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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebentes Jahr,
1204die Seinigen ein groß Verlangen getragen, nebst der gesamten Ritterschaft der Pil-
ger mit allen Ehrenbezeigungen aufgenommen. Es befand sich unter diesen Rit-
tern der Kriegesobriste Graf Heinrich von Stumpenhusen i), Cono von Y-
senborch,
einer von Adel k), und andere Ritter mehr, so wol aus Westphalen
als Sachsen, mit noch mehrern Pilgern.

g) Man merke sich hier den dritten Bruder des Bischofs Rotmarn, einen regulairen Ca-
nonicus
des Klosters Sigeberg, der nachher der erste Präpositus bey der Domkirche
zu Dorpat geworden, Anno 1223 n. 8.
h) Hieher gehöret des Pabsts Jnnocentius des III Rescript an den Erzbischof von Bre-
men
und dessen untergebene Bischöfe, worinne er sie vermahnet, daß sie sowol Priester
und Geistliche, die das Zeichen des Kreuzes genommen, und einen Feldzug nach Jeru-
salem
zur Verkündigung des Glaubens an CHristum angelobet hätten, als auch Laien,
die aus Mangel der Reisekosten, oder Kränklichkeit des Leibes, nicht nach Jerusalem
walfarten könten, ihr Gelübde ändern, und gegen die Ungläubigen nach Liefland zie-
hen liessen. Gegeben Rom beym heiligen Peter den 10 October, im siebenten Jahr
seines Sitzes; wie solches ausser Raynalden n. 56, auch Bzovius beym Jahr 1204
n. 8, und Spondanus bey diesem Jahre n. 14 anführen. Den zehnten Mönch aber
allezeit dazu zu werben, daran ist damals gar noch nicht gedacht worden.
i) Der Grafen von Stumpenhusen Länder sind zur Grafschaft Hoye gekommen, und
aus den Ruinen des Schlosses Stumpenhusen, wie Mushard von der Bremi-
schen
Ritterschaft p. 58 aus einer geschriebenen Chronik von Hoya anführt, sol das
Schloß Nienburg an der Weser errichtet seyn. Bey einem alten Meßbuch steht
unterm 29 Octobr. beygeschrieben: Heute starb Heinrich, Graf von Stumpenhusen,
der sein Begräbniß in der Kirche zu Mellinghausen hat. Er war ein Sohn
Widekinds.
k) Adolph ein Graf von Bergen, Erzbischof von Cöln, so den Kaiser Otto IIII zu
Aachen gekrönet, bauete erst das Schloß Jsenhurg an der Roer, und belehnete nach-
mals seinen Bruder Arnold damit, der zuerst samt seinen Söhnen den Titel eines
Grafen und Edlen von Jsenborch annahm, um sich von seinem Bruder und übrigen
mit ihm verwandten Grafen von Bergen und von Altena zu unterscheiden. Gelen.
in auctar. ad vitam Engelbert. p. 4 & 308 seq.
legt ihm aus alten Briefschaften acht
Söhne bey, welchen dieser Cono oder Conrad als der neunte beyzufügen. Denn
ausser diesem Arnold, als dem Vater, und seinen Söhnen, hat niemand aus dieser Fa-
milie den Jsenburgischen Titel geführet. Denn da der älteste Bruder Friedrich
wegen verübter Mordthat an dem Erzbischof Engelbert, zu Cöln gerädert wurde: so
ward auch zu Vertilgung des Andenkens dieser so grossen Uebelthat, das Schloß Jsen-
burg
geschleifet. Und obgleich noch zwey Söhne von diesem Friedrich übrig waren:
so enthielten sie sich doch des Jsenburgischen Namens, und liessen sich von dem Schlos-
se Limburg, so ihnen zu gefallen ihr Großvater mütterlicher Seite an dem Fluß Lenna
erbauet, Grafen von Limburg nennen, die in ihren Nachkommen, den Grafen von
Limburg und Herren in Stirum, noch bis diesen Tag in Westphalen übrig seyn.
§. 7.

