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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, sieben und zwanzigstes Jahr,
1224Riga zu ihm. Jn dieser aller Gegenwart hielt er ein feyerlich Concilium in der
Kirche der heiligen Jungfrau Mariä, in der Fasten unsers HErrn, angehend die
Verordnungen des Jnnocentius k); führte ihnen selbige zu Gemüthe, und that
noch einige neue hinzu, die der neugepflanzten Kirche unumgänglich schienen. Nach-
dem aber alles volbracht und geendiget war, sowol zwischen dem Bischof, den
Geistlichen, den Ordensbrüdern, und der Stadt Riga, so viel er nemlich vor
der Hand, kraft seiner Volmacht, abmachen konte *), gab und ertheilte er hinreich-
lichen Ablaß, nahm von allen herzlichen Abschied, segnete sie ein, und kehrte wie-
der zu seinen Schiffen, empfal ganz Liefland in seinem Gebet der heiligen Mutter
GOttes, der Jungfrau Maria, und ihrem Sohn JEsu CHristo, unserm
Herrn und Heiland, der da ist gelobet und gebenedeyet von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Et memini et meminisse juuat. Scis cetera mater,
Virgo Maria, DEI. Tu miserere mei!

Das ist: Jch gedenke noch immer mit Vergnügen daran. Das übrige weist du,
Mutter GOttes Maria! Erbarme dich meiner!

k) Es werden die Decrete des lateranischen Concilii verstanden, die Jnnocentius III
Anno 1215 herausgegeben.
§. 9.

Es haben sich zwar auch noch viele andre und herrliche Dinge in Liefland
zu der Zeit begeben, da die Heiden zum Glauben an JEsum Christum sich
wandten, in den verflossenen sieben und sechzig Jahren, seit dem der Liefländische
Hafen zu erst von den Bremischen Kaufleuten erfunden worden, die nicht alle be-
schrieben oder zur Nachricht verzeichnet werden können, damit es nicht den Lesern
verdrießlich falle. Dieses wenige aber ist geschrieben zum Lob unsers HErrn JEsu
Christi,
der da wil, daß sein Glaube und Name zu allen Völkern gebracht und
herumgetragen werde; indem der mitwirket und Kraft gibt, durch welchen der-
gleichen geschehen ist. Der den Seinigen in Liefland allezeit so viele, grosse und
herrliche Siege über die Heiden verliehen, und zwar immer, mehr durch wenige
Leute denn durch viele, aus Gnaden seiner geliebten Mutter, als deren Ehre samt
ihrem Sohne, unserm HErrn JEsu Christo, alle diese neubekehrten Länder ge-
widmet worden. Und damit dieser Ruhm, der ihr vor so herrliche Thaten gebüh-
ret, künftig durch etwaige Trägheit und Nachläßigkeit nicht vergessen werde; so
haben wir diese Geschichte auf Bitte und Dringen meiner Herren l) und meiner
Glaubensgenossen in niedriger Schreibart und Worten aufzeichnen wollen, und es
der Nachwelt, die das folgende fleißiger und gelehrter ausführen dürfte, hinter-
lassen, damit sie auch GOtt Lob geben, ihre Hofnung auf ihn setzen, der Werke
GOttes nicht vergessen, und nach seinen Geboten fragen möchte. Nichts aber ist
hier zugethan, ausser alles das, was wir mit unsern Augen fast alle gesehen haben,
und was wir nicht selbst mit eigenen Augen gesehen haben, das haben wir doch von

