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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, acht und zwanzigstes Jahr,
1225zu Bremen, zum Rigischen Bischofe, den er auch einweihete; als eben indessen die
Rigischen Domherren einen Nicolaus von Magdeburg aus dem Mittel ihres
Kapitels erwählet hatten. Wie die Sache an den apostolischen Stuhl gelangete, so
trug Pabst Gregorius der IX derselben Erörterung dem Otto über, einem Cardinal
des heiligen Nicolaus de carcere Tulliano, und des apostolischen Stuhls in Dänne-
mark
und bald darauf in Deutschland, Gesandten. Damit nun bey Erledigung
des Rigischen Sitzes die Verfassung in Liefland keinen Schaden litte; so schickte
dieser so gleich seinen Nuncius, jezt nennet man ihn Auditori, den Balduinus
von Alna nach Riga, die Kirchenangelegenheiten zu besorgen, bis der Streit entschie-
den wäre. Jch schreibe Balduinus von Alna, wie es in einer Handschrift des Al-
bericus
mir vorgeschrieben ist, den hingegen die Römischen Urkunden bey Raynal-
den,
wenn anders Raynald recht gesehen, von Alva oder einen Alvenser nen-
nen. Dieser nun hat den grösten Theil von Curland mit gar besonderm Glück, ohne
Zwang und Schwerdt, durch Antrag billiger Vorschläge zur Annehmung des christli-
chen Glaubens gebracht. Nach schleuniger Ausführung eines so rühmlichen Werks,
begab er sich wieder nach Rom, und erhielt den Bischofshut von Semgallien,
der seit Lamberts Tode ledig gewesen, wie auch eine Legatenstelle des apostoli-
schen Stuhls über Liefland, Gottland, Finnland, Esthland, Semgallen und
Curland zur Belohnung, für seine angewandte Bemühung, Anno 1232. Damals
konten erst die Curen einen Bischof bekommen, darunter der erste Herrmann,
der andre Heinrich gewesen. Als inzwischen der Cardinal Otto in der Streitsache
über den Bischofshut zu Riga für den Nicolaus gesprochen, den das Kapitel er-
wählet; so bestätigte der Pabst seinen Ausspruch, und legte den Bremischen, wel-
che dawider mureten, ein Stilschweigen auf. Jch nehme auf meine Worte zu Zeu-
"gen, Alberten von Stade, der ums Jahr 1229 also schreibet: "Albert, Bischof
"von Liefland, starb. Die Kirche in Bremen bediente sich hierauf ihres Rechts,
"und erwählte Magister Alberten, einen Bremischen Scholasticus zum Bischof,
"der nachher Primas in Jrrland geworden. Die Rigischen Domherren aber er-
"wählten sich einen andern, nehmlich Nicolaussen: Und man zustritte sich lange
"auf beyden Theilen vor den von dem apostolischen Stuhl niedergesetzten Commis-
"sionsherren. Zuletzt legte der Pabst den Bremischen ein Stilschweigen auf,
"weil ers, wie es heist, so haben wolle." Und Alberich beym Jahre 1230 p. 536
sagt: "Der Cardinal in Deutschland, der Herr Otto, war in Dännemark, und
"machte den Streit volkommen ab, der sich bey der Wahl des Rigischen Bischofs
"in Liefland hervorgethan. Er dankte also den ab, der von Seiten des Bremi-
"schen
Domkapitels erwählet worden, und weihete Nicolaum von Medebork dazu
"ein, welchen die Domherren ernennet." Jngleichen ums Jahr 1232 p. 542. "Der
"Herr Balduin von Alna, den der Cardinal Otto in die Gegenden von Liefland
"geschickt, kehrte, nachdem er manche heidnische Länder in grosser Anzahl an sich ge-
"bracht, wieder zurück. Da er an den Römischen Hof kam, fand er daselbst ei-
"nige seiner Gegner vor sich, die sich Ritter GOttes nanten. Diese waren vom Bi-
"schof Dietrichen (Alberten) dem ersten gestiftet, und ohnerachtet sie vorgaben, daß
"sie den Tempelherrenorden hielten, so unterwarfen sie sich doch den Tempelherren in
"keinem Stücke. Ob nun schon dieses Kaufleute seyn, dabey reich, und ehmals
"aus Sachsen ihrer Schelmstücke wegen verbannet worden, so haben sie doch schon