Nun wolte der Bischof auf Rath und Beystand so wichtiger Männer die Re-
ben in dem Weinberge des Herrn unter den Heiden vermehren: daher ward, nachdem
er auf der Düne eingelaufen, das Cistercienser Kloster nach Dünemünde
verlegt, über dessen Mönche der Bischof vorerwehnten Bruder Dietrich zum Abt
einsetzte, und Conradum von Meindorp nach dem Schloß Ykeskole schickte,
dem er schon längst dasselbige Schloß zum Lehn verliehen; damit auf seinen Be-
richt die Liven voraus erführen, daß der Bischof mit einigen Fremden zu ihnen
kommen werde, und sie zugleich ihn wie die lieben Brüder ihren lieben Vater gütig
aufnehmen, und mit ihm überlegen möchten, wie sie ihres Orts Friede haben und
der Glaube weiter fortgepflanzet werden könte.

§. 8.

Da nun die Liven, welche auf die von ihrem ersten Bischof Meinhard empfan-
gene Taufgnade den Glauben an Christum verlachten, und sich oft verlauten liessen,
sie wolten ihn in der Düne wieder von sich abwaschen und abbaden, von dem An-

zuge

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſiebentes Jahr,
1204die Seinigen ein groß Verlangen getragen, nebſt der geſamten Ritterſchaft der Pil-
ger mit allen Ehrenbezeigungen aufgenommen. Es befand ſich unter dieſen Rit-
tern der Kriegesobriſte Graf Heinrich von Stumpenhuſen i), Cono von Y-
ſenborch,
einer von Adel k), und andere Ritter mehr, ſo wol aus Weſtphalen
als Sachſen, mit noch mehrern Pilgern.

g) Man merke ſich hier den dritten Bruder des Biſchofs Rotmarn, einen regulairen Ca-
nonicus
des Kloſters Sigeberg, der nachher der erſte Praͤpoſitus bey der Domkirche
zu Dorpat geworden, Anno 1223 n. 8.
h) Hieher gehoͤret des Pabſts Jnnocentius des III Reſcript an den Erzbiſchof von Bre-
men
und deſſen untergebene Biſchoͤfe, worinne er ſie vermahnet, daß ſie ſowol Prieſter
und Geiſtliche, die das Zeichen des Kreuzes genommen, und einen Feldzug nach Jeru-
ſalem
zur Verkuͤndigung des Glaubens an CHriſtum angelobet haͤtten, als auch Laien,
die aus Mangel der Reiſekoſten, oder Kraͤnklichkeit des Leibes, nicht nach Jeruſalem
walfarten koͤnten, ihr Geluͤbde aͤndern, und gegen die Unglaͤubigen nach Liefland zie-
hen lieſſen. Gegeben Rom beym heiligen Peter den 10 October, im ſiebenten Jahr
ſeines Sitzes; wie ſolches auſſer Raynalden n. 56, auch Bzovius beym Jahr 1204
n. 8, und Spondanus bey dieſem Jahre n. 14 anfuͤhren. Den zehnten Moͤnch aber
allezeit dazu zu werben, daran iſt damals gar noch nicht gedacht worden.
i) Der Grafen von Stumpenhuſen Laͤnder ſind zur Grafſchaft Hoye gekommen, und
aus den Ruinen des Schloſſes Stumpenhuſen, wie Mushard von der Bremi-
ſchen
Ritterſchaft p. 58 aus einer geſchriebenen Chronik von Hoya anfuͤhrt, ſol das
Schloß Nienburg an der Weſer errichtet ſeyn. Bey einem alten Meßbuch ſteht
unterm 29 Octobr. beygeſchrieben: Heute ſtarb Heinrich, Graf von Stumpenhuſen,
der ſein Begraͤbniß in der Kirche zu Mellinghauſen hat. Er war ein Sohn
Widekinds.
k) Adolph ein Graf von Bergen, Erzbiſchof von Coͤln, ſo den Kaiſer Otto IIII zu
Aachen gekroͤnet, bauete erſt das Schloß Jſenhurg an der Roer, und belehnete nach-
mals ſeinen Bruder Arnold damit, der zuerſt ſamt ſeinen Soͤhnen den Titel eines
Grafen und Edlen von Jſenborch annahm, um ſich von ſeinem Bruder und uͤbrigen
mit ihm verwandten Grafen von Bergen und von Altena zu unterſcheiden. Gelen.
in auctar. ad vitam Engelbert. p. 4 & 308 ſeq.
legt ihm aus alten Briefſchaften acht
Soͤhne bey, welchen dieſer Cono oder Conrad als der neunte beyzufuͤgen. Denn
auſſer dieſem Arnold, als dem Vater, und ſeinen Soͤhnen, hat niemand aus dieſer Fa-
milie den Jſenburgiſchen Titel gefuͤhret. Denn da der aͤlteſte Bruder Friedrich
wegen veruͤbter Mordthat an dem Erzbiſchof Engelbert, zu Coͤln geraͤdert wurde: ſo
ward auch zu Vertilgung des Andenkens dieſer ſo groſſen Uebelthat, das Schloß Jſen-
burg
geſchleifet. Und obgleich noch zwey Soͤhne von dieſem Friedrich uͤbrig waren:
ſo enthielten ſie ſich doch des Jſenburgiſchen Namens, und lieſſen ſich von dem Schloſ-
ſe Limburg, ſo ihnen zu gefallen ihr Großvater muͤtterlicher Seite an dem Fluß Lenna
erbauet, Grafen von Limburg nennen, die in ihren Nachkommen, den Grafen von
Limburg und Herren in Stirum, noch bis dieſen Tag in Weſtphalen uͤbrig ſeyn.
§. 7.

