Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Bischof Alberts zwölftes Jahr,
vom Jahr Christi 1209 bis 1210.
§. 1.

Es war nun das zwölfte Jahr des Bischofs, da die Kirche eine Stille1209
von kurzer Zeit hatte. Der Bischof war mit seinen Pilgern wieder
nach Deutschland gesegelt, und hatte seine Leute mit etlichen Pil-
gern zurück gelassen. Sogleich liessen sich die Curen, als Feinde
des Namens Christi, beym Sunde a) am Strande sehen mit acht Raubschiffen.
Die Pilger wurden dieses inne, stiegen aus ihren Kaufartheyschiffen aus, bega-
ben sich in ihre Chaloupen, ruderten auf die Heiden los, eileten aber zu unvor-
sichtig. Ein Schif kam vor dem andern voraus, so daß das erste auf die Feinde
stieß. Die Curen erleichterten das Vordertheil ihrer Kaperschiffe, richteten es
gegen die, so auf sie los ruderten, in die Höhe, stelten zwey neben einander, und
liessen allezeit zwischen zwey und zwey Raum. Da nun die Pilger mit den zwey
ersten Booten und Chaloupen anrückten, so verwickelten sie sich in die Lücke der
Raubschiffe, und konten, weil sie auf niedrigen Fahrzeugen waren, die über ih-
nen stehenden Feinde aus der Tiefe nicht erreichen. Daher wurden etliche unter
ihnen durch die feindlichen Lanzen getödtet, andre ins Wasser gestürzet, noch an-
dere verwundet, einige aber entkamen nach ihren grossen Schiffen. Die Curen
samleten nachher die Körper der Verunglückten, zogen sie aus, und theilten ihre
Kleider und übrige Beute unter sich. Doch hatten die Bürger von Gothland
zweye aufgefischet und andächtig begraben. Es waren aber bey nahe dreyßig Rit-
ter und andere, so daselbst ihr Leben einbüsten. Der Bischof hatte über die
Seinigen etliche Tage Betrübniß, doch er wuste wohl, wie heilsam die Verfolgung
dem Geduldigen sey; denn selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung
leiden: so wie die Gefässe des Töpfers der Ofen prüfet; also läutert auch die An-
fechtung der Trübsal die Gerechten.

a) Sund ist ein Dänisches Wort, so aber bey den übrigen Anwohnern der Ostsee auch
gebräuchlich ist, wenn sie die engen Strassen des Meers bezeichnen wollen, die ihren
Beynamen nach unterschieden werden. Daher hat man die bekanten Meerengen Ore-
sund, Grünesund, Calmarsund, Strelasund
etc. von denen Pontanus Chorogr.
Danic. p.
726. Hier wird die Enge verstanden, wo eine Spitze des Landes auf der ei-
nen Seite von Curland, auf der andern von der Jnsel Oesel sich in die See erstrecket,
und die Einfart in den Rigischen Meerbusen schmal macht, von der man so lange nichts
gewust, und die wegen der Oeselschen und Curischen Seeräuber unsicher gewesen.
Denn solcher Kerl Auflauren läst sichs nicht entgehen, wo Vorgebirge sind, dahinter
sich solche Spitzbuben verstecken können; woraus sie hernach heimlich auslaufen, und
Unbehutsame todtschlagen. Helmold libr. 2. c. 13. n. 6. welches aus Adamo Bremensi
libr. 2. c.
29. weiter bekräftiget wird, wo er sagt, die kleine Ueberfart der Ostsee bey
Halsingburg, wo man von Schonen nach Seeland sehen kan, sey der Kaper ge-
wöhnliches Raubnest. Daß es also nicht unwahrscheinlich ist, daß die Bremischen
Kaufleute nicht aus Vorsatz, sondern durch Sturm zuerst an die Mündung der Düne
verschlagen worden. Jch sehe aber, daß diese Meerenge von der Curischen Spitze
Domnesnes, wie es in des Adam Olearius Rußischer und Persianischer Reise-
beschreibung libr. 1. c. 3. heist, Domnes-Sund genant worden. Nes heist in Nor-
männischer
Sprache ein Vorgebirge, wie Torfäus Glossar. ad histor. Norveg.
tom. 3. adiecto
zeiget, und sich auf Lindisnis, Tialdanes, Engilsnes, und der-
gleichen berufet.
