen, einige ent-
ronnen zu uns uͤber. Nachher ging die Armee zu Schiffe, und nach gehaltenem
Mittagsmahl ruͤſtete ſie ſich wieder zur Schlacht; da ſie aber das Gelaͤute der groſ-
ſen Sturmglocke hoͤrten, ſprachen ſie, ſie wuͤrden von dieſem GOtt der Chriſten
verzehret und aufgefreſſen g). Doch ruͤckten ſie wieder vor die Stadt, und fochten
den ganzen Tag. Und als ſie unter ihren Tafeln hervor krochen, um Holz zum
Feuer zuſammen zu ſchleppen: ſo wurden ihrer viele von den Bogenſchuͤtzen ver-
wundet. Wer nun von ihnen durch die Steine des Geſchuͤtzes, oder von den
Steinſchleuderern verwundet lag, dem ſchnitte ſein Bruder oder ſein Kamerad
gleich den Kopf ab, und brachte ihn gaͤnzlich ums Leben. Da ſie auch von allen
Seiten die Stadt aͤngſtigten und ein ſtarkes Feuer machten: ſo kamen die von
Holme mit ihren Pferden an den alten Berg, droheten den Feinden mit ihren
Schwerdtern, und ſchlugen ſich auf einer andern Seite nach der Stadt. Die Cu-
ren,
ſo dieſe erblickten, zogen von der Stadt ab, ſamleten ihre Erſchlagenen und
begaben ſich wieder zu Schiffe, paßirten die Duͤne, lagen drey Tage ſtille, ver-
branten ihre Todten h) und machten ein groß Wehklagen uͤber ſie. Wie die Liven
von Thoreida hoͤrten, daß Riga von den Curen belagert ſey, und den Un-
tergang der Stadt wuͤnſchten, brachten ſie eine zahlreiche Armee zuſammen, auf
daß ſie den Curen zu Huͤlfe kaͤmen. Denn einige treuloſe Liven und Sem-
gallen,
nebſt andern Heiden, warteten wie es mit den Curen ablaufen wuͤr-
de, damit ſie alle zugleich zur Zerſtoͤrung der Stadt ſich einfinden moͤchten. Aber
die von Holme kamen denſelben Tag in die Stadt, nachdem ſie auf den Jnſeln
verſchiedene von den Curen getoͤdtet, und ihre Schiffe genommen hatten. Der
Ritter Marquard kam von Duͤnemuͤnde, ſchlug ſich mitten durch die Fein-
de in die Stadt, und vereinigte ſich nachher mit dem Orden der Bruͤder der Rit-
terſchaft. Caupo langte auch mit allen ſeinen Freunden und Verwandten, wie
auch mit den getreuen Liven, folgende Nacht in der Stadt an. Conrad von
Ykeskole erſchien mit oberwehnten Liven Morgens fruͤhe auf freyem Felde,
dichte bey der Stadt, und als er ein groſſes Thurnier hielt mit Pferden und ih-
ren Ruͤſtungen i), kamen alle aus der Stadt zu ihm, und machten ſich unter ein-
ander ungemein luſtig. Sie naͤherten ſich auch an die Curen, und forderten ſie
zur Schlacht heraus, weil ſie ſich gefaſt hielten, entweder tapfer zu ſterben, oder
zu uͤberwinden. Dieſe aber trugen mehr Sorgfalt fuͤr ihre Leichen, ſprachen ganz
friedlich, und zogen nach drey Tagen ab. Die Liven aber, ſo an dieſer Ver-
raͤtherey ſchuld waren, gaben GOTT und den Bedienten des Biſchofs freywilli-
ge Genugthuung, ohne daß man den ihrigen weiteren Schaden zugefuͤget, und
verſprachen, nachgehends treu zu ſeyn. Die Stadt aber, ſo dismal durch GOt-
tes Gnade und Barmherzigkeit von den Heiden errettet ward, opferte GOTT
Dank, und verordnete, daß nachher der heilige Margarethentag, an welchem ſie
entſetzet worden, feyerlich ſolte begangen werden in der Stadt. Auch Berthold
von Wenden kam zur ſelben Zeit mit den Letten von Ungannien unterhalb
der Stadt an, nachdem er viel Doͤrfer verbrant, viel Heiden getoͤdtet, und ihnen
groſſen Abbruch gethan hatte, und zog in eigener Perſon den Rigiſchen zu Huͤl-
fe. Wie aber die Curen abzogen, reiſte jeder wieder zuruͤck in ſein Land.

e) Dergleichen Schilde hat Caſpar Kirchmaier in Kupfer ſtechen laſſen in ſeiner Erlaͤu-
terung zu des Tacitus Germania.
f) Villa extra muros, heiſt eine Vorſtadt.
g) Siehe die Geſchichte Meinhards, n. 10.
h) Siehe beym Jahr 1207. not. g.)
i) Facto ludo magno cum equis & armis ſuis. Auf ſchlecht Latein heiſt es: Tornea-
mentum
ein Thurnier.
§. 6.