Nun wolte der Biſchof auf Rath und Beyſtand ſo wichtiger Maͤnner die Re-
ben in dem Weinberge des Herrn unter den Heiden vermehren: daher ward, nachdem
er auf der Duͤne eingelaufen, das Ciſtercienſer Kloſter nach Duͤnemuͤnde
verlegt, uͤber deſſen Moͤnche der Biſchof vorerwehnten Bruder Dietrich zum Abt
einſetzte, und Conradum von Meindorp nach dem Schloß Ykeskole ſchickte,
dem er ſchon laͤngſt daſſelbige Schloß zum Lehn verliehen; damit auf ſeinen Be-
richt die Liven voraus erfuͤhren, daß der Biſchof mit einigen Fremden zu ihnen
kommen werde, und ſie zugleich ihn wie die lieben Bruͤder ihren lieben Vater guͤtig
aufnehmen, und mit ihm uͤberlegen moͤchten, wie ſie ihres Orts Friede haben und
der Glaube weiter fortgepflanzet werden koͤnte.

§. 8.

Da nun die Liven, welche auf die von ihrem erſten Biſchof Meinhard empfan-
gene Taufgnade den Glauben an Chriſtum verlachten, und ſich oft verlauten lieſſen,
ſie wolten ihn in der Duͤne wieder von ſich abwaſchen und abbaden, von dem An-

