Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebentes Jahr,
1204fahren sehr erfreuet, empfahl diejenigen GOtt, so daselbst blieben, und zog mit dem
übrigen Zeuge der Pilger nach Riga herunter.

§. 12.

Kurze Zeit darauf, da die Pilger aus Ykeskole heraus zogen, um sich wieder
Vorrath anzuschaffen: wurden ihrer siebzehn von den Liven, so in den Wäl-
dern auf sie laurten, erschlagen. Etliche von diesen opferten sie ihren Göttern m) und richteten sie nach einer grausamen Marter hin. Doch, obgleich die Feinde auf
diese und dergleichen Art hausirten, so verstopften sie doch den Christen zur Predigt
des Worts GOttes den Mund nicht, sondern musten aus der Ausbreitung des
Glaubens sehen, daß jene täglich so wol durch Streiten als Lehren mehr und mehr
sich verstärkten.

m) Siehe die Geschichte Meinhards not. m).
§. 13.

Daher kam es, daß die in ihren Herzen ganz bestürzten Liven, so um die
Duna wohnten, sich in ihrer Seele schämten, Geisseln lieferten, bey dem Herrn
Bischof und den übrigen Deutschen Vergebung suchten, und versprachen, welche
noch von ihnen Heiden wären, wolten sich taufen lassen. Also ward das unbän-
dige und den heidnischen Gebräuchen sehr ergebene Volk auf den Ruf Christi nach
und nach zu dem Joch des HErrn hingebracht, und es sahe, nachdem es die Fin-
sterniß seines Heidenthums verlassen, das wahre Licht, so Christus ist, allein durch
den Glauben. Deswegen erlaubte man ihnen nicht unbillig, ihre Dörfer, Felder
und was sie sonst mit Recht schienen verloren zu haben, wieder in Besitz zu nehmen*).
Sie wurden aber von der bey Ykeskole errichteten Vestung gänzlich ausgeschlossen.
Beide, sowol die von Lenewarde als von Ykeskole, kehrten nach ihrem Ei-
genthum zurück.

§. 14.

Denselbigen Winter führte man mitten in Riga ein sehr wohlangeordnetes
Prophetenspiel auf, so die Lateiner eine Comödie n) nennen; damit die Heiden-
schaft die Anfangsgründe des christlichen Glaubens auch durch einen anschauenden
Glauben lernen möchte. Der Jnhalt dieses Spiels und der Comödie ward durch
einen Dolmetscher, so wol den Neubekehrten als den Heiden, die dabey Zuschauer
abgaben, aufs umständlichste erkläret. Wie aber die Gewafneten des Gideons
mit den Philistern stritten: wurde den Heiden bange, sie möchten mit todtge-
schlagen werden, und fingen an auszureissen; doch rief man sie, als in aller Sicher-
heit zurück. Also war nur eine kurze Zeit in der Kirche GOttes eine Stille, da
sie in Frieden ruhete. Dieses geistliche Spiel aber war gleichsam ein Vorgang,
Vorspiel und Vorbedeutung des künftigen Unglücks. Denn es kamen in dieser
Comödie Kriege vor, als, des Davids, des Gideons, des Herodes. Man
hatte auch da die Lehre altes und neues Testaments, weil nemlich die Heidenschaft
durch viele Kriege die noch kommen, muste bekehret werden, und durch die Lehre
altes und neues Testaments unterwiesen werden, wie sie zu dem wahren Friedens-
stifter und zu dem ewigen Leben gelangen könten.

n) Eine Comödie, die sonst für eine Schule guter Sitten gehalten wird, ist hier eine Lehr-
meisterin der biblischen Historie, und ersetzet den Mangel einer christlichen Unterweisung.
Später hin fing man in Frankreich an, dergleichen geistliches Spielwerk öffentlich aufzu-
führen, und nennete es Mysteria, bis es Anno 1548 durch ein königlich Edict verboten
ward. Mehr Exempel, oder Proben vielmehr, von dieser bund scheckigten Erbauung,
stellet uns die Geschichte der Französischen Schaubühne vor, die neulich in Druck ge-
kommen. Die Sache selbst beschreibet uns der sehr scharfsinnige Satirenschreiber in
Frankreich, in dem dritten Liede seiner Dichtkunst:
Chez nos devots Ayeux le Theatre abhorre
Fut long - tems dans la France un plaisir ignore.
De
*) Für resumere list hier das Revelsche Manuscript rehabere permittuntur.

Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſiebentes Jahr,
1204fahren ſehr erfreuet, empfahl diejenigen GOtt, ſo daſelbſt blieben, und zog mit dem
uͤbrigen Zeuge der Pilger nach Riga herunter.

§. 12.

Kurze Zeit darauf, da die Pilger aus Ykeskole heraus zogen, um ſich wieder
Vorrath anzuſchaffen: wurden ihrer ſiebzehn von den Liven, ſo in den Waͤl-
dern auf ſie laurten, erſchlagen. Etliche von dieſen opferten ſie ihren Goͤttern m) und richteten ſie nach einer grauſamen Marter hin. Doch, obgleich die Feinde auf
dieſe und dergleichen Art hauſirten, ſo verſtopften ſie doch den Chriſten zur Predigt
des Worts GOttes den Mund nicht, ſondern muſten aus der Ausbreitung des
Glaubens ſehen, daß jene taͤglich ſo wol durch Streiten als Lehren mehr und mehr
ſich verſtaͤrkten.

m) Siehe die Geſchichte Meinhards not. m).
§. 13.

Daher kam es, daß die in ihren Herzen ganz beſtuͤrzten Liven, ſo um die
Duna wohnten, ſich in ihrer Seele ſchaͤmten, Geiſſeln lieferten, bey dem Herrn
Biſchof und den uͤbrigen Deutſchen Vergebung ſuchten, und verſprachen, welche
noch von ihnen Heiden waͤren, wolten ſich taufen laſſen. Alſo ward das unbaͤn-
dige und den heidniſchen Gebraͤuchen ſehr ergebene Volk auf den Ruf Chriſti nach
und nach zu dem Joch des HErrn hingebracht, und es ſahe, nachdem es die Fin-
ſterniß ſeines Heidenthums verlaſſen, das wahre Licht, ſo Chriſtus iſt, allein durch
den Glauben. Deswegen erlaubte man ihnen nicht unbillig, ihre Doͤrfer, Felder
und was ſie ſonſt mit Recht ſchienen verloren zu haben, wieder in Beſitz zu nehmen*).
Sie wurden aber von der bey Ykeskole errichteten Veſtung gaͤnzlich ausgeſchloſſen.
Beide, ſowol die von Lenewarde als von Ykeskole, kehrten nach ihrem Ei-
genthum zuruͤck.

§. 14.

Denſelbigen Winter fuͤhrte man mitten in Riga ein ſehr wohlangeordnetes
Prophetenſpiel auf, ſo die Lateiner eine Comoͤdie n) nennen; damit die Heiden-
ſchaft die Anfangsgruͤnde des chriſtlichen Glaubens auch durch einen anſchauenden
Glauben lernen moͤchte. Der Jnhalt dieſes Spiels und der Comoͤdie ward durch
einen Dolmetſcher, ſo wol den Neubekehrten als den Heiden, die dabey Zuſchauer
abgaben, aufs umſtaͤndlichſte erklaͤret. Wie aber die Gewafneten des Gideons
mit den Philiſtern ſtritten: wurde den Heiden bange, ſie moͤchten mit todtge-
ſchlagen werden, und fingen an auszureiſſen; doch rief man ſie, als in aller Sicher-
heit zuruͤck. Alſo war nur eine kurze Zeit in der Kirche GOttes eine Stille, da
ſie in Frieden ruhete. Dieſes geiſtliche Spiel aber war gleichſam ein Vorgang,
Vorſpiel und Vorbedeutung des kuͤnftigen Ungluͤcks. Denn es kamen in dieſer
Comoͤdie Kriege vor, als, des Davids, des Gideons, des Herodes. Man
hatte auch da die Lehre altes und neues Teſtaments, weil nemlich die Heidenſchaft
durch viele Kriege die noch kommen, muſte bekehret werden, und durch die Lehre
altes und neues Teſtaments unterwieſen werden, wie ſie zu dem wahren Friedens-
ſtifter und zu dem ewigen Leben gelangen koͤnten.

