Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

von 1214 bis 1215.
segnete und sprach: Wollet ihr wol der Abgötterey entsagen und an den1214
einzigen GOtt der Christen glauben?
Wie sie nun alle mit Ja antworte-
ten, goß er Wasser auf sie und sagte: Jhr werdet also getaufet im Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Nach dieser
Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesältesten
Söhne zu Geisseln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge-
fangenen nach Liefland, und lobten für diese Heidenbekehrung GOtt, der da ge-
lobt ist in Ewigkeit.

g) Ein Graf von Altenburg oder Oldenburg von welchem oben n. 2.
§. 9.

Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kräften,
versamleten sich die Rigischen mit den Liven und Letten von neuem, gingen
über das Eis des Meers, das durch eine anhaltende strenge Kälte sehr hart gefro-
ren war, und schlugen sich mit ihrer Armee nach Oesel. Da sie nun sehr guten
Weg zur See gefunden, so theilten sie ihre Armee, durchzogen alle Strassen und
Dörfer, erhaschten viele, brachten alle Männer um und hiessen Weib, Kind und
Vieh mit sich gehen. Sie kamen zwar bey einer Burg *) zusammen und fochten
mit denen im Schlosse, verwundeten auch einige und schossen sie todt, konten aber
für alzustrenger Kälte die Eroberung des Schlosses selbst nicht unternehmen, und
suchten also mit aller Beute und Gefangenen ihren Rückweg über das Eis. Und
da einige riefen, es käme eine Malewa h) nach, so liefen etliche geschwind nach dem
Feuer, etliche aber fielen dabey um und waren erfroren, daß sie davon sturben, die
andern aber kamen gesund nach Hause.

h) Wenn es Malina oder Malinea geschrieben wäre: so würde ich darunter eine schnelle, über
das Eis auftreibende Fluth verstehen, der sie bey ihrem Zug übers Eis hätten entgehen
wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfassers, daß malewa bey ihm ein gros-
ser Schwarm Feinde **) bedeute. Siehe beym Jahr 1215 n. 2 und 1218 n. 7. Mir ist
nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den Esthen
bedeutet Wanlane einen Feind. Ob unser Verfasser dieses in sein Malewan verän-
dert, getraue mich nicht auszumachen.
§. 10.

Nach volbrachten Osterfeyertagen aber schickten die Esthen an den König
Woldemar von Plosceke, er möchte mit einer zahlreichen Armee vor Riga
ziehen und es belagern. Sie selbst versprachen, die Liven und Letten unterdes-
sen mit Krieg zu demüthigen, und dabey den Hafen in Dünemünde zu sperren.
Dem König war der Rath der Treulosen gefällig, indem er die Kirche in Liefland
allezeit zu beunruhigen suchte, schickte nach Rußland und Litthauen, brachte
auch ein starkes Heer Russen und Litthauer zusammen. Wie nun alle versam-
let und fertig waren, der König auch eben ins Schif steigen wolte, mit ihnen zu
reisen; siehe! so fiel er gleich hin und starb, und nahm ein plötzliches und unverse-
henes Ende; seine ganze Armee aber ging hierauf auseinander, und kehrte wie-
der in ihr Land.

§. 11.

Als die in Riga von des Bischofs Leuten und die Ordensbrüder die Anschlä-
ge der Esthen erfuhren: so kauften sie ein Lastschif, verschanzten es rund umher
wie ein Schloß, legten funfzig Mann darauf mit Ballisten und Gewehr, setzten
es bey die Mündung des Dünestroms, den Paß beym Eingang des Hafens zu
bewahren, damit nicht die Oeseler kämen, wie ehemals, und ihn verschütteten.
Wie nun der König gestorben, kam das Wort nach Oesel, und da sie hörten,

daß
*) Das war vermuthlich die erste aber vergebliche Belagerung des Schlosses Mone.
**) Wir haben schon oben angemerket, daß in unserm Manuscripte einmal Malewa stehe, wo das Gru-
bersche
militantium turba lieset, und also ein Kriegesheer bedeute.
H h

von 1214 bis 1215.
ſegnete und ſprach: Wollet ihr wol der Abgoͤtterey entſagen und an den1214
einzigen GOtt der Chriſten glauben?
Wie ſie nun alle mit Ja antworte-
ten, goß er Waſſer auf ſie und ſagte: Jhr werdet alſo getaufet im Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes.
Nach dieſer
Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesaͤlteſten
Soͤhne zu Geiſſeln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge-
fangenen nach Liefland, und lobten fuͤr dieſe Heidenbekehrung GOtt, der da ge-
lobt iſt in Ewigkeit.

g) Ein Graf von Altenburg oder Oldenburg von welchem oben n. 2.
§. 9.

Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kraͤften,
verſamleten ſich die Rigiſchen mit den Liven und Letten von neuem, gingen
uͤber das Eis des Meers, das durch eine anhaltende ſtrenge Kaͤlte ſehr hart gefro-
ren war, und ſchlugen ſich mit ihrer Armee nach Oeſel. Da ſie nun ſehr guten
Weg zur See gefunden, ſo theilten ſie ihre Armee, durchzogen alle Straſſen und
Doͤrfer, erhaſchten viele, brachten alle Maͤnner um und hieſſen Weib, Kind und
Vieh mit ſich gehen. Sie kamen zwar bey einer Burg *) zuſammen und fochten
mit denen im Schloſſe, verwundeten auch einige und ſchoſſen ſie todt, konten aber
fuͤr alzuſtrenger Kaͤlte die Eroberung des Schloſſes ſelbſt nicht unternehmen, und
ſuchten alſo mit aller Beute und Gefangenen ihren Ruͤckweg uͤber das Eis. Und
da einige riefen, es kaͤme eine Malewa h) nach, ſo liefen etliche geſchwind nach dem
Feuer, etliche aber fielen dabey um und waren erfroren, daß ſie davon ſturben, die
andern aber kamen geſund nach Hauſe.

h) Wenn es Malina oder Malinea geſchrieben waͤre: ſo wuͤrde ich darunter eine ſchnelle, uͤber
das Eis auftreibende Fluth verſtehen, der ſie bey ihrem Zug uͤbers Eis haͤtten entgehen
wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfaſſers, daß malewa bey ihm ein groſ-
ſer Schwarm Feinde **) bedeute. Siehe beym Jahr 1215 n. 2 und 1218 n. 7. Mir iſt
nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den Eſthen
bedeutet Wanlane einen Feind. Ob unſer Verfaſſer dieſes in ſein Malewan veraͤn-
dert, getraue mich nicht auszumachen.
§. 10.

Nach volbrachten Oſterfeyertagen aber ſchickten die Eſthen an den Koͤnig
Woldemar von Ploſceke, er moͤchte mit einer zahlreichen Armee vor Riga
ziehen und es belagern. Sie ſelbſt verſprachen, die Liven und Letten unterdeſ-
ſen mit Krieg zu demuͤthigen, und dabey den Hafen in Duͤnemuͤnde zu ſperren.
Dem Koͤnig war der Rath der Treuloſen gefaͤllig, indem er die Kirche in Liefland
allezeit zu beunruhigen ſuchte, ſchickte nach Rußland und Litthauen, brachte
auch ein ſtarkes Heer Ruſſen und Litthauer zuſammen. Wie nun alle verſam-
let und fertig waren, der Koͤnig auch eben ins Schif ſteigen wolte, mit ihnen zu
reiſen; ſiehe! ſo fiel er gleich hin und ſtarb, und nahm ein ploͤtzliches und unverſe-
henes Ende; ſeine ganze Armee aber ging hierauf auseinander, und kehrte wie-
der in ihr Land.

§. 11.

Als die in Riga von des Biſchofs Leuten und die Ordensbruͤder die Anſchlaͤ-
ge der Eſthen erfuhren: ſo kauften ſie ein Laſtſchif, verſchanzten es rund umher
wie ein Schloß, legten funfzig Mann darauf mit Balliſten und Gewehr, ſetzten
es bey die Muͤndung des Duͤneſtroms, den Paß beym Eingang des Hafens zu
bewahren, damit nicht die Oeſeler kaͤmen, wie ehemals, und ihn verſchuͤtteten.
Wie nun der Koͤnig geſtorben, kam das Wort nach Oeſel, und da ſie hoͤrten,

