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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1218 bis 1219.
möchte doch mit seinen Truppen von ihren Grenzen weichen. Also empfing Rudolph1218
ihre Kinder zu Geisseln und erneuerte mit ihnen den Frieden. Sie versprachen
deswegen, alles ehemals von den Christen angenommene, sowol ihren Glauben,
als ihre Gesetze beyzubehalten. Sie lagen auch den Ordensbrüdern in den Ohren,
bald zurück zu gehen, um mit der Armee in ihrer Geselschaft in Wirland einzu-
fallen, damit sie das Joch des Christenthums auch in diese Provinzen überbräch-
ten; welches diese ihnen auch versprachen und mit gesamter Beute nach Liefland
kehrten.

§. 7.

Nach der Unternehmung auf Gerwen riefen die Ordensbrüder von Wen-
den
die Männer des Bischofs, den Advocaten Gerharden mit allen Liven
und Letten, und den jungen Grafen aus des Bischofs Familie m), (der unter
des Bischofs Hofstatt war,) mit den übrigen aus Riga vor sich, zogen nach
Saccala, nahmen die von Saccala und Ungannten mit sich, rückten in
Gerwen ein, suchten sich von den Gerwenschen Wegweiser aus, und mar-
schirten die ganze Nacht durch nach Wirland, so ein fruchtbares, recht schönes
und an Fläche der Felder geraumiges Land ist. Die von Gerwen folgten mit
ihnen sowol zu Pferde als zu Fusse. Die von Wirland hatten nichts von dem
Anzuge der Liefländer gehöret, und waren also alle zu Hause in ihren Dörfern.
Jene vertheilten mit anbrechendem Morgen ihre Armee in alle Provinzen, und
liessen einige durch die Gerwischen, andere durch die Ungannier, und wie-
der andere durch die Liven und Letten plündern. Also trafen sie alle Leute in
ganz Wierland auf den Dörfern an, schlugen sie vom Kleinsten bis zum Grö-
sten und schonten keines Mannsbildes, nahmen die Weiber und Kinder gefangen,
trieben viel Pferde und Vieh zusammen und erhaschten viele Beute. Die Deut-
schen
verlegten ihr Hauptpuartier in ein grosses Dorf, so Tuwine hieß. Die
Liven und Letten nahmen das ihrige in Anispe. Die von Saccala lagerten
sich in der Provinz Revel. Die von Gerwen blieben in ihren Landen liegen.
Die Ungannier plünderten die an sie grenzende Provinz Pudurn aus und fasten
daselbst Posto. Und nachdem sie das ganze Land fünf Tage lang sehr hart mit-
genommen und viel tausend Leute erschlagen, kamen die auf der Flucht entkomme-
nen Landesältesten endlich zu uns und baten ganz demüthig um Frieden. Da sag-
te Rudolph, der Ordensmeister der Brüderschaft, zu ihnen: Verlanget ihr
noch Frieden, die ihr unsern Frieden durch eure Kriege so oft gestöret? Doch
sol euch kein Frieden gegeben werden, als der Friede jenes wahren Frieden-
stifters, der aus beyden eins gemacht, Himmel und Erde verbunden und
Friede verschaft; der als ein längstverlangter König den Völkern vom Him-
mel gekommen, als ihre Hofnung und ihr Seligmacher; der seinen Jün-
gern befohlen und gesagt: Gehet hin in alle Welt: lehret alle Heiden, und
taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Wenn ihr euch nun taufen lassen und denselben GOtt der Christen mit
uns verehren wolt, so wollen wir euch den Frieden schenken, den er uns
gegeben, und den er bey seinem Abschied seinen Dienern hinterlassen, und
wollen euch in die Gemeinde unserer Brüderschaft aufnehmen.
Dieser
Antrag gefiel ihnen, und sie versprachen gleich, alle Pflichten des Christenthums
und die Taufe der Rigischen treulich anzunehmen. Es befand sich aber unter
ihnen ein von den Unsern auf Gothland ehmals Getaufter, Namens Tabelin,
und ein ander, Ryriawan, der bat uns, wir möchten ihm doch einen guten
Gott geben, er habe bisher einen bösen Gott gehabt. Denn dieser Kerl war in
allen Stücken bisher höchst unglücklich gewesen. Nachdem er aber sich von uns
taufen ließ, ward aus ihm ein recht glücklicher Mensch; wie er uns nachher selbst
gestanden, und mit der Taufe ging ihm auch alles gut von statten. Um seines un-
verschämten Geilens willen versprachen wir ihm auch einen gnädigen GOtt, der

ihm
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von 1218 bis 1219.
moͤchte doch mit ſeinen Truppen von ihren Grenzen weichen. Alſo empfing Rudolph1218
ihre Kinder zu Geiſſeln und erneuerte mit ihnen den Frieden. Sie verſprachen
deswegen, alles ehemals von den Chriſten angenommene, ſowol ihren Glauben,
als ihre Geſetze beyzubehalten. Sie lagen auch den Ordensbruͤdern in den Ohren,
bald zuruͤck zu gehen, um mit der Armee in ihrer Geſelſchaft in Wirland einzu-
fallen, damit ſie das Joch des Chriſtenthums auch in dieſe Provinzen uͤberbraͤch-
ten; welches dieſe ihnen auch verſprachen und mit geſamter Beute nach Liefland
kehrten.

