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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1211 bis 1212.
geschlagen wurde. Gegeben aus dem Lateran den 25ten Jan. im vierzehnten Jahr sei-1211
ner päbstlichen Regirung. Hieher läst sich noch der Freyheitsbrief bringen, datirt zu
Segny den 21 Jun. darinne dem Ordensmeister und Brüdern der Tempelritterschaft
von den Bischöfen ihrer Diöces Ablaß ertheilet werden kan, wenn sie sich untereinander,
oder mit andern geistlich und weltlichen Personen etwas gezauset hätten, wenn es nur
nicht zu grob gemacht, und zum Blutvergiessen, oder Verlust eines Gliedes gekommen;
welche Bulle Herr Gruber auch auf die Ordensbrüder in Liefland ziehet, die manch-
mal vom Pabste Tempelherren in Liefland genennet werden, davon ein Exempel bey
Raynalden ums Jahr 1222 n. 40. vorkomt. Die Bullen finden sich in der Samlung
des Papsts Jnnocentius III Libr. 14. ep. 149. tom. 2. p. 580. und Lib. 15. ep. 129.
tom. 2. p.
654. Jngleichen ist noch hierher zu bringen das Rescript Jnnocentius
des III an den Erzbischof zu Lunden und den Bischof zu Riga, wegen eines Bür-
gers in Lunden, Strango genant, erschlichener Dispensation in einer Heirathssache,
der mit seiner Frau im vierten Grade der Schwägerschaft verwandt war, aber fälschlich
vorgegeben, er habe vor Volziehung der Ehe nichts von der nahen Freundschaft ge-
wust, und hätte es ihm sonst das Leben gekostet, wenn er nicht mit ihr zugehalten.

Des Bischof Alberts funfzehntes Jahr,
vom Jahr Christi 1212 bis 1213.
§. 1.

Das funfzehnte Jahr nach seiner Einweihung ging der Bischof nach1212
Deutschland zurück, und hinterließ so lange in seiner Stelle vor-
erwehnten hochwürdigen Bischof von Ratzeburg Philippen, der
in seinem Gottesdienst und ganzem Wandel ungemein andächtig war, seine Augen
und Hände stets nach dem Himmel hob, und seinen unermüdeten Geist vom Ge-
bet kaum einmal ruhen ließ. Er liebte die Ritter, unterwieß die Geistlichen, hegte
die Liven und Deutschen mit einer recht väterlichen Liebe, und leuchtete dadurch
der neuen Kirche unter den Heiden mit Worten und mit Beispielen vor. Die
Kirche hatte auch in seinen Tagen etwas Ruhe vor dem Ungemach des Krieges,
obgleich täglich grosse Furcht von innen und aussen über der Liven und Esthen
betrügliches Tichten und böses Trachten war, die allezeit gegen die Deutschen und
die Stadt Riga nichts gutes im Schilde führten.

§. 2.

Die Litthauer aber, machten sich aus dem mit den Deutschen geschlof-
senen Frieden nichts, kamen an die Düne, riefen einige aus dem Schlosse Kuke-
nois
heraus, warfen eine Lanze in die Düne a), und widersprachen solcher Ge-
stalt dem Frieden und der Freundschaft mit den Deutschen. Sie samleten hierauf
ein starkes Heer, paßirten die Düne, kamen in Lettland, plünderten alle Dör-
fer und erschlugen viele. Wie sie nach Tricatien kamen, fingen sie Thalibalden,
den Aeltesten dieser Provinz und Waribulen seinen Sohn auf, rückten über die
Goiwe, trafen bey der Ymer die Leute in ihren Dörfern an, nahmen sie gefan-
gen, tödteten etliche, und nahmen mit aller ihrer Beute geschwind den Rückweg.
Da aber Rameko sahe, daß sein Vater und Bruder gefangen weggebracht wur-
de, machte er sich mit allen Letten auf, und mit selbigen Berthold von Wen-
den
nebst den Ordensbrüdern, und setzten ihnen nach. Als sie nun nahe an sie
kamen, befurchte Rameko, sie möchten seinen Vater tödten, wenn er sie in Rü-
cken angrif, und lockte sie also auf einen andern Weg. Die Litthauer aber ro-
chen den Braten, liefen über Hals und Kopf fort, und entwischten ihnen. Wie
sie aber über die Düne gefahren, und der Grenze ihres Landes sich näherten, ent-
lief ihnen Thalibald und kam frölich in sein Vaterland, nachdem er in zehn Ta-
gen keinen Bissen Brod gegessen.