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[42/0074] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſiebentes Jahr, die Seinigen ein groß Verlangen getragen, nebſt der geſamten Ritterſchaft der Pil- ger mit allen Ehrenbezeigungen aufgenommen. Es befand ſich unter dieſen Rit- tern der Kriegesobriſte Graf Heinrich von Stumpenhuſen i⁾ , Cono von Y- ſenborch, einer von Adel k⁾ , und andere Ritter mehr, ſo wol aus Weſtphalen als Sachſen, mit noch mehrern Pilgern. 1204 g⁾ Man merke ſich hier den dritten Bruder des Biſchofs Rotmarn, einen regulairen Ca- nonicus des Kloſters Sigeberg, der nachher der erſte Praͤpoſitus bey der Domkirche zu Dorpat geworden, Anno 1223 n. 8. h⁾ Hieher gehoͤret des Pabſts Jnnocentius des III Reſcript an den Erzbiſchof von Bre- men und deſſen untergebene Biſchoͤfe, worinne er ſie vermahnet, daß ſie ſowol Prieſter und Geiſtliche, die das Zeichen des Kreuzes genommen, und einen Feldzug nach Jeru- ſalem zur Verkuͤndigung des Glaubens an CHriſtum angelobet haͤtten, als auch Laien, die aus Mangel der Reiſekoſten, oder Kraͤnklichkeit des Leibes, nicht nach Jeruſalem walfarten koͤnten, ihr Geluͤbde aͤndern, und gegen die Unglaͤubigen nach Liefland zie- hen lieſſen. Gegeben Rom beym heiligen Peter den 10 October, im ſiebenten Jahr ſeines Sitzes; wie ſolches auſſer Raynalden n. 56, auch Bzovius beym Jahr 1204 n. 8, und Spondanus bey dieſem Jahre n. 14 anfuͤhren. Den zehnten Moͤnch aber allezeit dazu zu werben, daran iſt damals gar noch nicht gedacht worden. i⁾ Der Grafen von Stumpenhuſen Laͤnder ſind zur Grafſchaft Hoye gekommen, und aus den Ruinen des Schloſſes Stumpenhuſen, wie Mushard von der Bremi- ſchen Ritterſchaft p. 58 aus einer geſchriebenen Chronik von Hoya anfuͤhrt, ſol das Schloß Nienburg an der Weſer errichtet ſeyn. Bey einem alten Meßbuch ſteht unterm 29 Octobr. beygeſchrieben: Heute ſtarb Heinrich, Graf von Stumpenhuſen, der ſein Begraͤbniß in der Kirche zu Mellinghauſen hat. Er war ein Sohn Widekinds. k⁾ Adolph ein Graf von Bergen, Erzbiſchof von Coͤln, ſo den Kaiſer Otto IIII zu Aachen gekroͤnet, bauete erſt das Schloß Jſenhurg an der Roer, und belehnete nach- mals ſeinen Bruder Arnold damit, der zuerſt ſamt ſeinen Soͤhnen den Titel eines Grafen und Edlen von Jſenborch annahm, um ſich von ſeinem Bruder und uͤbrigen mit ihm verwandten Grafen von Bergen und von Altena zu unterſcheiden. Gelen. in auctar. ad vitam Engelbert. p. 4 & 308 ſeq. legt ihm aus alten Briefſchaften acht Soͤhne bey, welchen dieſer Cono oder Conrad als der neunte beyzufuͤgen. Denn auſſer dieſem Arnold, als dem Vater, und ſeinen Soͤhnen, hat niemand aus dieſer Fa- milie den Jſenburgiſchen Titel gefuͤhret. Denn da der aͤlteſte Bruder Friedrich wegen veruͤbter Mordthat an dem Erzbiſchof Engelbert, zu Coͤln geraͤdert wurde: ſo ward auch zu Vertilgung des Andenkens dieſer ſo groſſen Uebelthat, das Schloß Jſen- burg geſchleifet. Und obgleich noch zwey Soͤhne von dieſem Friedrich uͤbrig waren: ſo enthielten ſie ſich doch des Jſenburgiſchen Namens, und lieſſen ſich von dem Schloſ- ſe Limburg, ſo ihnen zu gefallen ihr Großvater muͤtterlicher Seite an dem Fluß Lenna erbauet, Grafen von Limburg nennen, die in ihren Nachkommen, den Grafen von Limburg und Herren in Stirum, noch bis dieſen Tag in Weſtphalen uͤbrig ſeyn. §. 7. Nun wolte der Biſchof auf Rath und Beyſtand ſo wichtiger Maͤnner die Re- ben in dem Weinberge des Herrn unter den Heiden vermehren: daher ward, nachdem er auf der Duͤne eingelaufen, das Ciſtercienſer Kloſter nach Duͤnemuͤnde verlegt, uͤber deſſen Moͤnche der Biſchof vorerwehnten Bruder Dietrich zum Abt einſetzte, und Conradum von Meindorp nach dem Schloß Ykeskole ſchickte, dem er ſchon laͤngſt daſſelbige Schloß zum Lehn verliehen; damit auf ſeinen Be- richt die Liven voraus erfuͤhren, daß der Biſchof mit einigen Fremden zu ihnen kommen werde, und ſie zugleich ihn wie die lieben Bruͤder ihren lieben Vater guͤtig aufnehmen, und mit ihm uͤberlegen moͤchten, wie ſie ihres Orts Friede haben und der Glaube weiter fortgepflanzet werden koͤnte. §. 8. Da nun die Liven, welche auf die von ihrem erſten Biſchof Meinhard empfan- gene Taufgnade den Glauben an Chriſtum verlachten, und ſich oft verlauten lieſſen, ſie wolten ihn in der Duͤne wieder von ſich abwaſchen und abbaden, von dem An- zuge

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/74>, abgerufen am 28.03.2024.