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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des ersten Bischof Meinhards,
1192nur in der Leipziger Ausgabe, sondern auch in der zu Dobromil p. 288. für das Jahr
1191 wohin der Pabst Cälestinus der 3te und Kaiser Heinrich der 6te gehört, die
Jahrzahl 1091 unrichtig gesetzt sehe. Denn auch andere Chronikenschrei-
ber nennen hier die Zeit Kaiser Heinrichs des 6ten, welche in die Zeit Cälestinus
des 3ten fält. Als nemlich die Lüneburgische Chronik bey Eccarden Script. tom. 1. p.
1407. Bi desselven Keiser Vriderikes Tiden erhof sic de Kerstenheit to Pruten.
Bi sines Vader Keiser Heinrikes Tiden ward Liflanden Kersten, unde bedwungen
van den Sassen.
Das ist: Zu desselben Kaiser Friedrichs Zeiten kam das Christen-
thum in Preussen empor. Zu seines Vaters, Kaiser Heinrichs des 6ten Zeiten, wurde
Liefland christlich, und von den Sachsen bezwungen. Daß Meinhard erst Anno
1200 gelebt, sagt Alexander Gaguinus p. 64. da er sich vielleicht durch Cranzens
Ansehen verleiten lassen, welcher Vandal l. 6. c. 10. schreibet, Meinhard sey ein wenig
vor Ende des 1200ten Jahrs mit Kaufleuteu nach Liefland gezogen.
Das
ist aber theils falsch, theils alzu unbestimt, und gibt uns nicht das eigentliche Jahr der
Einweihung Meinhards. Denn die von uns angehängten Urkunden belehren, daß
schon zur Zeit Clemens des III, der vor Cälestinus dem III. gesessen, und 1189. Pabst
geworden, Meinhard Bischof, und zwar zu Ykeskola, sey tituliret worden; daß also
das Jahr seiner Einsegnung eben so ungewiß ist, als das erste Jahr seines Abzugs
nach Liefland, bis neue Schriften zum Beweis gefunden werden.
§. 9.

Als das andere Schloß aber*) zu Stande war, vergassen die Gottlosen ih-
res Eidschwures, und haben sich selbst zum Schaden gelogen: denn es war auch
nicht ein einziger, der den Glauben hatte annehmen wollen. Das Gemüthe die-
ses Priesters ward darüber ziemlich unruhig, zumal, da sie ihm nach und nach das
seine genommen, seinen Leuten mit Schlägen begegnet, den Schlus fasseten, ihn des
Landes zu verweisen, und die Taufe, die sie in dem Wasser empfangen, in der Düna
wieder abzuwaschen, und (sie) wieder nach Deutschland zurück zu schicken
meinten.

§. 10.

Nun hatte dieser Bischof einen Mitarbeiter am Evangelio, den Bruder Theo-
doricus, Cistercienser
Ordens; nachmaligen Bischof in Esthland l), diesen wolten
die Liefländer von Treyden ihren Götzen aufopfern m), und zwar deswegen, weil
auf seinen Feldern das Getreide gar zu schön stand, und ihre Saat durch den häufigen
Regen zunichte ging. Das Volk ward zusammen gerufen, und man befragte sei-
ner Aufopferung wegen die Götter durchs Loos. Man stellete eine Lanze hin, das
Pferd trat zu n), doch auf GOttes Verhängniß setzte es den Fuß voraus, der seine
Erhaltung bedeutete. Dieser Bruder betete mit seinem Munde, und mit der Hand
segnete er. Der Wahrsager gab vor, der Gott der Christen sässe dem Pferde auf
dem Rücken, und rücke selbst den Fuß vor, man solle deswegen des Pferdes Rü-
cken abwischen, damit dieser Gott herunter fiele o). Da nun hierauf das Pferd
den Fuß des Lebens wieder vorsetzte, wie vorher, so ward der Bruder Dietrich
beym Leben erhalten p). Einsmals ward dieser Bruder nach Esthland verschickt,
wo er unter den Heiden viele Lebensgefahr ausstund, einer Sonnenfinsterniß hal-
ben, die sich am Tage Johannis des Täufers sehen ließ; da sie vorgaben, er frässe
ihnen die Sonne auf q). Zu eben der Zeit begehrte ein gewisser Live von Trey-
den,
der verwundet worden war, von dem Bruder Dietrich geheilet zu werden,
und versprach, wenn er gesund würde, sich taufen zu lassen. Dieser Bruder aber
stieß Kräuter zusammen, ob er gleich von ihrer Kraft und Wirkung nichts ver-
stund, sondern rief nur den Namen des HErrn über ihn an, und machte ihn am Lei-
be, und durch die Taufe an der Seele gesund. Und das war der erste aus den
Vornehmsten von Treyde, der gläubig ward. Ein andrer Patient ließ den Bru-
der Dietrich zu sich kommen, und begehrte die heilige Taufe. Doch die freche
Hartnäckigkeit der Weiber hielt ihn von diesem heiligen Vorsatz ab. Wie aber die

