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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1221 bis 1222.
und wurden überwunden. Also blieben von den Russen und Parthern auf hundert1221
tausend Mann. "Die Lüneburgische Chronik in Eccard. Scriptor. tom. 1 p. 1403
"ums Jahr 1221. Bi desselven Keisers Tiden vor en Here von Asia, - den qvamen
"de Ruzen to Helpe - dar ward der Ruzen unde Valwen geslagen mer den hundert
"dusent. Und p. 1410. Jn denselven Tiden qvamen de Tateren met eme creftigen
"Here in dat Land to Polonen, de darvore hadden vorovert Walwen, Ruzen unde
"mennich Lan, das ist: Zu der Zeit, nemlich Anno 1242, brachen die Tartern mit einer
grossen Armee in Polen, nachdem sie vorher die Valven, Russen und mehrere Pro-
vinzen unter sich gebracht. Daraus ist zu schliessen, daß die Valven keine andre Leute
gewesen, als die ältesten Einwohner der Tarterhorden, und die auf Sclavonisch
Poloczier
genent worden: deren Beschreibnng wolbemeldte Asovische Historie des
berühmten Herrn Müllers ein recht Meisterstücke ist. Einmal gerieth ich auf die Ge-
danken, daß die Blachen, von denen vieles in den Briefen des Pabst Jnnocentius
des III vorkomt, unter diesem Namen stäcken. Wie ich aber gewahr wurde, daß die
Blachen und Bulgaren immer beysammen stehen, und Jnnocentius sich Mühe ge-
geben, beyde Völker zur Lateinischen Kirche zu bringen; so änderte ich meine Meinung,
und solte wol glauben, daß durch die Blachen die mit den Bulgaren benachbarten
Walachen angedeutet werden.
b) Kiow war schon ehmals des Rußischen Monarchen Sitz und Hauptstadt. Wenn
Adamus Bremensis libr. 2 c. 13 von Rußland erwehnet, so thut er hinzu: Dessen
Hauptstadt die Stadt Chive ist, die mit dem Constantinopolitanischen Reiche um
den Vorzug eifert, die berühmteste Stadt in Griechenland.
c) Mechovius Sarmat., libr. 2 c. 1 p. 141 berichtet, daß die Gegend von Halicz vor Zeiten
Gallicien geheissen. Bey dem Sarmatischen Gebirge, spricht er, wohnet eine
Nation Russen, über welche die vornehmen Polen in Kolomya, in Zidazou, in
Sniatin
zu gebieten haben. - Unter diesem Gebürge ist der Strich von Halicz, ehmals
Gallicien genant, und Przemisl - - Wenn man den Weg mitten nach Reussen nimt,
so komt die Woywodschaft Lemberg etc. Siehe oben beym Jahr 1216. not. c).
d) Wie schwer dieser endlich entwischet, beschreibet Mechow Chron Polon. libr. 3 c. 32,
wo er erwehnet, er habe endlich vol Furcht und Zittern Halicz noch erreichet.
§. 2.

Der König von Dännemark*) brachte ebenfals ein starkes und mächtiges
Heer auf, zog mit dem Grafen Albert e) nach Oesel, und fing an ein steinern
Schloß zu bauen. Von da fielen die Dänen aus gegen die Oeselschen zu fechten,
waren ihnen aber allein nicht gewachsen. Doch der Graf Albert kam ihnen mit
seinen Leuten zu Hülfe. Der jagte die Oeseler in die Flucht; sie machten auch
viele von ihnen nieder, die übrigen alle gaben Reisaus. Es trafen auch der Hoch-
würdige Bischof von Riga mit dem Ordensmeister und seinen Brüdern, nebst ei-
nigen Liven und andern, die im Namen des ganzen Lieflandes an den König
von Dännemark nach Oesel abgeordnet waren, daselbst ein. Der König freuete
sich über ihre Ankunft. Er besprach sich mit ihnen wegen der Schenkung, nach
welcher ihm Liefland verehret worden. Aber es sagte keiner hierzu Ja, sondern
alle widersprachen einmüthig, wie sie von allen Einwohnern Lieflands dazu ange-
wiesen waren. Sie ersuchten ihn hierbey demüthigst, er möchte von dergleichen
Beeinträchtigungen Lieflands abstehen, und das Land der heiligen Jungfrau
in Freyheit lassen. Er nahm daher seine Klügsten zu Rathe, und sprach endlich

dem
*) Mit diesem König, wie Thomas Hiärne meldet, sollen die beyden Gebrüder Herr Dietrich und Herr
Johann von Tuwen oder Tauhen aus dem Hanse Paterborn angekommen seyn, die schon vorher
dem König gegen die Hamburger und andre Feinde treue Dienste geleistet hatten. Besagter Verfasser
schreibet, man vermeine, der König habe um diese Zeit den Dom und die Stadt Reval, ingleichen
Narva und Wesenberg theils anlegen, theils bevestigen lassen. Auch confirmirte der König dem
Ritter und königlichen Rath in Esthland Herrn Henrich von Lode verschiedene Lehnsgüter. Des-
sen Vater Odert von Lode der schon 1196 mit König Canutus dem 6ten als Ritter ins Land ge-
kommen, und seiner tapferen und treuen Dienste wegen ein ansehnliches Lehn empfangen, ist der
Stammherr aller noch jetzt lebenden Herrn von Lode, die schon über das 16 Glied ausmachen; von
welchem auch der Gustav von Lode entsprossen, der als Mannrichter und Rittmeister ein kurzes
Mannscript von Esth- und Liefland nachgelassen.
