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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechs und zwanzigstes Jahr,
1223nenberg. Albertus Stadensis beym Jahr 1223 nent die Jnsel, wo er vest genommen
ward, Lytthoe. Contin. Saxon. Grammat. bey Benzel. p. 146 gibt ihr den Namen
Lyuthe. Histor. gent. Dan. p. 272. Diese wird man kaum in Lethra finden, weil
Lethra die königliche Residenz war, wo der Hofstaat und des Königs beständige
Gvarde war. Der König aber hatte in Begleitung weniger Minister die Einsamkeit
gesucht, und zwar auf einer von dem Getümmel der Leute entfernten Jnsel. Vielleicht
ist Lyoe zu verstehen, die eine kleine Jnsel des Balthischen Meers bey Fünen ist,
gegen Süden. Cluver. Mecklenburg. part. 1 p. 116. Den Ort, wohin er gebracht wor-
den, nennen alle Danneberg; wiewol Heinrich, nach Wiedereroberung des Schlosses
Schwerin, ihn lieber in seinem eigenen, als in einem fremden Schlosse wolte verwah-
ret wissen. Die Zeit, wenn sichs zugetragen, beschreiben einige durch den Tag St.
Johannis vor der Lateinischen Pforte.
hist. gent. Dan. p. 272. Das Rudi-
mentum nouitiorum p.
387 und Hermann Corner p. 856 nent es die Nacht St.
Johannis vor der Lateinischen Pforte.
Das ist aber der 6 May. Hierbey ist der
Schnitzer des Gandersheimischen Zusammenstoppelers lächerlich, der den Tag St.
Johannis
vor der Lateinischen Pforte, in die St. Johannis Pforte des Schlosses
Schwerin
verwandelt hat, als den Ort des Arrests: welches einem Mann nicht kan
zu gute gehalten werden, der Urkunden unter Händen gehabt, und die unter selbigen
unterschriebene Zeitbemerkungen hauptsächlich inne haben solte. Kaum war die Zeitung
von des Königs Gefangenschaft dem Kaiser Fridrich dem II zu Ohren gekommen,
als dieser schon dem Bischof von Hildesheim Befehl ertheilte, alle Bemühungen an-
zuwenden, daß der König und sein Prinz in des Kaisers Gewalt kämen. Siehe das
kaiserliche Schreiben deswegen bey Schannat. Vindem. I p. 194. Er meinte, der
Graf von Schwerin würde es so machen, wie es Leopold von Oesterreich in
Auslieferung des Königs von Engelland Richards gemacht, daß er nicht allein ganz
Nordalbingien und Slavien, sondern auch eine gute Summe Geldes von Walde-
maren
erpressen könte. Der Pabst hingegen arbeitete daran mit äussersten Kräften,
daß Waldemar je eher je lieber seines Gefängnisses entlassen würde, und schrieb an
des König Heinrichs damaligen Vormund, den Erzbischof von Cöln, Engelberten
einen wichtigen Brief, den Raynald hat beym Jahre 1223 p. 301. Hierüber ward
zu Nordhausen und Bardewik ein Reichstag gehalten: auf welchem man mit dem
Könige einen Vergleich traf, daß er die abgenommenen Länder dem Reiche wiedergeben,
die Krone aus der Hand des Kaisers empfangen, und für seine Befreyung hundert tau-
send Mark erlegen solte. Wie das nun den anwesenden Fürsten genehm fiel; so wider-
sprach der Graf Albert von Orlamunde ganz allein, der das Glück mit Hülfe der
Waffen zu versuchen meinte. Es lief aber für ihn so mißlich ab, daß er in dem Tref-
fen gefangen, bey dem König in dasselbe Gefängniß geworfen, und der Vicekönig En-
gelbert
inzwischen von dem Jsenburgischen Grafen Friedrich ermordet wurde; Der
Graf Heinrich wolte nicht mehr dem Kaiser, sondern sich Vortheil schaffen, und er-
laubte nach Empfang einer ansehnlichen Geldsumme, und vieler Geisseln dem König mit
seinem Prinze nach Hause zu ziehen, nachdem sie vorher schweren musten, niemals die-
sem Lande mehr Schaden zuzufügen. Godefridus Colon. beym Jahre 1223, 1224, 1225.