denen
*) Jn den extractis und transsumtis nonnullorum veterum priuilegiorum Rigensium, befindet sich
die Vermittelung dieses Modenesischen Bischof Wilhelms zwischen dem Erzbischof, (diesen Titel
scheinet der Gesandte zu früh ertheilet zu haben,) dem Ordensmeister und der Stadt, von Anno 1225,
woraus zu schliessen, daß dieser Legate nicht eher als mit den Frühlingsschiffen von 1225 weggegan-
gen, wie §. 1 beym Jahre 1225 stehet. Die Bestätigung davon ertheilte Pabst Alexander IIII von
1256, und die andere Bestätigung übersandte Pabst Honorius IIII von 1287. Der Stadt wird
das Gothische Recht erkläret, sich nemlich einen Stadtrichter zu erwählen, doch daß sie selbigen
dem Bischof vorher zur Bestätigung vorstellen, welcher Richter über alle weltliche Sachen sprechen
sol. Die Leute des Bischofs aber und der Bedienten des Bischofs sind nicht gehalten, diesem Rich-
ter sich zu stellen, als nur in Contractsachen, und in Verbrechen, die in der Stadt oder auf dem
Gebiete der Stadt begangen worden. Die Münze sol der Bischof prägen von Gothischem Korn
und Schrot, (bonitatis et ponderis Gothorum,) die Bürger sollen frey seyn von der Strafe des
glühenden Eisens, von Zolgeldern, vom Strandrechte und vom Kampfgerichte.

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſieben und zwanzigſtes Jahr,
1224Riga zu ihm. Jn dieſer aller Gegenwart hielt er ein feyerlich Concilium in der
Kirche der heiligen Jungfrau Mariaͤ, in der Faſten unſers HErrn, angehend die
Verordnungen des Jnnocentius k); fuͤhrte ihnen ſelbige zu Gemuͤthe, und that
noch einige neue hinzu, die der neugepflanzten Kirche unumgaͤnglich ſchienen. Nach-
dem aber alles volbracht und geendiget war, ſowol zwiſchen dem Biſchof, den
Geiſtlichen, den Ordensbruͤdern, und der Stadt Riga, ſo viel er nemlich vor
der Hand, kraft ſeiner Volmacht, abmachen konte *), gab und ertheilte er hinreich-
lichen Ablaß, nahm von allen herzlichen Abſchied, ſegnete ſie ein, und kehrte wie-
der zu ſeinen Schiffen, empfal ganz Liefland in ſeinem Gebet der heiligen Mutter
GOttes, der Jungfrau Maria, und ihrem Sohn JEſu CHriſto, unſerm
Herrn und Heiland, der da iſt gelobet und gebenedeyet von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Et memini et meminiſſe juuat. Scis cetera mater,
Virgo Maria, DEI. Tu miſerere mei!

Das iſt: Jch gedenke noch immer mit Vergnuͤgen daran. Das uͤbrige weiſt du,
Mutter GOttes Maria! Erbarme dich meiner!

k) Es werden die Decrete des lateraniſchen Concilii verſtanden, die Jnnocentius III
Anno 1215 herausgegeben.
§. 9.

Es haben ſich zwar auch noch viele andre und herrliche Dinge in Liefland
zu der Zeit begeben, da die Heiden zum Glauben an JEſum Chriſtum ſich
wandten, in den verfloſſenen ſieben und ſechzig Jahren, ſeit dem der Lieflaͤndiſche
Hafen zu erſt von den Bremiſchen Kaufleuten erfunden worden, die nicht alle be-
ſchrieben oder zur Nachricht verzeichnet werden koͤnnen, damit es nicht den Leſern
verdrießlich falle. Dieſes wenige aber iſt geſchrieben zum Lob unſers HErrn JEſu
Chriſti,
der da wil, daß ſein Glaube und Name zu allen Voͤlkern gebracht und
herumgetragen werde; indem der mitwirket und Kraft gibt, durch welchen der-
gleichen geſchehen iſt. Der den Seinigen in Liefland allezeit ſo viele, groſſe und
herrliche Siege uͤber die Heiden verliehen, und zwar immer, mehr durch wenige
Leute denn durch viele, aus Gnaden ſeiner geliebten Mutter, als deren Ehre ſamt
ihrem Sohne, unſerm HErrn JEſu Chriſto, alle dieſe neubekehrten Laͤnder ge-
widmet worden. Und damit dieſer Ruhm, der ihr vor ſo herrliche Thaten gebuͤh-
ret, kuͤnftig durch etwaige Traͤgheit und Nachlaͤßigkeit nicht vergeſſen werde; ſo
haben wir dieſe Geſchichte auf Bitte und Dringen meiner Herren l) und meiner
Glaubensgenoſſen in niedriger Schreibart und Worten aufzeichnen wollen, und es
der Nachwelt, die das folgende fleißiger und gelehrter ausfuͤhren duͤrfte, hinter-
laſſen, damit ſie auch GOtt Lob geben, ihre Hofnung auf ihn ſetzen, der Werke
GOttes nicht vergeſſen, und nach ſeinen Geboten fragen moͤchte. Nichts aber iſt
hier zugethan, auſſer alles das, was wir mit unſern Augen faſt alle geſehen haben,
und was wir nicht ſelbſt mit eigenen Augen geſehen haben, das haben wir doch von