"so weit um sich gegriffen, daß sie glauben, sie können ohne Gesetze und ohne Kö-
"nig leben. Da aber der Herr Balduin dem Herrn Pabst bedeutete, was vorge-
"gangen; so ward er zum Bischof von Semgallen und Legaten über ganz Liefland
"gemacht." Das übrige ergänzen unsere Documente *), denen wir des Rigischen
*) Von diesem Bruder Balduin, des Cardinals Otto Beichtvater und Nuncius, hat Raynald
annal. eccl. t. 13. p. 387 einen Vergleich mit den Curen. Jn selbigem boten sich zur Annehmung
des christlichen Glaubens an, erstlich, der König Lammechin, und die Heiden von Curland,
aus den Ländern Esestua, nemlich Durpis und Saggara, und zum andern, die Provinzen
Tdargolara, Osua, Langis, Venelis, Normis, Kiemala, Pügawas, Sarnitus, Riwa,
Saceze, Edualia, Aliswanges, Ardus, Alostanotachos,
wie auch die andern Kylegunden,
oder Dorfschaften, nemlich die an beyden Seiten der Winda liegen. Es wird darinne mit Ge-
nehmhaltung der rigischen Kirche, des Abts von Dunemünde, aller Kaufleute, der Ritter
Christi, der Pilger, und Rigischen Bürgerschaft ihnen gegen Annehmung der Taufe aller
Schutz zugesaget, wenn sie ihrem Bischof in allem gehorchen und wie alle Einheimische von Goth-
land,
ihm und seinen Prälaten ein gewisses geben wollen, dafür sie weder dem König von Dän-
nemark
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, acht und zwanzigſtes Jahr,
1225zu Bremen, zum Rigiſchen Biſchofe, den er auch einweihete; als eben indeſſen die
Rigiſchen Domherren einen Nicolaus von Magdeburg aus dem Mittel ihres
Kapitels erwaͤhlet hatten. Wie die Sache an den apoſtoliſchen Stuhl gelangete, ſo
trug Pabſt Gregorius der IX derſelben Eroͤrterung dem Otto uͤber, einem Cardinal
des heiligen Nicolaus de carcere Tulliano, und des apoſtoliſchen Stuhls in Daͤnne-
mark
und bald darauf in Deutſchland, Geſandten. Damit nun bey Erledigung
des Rigiſchen Sitzes die Verfaſſung in Liefland keinen Schaden litte; ſo ſchickte
dieſer ſo gleich ſeinen Nuncius, jezt nennet man ihn Auditori, den Balduinus
von Alna nach Riga, die Kirchenangelegenheiten zu beſorgen, bis der Streit entſchie-
den waͤre. Jch ſchreibe Balduinus von Alna, wie es in einer Handſchrift des Al-
bericus
mir vorgeſchrieben iſt, den hingegen die Roͤmiſchen Urkunden bey Raynal-
den,
wenn anders Raynald recht geſehen, von Alva oder einen Alvenſer nen-
nen. Dieſer nun hat den groͤſten Theil von Curland mit gar beſonderm Gluͤck, ohne
Zwang und Schwerdt, durch Antrag billiger Vorſchlaͤge zur Annehmung des chriſtli-
chen Glaubens gebracht. Nach ſchleuniger Ausfuͤhrung eines ſo ruͤhmlichen Werks,
begab er ſich wieder nach Rom, und erhielt den Biſchofshut von Semgallien,
der ſeit Lamberts Tode ledig geweſen, wie auch eine Legatenſtelle des apoſtoli-
ſchen Stuhls uͤber Liefland, Gottland, Finnland, Eſthland, Semgallen und
Curland zur Belohnung, fuͤr ſeine angewandte Bemuͤhung, Anno 1232. Damals
konten erſt die Curen einen Biſchof bekommen, darunter der erſte Herrmann,
der andre Heinrich geweſen. Als inzwiſchen der Cardinal Otto in der Streitſache
uͤber den Biſchofshut zu Riga fuͤr den Nicolaus geſprochen, den das Kapitel er-
waͤhlet; ſo beſtaͤtigte der Pabſt ſeinen Ausſpruch, und legte den Bremiſchen, wel-
che dawider mureten, ein Stilſchweigen auf. Jch nehme auf meine Worte zu Zeu-
„gen, Alberten von Stade, der ums Jahr 1229 alſo ſchreibet: „Albert, Biſchof
„von Liefland, ſtarb. Die Kirche in Bremen bediente ſich hierauf ihres Rechts,
„und erwaͤhlte Magiſter Alberten, einen Bremiſchen Scholaſticus zum Biſchof,
„der nachher Primas in Jrrland geworden. Die Rigiſchen Domherren aber er-
„waͤhlten ſich einen andern, nehmlich Nicolauſſen: Und man zuſtritte ſich lange
„auf beyden Theilen vor den von dem apoſtoliſchen Stuhl niedergeſetzten Commiſ-