Krankheit
*) Grub. hat autem; das Revelsche Manuscript ante: nachdem vorher auch das zweite Schloß fertig
worden.
Geſchichte des erſten Biſchof Meinhards,
1192nur in der Leipziger Ausgabe, ſondern auch in der zu Dobromil p. 288. fuͤr das Jahr
1191 wohin der Pabſt Caͤleſtinus der 3te und Kaiſer Heinrich der 6te gehoͤrt, die
Jahrzahl 1091 unrichtig geſetzt ſehe. Denn auch andere Chronikenſchrei-
ber nennen hier die Zeit Kaiſer Heinrichs des 6ten, welche in die Zeit Caͤleſtinus
des 3ten faͤlt. Als nemlich die Luͤneburgiſche Chronik bey Eccarden Script. tom. 1. p.
1407. Bi deſſelven Keiſer Vriderikes Tiden erhof ſic de Kerſtenheit to Pruten.
Bi ſines Vader Keiſer Heinrikes Tiden ward Liflanden Kerſten, unde bedwungen
van den Saſſen.
Das iſt: Zu deſſelben Kaiſer Friedrichs Zeiten kam das Chriſten-
thum in Preuſſen empor. Zu ſeines Vaters, Kaiſer Heinrichs des 6ten Zeiten, wurde
Liefland chriſtlich, und von den Sachſen bezwungen. Daß Meinhard erſt Anno
1200 gelebt, ſagt Alexander Gaguinus p. 64. da er ſich vielleicht durch Cranzens
Anſehen verleiten laſſen, welcher Vandal l. 6. c. 10. ſchreibet, Meinhard ſey ein wenig
vor Ende des 1200ten Jahrs mit Kaufleuteu nach Liefland gezogen.
Das
iſt aber theils falſch, theils alzu unbeſtimt, und gibt uns nicht das eigentliche Jahr der
Einweihung Meinhards. Denn die von uns angehaͤngten Urkunden belehren, daß
ſchon zur Zeit Clemens des III, der vor Caͤleſtinus dem III. geſeſſen, und 1189. Pabſt
geworden, Meinhard Biſchof, und zwar zu Ykeskola, ſey tituliret worden; daß alſo
das Jahr ſeiner Einſegnung eben ſo ungewiß iſt, als das erſte Jahr ſeines Abzugs
nach Liefland, bis neue Schriften zum Beweis gefunden werden.
§. 9.

Als das andere Schloß aber*) zu Stande war, vergaſſen die Gottloſen ih-
res Eidſchwures, und haben ſich ſelbſt zum Schaden gelogen: denn es war auch
nicht ein einziger, der den Glauben hatte annehmen wollen. Das Gemuͤthe die-
ſes Prieſters ward daruͤber ziemlich unruhig, zumal, da ſie ihm nach und nach das
ſeine genommen, ſeinen Leuten mit Schlaͤgen begegnet, den Schlus faſſeten, ihn des
Landes zu verweiſen, und die Taufe, die ſie in dem Waſſer empfangen, in der Duͤna
wieder abzuwaſchen, und (ſie) wieder nach Deutſchland zuruͤck zu ſchicken
meinten.

§. 10.