denen
*) Jn den extractis und transſumtis nonnullorum veterum priuilegiorum Rigenſium, befindet ſich
die Vermittelung dieſes Modeneſiſchen Biſchof Wilhelms zwiſchen dem Erzbiſchof, (dieſen Titel
ſcheinet der Geſandte zu fruͤh ertheilet zu haben,) dem Ordensmeiſter und der Stadt, von Anno 1225,
woraus zu ſchlieſſen, daß dieſer Legate nicht eher als mit den Fruͤhlingsſchiffen von 1225 weggegan-
gen, wie §. 1 beym Jahre 1225 ſtehet. Die Beſtaͤtigung davon ertheilte Pabſt Alexander IIII von
1256, und die andere Beſtaͤtigung uͤberſandte Pabſt Honorius IIII von 1287. Der Stadt wird
das Gothiſche Recht erklaͤret, ſich nemlich einen Stadtrichter zu erwaͤhlen, doch daß ſie ſelbigen
dem Biſchof vorher zur Beſtaͤtigung vorſtellen, welcher Richter uͤber alle weltliche Sachen ſprechen
ſol. Die Leute des Biſchofs aber und der Bedienten des Biſchofs ſind nicht gehalten, dieſem Rich-
ter ſich zu ſtellen, als nur in Contractſachen, und in Verbrechen, die in der Stadt oder auf dem
Gebiete der Stadt begangen worden. Die Muͤnze ſol der Biſchof praͤgen von Gothiſchem Korn
und Schrot, (bonitatis et ponderis Gothorum,) die Buͤrger ſollen frey ſeyn von der Strafe des
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[208/0240] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſieben und zwanzigſtes Jahr, Riga zu ihm. Jn dieſer aller Gegenwart hielt er ein feyerlich Concilium in der Kirche der heiligen Jungfrau Mariaͤ, in der Faſten unſers HErrn, angehend die Verordnungen des Jnnocentius k⁾ ; fuͤhrte ihnen ſelbige zu Gemuͤthe, und that noch einige neue hinzu, die der neugepflanzten Kirche unumgaͤnglich ſchienen. Nach- dem aber alles volbracht und geendiget war, ſowol zwiſchen dem Biſchof, den Geiſtlichen, den Ordensbruͤdern, und der Stadt Riga, ſo viel er nemlich vor der Hand, kraft ſeiner Volmacht, abmachen konte *), gab und ertheilte er hinreich- lichen Ablaß, nahm von allen herzlichen Abſchied, ſegnete ſie ein, und kehrte wie- der zu ſeinen Schiffen, empfal ganz Liefland in ſeinem Gebet der heiligen Mutter GOttes, der Jungfrau Maria, und ihrem Sohn JEſu CHriſto, unſerm Herrn und Heiland, der da iſt gelobet und gebenedeyet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 1224 Et memini et meminiſſe juuat. Scis cetera mater, Virgo Maria, DEI. Tu miſerere mei! Das iſt: Jch gedenke noch immer mit Vergnuͤgen daran. Das uͤbrige weiſt du, Mutter GOttes Maria! Erbarme dich meiner! k⁾ Es werden die Decrete des lateraniſchen Concilii verſtanden, die Jnnocentius III Anno 1215 herausgegeben. §. 