„ſionsherren. Zuletzt legte der Pabſt den Bremiſchen ein Stilſchweigen auf,
„weil ers, wie es heiſt, ſo haben wolle.„ Und Alberich beym Jahre 1230 p. 536
ſagt: „Der Cardinal in Deutſchland, der Herr Otto, war in Daͤnnemark, und
„machte den Streit volkommen ab, der ſich bey der Wahl des Rigiſchen Biſchofs
„in Liefland hervorgethan. Er dankte alſo den ab, der von Seiten des Bremi-
„ſchen
Domkapitels erwaͤhlet worden, und weihete Nicolaum von Medebork dazu
„ein, welchen die Domherren ernennet.„ Jngleichen ums Jahr 1232 p. 542. „Der
„Herr Balduin von Alna, den der Cardinal Otto in die Gegenden von Liefland
„geſchickt, kehrte, nachdem er manche heidniſche Laͤnder in groſſer Anzahl an ſich ge-
„bracht, wieder zuruͤck. Da er an den Roͤmiſchen Hof kam, fand er daſelbſt ei-
„nige ſeiner Gegner vor ſich, die ſich Ritter GOttes nanten. Dieſe waren vom Bi-
„ſchof Dietrichen (Alberten) dem erſten geſtiftet, und ohnerachtet ſie vorgaben, daß
„ſie den Tempelherrenorden hielten, ſo unterwarfen ſie ſich doch den Tempelherren in
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„aus Sachſen ihrer Schelmſtuͤcke wegen verbannet worden, ſo haben ſie doch ſchon
„ſo weit um ſich gegriffen, daß ſie glauben, ſie koͤnnen ohne Geſetze und ohne Koͤ-
„nig leben. Da aber der Herr Balduin dem Herrn Pabſt bedeutete, was vorge-
„gangen; ſo ward er zum Biſchof von Semgallen und Legaten uͤber ganz Liefland
„gemacht.„ Das uͤbrige ergaͤnzen unſere Documente *), denen wir des Rigiſchen
*) Von dieſem Bruder Balduin, des Cardinals Otto Beichtvater und Nuncius, hat Raynald
annal. eccl. t. 13. p. 387 einen Vergleich mit den Curen. Jn ſelbigem boten ſich zur Annehmung
des chriſtlichen Glaubens an, erſtlich, der Koͤnig Lammechin, und die Heiden von Curland,
aus den Laͤndern Eſeſtua, nemlich Durpis und Saggara, und zum andern, die Provinzen
Tdargolara, Oſua, Langis, Venelis, Normis, Kiemala, Puͤgawas, Sarnitus, Riwa,
Saceze, Edualia, Aliswanges, Ardus, Aloſtanotachos,
wie auch die andern Kylegunden,
oder Dorfſchaften, nemlich die an beyden Seiten der Winda liegen. Es wird darinne mit Ge-
nehmhaltung der rigiſchen Kirche, des Abts von Dunemuͤnde, aller Kaufleute, der Ritter
Chriſti, der Pilger, und Rigiſchen Buͤrgerſchaft ihnen gegen Annehmung der Taufe aller
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nemark
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[216/0248] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, acht und zwanzigſtes Jahr, g⁾ zu Bremen, zum Rigiſchen Biſchofe, den er auch einweihete; als eben indeſſen die Rigiſchen Domherren einen Nicolaus von Magdeburg aus dem Mittel ihres Kapitels erwaͤhlet hatten. Wie die Sache an den apoſtoliſchen Stuhl gelangete, ſo trug Pabſt Gregorius der IX derſelben Eroͤrterung dem Otto uͤber, einem Cardinal des heiligen Nicolaus de carcere Tulliano, und des apoſtoliſchen Stuhls in Daͤnne- mark und bald darauf in Deutſchland, Geſandten. Damit nun bey Erledigung des Rigiſchen Sitzes die Verfaſſung in Liefland keinen Schaden litte; ſo ſchickte dieſer ſo gleich ſeinen Nuncius, jezt nennet man ihn Auditori, den Balduinus von Alna nach Riga, die Kirchenangelegenheiten zu beſorgen, bis der Streit entſchie- den waͤre. Jch ſchreibe Balduinus von Alna, wie es in einer Handſchrift des Al- bericus mir vorgeſchrieben iſt, den hingegen die Roͤmiſchen Urkunden bey Raynal- den, wenn anders Raynald recht geſehen, von Alva oder einen Alvenſer nen- nen. Dieſer nun hat den groͤſten Theil von Curland mit gar beſonderm Gluͤck, ohne Zwang und Schwerdt, durch Antrag billiger Vorſchlaͤge zur Annehmung des chriſtli- chen Glaubens gebracht. Nach ſchleuniger Ausfuͤhrung eines ſo ruͤhmlichen Werks, begab er ſich wieder nach Rom, und erhielt