n) Eine Comoͤdie, die ſonſt fuͤr eine Schule guter Sitten gehalten wird, iſt hier eine Lehr-
meiſterin der bibliſchen Hiſtorie, und erſetzet den Mangel einer chriſtlichen Unterweiſung.
Spaͤter hin fing man in Frankreich an, dergleichen geiſtliches Spielwerk oͤffentlich aufzu-
fuͤhren, und nennete es Myſteria, bis es Anno 1548 durch ein koͤniglich Edict verboten
ward. Mehr Exempel, oder Proben vielmehr, von dieſer bund ſcheckigten Erbauung,
ſtellet uns die Geſchichte der Franzoͤſiſchen Schaubuͤhne vor, die neulich in Druck ge-
kommen. Die Sache ſelbſt beſchreibet uns der ſehr ſcharfſinnige Satirenſchreiber in
Frankreich, in dem dritten Liede ſeiner Dichtkunſt:
Chez nos devots Ayeux le Theatre abhorré
Fut long ‒ tems dans la France un plaiſir ignoré.
De
*) Fuͤr reſumere liſt hier das Revelſche Manuſcript rehabere permittuntur.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0076" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ge&#x017F;chichte des dritten Bi&#x017F;chof Alberts, &#x017F;iebentes Jahr,</hi></fw><lb/><note place="left">1204</note>fahren &#x017F;ehr erfreuet, empfahl diejenigen GOtt, &#x017F;o da&#x017F;elb&#x017F;t blieben, und zog mit dem<lb/>
u&#x0364;brigen Zeuge der Pilger nach <hi rendition="#fr">Riga</hi> herunter.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 12.</head><lb/>
              <p>Kurze Zeit darauf, da die Pilger aus <hi rendition="#fr">Ykeskole</hi> heraus zogen, um &#x017F;ich wieder<lb/>
Vorrath anzu&#x017F;chaffen: wurden ihrer &#x017F;iebzehn von den <hi rendition="#fr">Liven,</hi> &#x017F;o in den Wa&#x0364;l-<lb/>
dern auf &#x017F;ie laurten, er&#x017F;chlagen. Etliche von die&#x017F;en opferten &#x017F;ie ihren Go&#x0364;ttern <note place="end" n="m)"/><lb/>
und richteten &#x017F;ie nach einer grau&#x017F;amen Marter hin. Doch, obgleich die Feinde auf<lb/>
die&#x017F;e und dergleichen Art hau&#x017F;irten, &#x017F;o ver&#x017F;topften &#x017F;ie doch den <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;ten</hi> zur Predigt<lb/>
des Worts GOttes den Mund nicht, &#x017F;ondern mu&#x017F;ten aus der Ausbreitung des<lb/>
Glaubens &#x017F;ehen, daß jene ta&#x0364;glich &#x017F;o wol durch Streiten als Lehren mehr und mehr<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;ta&#x0364;rkten.</p><lb/>
              <note place="end" n="m)">Siehe die Ge&#x017F;chichte <hi rendition="#fr">Meinhards</hi> <hi rendition="#aq">not. <hi rendition="#i">m</hi></hi>).</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 13.</head><lb/>
              <p>Daher kam es, daß die in ihren Herzen ganz be&#x017F;tu&#x0364;rzten <hi rendition="#fr">Liven,</hi> &#x017F;o um die<lb/><hi rendition="#fr">Duna</hi> wohnten, &#x017F;ich in ihrer Seele &#x017F;cha&#x0364;mten, Gei&#x017F;&#x017F;eln lieferten, bey dem Herrn<lb/>
Bi&#x017F;chof und den u&#x0364;brigen <hi rendition="#fr">Deut&#x017F;chen</hi> Vergebung &#x017F;uchten, und ver&#x017F;prachen, welche<lb/>
noch von ihnen Heiden wa&#x0364;ren, wolten &#x017F;ich taufen la&#x017F;&#x017F;en. Al&#x017F;o ward das unba&#x0364;n-<lb/>
dige und den heidni&#x017F;chen Gebra&#x0364;uchen &#x017F;ehr ergebene Volk auf den Ruf Chri&#x017F;ti nach<lb/>
und nach zu dem Joch des HErrn hingebracht, und es &#x017F;ahe, nachdem es die Fin-<lb/>
&#x017F;terniß &#x017F;eines Heidenthums verla&#x017F;&#x017F;en, das wahre Licht, &#x017F;o <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus</hi> i&#x017F;t, allein durch<lb/>