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von 1221 bis 1222.
und wurden uͤberwunden. Alſo blieben von den Ruſſen und Parthern auf hundert1221
tauſend Mann. „Die Luͤneburgiſche Chronik in Eccard. Scriptor. tom. 1 p. 1403
„ums Jahr 1221. Bi deſſelven Keiſers Tiden vor en Here von Aſia, ‒ den qvamen
„de Ruzen to Helpe ‒ dar ward der Ruzen unde Valwen geſlagen mer den hundert
„duſent. Und p. 1410. Jn denſelven Tiden qvamen de Tateren met eme creftigen
„Here in dat Land to Polonen, de darvore hadden vorovert Walwen, Ruzen unde
„mennich Lan, das iſt: Zu der Zeit, nemlich Anno 1242, brachen die Tartern mit einer
groſſen Armee in Polen, nachdem ſie vorher die Valven, Ruſſen und mehrere Pro-
vinzen unter ſich gebracht. Daraus iſt zu ſchlieſſen, daß die Valven keine andre Leute
geweſen, als die aͤlteſten Einwohner der Tarterhorden, und die auf Sclavoniſch
Poloczier
genent worden: deren Beſchreibnng wolbemeldte Aſoviſche Hiſtorie des
beruͤhmten Herrn Muͤllers ein recht Meiſterſtuͤcke iſt. Einmal gerieth ich auf die Ge-
danken, daß die Blachen, von denen vieles in den Briefen des Pabſt Jnnocentius
des III vorkomt, unter dieſem Namen ſtaͤcken. Wie ich aber gewahr wurde, daß die
Blachen und Bulgaren immer beyſammen ſtehen, und Jnnocentius ſich Muͤhe ge-
geben, beyde Voͤlker zur Lateiniſchen Kirche zu bringen; ſo aͤnderte ich meine Meinung,
und ſolte wol glauben, daß durch die Blachen die mit den Bulgaren benachbarten
Walachen angedeutet werden.
b) Kiow war ſchon ehmals des Rußiſchen Monarchen Sitz und Hauptſtadt. Wenn
Adamus Bremenſis libr. 2 c. 13 von Rußland erwehnet, ſo thut er hinzu: Deſſen
Hauptſtadt die Stadt Chive iſt, die mit dem Conſtantinopolitaniſchen Reiche um
den Vorzug eifert, die beruͤhmteſte Stadt in Griechenland.
c) Mechovius Sarmat., libr. 2 c. 1 p. 141 berichtet, daß die Gegend von Halicz vor Zeiten
Gallicien geheiſſen. Bey dem Sarmatiſchen Gebirge, ſpricht er, wohnet eine
Nation Ruſſen, uͤber welche die vornehmen Polen in Kolomya, in Zidazou, in
Sniatin
zu gebieten haben. ‒ Unter dieſem Gebuͤrge iſt der Strich von Halicz, ehmals
Gallicien genant, und Przemisl ‒ ‒ Wenn man den Weg mitten nach Reuſſen nimt,
ſo komt die Woywodſchaft Lemberg ꝛc. Siehe oben beym Jahr 1216. not. c).
d) Wie ſchwer dieſer endlich entwiſchet, beſchreibet Mechow Chron Polon. libr. 3 c. 32,
wo er erwehnet, er habe endlich vol Furcht und Zittern Halicz noch erreichet.