den Biſchofshut von Semgallien, der ſeit Lamberts Tode ledig geweſen, wie auch eine Legatenſtelle des apoſtoli- ſchen Stuhls uͤber Liefland, Gottland, Finnland, Eſthland, Semgallen und Curland zur Belohnung, fuͤr ſeine angewandte Bemuͤhung, Anno 1232. Damals konten erſt die Curen einen Biſchof bekommen, darunter der erſte Herrmann, der andre Heinrich geweſen. Als inzwiſchen der Cardinal Otto in der Streitſache uͤber den Biſchofshut zu Riga fuͤr den Nicolaus geſprochen, den das Kapitel er- waͤhlet; ſo beſtaͤtigte der Pabſt ſeinen Ausſpruch, und legte den Bremiſchen, wel- che dawider mureten, ein Stilſchweigen auf. Jch nehme auf meine Worte zu Zeu- „gen, Alberten von Stade, der ums Jahr 1229 alſo ſchreibet: „Albert, Biſchof „von Liefland, ſtarb. Die Kirche in Bremen bediente ſich hierauf ihres Rechts, „und erwaͤhlte Magiſter Alberten, einen Bremiſchen Scholaſticus zum Biſchof, „der nachher Primas in Jrrland geworden. Die Rigiſchen Domherren aber er- „waͤhlten ſich einen andern, nehmlich Nicolauſſen: Und man zuſtritte ſich lange „auf beyden Theilen vor den von dem apoſtoliſchen Stuhl niedergeſetzten Commiſ- „ſionsherren. Zuletzt legte der Pabſt den Bremiſchen ein Stilſchweigen auf, „weil ers, wie es heiſt, ſo haben wolle.„ Und Alberich beym Jahre 1230 p. 536 ſagt: „Der Cardinal in Deutſchland, der Herr Otto, war in Daͤnnemark, und „machte den Streit volkommen ab, der ſich bey der Wahl des Rigiſchen Biſchofs „in Liefland hervorgethan. Er dankte alſo den ab, der von Seiten des Bremi- „ſchen Domkapitels erwaͤhlet worden, und weihete Nicolaum von Medebork dazu „ein, welchen die Domherren ernennet.„ Jngleichen ums Jahr 1232 p. 542. „Der „Herr Balduin von Alna, den der Cardinal Otto in die Gegenden von Liefland „geſchickt, kehrte, nachdem er manche heidniſche Laͤnder in groſſer Anzahl an ſich ge- „bracht, wieder zuruͤck. Da er an den Roͤmiſchen Hof kam, fand er daſelbſt ei- „nige ſeiner Gegner vor ſich, die ſich Ritter GOttes nanten. Dieſe waren vom Bi- „ſchof Dietrichen (Alberten) dem erſten geſtiftet, und ohnerachtet ſie vorgaben, daß „ſie den Tempelherrenorden hielten, ſo unterwarfen ſie ſich doch den Tempelherren in „keinem Stuͤcke. Ob nun ſchon dieſes Kaufleute ſeyn, dabey reich, und ehmals „aus Sachſen ihrer Schelmſtuͤcke wegen verbannet worden, ſo haben ſie doch ſchon „ſo weit um ſich gegriffen, daß ſie glauben, ſie koͤnnen ohne Geſetze und ohne Koͤ- „nig leben. Da aber der Herr Balduin dem Herrn Pabſt bedeutete, was vorge- „gangen; ſo ward er zum Biſchof von Semgallen und Legaten uͤber ganz Liefland „gemacht.„ Das uͤbrige ergaͤnzen unſere Documente *), denen wir des Rigiſchen Biſchofs *) Von dieſem Bruder Balduin, des Cardinals Otto Beichtvater und Nuncius, hat Raynald annal. eccl. t. 13. p. 387 einen Vergleich mit den Curen. Jn ſelbigem boten ſich zur Annehmung des chriſtlichen Glaubens an, erſtlich, der Koͤnig Lammechin, und die Heiden von Curland, aus den Laͤndern Eſeſtua, nemlich Durpis und Saggara, und zum andern, die Provinzen Tdargolara, Oſua, Langis, Venelis, Normis, Kiemala, Puͤgawas, Sarnitus, Riwa, Saceze, Edualia, Aliswanges, Ardus, Aloſtanotachos, wie auch die andern Kylegunden, oder Dorfſchaften, nemlich die an beyden Seiten der Winda liegen. Es wird darinne mit Ge- nehmhaltung der rigiſchen Kirche, des Abts von Dunemuͤnde, aller Kaufleute, der Ritter Chriſti, der Pilger, und Rigiſchen Buͤrgerſchaft ihnen gegen Annehmung der Taufe aller Schutz zugeſaget, wenn ſie ihrem Biſchof in allem gehorchen und wie alle Einheimiſche von Goth- land, ihm und ſeinen Praͤlaten ein gewiſſes geben wollen, dafuͤr ſie weder dem Koͤnig von Daͤn- nemark

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/248>, abgerufen am 24.04.2024.