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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1224 bis 1225.
ihnen die heilsamen Lehren zum ewigen Leben, und machte ihnen den Namen JE-1224
su Christi
bekant. Von da ging er nach Tarwaupe, und machte es auch so.
Die Dänen, weil sie mit gefordert waren, erschienen ebenfals. Und also ward
erst der Friede zwischen Deutschen und Dänen, nachher auch mit den Esthen
in allen Provinzen geschlossen. Nachdem zog dieser Gesandte in die Provinz Ta-
bellus,
wo alle Aeltesten von Wirland zu ihm kamen, und die christliche Lehre
und Glauben bey ihm anhörten. Er nahm sie auch alle in päbstlichen Schutz,
setzte etliche unter ihnen zu Aeltesten und Richtern in allen ihren Provinzen, und
kehrte alsdenn wieder nach Tarwaupe. Von da begab er sich nach dem Schlosse
der Dänen in Revelim, und ward von den Dänen, Schweden und gesam-
ten Einwohnern daselbst mit Freuden aufgenommen. Nach diesem fing er an die jungen
Bursche aus Wirland, die Geisseln waren, von ihnen zurück zu fordern; sie wol-
ten ihm aber selbige nicht aushändigen; doch da sie mit dem Kirchenbann erschrecket
wurden, sahen sie sich endlich genöthiget, sie wieder auszugeben; welche Geisseln
er hernach an ihre Eltern nach Wirland zurück schickte. Die von Warbola
nahmen auch den Frieden des Römischen Herrn Gesandten an, und kamen zu
ihm nach Revel. Doch auf der Dänen inständig Anhalten, sprach er sie, nebst
den übrigen Einwohnern in Harrien, den Dänen zu Die Strandkiligun-
de
aber, nebst einem andern ganzen Kirchspiel, das an der See lag, wie auch
Wirland und Gerwen, schlug er zur Botmäßigkeit des Römischen Pabstes
an. Es versamleten sich auch die Esthen aus Revel vor ihm, und mit selbigen
die Dänen, welchen er gar erbaulich die Worte des ewigen Lebens reichte, und
sie treulich ermahnete, sie solten doch in Güte bey einander wohnen, und sich in kei-
nen Rath der Ungläubigen mehr einlassen. Wie diß alles vorbey war, schickte er
seine Priester nach der Strandseite, und kehrte für seine Person durch Saccala
nach Riga zurück. Diese Priester aber, nemlich Peter Kakewald, mit seinem
Mitbruder, einem andern Priester, gingen nach Sontagana, und die am Stran-
de nahmen sie mit Freuden auf; Es hörten ihnen auch zu Männer und Weiber
und Kinder, die vormals ungetauft geblieben waren sowol in Sontagana, als
in Majanpathe und Puekalle. Nachdem kehrten sie auch selbst frölich wieder
in Liefland, und lobten den Höchsten wegen Fortpflanzung des Glaubens.

i) Bis auf diese Zeit war Graf Bernhard von der Lippe Bischof von Semgallen
oder zu Seleburg, dessen Absterben der Verfasser unserer Chronik nicht bemerket
hat. Daß er aber doch vor diesem Jahre Todes verblichen, zeiget nicht allein diese
Stelle an, sondern wird auch aus Alberichen geschlossen, der beym Jahre 1232 p.
542 also schreibet: "Der erste Bischof von Seleburg war der Herr Bernhard; der
"andere Lambert, der dritte vorerwehnter Balduin (von Alna), und heisset Bischof
"von Semgallien." Hierdurch wird dasjenige schön bekräftiget, was wir beym Jah-
re 1217 not. a) gesaget. Mehrere Bischöfe hat Seleburg nicht gehabt. Denn ob-
gleich der Erzbischof von Maynz nach Bälduins Absterben einen Mönch Minoriten-
ordens, Heinrichen von Lütkeburg zum Seleburgischen Bischof eingesetzet: so
hat doch Jnnocentius IIII das Bisthum Seleburg oder Semgallien zum Rigi-
schen
geschlagen, und diesen Heinrich in den Sitz von Curland oder Pilten gesetzet,
der damals ledig war. Die Briefschaften der deputirten Commißion liefern wir im An-
hange der Urkunden *).
