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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des andern Bischofs, Bertolds, von 1196 bis 1198.
Man braucht sich also nicht an den Chyträus Sax. l. 1. p. 17. und Meibomen Script.1197
tom. 1. p. 530. nebst ihren Anhängern zu kehren, die da behaupten, dieser Bertold
sey aus einem Mönch bey der Pauliner Kirche in der Vorstadt zu Bremen zum Bischof
in Liefland gemacht, und verwechseln also Bertolden mit Hermannen, des drauf
folgenden Bischofs Alberts Bruder, der aus diesem Kloster zum Bischof über Esth-
land
erwählet worden. Siehe unten beym Jahre 1218. n. 11. Man muß auch den
Bzovius nicht anhören, der Bertolds Versendung nach Liefland in eine nach Lübek
verdrehet, indem er bey dem Jahre 1186 schreibet, der Abt Bertold habe denen Lü-
beckern,
die bisher noch Götzendiener gewesen, das Evangelium geprediget. Wir
wissen bis jetzo noch nicht, aus welchem Geschlechte oder Familie er gewesen. Zwar
nennen ihn die gemeinen Historienschreiber von Liefland, Bertolden von Lochaw,
als ob er zur Familie dieses Namens zu rechnen wäre*). Die Ursache dieses Versehens
aber ist handgreiflich: vor welchem sich doch nicht einmal Friedrich Menius, der
Dörptischen Akademie erster Professor der Historien und Alterthümer, in acht genom-
men, in Prodromo iuris & regim. Liuon. p. 4, und Claudius Oernhiaelm ist da-
von auch nicht frey, der dem Menius in allem folget im Leben des Pontus de la Gar-
die
, p.
74.
b) Wenn man Arnolden l. c. höret, so ließ Bertold seine Abtey stehen, und folgte
Meinharden nach Liefland, ward auch von den Liven, die den Mann vorher
kanten, an die Stelle des verstorbenen Meinhards zum Bischof berufen. Aus un-
serm Chronikschreiber läst sich nichts dergleichen ersehen. Ja aus Bertolds Bedenk-
lichkeiten, und seiner ersten Reise nach Liefland, die er nur gethan sich um die dasige
Einrichtung zu erkundigen, könte das Gegentheil geschlossen werden, wenn nicht Alberi-
cus
, l. c.
Arnolden Beyfal gäbe. Uebrigens ist hier werth anzumerken, daß Ber-
tolden
zu einiger Ersetzung seiner Mühe auf 20 Mark jährliche Einkünfte aus der Kir-
che zu Bremen angewiesen worden; weil die Bremische Kirche nachher von der Lief-
ländischen
die Unterwürfigkeit verlanget, auch, daß der Bischof von Riga solle als ein
Suffraganeus unter dem Erzbischof von Bremen stehen, von dem er eingeweihet und
besoldet worden wäre. Dieser Streit daurete so lange, bis der Rigische zum Erz-
bischof und folglich auf die Art dem Bremischen gleich gemacht wurde.
§. 2.

Der neuerwählte Bischof zog nach Liefland und empfal sich GOtt, weil er
zuerst ohne Soldaten sein Heil versuchen wolte. Er kam also nach Ykeskole,
und so bald er auf den Grund und Boden der Kirche trat, versamlete er die vor-
nehmsten so wol von Heiden als Christen vor sich. Er bemühete sich zugleich sie mit
Essen und Trinken, und andern Geschenken sich gewogen zu machen, und sagte,
er wäre nun auf ihren Ruf gekommen, und gänzlich in die Stelle seines Vorgän-
gers getreten. Anfangs nahmen sie ihn auch mit vieler Schmeicheley auf. Als
er aber den Kirchhof zu Kirchholm einweihen wolte, so wolten etliche ihn in der
Kirche verbrennen, andere ihn tödten, noch andere ihn in der Düne ersäufen,
und warfen ihm anbey vor, daß bloß die Armuth ihn genöthiget nach Liefland zu
kommen.

§. 3.