9. Es haben ſich zwar auch noch viele andre und herrliche Dinge in Liefland zu der Zeit begeben, da die Heiden zum Glauben an JEſum Chriſtum ſich wandten, in den verfloſſenen ſieben und ſechzig Jahren, ſeit dem der Lieflaͤndiſche Hafen zu erſt von den Bremiſchen Kaufleuten erfunden worden, die nicht alle be- ſchrieben oder zur Nachricht verzeichnet werden koͤnnen, damit es nicht den Leſern verdrießlich falle. Dieſes wenige aber iſt geſchrieben zum Lob unſers HErrn JEſu Chriſti, der da wil, daß ſein Glaube und Name zu allen Voͤlkern gebracht und herumgetragen werde; indem der mitwirket und Kraft gibt, durch welchen der- gleichen geſchehen iſt. Der den Seinigen in Liefland allezeit ſo viele, groſſe und herrliche Siege uͤber die Heiden verliehen, und zwar immer, mehr durch wenige Leute denn durch viele, aus Gnaden ſeiner geliebten Mutter, als deren Ehre ſamt ihrem Sohne, unſerm HErrn JEſu Chriſto, alle dieſe neubekehrten Laͤnder ge- widmet worden. Und damit dieſer Ruhm, der ihr vor ſo herrliche Thaten gebuͤh- ret, kuͤnftig durch etwaige Traͤgheit und Nachlaͤßigkeit nicht vergeſſen werde; ſo haben wir dieſe Geſchichte auf Bitte und Dringen meiner Herren l⁾ und meiner Glaubensgenoſſen in niedriger Schreibart und Worten aufzeichnen wollen, und es der Nachwelt, die das folgende fleißiger und gelehrter ausfuͤhren duͤrfte, hinter- laſſen, damit ſie auch GOtt Lob geben, ihre Hofnung auf ihn ſetzen, der Werke GOttes nicht vergeſſen, und nach ſeinen Geboten fragen moͤchte. Nichts aber iſt hier zugethan, auſſer alles das, was wir mit unſern Augen faſt alle geſehen haben, und was wir nicht ſelbſt mit eigenen Augen geſehen haben, das haben wir doch von denen *) Jn den extractis und transſumtis nonnullorum veterum priuilegiorum Rigenſium, befindet ſich die Vermittelung dieſes Modeneſiſchen Biſchof Wilhelms zwiſchen dem Erzbiſchof, (dieſen Titel ſcheinet der Geſandte zu fruͤh ertheilet zu haben,) dem Ordensmeiſter und der Stadt, von Anno 1225, woraus zu ſchlieſſen, daß dieſer Legate nicht eher als mit den Fruͤhlingsſchiffen von 1225 weggegan- gen, wie §. 1 beym Jahre 1225 ſtehet. Die Beſtaͤtigung davon ertheilte Pabſt Alexander IIII von 1256, und die andere Beſtaͤtigung uͤberſandte Pabſt Honorius IIII von 1287. Der Stadt wird das Gothiſche Recht erklaͤret, ſich nemlich einen Stadtrichter zu erwaͤhlen, doch daß ſie ſelbigen dem Biſchof vorher zur Beſtaͤtigung vorſtellen, welcher Richter uͤber alle weltliche Sachen ſprechen ſol. Die Leute des Biſchofs aber und der Bedienten des Biſchofs ſind nicht gehalten, dieſem Rich- ter ſich zu ſtellen, als nur in Contractſachen, und in Verbrechen, die in der Stadt oder auf dem Gebiete der Stadt begangen worden. Die Muͤnze ſol der Biſchof praͤgen von Gothiſchem Korn und Schrot, (bonitatis et ponderis Gothorum,) die Buͤrger ſollen frey ſeyn von der Strafe des gluͤhenden Eiſens, von Zolgeldern, vom Strandrechte und vom Kampfgerichte.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/240>, abgerufen am 18.04.2024.