Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr,

1216"führte darüber die Umsorge, und schafte 30 Jahre, durch anhaltende Schiffahrt, Pilger hin
"und wieder her, nemlich, Herzoge, Grafen, Bischöfe, Prälaten, Ritter, Edelleute, Reu-
"ter und Fußgänger, Bürger und Kaufleute. Diese wurden von dem Eifer ihrer Andacht
"angetrieben, und konten nicht eher ruhen, so lange noch was zu verrichten übrig war."
Das übrige gehe ich nicht durch, weil es die Gelegenheit nicht zuläst, die andern Begeben-
heiten des Grafen Alberts, ingleichen das letzte Stamregister der Grafen von Orlamün-
de, von denen Albertus Stadensis, Godefridus Coloniensis und andere Scribenten selbiger
Die Orla-
mündischen
Länder kom-
men zu Thü-
ringen.Zeit nachgelesen werden können, hier vor Augen zu legen. Eines kan ich mit Stillschweigen
nicht übergehen, daß die Landgrafen von Thüringen, Meißnischer Linie, bey almäligem
Verfal dieser gräflichen Familie nicht allein auf mancherley Art die Orlamündischen
Lehngüter an sich gebracht, sondern sie auch zu ihrem Erbgute gemacht; welches die letz-
ten aus diesem Geschlechte Anno 1395 dem Landgrafen Balthasar nach einer alten Säch-
Nach Maß-
gebung des
Sächsischen
Rechts.sischen Rechtsformel dergestalt übertragen, daß, wenn Balthasar es Jahr und Tag
im Besitz gehabt hätte, ers denen von Orlamünde wieder zurück gäbe, als ein Lehn,
das nach ihrem Tode an den rechten Herrn wieder kommen solte.

Not. Weil der Herr Hofrath Gruber die Holmgardischen Könige lieber zum Rußischen
Reiche zu rechnen scheinet, und das jetzige St. Petersburg recht die Mitte desselben
Königreichs ausgemacht, so wollen wir die Geschlechtstafel der Holmgardischen
Könige hier mittheilen, wie sie Oernhiälm abgefasset.

Waldemar I König von Holmgarden oder Rußisch Ostrogarden, ward Anno 984
durch Oloff Tryggoson, nachmaligen König von Norwegen, zu erst zum Christlichen Glau-
ben gebracht, unter Beystand eines gewissen Priesters Paul, den der König bey seiner Rück-
reise von Constantinopel aus Griechenland mit sich zum Reisegefährten genommen.
Seine Gemahlin hieß Arlogia.

[Tabelle]

§. 2. Nach-

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, neunzehntes Jahr,

1216„fuͤhrte daruͤber die Umſorge, und ſchafte 30 Jahre, durch anhaltende Schiffahrt, Pilger hin
„und wieder her, nemlich, Herzoge, Grafen, Biſchoͤfe, Praͤlaten, Ritter, Edelleute, Reu-
„ter und Fußgaͤnger, Buͤrger und Kaufleute. Dieſe wurden von dem Eifer ihrer Andacht
„angetrieben, und konten nicht eher ruhen, ſo lange noch was zu verrichten uͤbrig war.‟
Das uͤbrige gehe ich nicht durch, weil es die Gelegenheit nicht zulaͤſt, die andern Begeben-
heiten des Grafen Alberts, ingleichen das letzte Stamregiſter der Grafen von Orlamuͤn-
de, von denen Albertus Stadenſis, Godefridus Colonienſis und andere Scribenten ſelbiger
Die Orla-
muͤndiſchen
Laͤnder kom-
men zu Thuͤ-
ringen.Zeit nachgeleſen werden koͤnnen, hier vor Augen zu legen. Eines kan ich mit Stillſchweigen
nicht uͤbergehen, daß die Landgrafen von Thuͤringen, Meißniſcher Linie, bey almaͤligem
Verfal dieſer graͤflichen Familie nicht allein auf mancherley Art die Orlamuͤndiſchen
Lehnguͤter an ſich gebracht, ſondern ſie auch zu ihrem Erbgute gemacht; welches die letz-
ten aus dieſem Geſchlechte Anno 1395 dem Landgrafen Balthaſar nach einer alten Saͤch-
Nach Maß-
gebung des
Saͤchſiſchen
Rechts.ſiſchen Rechtsformel dergeſtalt uͤbertragen, daß, wenn Balthaſar es Jahr und Tag
im Beſitz gehabt haͤtte, ers denen von Orlamuͤnde wieder zuruͤck gaͤbe, als ein Lehn,
das nach ihrem Tode an den rechten Herrn wieder kommen ſolte.