Jn Betrachtung dieses so mißlichen Anfanges ging er heimlich zu Schiffe,
und kehrte nach Gothland, und von da nach Sachsen, beklagte sich auch sehr,
so wol bey dem Pabste, als dem Erzbischof von Bremen, und allen wohlmeinen-
den Christen c) über den besorglichen Verfal der Kirche in Liefland. Der Pabst
gab daher allen Ablaß, die das Zeichen des Kreuzes annehmen und sich gegen die
treulosen Liven wafnen wolten; stelte auch hierüber dem Bischof Bertold, wie
er seinem Vorgänger gethan, eine Bulle zu d).

c) Jndem Bertold, als jetziger Bischof, in Sachsen herumzog, und Soldaten warb, so
hat er in der Nachbarschaft unserer Stadt die erste auf dem Dorfe Hesede erbauete Kir-
che eingeweihet, und den Urkunden, die er als Beweise der Einweihung von sich gestel-
let, die Geschichte der Stiftung mit einverleibet.
d) Hier
*) Das Universallexicon schreibt dieses dem Sinapius mit nach; unter dem Artikel Lockum aber,
stehet Barthold I. mit dem Zunamen Emcho, der schon Anno 1187 nach Liefland gegangen: welches
gegen andre sicherere Nachrichten streitet.
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Geſchichte des andern Biſchofs, Bertolds, von 1196 bis 1198.
Man braucht ſich alſo nicht an den Chytraͤus Sax. l. 1. p. 17. und Meibomen Script.1197
tom. 1. p. 530. nebſt ihren Anhaͤngern zu kehren, die da behaupten, dieſer Bertold
ſey aus einem Moͤnch bey der Pauliner Kirche in der Vorſtadt zu Bremen zum Biſchof
in Liefland gemacht, und verwechſeln alſo Bertolden mit Hermannen, des drauf
folgenden Biſchofs Alberts Bruder, der aus dieſem Kloſter zum Biſchof uͤber Eſth-
land
erwaͤhlet worden. Siehe unten beym Jahre 1218. n. 11. Man muß auch den
Bzovius nicht anhoͤren, der Bertolds Verſendung nach Liefland in eine nach Luͤbek
verdrehet, indem er bey dem Jahre 1186 ſchreibet, der Abt Bertold habe denen Luͤ-
beckern,
die bisher noch Goͤtzendiener geweſen, das Evangelium geprediget. Wir
wiſſen bis jetzo noch nicht, aus welchem Geſchlechte oder Familie er geweſen. Zwar
nennen ihn die gemeinen Hiſtorienſchreiber von Liefland, Bertolden von Lochaw,
als ob er zur Familie dieſes Namens zu rechnen waͤre*). Die Urſache dieſes Verſehens
aber iſt handgreiflich: vor welchem ſich doch nicht einmal Friedrich Menius, der
Doͤrptiſchen Akademie erſter Profeſſor der Hiſtorien und Alterthuͤmer, in acht genom-
men, in Prodromo iuris & regim. Liuon. p. 4, und Claudius Oernhiaelm iſt da-
von auch nicht frey, der dem Menius in allem folget im Leben des Pontus de la Gar-
die
, p.
74.
b) Wenn man Arnolden l. c. hoͤret, ſo ließ Bertold ſeine Abtey ſtehen, und folgte
Meinharden nach Liefland, ward auch von den Liven, die den Mann vorher
kanten, an die Stelle des verſtorbenen Meinhards zum Biſchof berufen. Aus un-
ſerm Chronikſchreiber laͤſt ſich nichts dergleichen erſehen. Ja aus Bertolds Bedenk-
lichkeiten, und ſeiner erſten Reiſe nach Liefland, die er nur gethan ſich um die daſige
Einrichtung zu erkundigen, koͤnte das Gegentheil geſchloſſen werden, wenn nicht Alberi-
cus
, l. c.
Arnolden Beyfal gaͤbe. Uebrigens iſt hier werth anzumerken, daß Ber-
tolden
zu einiger Erſetzung ſeiner Muͤhe auf 20 Mark jaͤhrliche Einkuͤnfte aus der Kir-
che zu Bremen angewieſen worden; weil die Bremiſche Kirche nachher von der Lief-
laͤndiſchen
die Unterwuͤrfigkeit verlanget, auch, daß der Biſchof von Riga ſolle als ein
Suffraganeus unter dem Erzbiſchof von Bremen ſtehen, von dem er eingeweihet und
beſoldet worden waͤre. Dieſer Streit daurete ſo lange, bis der Rigiſche zum Erz-
biſchof und folglich auf die Art dem Bremiſchen gleich gemacht wurde.
§. 2.