daß
*) Das war vermuthlich die erſte aber vergebliche Belagerung des Schloſſes Mone.
**) Wir haben ſchon oben angemerket, daß in unſerm Manuſcripte einmal Malewa ſtehe, wo das Gru-
berſche
militantium turba lieſet, und alſo ein Kriegesheer bedeute.
H h
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0153" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von 1214 bis 1215.</hi></fw><lb/>
&#x017F;egnete und &#x017F;prach: <hi rendition="#fr">Wollet ihr wol der Abgo&#x0364;tterey ent&#x017F;agen und an den<note place="right">1214</note><lb/>
einzigen GOtt der Chri&#x017F;ten glauben?</hi> Wie &#x017F;ie nun alle mit Ja antworte-<lb/>
ten, goß er Wa&#x017F;&#x017F;er auf &#x017F;ie und &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Jhr werdet al&#x017F;o getaufet im Namen<lb/>
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Gei&#x017F;tes.</hi> Nach die&#x017F;er<lb/>
Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesa&#x0364;lte&#x017F;ten<lb/>
So&#x0364;hne zu Gei&#x017F;&#x017F;eln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge-<lb/>
fangenen nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> und lobten fu&#x0364;r die&#x017F;e Heidenbekehrung GOtt, der da ge-<lb/>
lobt i&#x017F;t in Ewigkeit.</p><lb/>
              <note place="end" n="g)">Ein Graf von <hi rendition="#fr">Altenburg</hi> oder <hi rendition="#fr">Oldenburg</hi> von welchem oben <hi rendition="#aq">n.</hi> 2.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 9.</head><lb/>
              <p>Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kra&#x0364;ften,<lb/>
ver&#x017F;amleten &#x017F;ich die <hi rendition="#fr">Rigi&#x017F;chen</hi> mit den <hi rendition="#fr">Liven</hi> und <hi rendition="#fr">Letten</hi> von neuem, gingen<lb/>
u&#x0364;ber das Eis des Meers, das durch eine anhaltende &#x017F;trenge Ka&#x0364;lte &#x017F;ehr hart gefro-<lb/>
ren war, und &#x017F;chlugen &#x017F;ich mit ihrer Armee nach <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;el.</hi> Da &#x017F;ie nun &#x017F;ehr guten<lb/>
Weg zur See gefunden, &#x017F;o theilten &#x017F;ie ihre Armee, durchzogen alle Stra&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Do&#x0364;rfer, erha&#x017F;chten viele, brachten alle Ma&#x0364;nner um und hie&#x017F;&#x017F;en Weib, Kind und<lb/>
Vieh mit &#x017F;ich gehen. Sie kamen zwar bey einer Burg <note place="foot" n="*)">Das war vermuthlich die er&#x017F;te aber vergebliche Belagerung des Schlo&#x017F;&#x017F;es <hi rendition="#fr">Mone.</hi></note> zu&#x017F;ammen und fochten<lb/>
mit denen im Schlo&#x017F;&#x017F;e, verwundeten auch einige und &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie todt, konten aber<lb/>
fu&#x0364;r alzu&#x017F;trenger Ka&#x0364;lte die Eroberung des Schlo&#x017F;&#x017F;es &#x017F;elb&#x017F;t nicht unternehmen, und<lb/>
&#x017F;uchten al&#x017F;o mit aller Beute und Gefangenen ihren Ru&#x0364;ckweg u&#x0364;ber das Eis. Und<lb/>
da einige riefen, es ka&#x0364;me eine Malewa <note place="end" n="h)"/> nach, &#x017F;o liefen etliche ge&#x017F;chwind nach dem<lb/>
Feuer, etliche aber fielen dabey um und waren erfroren, daß &#x017F;ie davon &#x017F;turben, die<lb/>
andern aber kamen ge&#x017F;und nach Hau&#x017F;e.</p><lb/>
              <note place="end" n="h)">Wenn es <hi rendition="#aq">Malina</hi> oder <hi rendition="#aq">Malinea</hi> ge&#x017F;chrieben wa&#x0364;re: &#x017F;o wu&#x0364;rde ich darunter eine &#x017F;chnelle, u&#x0364;ber<lb/>
das Eis auftreibende Fluth ver&#x017F;tehen, der &#x017F;ie bey ihrem Zug u&#x0364;bers Eis ha&#x0364;tten entgehen<lb/>
wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfa&#x017F;&#x017F;ers, daß <hi rendition="#aq">malewa</hi> bey ihm ein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Schwarm Feinde <note place="foot" n="**)">Wir haben &#x017F;chon oben angemerket, daß in un&#x017F;erm Manu&#x017F;cripte einmal <hi rendition="#aq">Malewa</hi> &#x017F;tehe, wo das <hi rendition="#fr">Gru-<lb/>
ber&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">militantium turba</hi> lie&#x017F;et, und al&#x017F;o ein Kriegesheer bedeute.</note> bedeute. Siehe beym Jahr 1215 <hi rendition="#aq">n.</hi> 2 und 1218 <hi rendition="#aq">n.</hi> 7. Mir i&#x017F;t<lb/>
nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi><lb/>
bedeutet <hi rendition="#fr">Wanlane</hi> einen Feind. Ob un&#x017F;er Verfa&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;es in &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Malewan</hi> vera&#x0364;n-<lb/>
dert, getraue mich nicht auszumachen.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 10.</head><lb/>
              <p>Nach volbrachten O&#x017F;terfeyertagen aber &#x017F;chickten die <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> an den Ko&#x0364;nig<lb/><hi rendition="#fr">Woldemar</hi> von <hi rendition="#fr">Plo&#x017F;ceke,</hi> er mo&#x0364;chte mit einer zahlreichen Armee vor <hi rendition="#fr">Riga</hi><lb/>
ziehen und es belagern. Sie &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;prachen, die <hi rendition="#fr">Liven</hi> und <hi rendition="#fr">Letten</hi> unterde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mit Krieg zu demu&#x0364;thigen, und dabey den Hafen in <hi rendition="#fr">Du&#x0364;nemu&#x0364;nde</hi> zu &#x017F;perren.<lb/>
Dem Ko&#x0364;nig war der Rath der Treulo&#x017F;en gefa&#x0364;llig, indem er die Kirche in <hi rendition="#fr">Liefland</hi><lb/>
allezeit zu beunruhigen &#x017F;uchte, &#x017F;chickte nach <hi rendition="#fr">Rußland</hi> und <hi rendition="#fr">Litthauen,</hi> brachte<lb/>
auch ein &#x017F;tarkes Heer <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;&#x017F;en</hi> und <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> zu&#x017F;ammen. Wie nun alle ver&#x017F;am-<lb/>
let und fertig waren, der Ko&#x0364;nig auch eben ins Schif &#x017F;teigen wolte, mit ihnen zu<lb/>
rei&#x017F;en; &#x017F;iehe! &#x017F;o fiel er gleich hin und &#x017F;tarb, und nahm ein plo&#x0364;tzliches und unver&#x017F;e-<lb/>
henes Ende; &#x017F;eine ganze Armee aber ging hierauf auseinander, und kehrte wie-<lb/>
der in ihr Land.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 11.</head><lb/>
              <p>Als die in <hi rendition="#fr">Riga</hi> von des Bi&#x017F;chofs Leuten und die Ordensbru&#x0364;der die An&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
ge der <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> erfuhren: &#x017F;o kauften &#x017F;ie ein La&#x017F;t&#x017F;chif, ver&#x017F;chanzten es rund umher<lb/>
wie ein Schloß, legten funfzig Mann darauf mit Balli&#x017F;ten und Gewehr, &#x017F;etzten<lb/>
es bey die Mu&#x0364;ndung des <hi rendition="#fr">Du&#x0364;ne&#x017F;troms,</hi> den Paß beym Eingang des Hafens zu<lb/>
bewahren, damit nicht die <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;eler</hi> ka&#x0364;men, wie ehemals, und ihn ver&#x017F;chu&#x0364;tteten.<lb/>