Nun hatte dieſer Biſchof einen Mitarbeiter am Evangelio, den Bruder Theo-
doricus, Ciſtercienſer
Ordens; nachmaligen Biſchof in Eſthland l), dieſen wolten
die Lieflaͤnder von Treyden ihren Goͤtzen aufopfern m), und zwar deswegen, weil
auf ſeinen Feldern das Getreide gar zu ſchoͤn ſtand, und ihre Saat durch den haͤufigen
Regen zunichte ging. Das Volk ward zuſammen gerufen, und man befragte ſei-
ner Aufopferung wegen die Goͤtter durchs Loos. Man ſtellete eine Lanze hin, das
Pferd trat zu n), doch auf GOttes Verhaͤngniß ſetzte es den Fuß voraus, der ſeine
Erhaltung bedeutete. Dieſer Bruder betete mit ſeinem Munde, und mit der Hand
ſegnete er. Der Wahrſager gab vor, der Gott der Chriſten ſaͤſſe dem Pferde auf
dem Ruͤcken, und ruͤcke ſelbſt den Fuß vor, man ſolle deswegen des Pferdes Ruͤ-
cken abwiſchen, damit dieſer Gott herunter fiele o). Da nun hierauf das Pferd
den Fuß des Lebens wieder vorſetzte, wie vorher, ſo ward der Bruder Dietrich
beym Leben erhalten p). Einsmals ward dieſer Bruder nach Eſthland verſchickt,
wo er unter den Heiden viele Lebensgefahr ausſtund, einer Sonnenfinſterniß hal-
ben, die ſich am Tage Johannis des Taͤufers ſehen ließ; da ſie vorgaben, er fraͤſſe
ihnen die Sonne auf q). Zu eben der Zeit begehrte ein gewiſſer Live von Trey-
den,
der verwundet worden war, von dem Bruder Dietrich geheilet zu werden,
und verſprach, wenn er geſund wuͤrde, ſich taufen zu laſſen. Dieſer Bruder aber
ſtieß Kraͤuter zuſammen, ob er gleich von ihrer Kraft und Wirkung nichts ver-
ſtund, ſondern rief nur den Namen des HErrn uͤber ihn an, und machte ihn am Lei-
be, und durch die Taufe an der Seele geſund. Und das war der erſte aus den
Vornehmſten von Treyde, der glaͤubig ward. Ein andrer Patient ließ den Bru-
der Dietrich zu ſich kommen, und begehrte die heilige Taufe. Doch die freche
Hartnaͤckigkeit der Weiber hielt ihn von dieſem heiligen Vorſatz ab. Wie aber die

