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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1216 bis 1217.
oder nach einer geringen Veränderung Cobbesale, was ist das anders als Cobbonis1216
Sala oder des Caupo Residenz. Wie ich nun diese Wahrscheinlichkeit nicht eben wil
verworfen haben, so bin ich doch in Behauptung derselben etwas furchtsam, seitdem ich
einen Nicolaus von Cubesol unter die Schrift eines Sächsischen Grafen Alberts
von Anno 1242 unterschrieben gesehen, und aus unzählichen Exempeln gewitziget bin,
wie betrüglich alle Wortforschungsspiele seyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange
gekommen, oder wenig bekant seyn. Caupo hat seine Güter an die Kirchen vermacht,
vielleicht, weil er ausser seinem Sohn Bertolden, der vor seines Vaters Tode ein glei-
ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die übrigen Anverwandten aber, da
sie noch vom Christenthum ferne waren, der Erbschaft unfähig erklärte.
§. 5.

Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der Pale, in das Dorf des Lem-
bits,
lagerte sich daselbst drey Tage und schickte die Liven und Letten aus, alle
Provinzen umher zu verheeren und aufzubrennen. Daher kam Lembits Bruder
Unepewe zu ihnen, mit andern, die zurück geblieben, und baten gar sehr, daß
der alte Friede möchte erneuert werden. Die Deutschen hingegen sagten: Weil
ihr das angenommene Sacrament der heiligen Caufe verachtet, und
den Glauben an
Christum mit den Rathschlägen der Heiden und Russen
beflecket habet; so hat euch GOtt gestraft. Kehret nun wieder gläu-
big um zu
Christo, so wollen wir euch in die Gemeinschaft seiner brü-
derlichen Liebe auf und annehmen.
Dis war ihnen gefällig. Und es
wurde ihnen nach ausgelieferten Geisseln zum andernmale Friede gegeben, daß sie
alle Pflichten der Christenheit getreulich beobachten solten. Hierauf wandte sich
die Armee mit aller ihrer Beute wieder nach Liefland, und lobten für den so herr-
lichen von GOtt verliehenen Sieg den HErrn, der da ist gelobet in Ewigkeit.
Nachdem der Graf Albert von der Schlacht mit denen von Saccala zurückkam,
wolte er gerne einen andern Kriegszug nach Oesel unternehmen, ließ auch eine
grössere Maschine machen, und ermunterte alle zu diesem Marsche. Er ließ densel-
ben Winter der Armee oft die Zusammenkunft ansagen, allein es fielen so häufige
Schlackregen, daß sie, bey aufgegangenem Eise der See, nach Oesel, weil es eine
Jnsel im Meer ist, nicht gelangen konten. Daher die Rigischen mit den Li-
ven
und Letten in der Fasten aufbrachen, und auf andere Esthen los zu gehen,
Anstalt machten. Bey ihrer Ankunft nach Saletsa, schickten sie ihre Kundschafter
voraus, und stiessen auf die Oeseler. So bald die Oeselschen der Rigischen
Armee Anzug vernahmen, so gleich sahen sie sich nach der Flucht um. Die Rigi-
schen
aber setzten mit ihrer Armee ihnen den ganzen Tag nach, drangen den Tag
drauf in die am Strande um Oesel gelegenen Provinzen, breiteten sich mit der
Armee auf alle Strassen aus, plünderten das Land, machten alle erhaschte Manns-
personen nieder, führten Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Vieh weg,
holten viele Beute, und liessen Dörfer und Häuser im Rauch aufgehen. Wie sie
die Armee zusammengezogen hatten, lagerten sie sich und ruheten etliche Tage mitten
im Lande aus. Und es kamen zu ihnen die Landesältesten von Hamale und
Cozzo und allen Provinzen, die von Rötel bis Revel und Harrien sich erstreck-
ten, baten um Frieden, und dabey, daß sie von ihren Grenzen weichen möchten.
Die Rigischen aber sagten: Wenn ihr euch mit dem Bad der heiligen
Taufe wolt besprengen lassen, und mit uns Kinder des wahren Frie-
denstifters werden, der
Christus ist; so wollen wir auch wahren Frie-
den mit euch machen, und euch in unsre Brüderschaft aufnehmen.

Die Esthen wurden über diese Antwort erfreuet, stelten Geisseln von sich, und
unterwarfen sich der Liefländischen Kirche, so wol um die heilige Taufe zu em-
pfangen als eine jährliche Gerechtigkeit zu erlegen. Also ward ihnen Friede zuge-
standen, die Rigischen kehrten mit vieler Beute zurück, und lobten GOtt, weil
sie dieses Volk unter ihr Joch gebracht.