§. 2.

Um diese Zeit kam der Groskönig b) von Neugarden, und zugleich der Kö-
nig von Plescekow mit allen ihren Russen und einer starken Armee nach Un-
gannien,
berenten das Schloß Odempe und fochten mit ihnen acht Tage. Da

aber
U
Des Biſchof Alberts zwoͤlftes Jahr,
vom Jahr Chriſti 1209 bis 1210.
§. 1.

Es war nun das zwoͤlfte Jahr des Biſchofs, da die Kirche eine Stille1209
von kurzer Zeit hatte. Der Biſchof war mit ſeinen Pilgern wieder
nach Deutſchland geſegelt, und hatte ſeine Leute mit etlichen Pil-
gern zuruͤck gelaſſen. Sogleich lieſſen ſich die Curen, als Feinde
des Namens Chriſti, beym Sunde a) am Strande ſehen mit acht Raubſchiffen.
Die Pilger wurden dieſes inne, ſtiegen aus ihren Kaufartheyſchiffen aus, bega-
ben ſich in ihre Chaloupen, ruderten auf die Heiden los, eileten aber zu unvor-
ſichtig. Ein Schif kam vor dem andern voraus, ſo daß das erſte auf die Feinde
ſtieß. Die Curen erleichterten das Vordertheil ihrer Kaperſchiffe, richteten es
gegen die, ſo auf ſie los ruderten, in die Hoͤhe, ſtelten zwey neben einander, und
lieſſen allezeit zwiſchen zwey und zwey Raum. Da nun die Pilger mit den zwey
erſten Booten und Chaloupen anruͤckten, ſo verwickelten ſie ſich in die Luͤcke der
Raubſchiffe, und konten, weil ſie auf niedrigen Fahrzeugen waren, die uͤber ih-
nen ſtehenden Feinde aus der Tiefe nicht erreichen. Daher wurden etliche unter
ihnen durch die feindlichen Lanzen getoͤdtet, andre ins Waſſer geſtuͤrzet, noch an-
dere verwundet, einige aber entkamen nach ihren groſſen Schiffen. Die Curen
ſamleten nachher die Koͤrper der Verungluͤckten, zogen ſie aus, und theilten ihre
Kleider und uͤbrige Beute unter ſich. Doch hatten die Buͤrger von Gothland
zweye aufgefiſchet und andaͤchtig begraben. Es waren aber bey nahe dreyßig Rit-
ter und andere, ſo daſelbſt ihr Leben einbuͤſten. Der Biſchof hatte uͤber die
Seinigen etliche Tage Betruͤbniß, doch er wuſte wohl, wie heilſam die Verfolgung
dem Geduldigen ſey; denn ſelig ſind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung
leiden: ſo wie die Gefaͤſſe des Toͤpfers der Ofen pruͤfet; alſo laͤutert auch die An-
fechtung der Truͤbſal die Gerechten.

a) Sund iſt ein Daͤniſches Wort, ſo aber bey den uͤbrigen Anwohnern der Oſtſee auch
gebraͤuchlich iſt, wenn ſie die engen Straſſen des Meers bezeichnen wollen, die ihren
Beynamen nach unterſchieden werden. Daher hat man die bekanten Meerengen Ore-
ſund, Gruͤneſund, Calmarſund, Strelaſund
ꝛc. von denen Pontanus Chorogr.
Danic. p.
726. Hier wird die Enge verſtanden, wo eine Spitze des Landes auf der ei-
nen Seite von Curland, auf der andern von der Jnſel Oeſel ſich in die See erſtrecket,
und die Einfart in den Rigiſchen Meerbuſen ſchmal macht, von der man ſo lange nichts
gewuſt, und die wegen der Oeſelſchen und Curiſchen Seeraͤuber unſicher geweſen.