Krankheit
*) Grub. hat autem; das Revelſche Manuſcript ante: nachdem vorher auch das zweite Schloß fertig
worden.
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[10/0042] Geſchichte des erſten Biſchof Meinhards, k⁾ nur in der Leipziger Ausgabe, ſondern auch in der zu Dobromil p. 288. fuͤr das Jahr 1191 wohin der Pabſt Caͤleſtinus der 3te und Kaiſer Heinrich der 6te gehoͤrt, die Jahrzahl 1091 unrichtig geſetzt ſehe. Denn auch andere Chronikenſchrei- ber nennen hier die Zeit Kaiſer Heinrichs des 6ten, welche in die Zeit Caͤleſtinus des 3ten faͤlt. Als nemlich die Luͤneburgiſche Chronik bey Eccarden Script. tom. 1. p. 1407. Bi deſſelven Keiſer Vriderikes Tiden erhof ſic de Kerſtenheit to Pruten. Bi ſines Vader Keiſer Heinrikes Tiden ward Liflanden Kerſten, unde bedwungen van den Saſſen. Das iſt: Zu deſſelben Kaiſer Friedrichs Zeiten kam das Chriſten- thum in Preuſſen empor. Zu ſeines Vaters, Kaiſer Heinrichs des 6ten Zeiten, wurde Liefland chriſtlich, und von den Sachſen bezwungen. Daß Meinhard erſt Anno 1200 gelebt, ſagt Alexander Gaguinus p. 64. da er ſich vielleicht durch Cranzens Anſehen verleiten laſſen, welcher Vandal l. 6. c. 10. ſchreibet, Meinhard ſey ein wenig vor Ende des 1200ten Jahrs mit Kaufleuteu nach Liefland gezogen. Das iſt aber theils falſch, theils alzu unbeſtimt, und gibt uns nicht das eigentliche Jahr der Einweihung Meinhards. Denn die von uns angehaͤngten Urkunden belehren, daß ſchon zur Zeit Clemens des III, der vor Caͤleſtinus dem III. geſeſſen, und 1189. Pabſt geworden, Meinhard Biſchof, und zwar zu Ykeskola, ſey tituliret worden; daß alſo das Jahr ſeiner Einſegnung eben ſo ungewiß iſt, als das erſte Jahr ſeines Abzugs nach Liefland, bis neue Schriften zum Beweis gefunden werden. §. 9. Als das andere Schloß aber *) zu Stande war, vergaſſen die Gottloſen ih- res Eidſchwures, und haben ſich ſelbſt zum Schaden gelogen: denn es war auch nicht ein einziger, der den Glauben hatte annehmen wollen. Das Gemuͤthe die- ſes Prieſters ward daruͤber ziemlich unruhig, zumal, da ſie ihm nach und nach das ſeine genommen, ſeinen Leuten mit Schlaͤgen begegnet, den Schlus faſſeten, ihn des Landes zu verweiſen, und die Taufe, die ſie in dem Waſſer empfangen, in der Duͤna wieder abzuwaſchen, und (ſie) wieder nach Deutſchland zuruͤck zu ſchicken meinten. §. 10. Nun hatte dieſer Biſchof einen Mitarbeiter am Evangelio, den Bruder Theo- doricus, Ciſtercienſer Ordens; nachmaligen Biſchof in Eſthland l⁾ , dieſen wolten die Lieflaͤnder von Treyden ihren Goͤtzen aufopfern m⁾ , und zwar deswegen, weil auf ſeinen Feldern das Getreide gar zu ſchoͤn ſtand, und ihre Saat durch den haͤufigen Regen zunichte ging. Das Volk ward zuſammen gerufen, und man befragte ſei- ner Aufopferung wegen die Goͤtter durchs Loos. Man ſtellete eine Lanze hin, das Pferd trat zu n⁾ , doch auf GOttes Verhaͤngniß ſetzte es den Fuß voraus, der ſeine Erhaltung bedeutete. Dieſer Bruder betete mit ſeinem Munde, und mit der Hand ſegnete er. Der Wahrſager gab vor, der Gott der Chriſten ſaͤſſe dem Pferde auf dem Ruͤcken, und ruͤcke ſelbſt den Fuß vor, man ſolle deswegen des Pferdes Ruͤ- cken abwiſchen, damit dieſer Gott herunter fiele o⁾ . Da nun hierauf das Pferd den Fuß des Lebens wieder vorſetzte, wie vorher, ſo ward der Bruder Dietrich beym Leben erhalten p⁾ . Einsmals ward dieſer Bruder nach Eſthland verſchickt, wo er unter den Heiden viele Lebensgefahr ausſtund, einer Sonnenfinſterniß hal- ben, die ſich am Tage Johannis des Taͤufers ſehen ließ; da ſie vorgaben, er fraͤſſe ihnen die Sonne auf q⁾ . Zu eben der Zeit begehrte ein gewiſſer Live von Trey- den, der verwundet worden war, von dem Bruder Dietrich geheilet zu werden, und verſprach, wenn er geſund wuͤrde, ſich taufen zu laſſen. Dieſer Bruder aber ſtieß Kraͤuter zuſammen, ob er gleich von ihrer Kraft und Wirkung nichts ver- ſtund, ſondern rief nur den Namen des HErrn uͤber ihn an, und machte ihn am Lei- be, und durch die Taufe an der Seele geſund. Und das war der erſte aus den Vornehmſten von Treyde, der glaͤubig ward. Ein andrer Patient ließ den Bru- der Dietrich zu ſich kommen, und begehrte die heilige Taufe. Doch die freche Hartnaͤckigkeit der Weiber hielt ihn von dieſem heiligen Vorſatz ab. Wie aber die Krankheit *) Grub. hat autem; das Revelſche Manuſcript ante: nachdem vorher auch das zweite Schloß fertig worden.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/42>, abgerufen am 23.04.2024.