den Glauben. Deswegen erlaubte man ihnen nicht unbillig, ihre Do&#x0364;rfer, Felder<lb/>
und was &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t mit Recht &#x017F;chienen verloren zu haben, wieder in Be&#x017F;itz zu nehmen<note place="foot" n="*)">Fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">re&#x017F;umere</hi> li&#x017F;t hier das <hi rendition="#fr">Revel&#x017F;che</hi> Manu&#x017F;cript <hi rendition="#aq">rehabere permittuntur.</hi></note>.<lb/>
Sie wurden aber von der bey <hi rendition="#fr">Ykeskole</hi> errichteten Ve&#x017F;tung ga&#x0364;nzlich ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Beide, &#x017F;owol die von <hi rendition="#fr">Lenewarde</hi> als von <hi rendition="#fr">Ykeskole,</hi> kehrten nach ihrem Ei-<lb/>
genthum zuru&#x0364;ck.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 14.</head><lb/>
              <p>Den&#x017F;elbigen Winter fu&#x0364;hrte man mitten in <hi rendition="#fr">Riga</hi> ein &#x017F;ehr wohlangeordnetes<lb/>
Propheten&#x017F;piel auf, &#x017F;o die Lateiner eine <hi rendition="#fr">Como&#x0364;die</hi> <note place="end" n="n)"/> nennen; damit die Heiden-<lb/>
&#x017F;chaft die Anfangsgru&#x0364;nde des chri&#x017F;tlichen Glaubens auch durch einen an&#x017F;chauenden<lb/>
Glauben lernen mo&#x0364;chte. Der Jnhalt die&#x017F;es Spiels und der <hi rendition="#fr">Como&#x0364;die</hi> ward durch<lb/>
einen Dolmet&#x017F;cher, &#x017F;o wol den Neubekehrten als den Heiden, die dabey Zu&#x017F;chauer<lb/>
abgaben, aufs um&#x017F;ta&#x0364;ndlich&#x017F;te erkla&#x0364;ret. Wie aber die Gewafneten des <hi rendition="#fr">Gideons</hi><lb/>
mit den <hi rendition="#fr">Phili&#x017F;tern</hi> &#x017F;tritten: wurde den Heiden bange, &#x017F;ie mo&#x0364;chten mit todtge-<lb/>
&#x017F;chlagen werden, und fingen an auszurei&#x017F;&#x017F;en; doch rief man &#x017F;ie, als in aller Sicher-<lb/>
heit zuru&#x0364;ck. Al&#x017F;o war nur eine kurze Zeit in der Kirche GOttes eine Stille, da<lb/>
&#x017F;ie in Frieden ruhete. Die&#x017F;es gei&#x017F;tliche Spiel aber war gleich&#x017F;am ein Vorgang,<lb/>
Vor&#x017F;piel und Vorbedeutung des ku&#x0364;nftigen Unglu&#x0364;cks. Denn es kamen in die&#x017F;er<lb/><hi rendition="#fr">Como&#x0364;die</hi> Kriege vor, als, des <hi rendition="#fr">Davids,</hi> des <hi rendition="#fr">Gideons,</hi> des <hi rendition="#fr">Herodes.</hi> Man<lb/>
hatte auch da die Lehre altes und neues Te&#x017F;taments, weil nemlich die Heiden&#x017F;chaft<lb/>
durch viele Kriege die noch kommen, mu&#x017F;te bekehret werden, und durch die Lehre<lb/>
altes und neues Te&#x017F;taments unterwie&#x017F;en werden, wie &#x017F;ie zu dem wahren Friedens-<lb/>
&#x017F;tifter und zu dem ewigen Leben gelangen ko&#x0364;nten.</p><lb/>
              <note place="end" n="n)">Eine <hi rendition="#fr">Como&#x0364;die,</hi> die &#x017F;on&#x017F;t fu&#x0364;r eine Schule guter Sitten gehalten wird, i&#x017F;t hier eine Lehr-<lb/>
mei&#x017F;terin der bibli&#x017F;chen Hi&#x017F;torie, und er&#x017F;etzet den Mangel einer chri&#x017F;tlichen Unterwei&#x017F;ung.<lb/>
Spa&#x0364;ter hin fing man in <hi rendition="#fr">Frankreich</hi> an, dergleichen gei&#x017F;tliches Spielwerk o&#x0364;ffentlich aufzu-<lb/>
fu&#x0364;hren, und nennete es <hi rendition="#fr">My&#x017F;teria,</hi> bis es Anno 1548 durch ein ko&#x0364;niglich Edict verboten<lb/>
ward. Mehr Exempel, oder Proben vielmehr, von die&#x017F;er bund &#x017F;checkigten Erbauung,<lb/>