§. 7.

Nach der Unternehmung auf Gerwen riefen die Ordensbruͤder von Wen-
den
die Maͤnner des Biſchofs, den Advocaten Gerharden mit allen Liven
und Letten, und den jungen Grafen aus des Biſchofs Familie m), (der unter
des Biſchofs Hofſtatt war,) mit den uͤbrigen aus Riga vor ſich, zogen nach
Saccala, nahmen die von Saccala und Ungannten mit ſich, ruͤckten in
Gerwen ein, ſuchten ſich von den Gerwenſchen Wegweiſer aus, und mar-
ſchirten die ganze Nacht durch nach Wirland, ſo ein fruchtbares, recht ſchoͤnes
und an Flaͤche der Felder geraumiges Land iſt. Die von Gerwen folgten mit
ihnen ſowol zu Pferde als zu Fuſſe. Die von Wirland hatten nichts von dem
Anzuge der Lieflaͤnder gehoͤret, und waren alſo alle zu Hauſe in ihren Doͤrfern.
Jene vertheilten mit anbrechendem Morgen ihre Armee in alle Provinzen, und
lieſſen einige durch die Gerwiſchen, andere durch die Ungannier, und wie-
der andere durch die Liven und Letten pluͤndern. Alſo trafen ſie alle Leute in
ganz Wierland auf den Doͤrfern an, ſchlugen ſie vom Kleinſten bis zum Groͤ-
ſten und ſchonten keines Mannsbildes, nahmen die Weiber und Kinder gefangen,
trieben viel Pferde und Vieh zuſammen und erhaſchten viele Beute. Die Deut-
ſchen
verlegten ihr Hauptpuartier in ein groſſes Dorf, ſo Tuwine hieß. Die
Liven und Letten nahmen das ihrige in Aniſpe. Die von Saccala lagerten
ſich in der Provinz Revel. Die von Gerwen blieben in ihren Landen liegen.
Die Ungannier pluͤnderten die an ſie grenzende Provinz Pudurn aus und faſten
daſelbſt Poſto. Und nachdem ſie das ganze Land fuͤnf Tage lang ſehr hart mit-
genommen und viel tauſend Leute erſchlagen, kamen die auf der Flucht entkomme-
nen Landesaͤlteſten endlich zu uns und baten ganz demuͤthig um Frieden. Da ſag-
te Rudolph, der Ordensmeiſter der Bruͤderſchaft, zu ihnen: Verlanget ihr
noch Frieden, die ihr unſern Frieden durch eure Kriege ſo oft geſtoͤret? Doch
ſol euch kein Frieden gegeben werden, als der Friede jenes wahren Frieden-
ſtifters, der aus beyden eins gemacht, Himmel und Erde verbunden und
Friede verſchaft; der als ein laͤngſtverlangter Koͤnig den Voͤlkern vom Him-
mel gekommen, als ihre Hofnung und ihr Seligmacher; der ſeinen Juͤn-
gern befohlen und geſagt: Gehet hin in alle Welt: lehret alle Heiden, und
taufet ſie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes.
Wenn ihr euch nun taufen laſſen und denſelben GOtt der Chriſten mit
uns verehren wolt, ſo wollen wir euch den Frieden ſchenken, den er uns
gegeben, und den er bey ſeinem Abſchied ſeinen Dienern hinterlaſſen, und
wollen euch in die Gemeinde unſerer Bruͤderſchaft aufnehmen.
Dieſer
Antrag gefiel ihnen, und ſie verſprachen gleich, alle Pflichten des Chriſtenthums
und die Taufe der Rigiſchen treulich anzunehmen. Es befand ſich aber unter
ihnen ein von den Unſern auf Gothland ehmals Getaufter, Namens Tabelin,
und ein ander, Ryriawan, der bat uns, wir moͤchten ihm doch einen guten
Gott geben, er habe bisher einen boͤſen Gott gehabt. Denn dieſer Kerl war in
allen Stuͤcken bisher hoͤchſt ungluͤcklich geweſen. Nachdem er aber ſich von uns
taufen ließ, ward aus ihm ein recht gluͤcklicher Menſch; wie er uns nachher ſelbſt
geſtanden, und mit der Taufe ging ihm auch alles gut von ſtatten. Um ſeines un-
verſchaͤmten Geilens willen verſprachen wir ihm auch einen gnaͤdigen GOtt, der