Not. Weil der Herr Hofrath Gruber die Holmgardiſchen Koͤnige lieber zum Rußiſchen
Reiche zu rechnen ſcheinet, und das jetzige St. Petersburg recht die Mitte deſſelben
Koͤnigreichs ausgemacht, ſo wollen wir die Geſchlechtstafel der Holmgardiſchen
Koͤnige hier mittheilen, wie ſie Oernhiaͤlm abgefaſſet.

Waldemar I Koͤnig von Holmgarden oder Rußiſch Oſtrogarden, ward Anno 984
durch Oloff Tryggoſon, nachmaligen Koͤnig von Norwegen, zu erſt zum Chriſtlichen Glau-
ben gebracht, unter Beyſtand eines gewiſſen Prieſters Paul, den der Koͤnig bey ſeiner Ruͤck-
reiſe von Conſtantinopel aus Griechenland mit ſich zum Reiſegefaͤhrten genommen.
Seine Gemahlin hieß Arlogia.

[Tabelle]

§. 2. Nach-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <note place="end" n="b)"><pb facs="#f0164" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ge&#x017F;chichte des dritten Bi&#x017F;chof Alberts, neunzehntes Jahr,</hi></fw><lb/><note place="left">1216</note>&#x201E;fu&#x0364;hrte daru&#x0364;ber die Um&#x017F;orge, und &#x017F;chafte 30 Jahre, durch anhaltende Schiffahrt, Pilger hin<lb/>
&#x201E;und wieder her, nemlich, Herzoge, Grafen, Bi&#x017F;cho&#x0364;fe, Pra&#x0364;laten, Ritter, Edelleute, Reu-<lb/>
&#x201E;ter und Fußga&#x0364;nger, Bu&#x0364;rger und Kaufleute. Die&#x017F;e wurden von dem Eifer ihrer Andacht<lb/>
&#x201E;angetrieben, und konten nicht eher ruhen, &#x017F;o lange noch was zu verrichten u&#x0364;brig war.&#x201F;<lb/>
Das u&#x0364;brige gehe ich nicht durch, weil es die Gelegenheit nicht zula&#x0364;&#x017F;t, die andern Begeben-<lb/>
heiten des Grafen <hi rendition="#fr">Alberts,</hi> ingleichen das letzte Stamregi&#x017F;ter der Grafen von <hi rendition="#fr">Orlamu&#x0364;n-<lb/>
de,</hi> von denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Albertus Staden&#x017F;is, Godefridus Colonien&#x017F;is</hi></hi> und andere Scribenten &#x017F;elbiger<lb/><note place="left">Die <hi rendition="#fr">Orla-<lb/>
mu&#x0364;ndi&#x017F;chen</hi><lb/>
La&#x0364;nder kom-<lb/>
men zu <hi rendition="#fr">Thu&#x0364;-<lb/>
ringen.</hi></note>Zeit nachgele&#x017F;en werden ko&#x0364;nnen, hier vor Augen zu legen. Eines kan ich mit Still&#x017F;chweigen<lb/>
nicht u&#x0364;bergehen, daß die Landgrafen von <hi rendition="#fr">Thu&#x0364;ringen, Meißni&#x017F;cher</hi> Linie, bey alma&#x0364;ligem<lb/>
Verfal die&#x017F;er gra&#x0364;flichen Familie nicht allein auf mancherley Art die <hi rendition="#fr">Orlamu&#x0364;ndi&#x017F;chen</hi><lb/>
Lehngu&#x0364;ter an &#x017F;ich gebracht, &#x017F;ondern &#x017F;ie auch zu ihrem Erbgute gemacht; welches die letz-<lb/>
ten aus die&#x017F;em Ge&#x017F;chlechte Anno 1395 dem Landgrafen <hi rendition="#fr">Baltha&#x017F;ar</hi> nach einer alten <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ch-</hi><lb/><note place="left">Nach Maß-<lb/>
gebung des<lb/><hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen</hi><lb/>
Rechts.</note><hi rendition="#fr">&#x017F;i&#x017F;chen</hi> Rechtsformel derge&#x017F;talt u&#x0364;bertragen, daß, wenn <hi rendition="#fr">Baltha&#x017F;ar es Jahr und Tag<lb/>
im Be&#x017F;itz gehabt ha&#x0364;tte,</hi> ers denen von <hi rendition="#fr">Orlamu&#x0364;nde</hi> wieder zuru&#x0364;ck ga&#x0364;be, als ein Lehn,<lb/>
das nach ihrem Tode an den rechten Herrn wieder kommen &#x017F;olte.</note><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">Not.</hi> Weil der Herr Hofrath <hi rendition="#fr">Gruber</hi> die <hi rendition="#fr">Holmgardi&#x017F;chen</hi> Ko&#x0364;nige lieber zum <hi rendition="#fr">Rußi&#x017F;chen</hi><lb/>
Reiche zu rechnen &#x017F;cheinet, und das jetzige <hi rendition="#fr">St. Petersburg</hi> recht die Mitte de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