Nach dieſem brachte dieſer Berthold eine Armee auf, und es zogen die Be-
dienten des Biſchofs, Sigfried und Alexander und mehr andere, auch Liven

und
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[80/0112] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, zwoͤlftes Jahr, der Retirade auf dieſen Fußangeln hengen. Einige wurden erſchlagen, einige ent- ronnen zu uns uͤber. Nachher ging die Armee zu Schiffe, und nach gehaltenem Mittagsmahl ruͤſtete ſie ſich wieder zur Schlacht; da ſie aber das Gelaͤute der groſ- ſen Sturmglocke hoͤrten, ſprachen ſie, ſie wuͤrden von dieſem GOtt der Chriſten verzehret und aufgefreſſen g⁾ . Doch ruͤckten ſie wieder vor die Stadt, und fochten den ganzen Tag. Und als ſie unter ihren Tafeln hervor krochen, um Holz zum Feuer zuſammen zu ſchleppen: ſo wurden ihrer viele von den Bogenſchuͤtzen ver- wundet. Wer nun von ihnen durch die Steine des Geſchuͤtzes, oder von den Steinſchleuderern verwundet lag, dem ſchnitte ſein Bruder oder ſein Kamerad gleich den Kopf ab, und brachte ihn gaͤnzlich ums Leben. Da ſie auch von allen Seiten die Stadt aͤngſtigten und ein ſtarkes Feuer machten: ſo kamen die von Holme mit ihren Pferden an den alten Berg, droheten den Feinden mit ihren Schwerdtern, und ſchlugen ſich auf einer andern Seite nach der Stadt. Die Cu- ren, ſo dieſe erblickten, zogen von der Stadt ab, ſamleten ihre Erſchlagenen und begaben ſich wieder zu Schiffe, paßirten die Duͤne, lagen drey Tage ſtille, ver- branten ihre Todten h⁾ und machten ein groß Wehklagen uͤber ſie. Wie die Liven von Thoreida hoͤrten, daß Riga von den Curen belagert ſey, und den Un- tergang der Stadt wuͤnſchten, brachten ſie eine zahlreiche Armee zuſammen, auf daß ſie den Curen zu Huͤlfe kaͤmen. Denn einige treuloſe Liven und Sem- gallen, nebſt andern Heiden, warteten wie es mit den Curen ablaufen wuͤr- de, damit ſie alle zugleich zur Zerſtoͤrung der Stadt ſich einfinden moͤchten. Aber die von Holme kamen denſelben Tag in die Stadt, nachdem ſie auf den Jnſeln verſchiedene von den Curen getoͤdtet, und ihre Schiffe genommen hatten. Der Ritter Marquard kam von Duͤnemuͤnde, ſchlug ſich mitten durch die Fein- de in die Stadt, und vereinigte ſich nachher mit dem Orden der Bruͤder der Rit- terſchaft. Caupo langte auch mit allen ſeinen Freunden und Verwandten, wie auch mit den getreuen Liven, folgende Nacht in der Stadt an. Conrad von Ykeskole erſchien mit oberwehnten Liven Morgens fruͤhe auf freyem Felde, dichte bey der Stadt, und als er ein groſſes Thurnier hielt mit Pferden und ih- ren Ruͤſtungen i⁾ , kamen alle aus der Stadt zu ihm, und machten ſich unter ein- ander ungemein luſtig. Sie naͤherten ſich auch an die Curen, und forderten ſie zur Schlacht heraus, weil ſie ſich gefaſt hielten, entweder tapfer zu ſterben, oder zu uͤberwinden. Dieſe aber trugen mehr Sorgfalt fuͤr ihre Leichen, ſprachen ganz friedlich, und zogen nach drey Tagen ab. Die Liven aber, ſo an dieſer Ver- raͤtherey ſchuld waren, gaben GOTT und den Bedienten des Biſchofs freywilli- ge Genugthuung, ohne daß man den ihrigen weiteren Schaden zugefuͤget, und verſprachen, nachgehends treu zu ſeyn. Die Stadt aber, ſo dismal durch GOt- tes Gnade und Barmherzigkeit von den Heiden errettet ward, opferte GOTT Dank, und verordnete, daß nachher der heilige Margarethentag, an welchem ſie entſetzet worden, feyerlich ſolte begangen werden in der Stadt. Auch Berthold von Wenden kam zur ſelben Zeit mit den Letten von Ungannien unterhalb der Stadt an, nachdem er viel Doͤrfer verbrant, viel Heiden getoͤdtet, und ihnen groſſen Abbruch gethan hatte, und zog in eigener Perſon den Rigiſchen zu Huͤl- fe. Wie aber die Curen abzogen, reiſte jeder wieder zuruͤck in ſein Land. 1209 e⁾ Dergleichen Schilde hat Caſpar Kirchmaier in Kupfer ſtechen laſſen in ſeiner Erlaͤu- terung zu des Tacitus Germania. f⁾ Villa extra muros, heiſt eine Vorſtadt. g⁾ Siehe die Geſchichte Meinhards, n. 10. h⁾ Siehe beym Jahr 1207. not. g.) i⁾ Facto ludo magno cum equis & armis ſuis. Auf ſchlecht Latein heiſt es: Tornea- mentum ein Thurnier. §. 6. Nach dieſem brachte dieſer Berthold eine Armee auf, und es zogen die Be- dienten des Biſchofs, Sigfried und Alexander und mehr andere, auch Liven und

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/112>, abgerufen am 24.04.2024.