§. 6. Nach-
L l 2
von 1216 bis 1217.
oder nach einer geringen Veraͤnderung Cobbeſale, was iſt das anders als Cobbonis1216
Sala oder des Caupo Reſidenz. Wie ich nun dieſe Wahrſcheinlichkeit nicht eben wil
verworfen haben, ſo bin ich doch in Behauptung derſelben etwas furchtſam, ſeitdem ich
einen Nicolaus von Cubeſol unter die Schrift eines Saͤchſiſchen Grafen Alberts
von Anno 1242 unterſchrieben geſehen, und aus unzaͤhlichen Exempeln gewitziget bin,
wie betruͤglich alle Wortforſchungsſpiele ſeyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange
gekommen, oder wenig bekant ſeyn. Caupo hat ſeine Guͤter an die Kirchen vermacht,
vielleicht, weil er auſſer ſeinem Sohn Bertolden, der vor ſeines Vaters Tode ein glei-
ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die uͤbrigen Anverwandten aber, da
ſie noch vom Chriſtenthum ferne waren, der Erbſchaft unfaͤhig erklaͤrte.
§. 5.

Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der Pale, in das Dorf des Lem-
bits,
lagerte ſich daſelbſt drey Tage und ſchickte die Liven und Letten aus, alle
Provinzen umher zu verheeren und aufzubrennen. Daher kam Lembits Bruder
Unepewe zu ihnen, mit andern, die zuruͤck geblieben, und baten gar ſehr, daß
der alte Friede moͤchte erneuert werden. Die Deutſchen hingegen ſagten: Weil
ihr das angenommene Sacrament der heiligen Caufe verachtet, und
den Glauben an
Chriſtum mit den Rathſchlaͤgen der Heiden und Ruſſen
beflecket habet; ſo hat euch GOtt geſtraft. Kehret nun wieder glaͤu-
big um zu
Chriſto, ſo wollen wir euch in die Gemeinſchaft ſeiner bruͤ-
derlichen Liebe auf und annehmen.
Dis war ihnen gefaͤllig. Und es
wurde ihnen nach ausgelieferten Geiſſeln zum andernmale Friede gegeben, daß ſie
alle Pflichten der Chriſtenheit getreulich beobachten ſolten. Hierauf wandte ſich
die Armee mit aller ihrer Beute wieder nach Liefland, und lobten fuͤr den ſo herr-
lichen von GOtt verliehenen Sieg den HErrn, der da iſt gelobet in Ewigkeit.
Nachdem der Graf Albert von der Schlacht mit denen von Saccala zuruͤckkam,
wolte er gerne einen andern Kriegszug nach Oeſel unternehmen, ließ auch eine
groͤſſere Maſchine machen, und ermunterte alle zu dieſem Marſche. Er ließ denſel-
ben Winter der Armee oft die Zuſammenkunft anſagen, allein es fielen ſo haͤufige
Schlackregen, daß ſie, bey aufgegangenem Eiſe der See, nach Oeſel, weil es eine
Jnſel im Meer iſt, nicht gelangen konten. Daher die Rigiſchen mit den Li-
ven
und Letten in der Faſten aufbrachen, und auf andere Eſthen los zu gehen,
Anſtalt machten. Bey ihrer Ankunft nach Saletſa, ſchickten ſie ihre Kundſchafter
voraus, und ſtieſſen auf die Oeſeler. So bald die Oeſelſchen der Rigiſchen
Armee Anzug vernahmen, ſo gleich ſahen ſie ſich nach der Flucht um. Die Rigi-
ſchen
aber ſetzten mit ihrer Armee ihnen den ganzen Tag nach, drangen den Tag
drauf in die am Strande um Oeſel gelegenen Provinzen, breiteten ſich mit der
Armee auf alle Straſſen aus, pluͤnderten das Land, machten alle erhaſchte Manns-
perſonen nieder, fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Vieh weg,
holten viele Beute, und lieſſen Doͤrfer und Haͤuſer im Rauch aufgehen. Wie ſie
die Armee zuſammengezogen hatten, lagerten ſie ſich und ruheten etliche Tage mitten
im Lande aus. Und es kamen zu ihnen die Landesaͤlteſten von Hamale und
Cozzo und allen Provinzen, die von Roͤtel bis Revel und Harrien ſich erſtreck-
ten, baten um Frieden, und dabey, daß ſie von ihren Grenzen weichen moͤchten.
Die Rigiſchen aber ſagten: Wenn ihr euch mit dem Bad der heiligen
Taufe wolt beſprengen laſſen, und mit uns Kinder des wahren Frie-
denſtifters werden, der
Chriſtus iſt; ſo wollen wir auch wahren Frie-
den mit euch machen, und euch in unſre Bruͤderſchaft aufnehmen.

Die Eſthen wurden uͤber dieſe Antwort erfreuet, ſtelten Geiſſeln von ſich, und
unterwarfen ſich der Lieflaͤndiſchen Kirche, ſo wol um die heilige Taufe zu em-
pfangen als eine jaͤhrliche Gerechtigkeit zu erlegen. Alſo ward ihnen Friede zuge-
ſtanden, die Rigiſchen kehrten mit vieler Beute zuruͤck, und lobten GOtt, weil
ſie dieſes Volk unter ihr Joch gebracht.

