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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1222 bis 1223.
stalt entrüstet, daß er seinen Zorn an den Saccalanern ausließ, und das Land1222
empfindlich züchtigte. Alle, die noch vor den Deutschen und vor der im Schlosse
gewesenen grossen Pestilenz entkommen, musten hier ins gras beissen, und etliche
nach den Wäldern flüchten. Er zog auch mit seinem starken Heer nach Gerwen,
und berief die von Gerwen, Wirland, Warbola und Oesel vor sich. Mit
allen diesen belagerte er das Lyndaviensische c) Schloß der Dänen fochte mit
den Dänen vier Wochen, konte aber weder sie noch ihr Schloß bezwingen, weil
viele Steinschleuderer auf dem Schlosse waren, welche viele Russen und Esthen
erlegten. Darüber schämte sich der König von Susdal und zog mit seiner ganzen
Macht wieder nach Rußland. Es war aber diese Armee sehr zahlreich und
mächtig, und versuchte nach deutscher Manier das Schloß der Dänen einzu-
bekommen, sie vermochte es aber nicht; sondern sie verheerte und plünderte die
Provinz weit und breit, und ging endlich wieder in ihr Land.

b) Susdal ist eine Rußische Provinz, und stösset gegen Morgen an Wlodomir und
gegen Abend an Rostov. Der Name der Hauptstadt und des Landes ist einerley.
Siehe Alpbonsus Lasor y varea Orbe Geogr. tom. 2 p. 541.
c) Lyndanisse hieß es beym Jahre 1218 n. 2 ein altes Schloß der Heiden, so die Dä-
nen
zerstörten, und in Revel ein neues anlegten.
§. 4.

Jnzwischen hatten die Brüder der Ritterschaft und andre Deutsche mit we-
niger Mannschaft das Schloß Darbat belagert, und fochten mit ihnen fünf Tage.
Sie konten aber mit so wenigen das Schloß nicht einnehmen, sondern plünderten
das Land umher, und kehrten mit der ganzen Beute wieder in Liefland. Kurz
drauf brachten die Ordensbrüder eine Armee auf, brachen in Esthland ein, und
schlugen die von Gerwen mit einer harten Ruthe, weil sie in Geselschaft der
Dänen immer Krieg erregten, schlugen viel todt, nahmen viel gefangen, entführten
auch grosse Beute. Daher kamen die Gerwischen in Keytis zu ihnen, und
gelobten den Deutschen und allen Christen eine ewige Treue. Hierauf entfern-
ten sie sich von ihren Grenzen und zogen mit aller Beute wieder in ihr Land.

§. 5.

Nachdem schickten die Nogarder den König Viesceka, der ehmals die Män-
ner des Rigischen Bischofs in Kukenois d) ermordet hatte, und gaben ihm Geld
und zwey hundert Mann mit, übertrugen ihm auch die Oberherrschaft in Darbet,
und in andern Provinzen, die er sich unterwürfig machen könte. Dieser König
kam mit seinen Leuten in Darbet an, und die im Schloß empfingen ihn mit Freu-
den, damit sie gegen die Deutschen verstärket würden; sie gaben ihm auch Tri-
but aus den umliegenden Provinzen; und die ihm nicht Tribut zahlten, gegen die
schickte er sein Heer, und zerstörte alle wider ihn rebellische Länder von der
Wayga an bis nach Wirland; von Wirland bis Gerwen und Saccala,
und that den Christen alles gebrante Herzeleid an, so viel er konte.

d) Siehe oben beym Jahr 1206 n. 9.
§. 6.

Nach begangener Feyer des heiligen Weihnachtsfestes gedachten die Rigi-
schen
das Schloß Tarbat zu belagern. Sie kamen daher mit den Ordensbrü-
dern, mit den Pilgern und mit den Liven und Letten bey Astigerwe zusam-
men, und hatten eine zahlreiche Armee. Doch sie besonnen sich auf die Dänen,
die in langwieriger Drangsal stunden, und gegen welche schon längst alle herum-
liegenden Länder und Völker gestritten hatten; deswegen stelten sie ihre Reise nach
Tarbat ein, und machten sich mit der ganzen Armee hin nach Harrien, belager-
ten das Schloß Lone, fochten fast zwey Wochen davor, baueten Maschinen,