Wie nun der Ko&#x0364;nig ge&#x017F;torben, kam das Wort nach <hi rendition="#fr">Oe&#x017F;el,</hi> und da &#x017F;ie ho&#x0364;rten,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h</fw><fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0153] von 1214 bis 1215. ſegnete und ſprach: Wollet ihr wol der Abgoͤtterey entſagen und an den einzigen GOtt der Chriſten glauben? Wie ſie nun alle mit Ja antworte- ten, goß er Waſſer auf ſie und ſagte: Jhr werdet alſo getaufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes. Nach dieſer Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesaͤlteſten Soͤhne zu Geiſſeln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge- fangenen nach Liefland, und lobten fuͤr dieſe Heidenbekehrung GOtt, der da ge- lobt iſt in Ewigkeit. g⁾ Ein Graf von Altenburg oder Oldenburg von welchem oben n. 2. §. 9. Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kraͤften, verſamleten ſich die Rigiſchen mit den Liven und Letten von neuem, gingen uͤber das Eis des Meers, das durch eine anhaltende ſtrenge Kaͤlte ſehr hart gefro- ren war, und ſchlugen ſich mit ihrer Armee nach Oeſel. Da ſie nun ſehr guten Weg zur See gefunden, ſo theilten ſie ihre Armee, durchzogen alle Straſſen und Doͤrfer, erhaſchten viele, brachten alle Maͤnner um und hieſſen Weib, Kind und Vieh mit ſich gehen. Sie kamen zwar bey einer Burg *) zuſammen und fochten mit denen im Schloſſe, verwundeten auch einige und ſchoſſen ſie todt, konten aber fuͤr alzuſtrenger Kaͤlte die Eroberung des Schloſſes ſelbſt nicht unternehmen, und ſuchten alſo mit aller Beute und Gefangenen ihren Ruͤckweg uͤber das Eis. Und da einige riefen, es kaͤme eine Malewa h⁾ nach, ſo liefen etliche geſchwind nach dem Feuer, etliche aber fielen dabey um und waren erfroren, daß ſie davon ſturben, die andern aber kamen geſund nach Hauſe. h⁾ Wenn es Malina oder Malinea geſchrieben waͤre: ſo wuͤrde ich darunter eine ſchnelle, uͤber das Eis auftreibende Fluth verſtehen, der ſie bey ihrem Zug uͤbers Eis haͤtten entgehen wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfaſſers, daß malewa bey ihm ein groſ- ſer Schwarm Feinde **) bedeute. Siehe beym Jahr 1215 n. 2 und 1218 n. 7. Mir iſt nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den Eſthen bedeutet Wanlane einen Feind. Ob unſer Verfaſſer dieſes in ſein Malewan veraͤn- dert, getraue mich nicht auszumachen. §. 10. Nach volbrachten Oſterfeyertagen aber ſchickten die Eſthen an den Koͤnig Woldemar von Ploſceke, er moͤchte mit einer zahlreichen Armee vor Riga ziehen und es belagern. Sie ſelbſt verſprachen, die Liven und Letten unterdeſ- ſen mit Krieg zu demuͤthigen, und dabey den Hafen in Duͤnemuͤnde zu ſperren. Dem Koͤnig war der Rath der Treuloſen gefaͤllig, indem er die Kirche in Liefland allezeit zu beunruhigen ſuchte, ſchickte nach Rußland und Litthauen, brachte auch ein ſtarkes Heer Ruſſen und Litthauer zuſammen. Wie nun alle verſam- let und fertig waren, der Koͤnig auch eben ins Schif ſteigen wolte, mit ihnen zu reiſen; ſiehe! ſo fiel er gleich hin und ſtarb, und nahm ein ploͤtzliches und unverſe- henes Ende; ſeine ganze Armee aber ging hierauf auseinander, und kehrte wie- der in ihr Land. §. 11. Als die in Riga von des Biſchofs Leuten und die Ordensbruͤder die Anſchlaͤ- ge der Eſthen erfuhren: ſo kauften ſie ein Laſtſchif, verſchanzten es rund umher wie ein Schloß, legten funfzig Mann darauf mit Balliſten und Gewehr, ſetzten es bey die Muͤndung des Duͤneſtroms, den Paß beym Eingang des Hafens zu bewahren, damit nicht die Oeſeler kaͤmen, wie ehemals, und ihn verſchuͤtteten. Wie nun der Koͤnig geſtorben, kam das Wort nach Oeſel, und da ſie hoͤrten, daß *) Das war vermuthlich die erſte aber vergebliche Belagerung des Schloſſes Mone. **) Wir haben ſchon oben angemerket, daß in unſerm Manuſcripte einmal Malewa ſtehe, wo das Gru- berſche militantium turba lieſet, und alſo ein Kriegesheer bedeute. H h

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/153
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/153>, abgerufen am 28.03.2024.