Denn ſolcher Kerl Auflauren laͤſt ſichs nicht entgehen, wo Vorgebirge ſind, dahinter
ſich ſolche Spitzbuben verſtecken koͤnnen; woraus ſie hernach heimlich auslaufen, und
Unbehutſame todtſchlagen. Helmold libr. 2. c. 13. n. 6. welches aus Adamo Bremenſi
libr. 2. c.
29. weiter bekraͤftiget wird, wo er ſagt, die kleine Ueberfart der Oſtſee bey
Halſingburg, wo man von Schonen nach Seeland ſehen kan, ſey der Kaper ge-
woͤhnliches Raubneſt. Daß es alſo nicht unwahrſcheinlich iſt, daß die Bremiſchen
Kaufleute nicht aus Vorſatz, ſondern durch Sturm zuerſt an die Muͤndung der Duͤne
verſchlagen worden. Jch ſehe aber, daß dieſe Meerenge von der Curiſchen Spitze
Domneſnes, wie es in des Adam Olearius Rußiſcher und Perſianiſcher Reiſe-
beſchreibung libr. 1. c. 3. heiſt, Domnes-Sund genant worden. Nes heiſt in Nor-
maͤnniſcher
Sprache ein Vorgebirge, wie Torfaͤus Gloſſar. ad hiſtor. Norveg.
tom. 3. adiecto
zeiget, und ſich auf Lindisnis, Tialdanes, Engilsnes, und der-
gleichen berufet.
§. 2.

Um dieſe Zeit kam der Groskoͤnig b) von Neugarden, und zugleich der Koͤ-
nig von Plescekow mit allen ihren Ruſſen und einer ſtarken Armee nach Un-
gannien,
berenten das Schloß Odempe und fochten mit ihnen acht Tage. Da

aber
U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0109" n="77"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Des Bi&#x017F;chof Alberts zwo&#x0364;lftes Jahr,<lb/>
vom Jahr Chri&#x017F;ti 1209 bis 1210.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>s war nun das zwo&#x0364;lfte Jahr des Bi&#x017F;chofs, da die Kirche eine Stille<note place="right">1209</note><lb/>
von kurzer Zeit hatte. Der Bi&#x017F;chof war mit &#x017F;einen Pilgern wieder<lb/>
nach <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;chland</hi> ge&#x017F;egelt, und hatte &#x017F;eine Leute mit etlichen Pil-<lb/>
gern zuru&#x0364;ck gela&#x017F;&#x017F;en. Sogleich lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die <hi rendition="#fr">Curen,</hi> als Feinde<lb/>
des Namens <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;ti,</hi> beym <hi rendition="#fr">Sunde</hi> <note place="end" n="a)"/> am Strande &#x017F;ehen mit acht Raub&#x017F;chiffen.<lb/>
Die Pilger wurden die&#x017F;es inne, &#x017F;tiegen aus ihren Kaufarthey&#x017F;chiffen aus, bega-<lb/>
ben &#x017F;ich in ihre Chaloupen, ruderten auf die <hi rendition="#fr">Heiden</hi> los, eileten aber zu unvor-<lb/>
&#x017F;ichtig. Ein Schif kam vor dem andern voraus, &#x017F;o daß das er&#x017F;te auf die Feinde<lb/>
&#x017F;tieß. Die <hi rendition="#fr">Curen</hi> erleichterten das Vordertheil ihrer Kaper&#x017F;chiffe, richteten es<lb/>
gegen die, &#x017F;o auf &#x017F;ie los ruderten, in die Ho&#x0364;he, &#x017F;telten zwey neben einander, und<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;en allezeit zwi&#x017F;chen zwey und zwey Raum. Da nun die Pilger mit den zwey<lb/>
er&#x017F;ten Booten und Chaloupen anru&#x0364;ckten, &#x017F;o verwickelten &#x017F;ie &#x017F;ich in die Lu&#x0364;cke der<lb/>