Pathe-
B b b

von 1222 bis 1223.
ſtalt entruͤſtet, daß er ſeinen Zorn an den Saccalanern ausließ, und das Land1222
empfindlich zuͤchtigte. Alle, die noch vor den Deutſchen und vor der im Schloſſe
geweſenen groſſen Peſtilenz entkommen, muſten hier ins gras beiſſen, und etliche
nach den Waͤldern fluͤchten. Er zog auch mit ſeinem ſtarken Heer nach Gerwen,
und berief die von Gerwen, Wirland, Warbola und Oeſel vor ſich. Mit
allen dieſen belagerte er das Lyndavienſiſche c) Schloß der Daͤnen fochte mit
den Daͤnen vier Wochen, konte aber weder ſie noch ihr Schloß bezwingen, weil
viele Steinſchleuderer auf dem Schloſſe waren, welche viele Ruſſen und Eſthen
erlegten. Daruͤber ſchaͤmte ſich der Koͤnig von Susdal und zog mit ſeiner ganzen
Macht wieder nach Rußland. Es war aber dieſe Armee ſehr zahlreich und
maͤchtig, und verſuchte nach deutſcher Manier das Schloß der Daͤnen einzu-
bekommen, ſie vermochte es aber nicht; ſondern ſie verheerte und pluͤnderte die
Provinz weit und breit, und ging endlich wieder in ihr Land.

b) Susdal iſt eine Rußiſche Provinz, und ſtoͤſſet gegen Morgen an Wlodomir und
gegen Abend an Roſtov. Der Name der Hauptſtadt und des Landes iſt einerley.
Siehe Alpbonſus Laſor y varea Orbe Geogr. tom. 2 p. 541.
c) Lyndaniſſe hieß es beym Jahre 1218 n. 2 ein altes Schloß der Heiden, ſo die Daͤ-
nen
zerſtoͤrten, und in Revel ein neues anlegten.
§. 4.

Jnzwiſchen hatten die Bruͤder der Ritterſchaft und andre Deutſche mit we-
niger Mannſchaft das Schloß Darbat belagert, und fochten mit ihnen fuͤnf Tage.
Sie konten aber mit ſo wenigen das Schloß nicht einnehmen, ſondern pluͤnderten
das Land umher, und kehrten mit der ganzen Beute wieder in Liefland. Kurz
drauf brachten die Ordensbruͤder eine Armee auf, brachen in Eſthland ein, und
ſchlugen die von Gerwen mit einer harten Ruthe, weil ſie in Geſelſchaft der
Daͤnen immer Krieg erregten, ſchlugen viel todt, nahmen viel gefangen, entfuͤhrten
auch groſſe Beute. Daher kamen die Gerwiſchen in Keytis zu ihnen, und
gelobten den Deutſchen und allen Chriſten eine ewige Treue. Hierauf entfern-
ten ſie ſich von ihren Grenzen und zogen mit aller Beute wieder in ihr Land.

§. 5.

Nachdem ſchickten die Nogarder den Koͤnig Vieſceka, der ehmals die Maͤn-
ner des Rigiſchen Biſchofs in Kukenois d) ermordet hatte, und gaben ihm Geld
und zwey hundert Mann mit, uͤbertrugen ihm auch die Oberherrſchaft in Darbet,
und in andern Provinzen, die er ſich unterwuͤrfig machen koͤnte. Dieſer Koͤnig
kam mit ſeinen Leuten in Darbet an, und die im Schloß empfingen ihn mit Freu-
den, damit ſie gegen die Deutſchen verſtaͤrket wuͤrden; ſie gaben ihm auch Tri-
but aus den umliegenden Provinzen; und die ihm nicht Tribut zahlten, gegen die
ſchickte er ſein Heer, und zerſtoͤrte alle wider ihn rebelliſche Laͤnder von der
Wayga an bis nach Wirland; von Wirland bis Gerwen und Saccala,
und that den Chriſten alles gebrante Herzeleid an, ſo viel er konte.

d) Siehe oben beym Jahr 1206 n. 9.
§. 6.

Nach begangener Feyer des heiligen Weihnachtsfeſtes gedachten die Rigi-
ſchen
das Schloß Tarbat zu belagern. Sie kamen daher mit den Ordensbruͤ-
dern, mit den Pilgern und mit den Liven und Letten bey Aſtigerwe zuſam-
men, und hatten eine zahlreiche Armee. Doch ſie beſonnen ſich auf die Daͤnen,
die in langwieriger Drangſal ſtunden, und gegen welche ſchon laͤngſt alle herum-
liegenden Laͤnder und Voͤlker geſtritten hatten; deswegen ſtelten ſie ihre Reiſe nach
Tarbat ein, und machten ſich mit der ganzen Armee hin nach Harrien, belager-
ten das Schloß Lone, fochten faſt zwey Wochen davor, baueten Maſchinen,