Rudim. nouit. l. c. Der Pabst ließ hierüber den Grafen Heinrich hart an, und mu-
thete ihm zu, dem Könige so wol die Geisseln als die Ranzion wieder zu zustellen.
Raynald beym Jahre 1226. p. 334. Wie ers aber dazu nicht bringen konte, so sprach
er den König vom Eide los, damit er was unternehmen möchte. Weil wir aber schon
oben zum voraus gemelder, wie es mit dem bey Bornhoveden im folgenden Jahre
gehaltenen Treffen vor die Dänen abgelaufen; so thun wir weiter nichts mehr hinzu,
als daß die Liefländischen Bischöfe und die Ritterschaft nach dem Beyspiel der übri-
gen keine Gelegenheit vorbey gelassen, die Schlappe des Königs in Dännemark zu
ihrem Vortheil anzuwenden.
§. 2.

Hierauf kamen die Brüder der Ritterschaft mit den Bischöfen und Män-
nern der Kirche, und mit allen Rigischen über die Eintheilung der Provinzen
Esthlandes, die nach Riga gehörten b), zusammen. Und sie gaben dem Bi-
schof Hermann, Ungannien mit seinen Provinzen; die Ordensbrüder aber be-
kamen durchs Loos Saccala zu ihrem Antheil. Der Kirche Unserer Lieben
Frauen in Riga, und dem Bischof von Riga sprachen sie die Strandwyk
mit sieben Kylegunden c) zu. Wie die in der Strandwyk das hörten, daß

sie
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſechs und zwanzigſtes Jahr,
1223nenberg. Albertus Stadenſis beym Jahr 1223 nent die Jnſel, wo er veſt genommen
ward, Lytthoe. Contin. Saxon. Grammat. bey Benzel. p. 146 gibt ihr den Namen
Lyuthe. Hiſtor. gent. Dan. p. 272. Dieſe wird man kaum in Lethra finden, weil
Lethra die koͤnigliche Reſidenz war, wo der Hofſtaat und des Koͤnigs beſtaͤndige
Gvarde war. Der Koͤnig aber hatte in Begleitung weniger Miniſter die Einſamkeit
geſucht, und zwar auf einer von dem Getuͤmmel der Leute entfernten Jnſel. Vielleicht
iſt Lyoe zu verſtehen, die eine kleine Jnſel des Balthiſchen Meers bey Fuͤnen iſt,
gegen Suͤden. Cluver. Mecklenburg. part. 1 p. 116. Den Ort, wohin er gebracht wor-
den, nennen alle Danneberg; wiewol Heinrich, nach Wiedereroberung des Schloſſes
Schwerin, ihn lieber in ſeinem eigenen, als in einem fremden Schloſſe wolte verwah-
ret wiſſen. Die Zeit, wenn ſichs zugetragen, beſchreiben einige durch den Tag St.
Johannis vor der Lateiniſchen Pforte.
hiſt. gent. Dan. p. 272. Das Rudi-
mentum nouitiorum p.
387 und Hermann Corner p. 856 nent es die Nacht St.
Johannis vor der Lateiniſchen Pforte.
Das iſt aber der 6 May. Hierbey iſt der
Schnitzer des Gandersheimiſchen Zuſammenſtoppelers laͤcherlich, der den Tag St.