Raub&#x017F;chiffe, und konten, weil &#x017F;ie auf niedrigen Fahrzeugen waren, die u&#x0364;ber ih-<lb/>
nen &#x017F;tehenden Feinde aus der Tiefe nicht erreichen. Daher wurden etliche unter<lb/>
ihnen durch die feindlichen Lanzen geto&#x0364;dtet, andre ins Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;tu&#x0364;rzet, noch an-<lb/>
dere verwundet, einige aber entkamen nach ihren gro&#x017F;&#x017F;en Schiffen. Die <hi rendition="#fr">Curen</hi><lb/>
&#x017F;amleten nachher die Ko&#x0364;rper der Verunglu&#x0364;ckten, zogen &#x017F;ie aus, und theilten ihre<lb/>
Kleider und u&#x0364;brige Beute unter &#x017F;ich. Doch hatten die Bu&#x0364;rger von <hi rendition="#fr">Gothland</hi><lb/>
zweye aufgefi&#x017F;chet und anda&#x0364;chtig begraben. Es waren aber bey nahe dreyßig Rit-<lb/>
ter und andere, &#x017F;o da&#x017F;elb&#x017F;t ihr Leben einbu&#x0364;&#x017F;ten. Der Bi&#x017F;chof hatte u&#x0364;ber die<lb/>
Seinigen etliche Tage Betru&#x0364;bniß, doch er wu&#x017F;te wohl, wie heil&#x017F;am die Verfolgung<lb/>
dem Geduldigen &#x017F;ey; denn &#x017F;elig &#x017F;ind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung<lb/>
leiden: &#x017F;o wie die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des To&#x0364;pfers der Ofen pru&#x0364;fet; al&#x017F;o la&#x0364;utert auch die An-<lb/>
fechtung der Tru&#x0364;b&#x017F;al die Gerechten.</p><lb/>
              <note place="end" n="a)"><hi rendition="#fr">Sund</hi> i&#x017F;t ein <hi rendition="#fr">Da&#x0364;ni&#x017F;ches</hi> Wort, &#x017F;o aber bey den u&#x0364;brigen Anwohnern der O&#x017F;t&#x017F;ee auch<lb/>
gebra&#x0364;uchlich i&#x017F;t, wenn &#x017F;ie die engen Stra&#x017F;&#x017F;en des Meers bezeichnen wollen, die ihren<lb/>
Beynamen nach unter&#x017F;chieden werden. Daher hat man die bekanten Meerengen <hi rendition="#fr">Ore-<lb/>
&#x017F;und, Gru&#x0364;ne&#x017F;und, Calmar&#x017F;und, Strela&#x017F;und</hi> &#xA75B;c. von denen <hi rendition="#fr">Pontanus</hi> <hi rendition="#aq">Chorogr.<lb/>
Danic. p.</hi> 726. Hier wird die Enge ver&#x017F;tanden, wo eine Spitze des Landes auf der ei-<lb/>
nen Seite von <hi rendition="#fr">Curland,</hi> auf der andern von der Jn&#x017F;el <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;el</hi> &#x017F;ich in die See er&#x017F;trecket,<lb/>
und die Einfart in den <hi rendition="#fr">Rigi&#x017F;chen</hi> Meerbu&#x017F;en &#x017F;chmal macht, von der man &#x017F;o lange nichts<lb/>
gewu&#x017F;t, und die wegen der <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;el&#x017F;chen</hi> und <hi rendition="#fr">Curi&#x017F;chen</hi> Seera&#x0364;uber un&#x017F;icher gewe&#x017F;en.<lb/>
Denn &#x017F;olcher Kerl Auflauren la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ichs nicht entgehen, wo Vorgebirge &#x017F;ind, dahinter<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;olche Spitzbuben ver&#x017F;tecken ko&#x0364;nnen; woraus &#x017F;ie hernach heimlich auslaufen, und<lb/>
Unbehut&#x017F;ame todt&#x017F;chlagen. <hi rendition="#fr">Helmold</hi> <hi rendition="#aq">libr. 2. c. 13. n.</hi> 6. welches aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Adamo Bremen&#x017F;i</hi><lb/>