Ko&#x0364;nigreichs ausgemacht, &#x017F;o wollen wir die Ge&#x017F;chlechtstafel der <hi rendition="#fr">Holmgardi&#x017F;chen</hi><lb/>
Ko&#x0364;nige hier mittheilen, wie &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Oernhia&#x0364;lm</hi> abgefa&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Waldemar</hi><hi rendition="#aq">I</hi> Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#fr">Holmgarden</hi> oder <hi rendition="#fr">Rußi&#x017F;ch O&#x017F;trogarden,</hi> ward Anno 984<lb/>
durch <hi rendition="#fr">Oloff Tryggo&#x017F;on,</hi> nachmaligen Ko&#x0364;nig von <hi rendition="#fr">Norwegen,</hi> zu er&#x017F;t zum Chri&#x017F;tlichen Glau-<lb/>
ben gebracht, unter Bey&#x017F;tand eines gewi&#x017F;&#x017F;en Prie&#x017F;ters <hi rendition="#fr">Paul,</hi> den der Ko&#x0364;nig bey &#x017F;einer Ru&#x0364;ck-<lb/>
rei&#x017F;e von <hi rendition="#fr">Con&#x017F;tantinopel</hi> aus <hi rendition="#fr">Griechenland</hi> mit &#x017F;ich zum Rei&#x017F;egefa&#x0364;hrten genommen.<lb/>
Seine Gemahlin hieß <hi rendition="#fr">Arlogia.</hi></p><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell/>
                </row>
              </table>
            </div>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 2. Nach-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[132/0164] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, neunzehntes Jahr, b⁾ „fuͤhrte daruͤber die Umſorge, und ſchafte 30 Jahre, durch anhaltende Schiffahrt, Pilger hin „und wieder her, nemlich, Herzoge, Grafen, Biſchoͤfe, Praͤlaten, Ritter, Edelleute, Reu- „ter und Fußgaͤnger, Buͤrger und Kaufleute. Dieſe wurden von dem Eifer ihrer Andacht „angetrieben, und konten nicht eher ruhen, ſo lange noch was zu verrichten uͤbrig war.‟ Das uͤbrige gehe ich nicht durch, weil es die Gelegenheit nicht zulaͤſt, die andern Begeben- heiten des Grafen Alberts, ingleichen das letzte Stamregiſter der Grafen von Orlamuͤn- de, von denen Albertus Stadenſis, Godefridus Colonienſis und andere Scribenten ſelbiger Zeit nachgeleſen werden koͤnnen, hier vor Augen zu legen. Eines kan ich mit Stillſchweigen nicht uͤbergehen, daß die Landgrafen von Thuͤringen, Meißniſcher Linie, bey almaͤligem Verfal dieſer graͤflichen Familie nicht allein auf mancherley Art die Orlamuͤndiſchen Lehnguͤter an ſich gebracht, ſondern ſie auch zu ihrem Erbgute gemacht; welches die letz- ten aus dieſem Geſchlechte Anno 1395 dem Landgrafen Balthaſar nach einer alten Saͤch- ſiſchen Rechtsformel dergeſtalt uͤbertragen, daß, wenn Balthaſar es Jahr und Tag im Beſitz gehabt haͤtte, ers denen von Orlamuͤnde wieder zuruͤck gaͤbe, als ein Lehn, das nach ihrem Tode an den rechten Herrn wieder kommen ſolte. Not. Weil der Herr Hofrath Gruber die Holmgardiſchen Koͤnige lieber zum Rußiſchen Reiche zu rechnen ſcheinet, und das jetzige St. Petersburg recht die Mitte deſſelben Koͤnigreichs ausgemacht, ſo wollen wir die Geſchlechtstafel der Holmgardiſchen Koͤnige hier mittheilen, wie ſie Oernhiaͤlm abgefaſſet. Waldemar I Koͤnig von Holmgarden oder Rußiſch Oſtrogarden, ward Anno 984 durch Oloff Tryggoſon, nachmaligen Koͤnig von Norwegen, zu erſt zum Chriſtlichen Glau- ben gebracht, unter Beyſtand eines gewiſſen Prieſters Paul, den der Koͤnig bey ſeiner Ruͤck- reiſe von Conſtantinopel aus Griechenland mit ſich zum Reiſegefaͤhrten genommen. Seine Gemahlin hieß Arlogia. §. 2. Nach-

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/164
Zitationshilfe:	[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/164>, abgerufen am 23.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.