§. 8.

Als nun der Gesandte des apostolischen Stuhls, der Bischof von Modena,
wieder zu Riga anlangte, so kamen die Bischöfe, Priester, Geistlichen, die Brü-
der der Ritterschaft mit den vornehmsten Vasallen der Kirche, und die Bürger in

Riga
*) Weil nemlich die Seleburgische Diöces so klein war, daß sie keinen eigenen Bischof unterhalten konte,
so ward selbige dem Rigischen Bisthum unterworfen, nachdem der Pabst 1245 Petern, Bischof
von Alba, Wilbelmen, nunmehrigen Bischof von Sabina, und Johannem, einem Cardinal-
Presbyter,
die Sache zu untersuchen und abzumachen auctorisiret hatte.
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von 1224 bis 1225.
ihnen die heilſamen Lehren zum ewigen Leben, und machte ihnen den Namen JE-1224
ſu Chriſti
bekant. Von da ging er nach Tarwaupe, und machte es auch ſo.
Die Daͤnen, weil ſie mit gefordert waren, erſchienen ebenfals. Und alſo ward
erſt der Friede zwiſchen Deutſchen und Daͤnen, nachher auch mit den Eſthen
in allen Provinzen geſchloſſen. Nachdem zog dieſer Geſandte in die Provinz Ta-
bellus,
wo alle Aelteſten von Wirland zu ihm kamen, und die chriſtliche Lehre
und Glauben bey ihm anhoͤrten. Er nahm ſie auch alle in paͤbſtlichen Schutz,
ſetzte etliche unter ihnen zu Aelteſten und Richtern in allen ihren Provinzen, und
kehrte alsdenn wieder nach Tarwaupe. Von da begab er ſich nach dem Schloſſe
der Daͤnen in Revelim, und ward von den Daͤnen, Schweden und geſam-
ten Einwohnern daſelbſt mit Freuden aufgenommen. Nach dieſem fing er an die jungen
Burſche aus Wirland, die Geiſſeln waren, von ihnen zuruͤck zu fordern; ſie wol-
ten ihm aber ſelbige nicht aushaͤndigen; doch da ſie mit dem Kirchenbann erſchrecket
wurden, ſahen ſie ſich endlich genoͤthiget, ſie wieder auszugeben; welche Geiſſeln
er hernach an ihre Eltern nach Wirland zuruͤck ſchickte. Die von Warbola
nahmen auch den Frieden des Roͤmiſchen Herrn Geſandten an, und kamen zu
ihm nach Revel. Doch auf der Daͤnen inſtaͤndig Anhalten, ſprach er ſie, nebſt
den uͤbrigen Einwohnern in Harrien, den Daͤnen zu Die Strandkiligun-
de
aber, nebſt einem andern ganzen Kirchſpiel, das an der See lag, wie auch
Wirland und Gerwen, ſchlug er zur Botmaͤßigkeit des Roͤmiſchen Pabſtes
an. Es verſamleten ſich auch die Eſthen aus Revel vor ihm, und mit ſelbigen
die Daͤnen, welchen er gar erbaulich die Worte des ewigen Lebens reichte, und
ſie treulich ermahnete, ſie ſolten doch in Guͤte bey einander wohnen, und ſich in kei-
nen Rath der Unglaͤubigen mehr einlaſſen. Wie diß alles vorbey war, ſchickte er
ſeine Prieſter nach der Strandſeite, und kehrte fuͤr ſeine Perſon durch Saccala
nach Riga zuruͤck. Dieſe Prieſter aber, nemlich Peter Kakewald, mit ſeinem
Mitbruder, einem andern Prieſter, gingen nach Sontagana, und die am Stran-
de nahmen ſie mit Freuden auf; Es hoͤrten ihnen auch zu Maͤnner und Weiber
und Kinder, die vormals ungetauft geblieben waren ſowol in Sontagana, als
in Majanpathe und Puekalle. Nachdem kehrten ſie auch ſelbſt froͤlich wieder
in Liefland, und lobten den Hoͤchſten wegen Fortpflanzung des Glaubens.