§. 2.

Der Koͤnig von Daͤnnemark*) brachte ebenfals ein ſtarkes und maͤchtiges
Heer auf, zog mit dem Grafen Albert e) nach Oeſel, und fing an ein ſteinern
Schloß zu bauen. Von da fielen die Daͤnen aus gegen die Oeſelſchen zu fechten,
waren ihnen aber allein nicht gewachſen. Doch der Graf Albert kam ihnen mit
ſeinen Leuten zu Huͤlfe. Der jagte die Oeſeler in die Flucht; ſie machten auch
viele von ihnen nieder, die uͤbrigen alle gaben Reisaus. Es trafen auch der Hoch-
wuͤrdige Biſchof von Riga mit dem Ordensmeiſter und ſeinen Bruͤdern, nebſt ei-
nigen Liven und andern, die im Namen des ganzen Lieflandes an den Koͤnig
von Daͤnnemark nach Oeſel abgeordnet waren, daſelbſt ein. Der Koͤnig freuete
ſich uͤber ihre Ankunft. Er beſprach ſich mit ihnen wegen der Schenkung, nach
welcher ihm Liefland verehret worden. Aber es ſagte keiner hierzu Ja, ſondern
alle widerſprachen einmuͤthig, wie ſie von allen Einwohnern Lieflands dazu ange-
wieſen waren. Sie erſuchten ihn hierbey demuͤthigſt, er moͤchte von dergleichen
Beeintraͤchtigungen Lieflands abſtehen, und das Land der heiligen Jungfrau
in Freyheit laſſen. Er nahm daher ſeine Kluͤgſten zu Rathe, und ſprach endlich

dem
*) Mit dieſem Koͤnig, wie Thomas Hiaͤrne meldet, ſollen die beyden Gebruͤder Herr Dietrich und Herr
Johann von Tuwen oder Tauhen aus dem Hanſe Paterborn angekommen ſeyn, die ſchon vorher
dem Koͤnig gegen die Hamburger und andre Feinde treue Dienſte geleiſtet hatten. Beſagter Verfaſſer
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ſen Vater Odert von Lode der ſchon 1196 mit Koͤnig Canutus dem 6ten als Ritter ins Land ge-
kommen, und ſeiner tapferen und treuen Dienſte wegen ein anſehnliches Lehn empfangen, iſt der
Stammherr aller noch jetzt lebenden Herrn von Lode, die ſchon uͤber das 16 Glied ausmachen; von
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[179/0211] von 1221 bis 1222. a⁾ und wurden uͤberwunden. Alſo blieben von den Ruſſen und Parthern auf hundert tauſend Mann. „Die Luͤneburgiſche Chronik in Eccard. Scriptor. tom. 1 p. 1403 „ums Jahr 1221. Bi deſſelven Keiſers Tiden vor en Here von Aſia, ‒ den qvamen „de Ruzen to Helpe ‒ dar ward der Ruzen unde Valwen geſlagen mer den hundert „duſent. Und p. 1410. Jn denſelven Tiden qvamen de Tateren met eme creftigen „Here in dat Land to Polonen, de darvore hadden vorovert Walwen, Ruzen unde „mennich Lan, das iſt: Zu der Zeit, nemlich Anno 1242, brachen die Tartern mit einer groſſen Armee in Polen, nachdem ſie vorher die Valven, Ruſſen und mehrere Pro- vinzen unter ſich gebracht. Daraus iſt zu ſchlieſſen, daß die Valven keine andre Leute geweſen, als die aͤlteſten Einwohner der Tarterhorden, und die auf Sclavoniſch Poloczier genent worden: deren Beſchreibnng wolbemeldte Aſoviſche Hiſtorie des beruͤhmten Herrn Muͤllers ein recht Meiſterſtuͤcke iſt. Einmal gerieth ich auf die Ge- danken, daß die Blachen, von denen vieles in den Briefen des Pabſt Jnnocentius des III vorkomt, unter dieſem Namen ſtaͤcken. Wie ich aber gewahr wurde, daß die Blachen und Bulgaren immer beyſammen ſtehen, und Jnnocentius ſich Muͤhe ge- geben, beyde Voͤlker zur Lateiniſchen Kirche zu bringen; ſo aͤnderte ich meine Meinung, und ſolte wol glauben, daß durch die Blachen die mit den Bulgaren