Johannis
vor der Lateiniſchen Pforte, in die St. Johannis Pforte des Schloſſes
Schwerin
verwandelt hat, als den Ort des Arreſts: welches einem Mann nicht kan
zu gute gehalten werden, der Urkunden unter Haͤnden gehabt, und die unter ſelbigen
unterſchriebene Zeitbemerkungen hauptſaͤchlich inne haben ſolte. Kaum war die Zeitung
von des Koͤnigs Gefangenſchaft dem Kaiſer Fridrich dem II zu Ohren gekommen,
als dieſer ſchon dem Biſchof von Hildesheim Befehl ertheilte, alle Bemuͤhungen an-
zuwenden, daß der Koͤnig und ſein Prinz in des Kaiſers Gewalt kaͤmen. Siehe das
kaiſerliche Schreiben deswegen bey Schannat. Vindem. I p. 194. Er meinte, der
Graf von Schwerin wuͤrde es ſo machen, wie es Leopold von Oeſterreich in
Auslieferung des Koͤnigs von Engelland Richards gemacht, daß er nicht allein ganz
Nordalbingien und Slavien, ſondern auch eine gute Summe Geldes von Walde-
maren
erpreſſen koͤnte. Der Pabſt hingegen arbeitete daran mit aͤuſſerſten Kraͤften,
daß Waldemar je eher je lieber ſeines Gefaͤngniſſes entlaſſen wuͤrde, und ſchrieb an
des Koͤnig Heinrichs damaligen Vormund, den Erzbiſchof von Coͤln, Engelberten
einen wichtigen Brief, den Raynald hat beym Jahre 1223 p. 301. Hieruͤber ward
zu Nordhauſen und Bardewik ein Reichstag gehalten: auf welchem man mit dem
Koͤnige einen Vergleich traf, daß er die abgenommenen Laͤnder dem Reiche wiedergeben,
die Krone aus der Hand des Kaiſers empfangen, und fuͤr ſeine Befreyung hundert tau-
ſend Mark erlegen ſolte. Wie das nun den anweſenden Fuͤrſten genehm fiel; ſo wider-
ſprach der Graf Albert von Orlamunde ganz allein, der das Gluͤck mit Huͤlfe der
Waffen zu verſuchen meinte. Es lief aber fuͤr ihn ſo mißlich ab, daß er in dem Tref-
fen gefangen, bey dem Koͤnig in daſſelbe Gefaͤngniß geworfen, und der Vicekoͤnig En-
gelbert
inzwiſchen von dem Jſenburgiſchen Grafen Friedrich ermordet wurde; Der
Graf Heinrich wolte nicht mehr dem Kaiſer, ſondern ſich Vortheil ſchaffen, und er-
laubte nach Empfang einer anſehnlichen Geldſumme, und vieler Geiſſeln dem Koͤnig mit
ſeinem Prinze nach Hauſe zu ziehen, nachdem ſie vorher ſchweren muſten, niemals die-
ſem Lande mehr Schaden zuzufuͤgen. Godefridus Colon. beym Jahre 1223, 1224, 1225.
Rudim. nouit. l. c. Der Pabſt ließ hieruͤber den Grafen Heinrich hart an, und mu-
thete ihm zu, dem Koͤnige ſo wol die Geiſſeln als die Ranzion wieder zu zuſtellen.
Raynald beym Jahre 1226. p. 334. Wie ers aber dazu nicht bringen konte, ſo ſprach
er den Koͤnig vom Eide los, damit er was unternehmen moͤchte. Weil wir aber ſchon
oben zum voraus gemelder, wie es mit dem bey Bornhoveden im folgenden Jahre
gehaltenen Treffen vor die Daͤnen abgelaufen; ſo thun wir weiter nichts mehr hinzu,
als daß die Lieflaͤndiſchen Biſchoͤfe und die Ritterſchaft nach dem Beyſpiel der uͤbri-
gen keine Gelegenheit vorbey gelaſſen, die Schlappe des Koͤnigs in Daͤnnemark zu
ihrem Vortheil anzuwenden.
§. 2.

Hierauf kamen die Bruͤder der Ritterſchaft mit den Biſchoͤfen und Maͤn-
nern der Kirche, und mit allen Rigiſchen uͤber die Eintheilung der Provinzen
Eſthlandes, die nach Riga gehoͤrten b), zuſammen. Und ſie gaben dem Bi-
ſchof Hermann, Ungannien mit ſeinen Provinzen; die Ordensbruͤder aber be-
kamen durchs Loos Saccala zu ihrem Antheil. Der Kirche Unſerer Lieben
Frauen in Riga, und dem Biſchof von Riga ſprachen ſie die Strandwyk
mit ſieben Kylegunden c) zu. Wie die in der Strandwyk das hoͤrten, daß

ſie
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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/224>, abgerufen am 19.04.2024.