Der neuerwaͤhlte Biſchof zog nach Liefland und empfal ſich GOtt, weil er
zuerſt ohne Soldaten ſein Heil verſuchen wolte. Er kam alſo nach Ykeskole,
und ſo bald er auf den Grund und Boden der Kirche trat, verſamlete er die vor-
nehmſten ſo wol von Heiden als Chriſten vor ſich. Er bemuͤhete ſich zugleich ſie mit
Eſſen und Trinken, und andern Geſchenken ſich gewogen zu machen, und ſagte,
er waͤre nun auf ihren Ruf gekommen, und gaͤnzlich in die Stelle ſeines Vorgaͤn-
gers getreten. Anfangs nahmen ſie ihn auch mit vieler Schmeicheley auf. Als
er aber den Kirchhof zu Kirchholm einweihen wolte, ſo wolten etliche ihn in der
Kirche verbrennen, andere ihn toͤdten, noch andere ihn in der Duͤne erſaͤufen,
und warfen ihm anbey vor, daß bloß die Armuth ihn genoͤthiget nach Liefland zu
kommen.

§. 3.

Jn Betrachtung dieſes ſo mißlichen Anfanges ging er heimlich zu Schiffe,
und kehrte nach Gothland, und von da nach Sachſen, beklagte ſich auch ſehr,
ſo wol bey dem Pabſte, als dem Erzbiſchof von Bremen, und allen wohlmeinen-
den Chriſten c) uͤber den beſorglichen Verfal der Kirche in Liefland. Der Pabſt
gab daher allen Ablaß, die das Zeichen des Kreuzes annehmen und ſich gegen die
treuloſen Liven wafnen wolten; ſtelte auch hieruͤber dem Biſchof Bertold, wie
er ſeinem Vorgaͤnger gethan, eine Bulle zu d).