i) Bis auf dieſe Zeit war Graf Bernhard von der Lippe Biſchof von Semgallen
oder zu Seleburg, deſſen Abſterben der Verfaſſer unſerer Chronik nicht bemerket
hat. Daß er aber doch vor dieſem Jahre Todes verblichen, zeiget nicht allein dieſe
Stelle an, ſondern wird auch aus Alberichen geſchloſſen, der beym Jahre 1232 p.
542 alſo ſchreibet: „Der erſte Biſchof von Seleburg war der Herr Bernhard; der
„andere Lambert, der dritte vorerwehnter Balduin (von Alna), und heiſſet Biſchof
„von Semgallien.„ Hierdurch wird dasjenige ſchoͤn bekraͤftiget, was wir beym Jah-
re 1217 not. a) geſaget. Mehrere Biſchoͤfe hat Seleburg nicht gehabt. Denn ob-
gleich der Erzbiſchof von Maynz nach Baͤlduins Abſterben einen Moͤnch Minoriten-
ordens, Heinrichen von Luͤtkeburg zum Seleburgiſchen Biſchof eingeſetzet: ſo
hat doch Jnnocentius IIII das Bisthum Seleburg oder Semgallien zum Rigi-
ſchen
geſchlagen, und dieſen Heinrich in den Sitz von Curland oder Pilten geſetzet,
der damals ledig war. Die Briefſchaften der deputirten Commißion liefern wir im An-
hange der Urkunden *).
§. 8.

Als nun der Geſandte des apoſtoliſchen Stuhls, der Biſchof von Modena,
wieder zu Riga anlangte, ſo kamen die Biſchoͤfe, Prieſter, Geiſtlichen, die Bruͤ-
der der Ritterſchaft mit den vornehmſten Vaſallen der Kirche, und die Buͤrger in

Riga
*) Weil nemlich die Seleburgiſche Dioͤces ſo klein war, daß ſie keinen eigenen Biſchof unterhalten konte,
ſo ward ſelbige dem Rigiſchen Bisthum unterworfen, nachdem der Pabſt 1245 Petern, Biſchof
von Alba, Wilbelmen, nunmehrigen Biſchof von Sabina, und Johannem, einem Cardinal-
Presbyter,
die Sache zu unterſuchen und abzumachen auctoriſiret hatte.
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[207/0239] von 1224 bis 1225. ihnen die heilſamen Lehren zum ewigen Leben, und machte ihnen den Namen JE- ſu Chriſti bekant. Von da ging er nach Tarwaupe, und machte es auch ſo. Die Daͤnen, weil ſie mit gefordert waren, erſchienen ebenfals. Und alſo ward erſt der Friede zwiſchen Deutſchen und Daͤnen, nachher auch mit den Eſthen in allen Provinzen geſchloſſen. Nachdem zog dieſer Geſandte in die Provinz Ta- bellus, wo alle Aelteſten von Wirland zu ihm kamen, und die chriſtliche Lehre und Glauben bey ihm anhoͤrten. Er nahm ſie auch alle in paͤbſtlichen Schutz, ſetzte etliche unter ihnen zu Aelteſten und Richtern in allen ihren Provinzen, und kehrte alsdenn wieder nach Tarwaupe. Von da begab er ſich nach dem Schloſſe der Daͤnen in Revelim, und ward von den Daͤnen, Schweden und geſam- ten Einwohnern daſelbſt mit Freuden aufgenommen. Nach dieſem fing er an die jungen Burſche aus Wirland, die Geiſſeln waren, von ihnen zuruͤck zu fordern; ſie wol- ten ihm aber ſelbige nicht aushaͤndigen; doch da ſie mit dem Kirchenbann erſchrecket wurden, ſahen ſie ſich endlich genoͤthiget, ſie wieder auszugeben; welche Geiſſeln er hernach an ihre Eltern nach Wirland zuruͤck ſchickte. Die von Warbola nahmen auch den Frieden des