libr. 2. c.</hi> 29. weiter bekra&#x0364;ftiget wird, wo er &#x017F;agt, die kleine Ueberfart der O&#x017F;t&#x017F;ee bey<lb/><hi rendition="#fr">Hal&#x017F;ingburg,</hi> wo man von <hi rendition="#fr">Schonen</hi> nach <hi rendition="#fr">Seeland</hi> &#x017F;ehen kan, &#x017F;ey der Kaper ge-<lb/>
wo&#x0364;hnliches Raubne&#x017F;t. Daß es al&#x017F;o nicht unwahr&#x017F;cheinlich i&#x017F;t, daß die <hi rendition="#fr">Bremi&#x017F;chen</hi><lb/>
Kaufleute nicht aus Vor&#x017F;atz, &#x017F;ondern durch Sturm zuer&#x017F;t an die Mu&#x0364;ndung der <hi rendition="#fr">Du&#x0364;ne</hi><lb/>
ver&#x017F;chlagen worden. Jch &#x017F;ehe aber, daß die&#x017F;e Meerenge von der <hi rendition="#fr">Curi&#x017F;chen</hi> Spitze<lb/><hi rendition="#fr">Domne&#x017F;nes,</hi> wie es in des <hi rendition="#fr">Adam Olearius Rußi&#x017F;cher</hi> und <hi rendition="#fr">Per&#x017F;iani&#x017F;cher</hi> Rei&#x017F;e-<lb/>
be&#x017F;chreibung <hi rendition="#aq">libr. 1. c.</hi> 3. hei&#x017F;t, <hi rendition="#fr">Domnes-Sund</hi> genant worden. <hi rendition="#fr">Nes</hi> hei&#x017F;t in <hi rendition="#fr">Nor-<lb/>
ma&#x0364;nni&#x017F;cher</hi> Sprache ein Vorgebirge, wie <hi rendition="#fr">Torfa&#x0364;us</hi> <hi rendition="#aq">Glo&#x017F;&#x017F;ar. ad hi&#x017F;tor. Norveg.<lb/>
tom. 3. adiecto</hi> zeiget, und &#x017F;ich auf <hi rendition="#fr">Lindisnis, Tialdanes, Engilsnes,</hi> und der-<lb/>
gleichen berufet.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 2.</head><lb/>
              <p>Um die&#x017F;e Zeit kam der Grosko&#x0364;nig <note place="end" n="b)"/> von <hi rendition="#fr">Neugarden,</hi> und zugleich der Ko&#x0364;-<lb/>
nig von <hi rendition="#fr">Plescekow</hi> mit allen ihren <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;&#x017F;en</hi> und einer &#x017F;tarken Armee nach <hi rendition="#fr">Un-<lb/>
gannien,</hi> berenten das Schloß <hi rendition="#fr">Odempe</hi> und fochten mit ihnen acht Tage. Da<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U</fw><fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0109] Des Biſchof Alberts zwoͤlftes Jahr, vom Jahr Chriſti 1209 bis 1210. §. 1. Es war nun das zwoͤlfte Jahr des Biſchofs, da die Kirche eine Stille von kurzer Zeit hatte. Der Biſchof war mit ſeinen Pilgern wieder nach Deutſchland geſegelt, und hatte ſeine Leute mit etlichen Pil- gern zuruͤck gelaſſen. Sogleich lieſſen ſich die Curen, als Feinde des Namens Chriſti, beym Sunde a⁾ am Strande ſehen mit acht Raubſchiffen. Die Pilger wurden dieſes inne, ſtiegen aus ihren Kaufartheyſchiffen aus, bega- ben ſich in ihre Chaloupen, ruderten auf die Heiden los, eileten aber zu unvor- ſichtig. Ein Schif kam vor dem andern voraus, ſo daß das erſte auf die Feinde ſtieß. Die Curen erleichterten das Vordertheil ihrer Kaperſchiffe, richteten es gegen die, ſo auf ſie los ruderten, in die Hoͤhe, ſtelten zwey neben einander, und lieſſen allezeit zwiſchen zwey und zwey Raum. Da nun