benachbarten Walachen angedeutet werden. b⁾ Kiow war ſchon ehmals des Rußiſchen Monarchen Sitz und Hauptſtadt. Wenn Adamus Bremenſis libr. 2 c. 13 von Rußland erwehnet, ſo thut er hinzu: Deſſen Hauptſtadt die Stadt Chive iſt, die mit dem Conſtantinopolitaniſchen Reiche um den Vorzug eifert, die beruͤhmteſte Stadt in Griechenland. c⁾ Mechovius Sarmat., libr. 2 c. 1 p. 141 berichtet, daß die Gegend von Halicz vor Zeiten Gallicien geheiſſen. Bey dem Sarmatiſchen Gebirge, ſpricht er, wohnet eine Nation Ruſſen, uͤber welche die vornehmen Polen in Kolomya, in Zidazou, in Sniatin zu gebieten haben. ‒ Unter dieſem Gebuͤrge iſt der Strich von Halicz, ehmals Gallicien genant, und Przemisl ‒ ‒ Wenn man den Weg mitten nach Reuſſen nimt, ſo komt die Woywodſchaft Lemberg ꝛc. Siehe oben beym Jahr 1216. not. c). d⁾ Wie ſchwer dieſer endlich entwiſchet, beſchreibet Mechow Chron Polon. libr. 3 c. 32, wo er erwehnet, er habe endlich vol Furcht und Zittern Halicz noch erreichet. §. 2. Der Koͤnig von Daͤnnemark *) brachte ebenfals ein ſtarkes und maͤchtiges Heer auf, zog mit dem Grafen Albert e⁾ nach Oeſel, und fing an ein ſteinern Schloß zu bauen. Von da fielen die Daͤnen aus gegen die Oeſelſchen zu fechten, waren ihnen aber allein nicht gewachſen. Doch der Graf Albert kam ihnen mit ſeinen Leuten zu Huͤlfe. Der jagte die Oeſeler in die Flucht; ſie machten auch viele von ihnen nieder, die uͤbrigen alle gaben Reisaus. Es trafen auch der Hoch- wuͤrdige Biſchof von Riga mit dem Ordensmeiſter und ſeinen Bruͤdern, nebſt ei- nigen Liven und andern, die im Namen des ganzen Lieflandes an den Koͤnig von Daͤnnemark nach Oeſel abgeordnet waren, daſelbſt ein. Der Koͤnig freuete ſich uͤber ihre Ankunft. Er beſprach ſich mit ihnen wegen der Schenkung, nach welcher ihm Liefland verehret worden. Aber es ſagte keiner hierzu Ja, ſondern alle widerſprachen einmuͤthig, wie ſie von allen Einwohnern Lieflands dazu ange- wieſen waren. Sie erſuchten ihn hierbey demuͤthigſt, er moͤchte von dergleichen Beeintraͤchtigungen Lieflands abſtehen, und das Land der heiligen Jungfrau in Freyheit laſſen. Er nahm daher ſeine Kluͤgſten zu Rathe, und ſprach endlich dem *) Mit dieſem Koͤnig, wie Thomas Hiaͤrne meldet, ſollen die beyden Gebruͤder Herr Dietrich und Herr Johann von Tuwen oder Tauhen aus dem Hanſe Paterborn angekommen ſeyn, die ſchon vorher dem Koͤnig gegen die Hamburger und andre Feinde treue Dienſte geleiſtet hatten. Beſagter Verfaſſer ſchreibet, man vermeine, der Koͤnig habe um dieſe Zeit den Dom und die Stadt Reval, ingleichen Narva und Weſenberg theils anlegen, theils beveſtigen laſſen. Auch confirmirte der Koͤnig dem Ritter und koͤniglichen Rath in Eſthland Herrn Henrich von Lode verſchiedene Lehnsguͤter. Deſ- ſen Vater Odert von Lode der ſchon 1196 mit Koͤnig Canutus dem 6ten als Ritter ins Land ge- kommen, und ſeiner tapferen und treuen Dienſte wegen ein anſehnliches Lehn empfangen, iſt der Stammherr aller noch jetzt lebenden Herrn von Lode, die ſchon uͤber das 16 Glied ausmachen; von welchem auch der Guſtav von Lode entſproſſen, der als Mannrichter und Rittmeiſter ein kurzes Mannſcript von Eſth- und Liefland nachgelaſſen. Y y 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/211>, abgerufen am 28.03.2024.