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L l 2
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[135/0167] von 1216 bis 1217. g⁾ oder nach einer geringen Veraͤnderung Cobbeſale, was iſt das anders als Cobbonis Sala oder des Caupo Reſidenz. Wie ich nun dieſe Wahrſcheinlichkeit nicht eben wil verworfen haben, ſo bin ich doch in Behauptung derſelben etwas furchtſam, ſeitdem ich einen Nicolaus von Cubeſol unter die Schrift eines Saͤchſiſchen Grafen Alberts von Anno 1242 unterſchrieben geſehen, und aus unzaͤhlichen Exempeln gewitziget bin, wie betruͤglich alle Wortforſchungsſpiele ſeyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange gekommen, oder wenig bekant ſeyn. Caupo hat ſeine Guͤter an die Kirchen vermacht, vielleicht, weil er auſſer ſeinem Sohn Bertolden, der vor ſeines Vaters Tode ein glei- ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die uͤbrigen Anverwandten aber, da ſie noch vom Chriſtenthum ferne waren, der Erbſchaft unfaͤhig erklaͤrte. §. 5. Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der Pale, in das Dorf des Lem- bits, lagerte ſich daſelbſt drey Tage und ſchickte die Liven und Letten aus, alle Provinzen umher zu verheeren und aufzubrennen. Daher kam Lembits Bruder Unepewe zu ihnen, mit andern, die zuruͤck geblieben, und baten gar ſehr, daß der alte Friede moͤchte erneuert werden. Die Deutſchen hingegen ſagten: Weil ihr das angenommene Sacrament der heiligen Caufe verachtet, und den Glauben an Chriſtum mit den Rathſchlaͤgen der Heiden und Ruſſen beflecket habet; ſo hat euch GOtt geſtraft. Kehret nun wieder glaͤu- big um zu Chriſto, ſo wollen wir euch in die Gemeinſchaft ſeiner bruͤ- derlichen Liebe auf und annehmen. Dis war ihnen gefaͤllig. Und es wurde ihnen nach ausgelieferten Geiſſeln zum andernmale Friede gegeben, daß ſie alle Pflichten der Chriſtenheit getreulich beobachten ſolten. Hierauf wandte ſich die Armee mit aller ihrer Beute wieder nach Liefland, und lobten fuͤr den ſo herr- lichen von GOtt verliehenen Sieg den HErrn, der da iſt gelobet in Ewigkeit. Nachdem der Graf Albert von der Schlacht mit denen von Saccala zuruͤckkam, wolte er gerne einen andern Kriegszug nach Oeſel unternehmen, ließ auch eine groͤſſere Maſchine machen, und ermunterte alle zu dieſem Marſche. Er ließ denſel- ben Winter der Armee oft die Zuſammenkunft anſagen, allein es fielen ſo haͤufige Schlackregen, daß ſie, bey aufgegangenem Eiſe der See, nach Oeſel, weil es eine Jnſel im Meer iſt, nicht gelangen konten. Daher die Rigiſchen mit den Li- ven und Letten in der Faſten aufbrachen, und auf andere Eſthen los zu gehen, Anſtalt machten. Bey ihrer Ankunft nach Saletſa, ſchickten ſie ihre Kundſchafter voraus, und ſtieſſen auf die Oeſeler. So bald die Oeſelſchen der Rigiſchen Armee Anzug vernahmen, ſo gleich ſahen ſie ſich nach der Flucht um. Die Rigi- ſchen aber ſetzten mit ihrer Armee ihnen den ganzen Tag nach, drangen den Tag drauf in die am Strande um Oeſel gelegenen Provinzen, breiteten ſich mit der Armee auf alle Straſſen aus, pluͤnderten das Land, machten alle erhaſchte Manns- perſonen nieder, fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Vieh weg, holten viele Beute, und lieſſen Doͤrfer und Haͤuſer im Rauch aufgehen. Wie ſie die Armee zuſammengezogen hatten, lagerten ſie ſich und ruheten etliche Tage mitten im Lande aus. Und es kamen zu ihnen die Landesaͤlteſten von Hamale und Cozzo und allen Provinzen, die von Roͤtel bis Revel und Harrien ſich erſtreck- ten, baten um Frieden, und dabey, daß ſie von ihren Grenzen weichen moͤchten. Die Rigiſchen aber ſagten: Wenn ihr euch mit dem Bad der heiligen Taufe wolt beſprengen laſſen, und mit uns Kinder des wahren Frie- denſtifters werden, der Chriſtus iſt; ſo wollen wir auch wahren Frie- den mit euch machen, und euch in unſre Bruͤderſchaft aufnehmen. Die Eſthen wurden uͤber dieſe Antwort erfreuet, ſtelten Geiſſeln von ſich, und unterwarfen ſich der Lieflaͤndiſchen Kirche, ſo wol um die heilige Taufe zu em- pfangen als eine jaͤhrliche Gerechtigkeit zu erlegen. Alſo ward ihnen Friede zuge- ſtanden, die Rigiſchen kehrten mit vieler Beute zuruͤck, und lobten GOtt, weil ſie dieſes Volk unter ihr Joch gebracht. §. 6. Nach- L l 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/167>, abgerufen am 19.04.2024.