a) Siehe Bertholds Geschichte n. 5.
§. 3. Zur
D d

von 1211 bis 1212.
geſchlagen wurde. Gegeben aus dem Lateran den 25ten Jan. im vierzehnten Jahr ſei-1211
ner paͤbſtlichen Regirung. Hieher laͤſt ſich noch der Freyheitsbrief bringen, datirt zu
Segny den 21 Jun. darinne dem Ordensmeiſter und Bruͤdern der Tempelritterſchaft
von den Biſchoͤfen ihrer Dioͤces Ablaß ertheilet werden kan, wenn ſie ſich untereinander,
oder mit andern geiſtlich und weltlichen Perſonen etwas gezauſet haͤtten, wenn es nur
nicht zu grob gemacht, und zum Blutvergieſſen, oder Verluſt eines Gliedes gekommen;
welche Bulle Herr Gruber auch auf die Ordensbruͤder in Liefland ziehet, die manch-
mal vom Pabſte Tempelherren in Liefland genennet werden, davon ein Exempel bey
Raynalden ums Jahr 1222 n. 40. vorkomt. Die Bullen finden ſich in der Samlung
des Papſts Jnnocentius III Libr. 14. ep. 149. tom. 2. p. 580. und Lib. 15. ep. 129.
tom. 2. p.
654. Jngleichen iſt noch hierher zu bringen das Reſcript Jnnocentius
des III an den Erzbiſchof zu Lunden und den Biſchof zu Riga, wegen eines Buͤr-
gers in Lunden, Strango genant, erſchlichener Dispenſation in einer Heirathsſache,
der mit ſeiner Frau im vierten Grade der Schwaͤgerſchaft verwandt war, aber faͤlſchlich
vorgegeben, er habe vor Volziehung der Ehe nichts von der nahen Freundſchaft ge-
wuſt, und haͤtte es ihm ſonſt das Leben gekoſtet, wenn er nicht mit ihr zugehalten.

Des Biſchof Alberts funfzehntes Jahr,
vom Jahr Chriſti 1212 bis 1213.
§. 1.

Das funfzehnte Jahr nach ſeiner Einweihung ging der Biſchof nach1212
Deutſchland zuruͤck, und hinterließ ſo lange in ſeiner Stelle vor-
erwehnten hochwuͤrdigen Biſchof von Ratzeburg Philippen, der
in ſeinem Gottesdienſt und ganzem Wandel ungemein andaͤchtig war, ſeine Augen
und Haͤnde ſtets nach dem Himmel hob, und ſeinen unermuͤdeten Geiſt vom Ge-
bet kaum einmal ruhen ließ. Er liebte die Ritter, unterwieß die Geiſtlichen, hegte
die Liven und Deutſchen mit einer recht vaͤterlichen Liebe, und leuchtete dadurch
der neuen Kirche unter den Heiden mit Worten und mit Beiſpielen vor. Die
Kirche hatte auch in ſeinen Tagen etwas Ruhe vor dem Ungemach des Krieges,
obgleich taͤglich groſſe Furcht von innen und auſſen uͤber der Liven und Eſthen
betruͤgliches Tichten und boͤſes Trachten war, die allezeit gegen die Deutſchen und
die Stadt Riga nichts gutes im Schilde fuͤhrten.

§. 2.

Die Litthauer aber, machten ſich aus dem mit den Deutſchen geſchlof-
ſenen Frieden nichts, kamen an die Duͤne, riefen einige aus dem Schloſſe Kuke-
nois
heraus, warfen eine Lanze in die Duͤne a), und widerſprachen ſolcher Ge-
ſtalt dem Frieden und der Freundſchaft mit den Deutſchen. Sie ſamleten hierauf
ein ſtarkes Heer, paßirten die Duͤne, kamen in Lettland, pluͤnderten alle Doͤr-
fer und erſchlugen viele. Wie ſie nach Tricatien kamen, fingen ſie Thalibalden,
den Aelteſten dieſer Provinz und Waribulen ſeinen Sohn auf, ruͤckten uͤber die
Goiwe, trafen bey der Ymer die Leute in ihren Doͤrfern an, nahmen ſie gefan-
gen, toͤdteten etliche, und nahmen mit aller ihrer Beute geſchwind den Ruͤckweg.
Da aber Rameko ſahe, daß ſein Vater und Bruder gefangen weggebracht wur-
de, machte er ſich mit allen Letten auf, und mit ſelbigen Berthold von Wen-
den
nebſt den Ordensbruͤdern, und ſetzten ihnen nach. Als ſie nun nahe an ſie
kamen, befurchte Rameko, ſie moͤchten ſeinen Vater toͤdten, wenn er ſie in Ruͤ-
cken angrif, und lockte ſie alſo auf einen andern Weg. Die Litthauer aber ro-
chen den Braten, liefen uͤber Hals und Kopf fort, und entwiſchten ihnen. Wie
ſie aber uͤber die Duͤne gefahren, und der Grenze ihres Landes ſich naͤherten, ent-
lief ihnen Thalibald und kam froͤlich in ſein Vaterland, nachdem er in zehn Ta-
gen keinen Biſſen Brod gegeſſen.