Roͤmiſchen Herrn Geſandten an, und kamen zu ihm nach Revel. Doch auf der Daͤnen inſtaͤndig Anhalten, ſprach er ſie, nebſt den uͤbrigen Einwohnern in Harrien, den Daͤnen zu Die Strandkiligun- de aber, nebſt einem andern ganzen Kirchſpiel, das an der See lag, wie auch Wirland und Gerwen, ſchlug er zur Botmaͤßigkeit des Roͤmiſchen Pabſtes an. Es verſamleten ſich auch die Eſthen aus Revel vor ihm, und mit ſelbigen die Daͤnen, welchen er gar erbaulich die Worte des ewigen Lebens reichte, und ſie treulich ermahnete, ſie ſolten doch in Guͤte bey einander wohnen, und ſich in kei- nen Rath der Unglaͤubigen mehr einlaſſen. Wie diß alles vorbey war, ſchickte er ſeine Prieſter nach der Strandſeite, und kehrte fuͤr ſeine Perſon durch Saccala nach Riga zuruͤck. Dieſe Prieſter aber, nemlich Peter Kakewald, mit ſeinem Mitbruder, einem andern Prieſter, gingen nach Sontagana, und die am Stran- de nahmen ſie mit Freuden auf; Es hoͤrten ihnen auch zu Maͤnner und Weiber und Kinder, die vormals ungetauft geblieben waren ſowol in Sontagana, als in Majanpathe und Puekalle. Nachdem kehrten ſie auch ſelbſt froͤlich wieder in Liefland, und lobten den Hoͤchſten wegen Fortpflanzung des Glaubens. i⁾ Bis auf dieſe Zeit war Graf Bernhard von der Lippe Biſchof von Semgallen oder zu Seleburg, deſſen Abſterben der Verfaſſer unſerer Chronik nicht bemerket hat. Daß er aber doch vor dieſem Jahre Todes verblichen, zeiget nicht allein dieſe Stelle an, ſondern wird auch aus Alberichen geſchloſſen, der beym Jahre 1232 p. 542 alſo ſchreibet: „Der erſte Biſchof von Seleburg war der Herr Bernhard; der „andere Lambert, der dritte vorerwehnter Balduin (von Alna), und heiſſet Biſchof „von Semgallien.„ Hierdurch wird dasjenige ſchoͤn bekraͤftiget, was wir beym Jah- re 1217 not. a) geſaget. Mehrere Biſchoͤfe hat Seleburg nicht gehabt. Denn ob- gleich der Erzbiſchof von Maynz nach Baͤlduins Abſterben einen Moͤnch Minoriten- ordens, Heinrichen von Luͤtkeburg zum Seleburgiſchen Biſchof eingeſetzet: ſo hat doch Jnnocentius IIII das Bisthum Seleburg oder Semgallien zum Rigi- ſchen geſchlagen, und dieſen Heinrich in den Sitz von Curland oder Pilten geſetzet, der damals ledig war. Die Briefſchaften der deputirten Commißion liefern wir im An- hange der Urkunden *). §. 8. Als nun der Geſandte des apoſtoliſchen Stuhls, der Biſchof von Modena, wieder zu Riga anlangte, ſo kamen die Biſchoͤfe, Prieſter, Geiſtlichen, die Bruͤ- der der Ritterſchaft mit den vornehmſten Vaſallen der Kirche, und die Buͤrger in Riga *) Weil nemlich die Seleburgiſche Dioͤces ſo klein war, daß ſie keinen eigenen Biſchof unterhalten konte, ſo ward ſelbige dem Rigiſchen Bisthum unterworfen, nachdem der Pabſt 1245 Petern, Biſchof von Alba, Wilbelmen, nunmehrigen Biſchof von Sabina, und Johannem, einem Cardinal- Presbyter, die Sache zu unterſuchen und abzumachen auctoriſiret hatte. F f f 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/239>, abgerufen am 20.04.2024.