die Pilger mit den zwey erſten Booten und Chaloupen anruͤckten, ſo verwickelten ſie ſich in die Luͤcke der Raubſchiffe, und konten, weil ſie auf niedrigen Fahrzeugen waren, die uͤber ih- nen ſtehenden Feinde aus der Tiefe nicht erreichen. Daher wurden etliche unter ihnen durch die feindlichen Lanzen getoͤdtet, andre ins Waſſer geſtuͤrzet, noch an- dere verwundet, einige aber entkamen nach ihren groſſen Schiffen. Die Curen ſamleten nachher die Koͤrper der Verungluͤckten, zogen ſie aus, und theilten ihre Kleider und uͤbrige Beute unter ſich. Doch hatten die Buͤrger von Gothland zweye aufgefiſchet und andaͤchtig begraben. Es waren aber bey nahe dreyßig Rit- ter und andere, ſo daſelbſt ihr Leben einbuͤſten. Der Biſchof hatte uͤber die Seinigen etliche Tage Betruͤbniß, doch er wuſte wohl, wie heilſam die Verfolgung dem Geduldigen ſey; denn ſelig ſind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden: ſo wie die Gefaͤſſe des Toͤpfers der Ofen pruͤfet; alſo laͤutert auch die An- fechtung der Truͤbſal die Gerechten. 1209 a⁾ Sund iſt ein Daͤniſches Wort, ſo aber bey den uͤbrigen Anwohnern der Oſtſee auch gebraͤuchlich iſt, wenn ſie die engen Straſſen des Meers bezeichnen wollen, die ihren Beynamen nach unterſchieden werden. Daher hat man die bekanten Meerengen Ore- ſund, Gruͤneſund, Calmarſund, Strelaſund ꝛc. von denen Pontanus Chorogr. Danic. p. 726. Hier wird die Enge verſtanden, wo eine Spitze des Landes auf der ei- nen Seite von Curland, auf der andern von der Jnſel Oeſel ſich in die See erſtrecket, und die Einfart in den Rigiſchen Meerbuſen ſchmal macht, von der man ſo lange nichts gewuſt, und die wegen der Oeſelſchen und Curiſchen Seeraͤuber unſicher geweſen. Denn ſolcher Kerl Auflauren laͤſt ſichs nicht entgehen, wo Vorgebirge ſind, dahinter ſich ſolche Spitzbuben verſtecken koͤnnen; woraus ſie hernach heimlich auslaufen, und Unbehutſame todtſchlagen. Helmold libr. 2. c. 13. n. 6. welches aus Adamo Bremenſi libr. 2. c. 29. weiter bekraͤftiget wird, wo er ſagt, die kleine Ueberfart der Oſtſee bey Halſingburg, wo man von Schonen nach Seeland ſehen kan, ſey der Kaper ge- woͤhnliches Raubneſt. Daß es alſo nicht unwahrſcheinlich iſt, daß die Bremiſchen Kaufleute nicht aus Vorſatz, ſondern durch Sturm zuerſt an die Muͤndung der Duͤne verſchlagen worden. Jch ſehe aber, daß dieſe Meerenge von der Curiſchen Spitze Domneſnes, wie es in des Adam Olearius Rußiſcher und Perſianiſcher Reiſe- beſchreibung libr. 1. c. 3. heiſt, Domnes-Sund genant worden. Nes heiſt in Nor- maͤnniſcher Sprache ein Vorgebirge, wie Torfaͤus Gloſſar. ad hiſtor. Norveg. tom. 3. adiecto zeiget, und ſich auf Lindisnis, Tialdanes, Engilsnes, und der- gleichen berufet. §. 2. Um dieſe Zeit kam der Groskoͤnig b⁾ von Neugarden, und zugleich der Koͤ- nig von Plescekow mit allen ihren Ruſſen und einer ſtarken Armee nach Un- gannien, berenten das Schloß Odempe und fochten mit ihnen acht Tage. Da aber U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/109
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/109>, abgerufen am 23.04.2024.