Pathe-
B b b
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[189/0221] von 1222 bis 1223. ſtalt entruͤſtet, daß er ſeinen Zorn an den Saccalanern ausließ, und das Land empfindlich zuͤchtigte. Alle, die noch vor den Deutſchen und vor der im Schloſſe geweſenen groſſen Peſtilenz entkommen, muſten hier ins gras beiſſen, und etliche nach den Waͤldern fluͤchten. Er zog auch mit ſeinem ſtarken Heer nach Gerwen, und berief die von Gerwen, Wirland, Warbola und Oeſel vor ſich. Mit allen dieſen belagerte er das Lyndavienſiſche c⁾ Schloß der Daͤnen fochte mit den Daͤnen vier Wochen, konte aber weder ſie noch ihr Schloß bezwingen, weil viele Steinſchleuderer auf dem Schloſſe waren, welche viele Ruſſen und Eſthen erlegten. Daruͤber ſchaͤmte ſich der Koͤnig von Susdal und zog mit ſeiner ganzen Macht wieder nach Rußland. Es war aber dieſe Armee ſehr zahlreich und maͤchtig, und verſuchte nach deutſcher Manier das Schloß der Daͤnen einzu- bekommen, ſie vermochte es aber nicht; ſondern ſie verheerte und pluͤnderte die Provinz weit und breit, und ging endlich wieder in ihr Land. 1222 b⁾ Susdal iſt eine Rußiſche Provinz, und ſtoͤſſet gegen Morgen an Wlodomir und gegen Abend an Roſtov. Der Name der Hauptſtadt und des Landes iſt einerley. Siehe Alpbonſus Laſor y varea Orbe Geogr. tom. 2 p. 541. c⁾ Lyndaniſſe hieß es beym Jahre 1218 n. 2 ein altes Schloß der Heiden, ſo die Daͤ- nen zerſtoͤrten, und in Revel ein neues anlegten. §. 4. Jnzwiſchen hatten die Bruͤder der Ritterſchaft und andre Deutſche mit we- niger Mannſchaft das Schloß Darbat belagert, und fochten mit ihnen fuͤnf Tage. Sie konten aber mit ſo wenigen das Schloß nicht einnehmen, ſondern pluͤnderten das Land umher, und kehrten mit der ganzen Beute wieder in Liefland. Kurz drauf brachten die Ordensbruͤder eine Armee auf, brachen in Eſthland ein, und ſchlugen die von Gerwen mit einer harten Ruthe, weil ſie in Geſelſchaft der Daͤnen immer Krieg erregten, ſchlugen viel todt, nahmen viel gefangen, entfuͤhrten auch groſſe Beute. Daher kamen die Gerwiſchen in Keytis zu ihnen, und gelobten den Deutſchen und allen Chriſten eine ewige Treue. Hierauf entfern- ten ſie ſich von ihren Grenzen und zogen mit aller Beute wieder in ihr Land. §. 5. Nachdem ſchickten die Nogarder den Koͤnig Vieſceka, der ehmals die Maͤn- ner des Rigiſchen Biſchofs in Kukenois d⁾ ermordet hatte, und gaben ihm Geld und zwey hundert Mann mit, uͤbertrugen ihm auch die Oberherrſchaft in Darbet, und in andern Provinzen, die er ſich unterwuͤrfig machen koͤnte. Dieſer Koͤnig kam mit ſeinen Leuten in Darbet an, und die im Schloß empfingen ihn mit Freu- den, damit ſie gegen die Deutſchen verſtaͤrket wuͤrden; ſie gaben ihm auch Tri- but aus den umliegenden Provinzen; und die ihm nicht Tribut zahlten, gegen die ſchickte er ſein Heer, und zerſtoͤrte alle wider ihn rebelliſche Laͤnder von der Wayga an bis nach Wirland; von Wirland bis Gerwen und Saccala, und that den Chriſten alles gebrante Herzeleid an, ſo viel er konte. d⁾ Siehe oben beym Jahr 1206 n. 9. §. 6. Nach begangener Feyer des heiligen Weihnachtsfeſtes gedachten die Rigi- ſchen das Schloß Tarbat zu belagern. Sie kamen daher mit den Ordensbruͤ- dern, mit den Pilgern und mit den Liven und Letten bey Aſtigerwe zuſam- men, und hatten eine zahlreiche Armee. Doch ſie beſonnen ſich auf die Daͤnen, die in langwieriger Drangſal ſtunden, und gegen welche ſchon laͤngſt alle herum- liegenden Laͤnder und Voͤlker geſtritten hatten; deswegen ſtelten ſie ihre Reiſe nach Tarbat ein, und machten ſich mit der ganzen Armee hin nach Harrien, belager- ten das Schloß Lone, fochten faſt zwey Wochen davor, baueten Maſchinen, Pathe- B b b

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/221>, abgerufen am 28.03.2024.