a) Siehe Bertholds Geſchichte n. 5.
§. 3. Zur
D d
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[105/0137] von 1211 bis 1212. geſchlagen wurde. Gegeben aus dem Lateran den 25ten Jan. im vierzehnten Jahr ſei- ner paͤbſtlichen Regirung. Hieher laͤſt ſich noch der Freyheitsbrief bringen, datirt zu Segny den 21 Jun. darinne dem Ordensmeiſter und Bruͤdern der Tempelritterſchaft von den Biſchoͤfen ihrer Dioͤces Ablaß ertheilet werden kan, wenn ſie ſich untereinander, oder mit andern geiſtlich und weltlichen Perſonen etwas gezauſet haͤtten, wenn es nur nicht zu grob gemacht, und zum Blutvergieſſen, oder Verluſt eines Gliedes gekommen; welche Bulle Herr Gruber auch auf die Ordensbruͤder in Liefland ziehet, die manch- mal vom Pabſte Tempelherren in Liefland genennet werden, davon ein Exempel bey Raynalden ums Jahr 1222 n. 40. vorkomt. Die Bullen finden ſich in der Samlung des Papſts Jnnocentius III Libr. 14. ep. 149. tom. 2. p. 580. und Lib. 15. ep. 129. tom. 2. p. 654. Jngleichen iſt noch hierher zu bringen das Reſcript Jnnocentius des III an den Erzbiſchof zu Lunden und den Biſchof zu Riga, wegen eines Buͤr- gers in Lunden, Strango genant, erſchlichener Dispenſation in einer Heirathsſache, der mit ſeiner Frau im vierten Grade der Schwaͤgerſchaft verwandt war, aber faͤlſchlich vorgegeben, er habe vor Volziehung der Ehe nichts von der nahen Freundſchaft ge- wuſt, und haͤtte es ihm ſonſt das Leben gekoſtet, wenn er nicht mit ihr zugehalten. 1211 Des Biſchof Alberts funfzehntes Jahr, vom Jahr Chriſti 1212 bis 1213. §. 1. Das funfzehnte Jahr nach ſeiner Einweihung ging der Biſchof nach Deutſchland zuruͤck, und hinterließ ſo lange in ſeiner Stelle vor- erwehnten hochwuͤrdigen Biſchof von Ratzeburg Philippen, der in ſeinem Gottesdienſt und ganzem Wandel ungemein andaͤchtig war, ſeine Augen und Haͤnde ſtets nach dem Himmel hob, und ſeinen unermuͤdeten Geiſt vom Ge- bet kaum einmal ruhen ließ. Er liebte die Ritter, unterwieß die Geiſtlichen, hegte die Liven und Deutſchen mit einer recht vaͤterlichen Liebe, und leuchtete dadurch der neuen Kirche unter den Heiden mit Worten und mit Beiſpielen vor. Die Kirche hatte auch in ſeinen Tagen etwas Ruhe vor dem Ungemach des Krieges, obgleich taͤglich groſſe Furcht von innen und auſſen uͤber der Liven und Eſthen betruͤgliches Tichten und boͤſes Trachten war, die allezeit gegen die Deutſchen und die Stadt Riga nichts gutes im Schilde fuͤhrten. 1212 §. 2. Die Litthauer aber, machten ſich aus dem mit den Deutſchen geſchlof- ſenen Frieden nichts, kamen an die Duͤne, riefen einige aus dem Schloſſe Kuke- nois heraus, warfen eine Lanze in die Duͤne a⁾ , und widerſprachen ſolcher Ge- ſtalt dem Frieden und der Freundſchaft mit den Deutſchen. Sie ſamleten hierauf ein ſtarkes Heer, paßirten die Duͤne, kamen in Lettland, pluͤnderten alle Doͤr- fer und erſchlugen viele. Wie ſie nach Tricatien kamen, fingen ſie Thalibalden, den Aelteſten dieſer Provinz und Waribulen ſeinen Sohn auf, ruͤckten uͤber die Goiwe, trafen bey der Ymer die Leute in ihren Doͤrfern an, nahmen ſie gefan- gen, toͤdteten etliche, und nahmen mit aller ihrer Beute geſchwind den Ruͤckweg. Da aber Rameko ſahe, daß ſein Vater und Bruder gefangen weggebracht wur- de, machte er ſich mit allen Letten auf, und mit ſelbigen Berthold von Wen- den nebſt den Ordensbruͤdern, und ſetzten ihnen nach. Als ſie nun nahe an ſie kamen, befurchte Rameko, ſie moͤchten ſeinen Vater toͤdten, wenn er ſie in Ruͤ- cken angrif, und lockte ſie alſo auf einen andern Weg. Die Litthauer aber ro- chen den Braten, liefen uͤber Hals und Kopf fort, und entwiſchten ihnen. Wie ſie aber uͤber die Duͤne gefahren, und der Grenze ihres Landes ſich naͤherten, ent- lief ihnen Thalibald und kam froͤlich in ſein Vaterland, nachdem er in zehn Ta- gen keinen Biſſen Brod gegeſſen. a⁾ Siehe Bertholds Geſchichte n. 5. §. 3. Zur D d

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/137>, abgerufen am 24.04.2024.