c) Jndem Bertold, als jetziger Biſchof, in Sachſen herumzog, und Soldaten warb, ſo
hat er in der Nachbarſchaft unſerer Stadt die erſte auf dem Dorfe Heſede erbauete Kir-
che eingeweihet, und den Urkunden, die er als Beweiſe der Einweihung von ſich geſtel-
let, die Geſchichte der Stiftung mit einverleibet.
d) Hier
*) Das Univerſallexicon ſchreibt dieſes dem Sinapius mit nach; unter dem Artikel Lockum aber,
ſtehet Barthold I. mit dem Zunamen Emcho, der ſchon Anno 1187 nach Liefland gegangen: welches
gegen andre ſicherere Nachrichten ſtreitet.
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[17/0049] Geſchichte des andern Biſchofs, Bertolds, von 1196 bis 1198. a⁾ Man braucht ſich alſo nicht an den Chytraͤus Sax. l. 1. p. 17. und Meibomen Script. tom. 1. p. 530. nebſt ihren Anhaͤngern zu kehren, die da behaupten, dieſer Bertold ſey aus einem Moͤnch bey der Pauliner Kirche in der Vorſtadt zu Bremen zum Biſchof in Liefland gemacht, und verwechſeln alſo Bertolden mit Hermannen, des drauf folgenden Biſchofs Alberts Bruder, der aus dieſem Kloſter zum Biſchof uͤber Eſth- land erwaͤhlet worden. Siehe unten beym Jahre 1218. n. 11. Man muß auch den Bzovius nicht anhoͤren, der Bertolds Verſendung nach Liefland in eine nach Luͤbek verdrehet, indem er bey dem Jahre 1186 ſchreibet, der Abt Bertold habe denen Luͤ- beckern, die bisher noch Goͤtzendiener geweſen, das Evangelium geprediget. Wir wiſſen bis jetzo noch nicht, aus welchem Geſchlechte oder Familie er geweſen. Zwar nennen ihn die gemeinen Hiſtorienſchreiber von Liefland, Bertolden von Lochaw, als ob er zur Familie dieſes Namens zu rechnen waͤre *). Die Urſache dieſes Verſehens aber iſt handgreiflich: vor welchem ſich doch nicht einmal Friedrich Menius, der Doͤrptiſchen Akademie erſter Profeſſor der Hiſtorien und Alterthuͤmer, in acht genom- men, in Prodromo iuris & regim. Liuon. p. 4, und Claudius Oernhiaelm iſt da- von auch nicht frey, der dem Menius in allem folget im Leben des Pontus de la Gar- die, p. 74. b⁾ Wenn man Arnolden l. c. hoͤret, ſo ließ Bertold ſeine Abtey ſtehen, und folgte Meinharden nach Liefland, ward auch von den Liven, die den Mann vorher kanten, an die Stelle des verſtorbenen Meinhards zum Biſchof berufen. Aus un- ſerm Chronikſchreiber laͤſt ſich nichts dergleichen erſehen. Ja aus Bertolds Bedenk- lichkeiten, und ſeiner erſten Reiſe nach Liefland, die er nur gethan ſich um die daſige Einrichtung zu erkundigen, koͤnte das Gegentheil geſchloſſen werden, wenn nicht Alberi- cus, l. c. Arnolden Beyfal gaͤbe. Uebrigens iſt hier werth anzumerken, daß Ber- tolden zu einiger Erſetzung ſeiner Muͤhe auf 20 Mark jaͤhrliche Einkuͤnfte aus der Kir- che zu Bremen angewieſen worden; weil die Bremiſche Kirche nachher von der Lief- laͤndiſchen die Unterwuͤrfigkeit verlanget, auch, daß der Biſchof von Riga ſolle als ein Suffraganeus unter dem Erzbiſchof von Bremen ſtehen, von dem er eingeweihet und beſoldet worden waͤre. Dieſer Streit daurete ſo lange, bis der Rigiſche zum Erz- biſchof und folglich auf die Art dem Bremiſchen gleich gemacht wurde. §. 2. Der neuerwaͤhlte Biſchof zog nach Liefland und empfal ſich GOtt, weil er zuerſt ohne Soldaten ſein Heil verſuchen wolte. Er kam alſo nach Ykeskole, und ſo bald er auf den Grund und Boden der Kirche trat, verſamlete er die vor- nehmſten ſo wol von Heiden als Chriſten vor ſich. Er bemuͤhete ſich zugleich ſie mit Eſſen und Trinken, und andern Geſchenken ſich gewogen zu machen, und ſagte, er waͤre nun auf ihren Ruf gekommen, und gaͤnzlich in die Stelle ſeines Vorgaͤn- gers getreten. Anfangs nahmen ſie ihn auch mit vieler Schmeicheley auf. Als er aber den Kirchhof zu Kirchholm einweihen wolte, ſo wolten etliche ihn in der Kirche verbrennen, andere ihn toͤdten, noch andere ihn in der Duͤne erſaͤufen, und warfen ihm anbey vor, daß bloß die Armuth ihn genoͤthiget nach Liefland zu kommen. §. 3. Jn Betrachtung dieſes ſo mißlichen Anfanges ging er heimlich zu Schiffe, und kehrte nach Gothland, und von da nach Sachſen, beklagte ſich auch ſehr, ſo wol bey dem Pabſte, als dem Erzbiſchof von Bremen, und allen wohlmeinen- den Chriſten c⁾ uͤber den beſorglichen Verfal der Kirche in Liefland. Der Pabſt gab daher allen Ablaß, die das Zeichen des Kreuzes annehmen und ſich gegen die treuloſen Liven wafnen wolten; ſtelte auch hieruͤber dem Biſchof Bertold, wie er ſeinem Vorgaͤnger gethan, eine Bulle zu d⁾ . c⁾ Jndem Bertold, als jetziger Biſchof, in Sachſen herumzog, und Soldaten warb, ſo hat er in der Nachbarſchaft unſerer Stadt die erſte auf dem Dorfe Heſede erbauete Kir- che eingeweihet, und den Urkunden, die er als Beweiſe der Einweihung von ſich geſtel- let, die Geſchichte der Stiftung mit einverleibet. d) Hier *) Das Univerſallexicon ſchreibt dieſes dem Sinapius mit nach; unter dem Artikel Lockum aber, ſtehet Barthold I. mit dem Zunamen Emcho, der ſchon Anno 1187 nach Liefland gegangen: welches gegen andre ſicherere Nachrichten ſtreitet. E

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/49>, abgerufen am 29.03.2024.