ihm
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[149/0181] von 1218 bis 1219. moͤchte doch mit ſeinen Truppen von ihren Grenzen weichen. Alſo empfing Rudolph ihre Kinder zu Geiſſeln und erneuerte mit ihnen den Frieden. Sie verſprachen deswegen, alles ehemals von den Chriſten angenommene, ſowol ihren Glauben, als ihre Geſetze beyzubehalten. Sie lagen auch den Ordensbruͤdern in den Ohren, bald zuruͤck zu gehen, um mit der Armee in ihrer Geſelſchaft in Wirland einzu- fallen, damit ſie das Joch des Chriſtenthums auch in dieſe Provinzen uͤberbraͤch- ten; welches dieſe ihnen auch verſprachen und mit geſamter Beute nach Liefland kehrten. 1218 §. 7. Nach der Unternehmung auf Gerwen riefen die Ordensbruͤder von Wen- den die Maͤnner des Biſchofs, den Advocaten Gerharden mit allen Liven und Letten, und den jungen Grafen aus des Biſchofs Familie m⁾ , (der unter des Biſchofs Hofſtatt war,) mit den uͤbrigen aus Riga vor ſich, zogen nach Saccala, nahmen die von Saccala und Ungannten mit ſich, ruͤckten in Gerwen ein, ſuchten ſich von den Gerwenſchen Wegweiſer aus, und mar- ſchirten die ganze Nacht durch nach Wirland, ſo ein fruchtbares, recht ſchoͤnes und an Flaͤche der Felder geraumiges Land iſt. Die von Gerwen folgten mit ihnen ſowol zu Pferde als zu Fuſſe. Die von Wirland hatten nichts von dem Anzuge der Lieflaͤnder gehoͤret, und waren alſo alle zu Hauſe in ihren Doͤrfern. Jene vertheilten mit anbrechendem Morgen ihre Armee in alle Provinzen, und lieſſen einige durch die Gerwiſchen, andere durch die Ungannier, und wie- der andere durch die Liven und Letten pluͤndern. Alſo trafen ſie alle Leute in ganz Wierland auf den Doͤrfern an, ſchlugen ſie vom Kleinſten bis zum Groͤ- ſten und ſchonten keines Mannsbildes, nahmen die Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Pferde und Vieh zuſammen und erhaſchten viele Beute. Die Deut- ſchen verlegten ihr Hauptpuartier in ein groſſes Dorf, ſo Tuwine hieß. Die Liven und Letten nahmen das ihrige in Aniſpe. Die von Saccala lagerten ſich in der Provinz Revel. Die von Gerwen blieben in ihren Landen liegen. Die Ungannier pluͤnderten die an ſie grenzende Provinz Pudurn aus und faſten daſelbſt Poſto. Und nachdem ſie das ganze Land fuͤnf Tage lang ſehr hart mit- genommen und viel tauſend Leute erſchlagen, kamen die auf der Flucht entkomme- nen Landesaͤlteſten endlich zu uns und baten ganz demuͤthig um Frieden. Da ſag- te Rudolph, der Ordensmeiſter der Bruͤderſchaft, zu ihnen: Verlanget ihr noch Frieden, die ihr unſern Frieden durch eure Kriege ſo oft geſtoͤret? Doch ſol euch kein Frieden gegeben werden, als der Friede jenes wahren Frieden- ſtifters, der aus beyden eins gemacht, Himmel und Erde verbunden und Friede verſchaft; der als ein laͤngſtverlangter Koͤnig den Voͤlkern vom Him- mel gekommen, als ihre Hofnung und ihr Seligmacher; der ſeinen Juͤn- gern befohlen und geſagt: Gehet hin in alle Welt: lehret alle Heiden, und taufet ſie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geiſtes. Wenn ihr euch nun taufen laſſen und denſelben GOtt der Chriſten mit uns verehren wolt, ſo wollen wir euch den Frieden ſchenken, den er uns gegeben, und den er bey ſeinem Abſchied ſeinen Dienern hinterlaſſen, und wollen euch in die Gemeinde unſerer Bruͤderſchaft aufnehmen. Dieſer Antrag gefiel ihnen, und ſie verſprachen gleich, alle Pflichten des Chriſtenthums und die Taufe der Rigiſchen treulich anzunehmen. Es befand ſich aber unter ihnen ein von den Unſern auf Gothland ehmals Getaufter, Namens Tabelin, und ein ander, Ryriawan, der bat uns, wir moͤchten ihm doch einen guten Gott geben, er habe bisher einen boͤſen Gott gehabt. Denn dieſer Kerl war in allen Stuͤcken bisher hoͤchſt ungluͤcklich geweſen. Nachdem er aber ſich von uns taufen ließ, ward aus ihm ein recht gluͤcklicher Menſch; wie er uns nachher ſelbſt geſtanden, und mit der Taufe ging ihm auch alles gut von ſtatten. Um ſeines un- verſchaͤmten Geilens willen verſprachen wir ihm auch einen gnaͤdigen GOtt, der ihm P p

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/181>, abgerufen am 29.03.2024.