&#x017F;tellet uns die Ge&#x017F;chichte der <hi rendition="#fr">Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen</hi> Schaubu&#x0364;hne vor, die neulich in Druck ge-<lb/>
kommen. Die Sache &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;chreibet uns der &#x017F;ehr &#x017F;charf&#x017F;innige Satiren&#x017F;chreiber in<lb/><hi rendition="#fr">Frankreich,</hi> in dem dritten Liede &#x017F;einer Dichtkun&#x017F;t:<lb/><lg type="poem"><l><hi rendition="#aq">Chez nos devots Ayeux le Theatre abhorré</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Fut long &#x2012; tems dans la <hi rendition="#i">France</hi> un plai&#x017F;ir ignoré.</hi></l><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">De</hi></fw><lb/></lg></note>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0076] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſiebentes Jahr, fahren ſehr erfreuet, empfahl diejenigen GOtt, ſo daſelbſt blieben, und zog mit dem uͤbrigen Zeuge der Pilger nach Riga herunter. 1204 §. 12. Kurze Zeit darauf, da die Pilger aus Ykeskole heraus zogen, um ſich wieder Vorrath anzuſchaffen: wurden ihrer ſiebzehn von den Liven, ſo in den Waͤl- dern auf ſie laurten, erſchlagen. Etliche von dieſen opferten ſie ihren Goͤttern m⁾ und richteten ſie nach einer grauſamen Marter hin. Doch, obgleich die Feinde auf dieſe und dergleichen Art hauſirten, ſo verſtopften ſie doch den Chriſten zur Predigt des Worts GOttes den Mund nicht, ſondern muſten aus der Ausbreitung des Glaubens ſehen, daß jene taͤglich ſo wol durch Streiten als Lehren mehr und mehr ſich verſtaͤrkten. m⁾ Siehe die Geſchichte Meinhards not. m). §. 13. Daher kam es, daß die in ihren Herzen ganz beſtuͤrzten Liven, ſo um die Duna wohnten, ſich in ihrer Seele ſchaͤmten, Geiſſeln lieferten, bey dem Herrn Biſchof und den uͤbrigen Deutſchen Vergebung ſuchten, und verſprachen, welche noch von ihnen Heiden waͤren, wolten ſich taufen laſſen. Alſo ward das unbaͤn- dige und den heidniſchen Gebraͤuchen ſehr ergebene Volk auf den Ruf Chriſti nach und nach zu dem Joch des HErrn hingebracht, und es ſahe, nachdem es die Fin- ſterniß ſeines Heidenthums verlaſſen, das wahre Licht, ſo Chriſtus iſt, allein durch den Glauben. Deswegen erlaubte man ihnen nicht unbillig, ihre Doͤrfer, Felder und was ſie ſonſt mit Recht ſchienen verloren zu haben, wieder in Beſitz zu nehmen *). Sie wurden aber von der bey Ykeskole errichteten Veſtung gaͤnzlich ausgeſchloſſen. Beide, ſowol die von Lenewarde als von Ykeskole, kehrten nach ihrem Ei- genthum zuruͤck. §. 14. Denſelbigen Winter fuͤhrte man mitten in Riga ein ſehr wohlangeordnetes Prophetenſpiel auf, ſo die Lateiner eine Comoͤdie n⁾ nennen; damit die Heiden- ſchaft die Anfangsgruͤnde des chriſtlichen Glaubens auch durch einen anſchauenden Glauben lernen moͤchte. Der Jnhalt dieſes Spiels und der Comoͤdie ward durch einen Dolmetſcher, ſo wol den Neubekehrten als den Heiden, die dabey Zuſchauer abgaben, aufs umſtaͤndlichſte erklaͤret. Wie aber die Gewafneten des Gideons mit den Philiſtern ſtritten: wurde den Heiden bange, ſie moͤchten mit todtge- ſchlagen werden, und fingen an auszureiſſen; doch rief man ſie, als in aller Sicher- heit zuruͤck. Alſo war nur eine kurze Zeit in der Kirche GOttes eine Stille, da ſie in Frieden ruhete. Dieſes geiſtliche Spiel aber war gleichſam ein Vorgang, Vorſpiel und Vorbedeutung des kuͤnftigen Ungluͤcks. Denn es kamen in dieſer Comoͤdie Kriege vor, als, des Davids, des Gideons, des Herodes. Man hatte auch da die Lehre altes und neues Teſtaments, weil nemlich die Heidenſchaft durch viele Kriege die noch kommen, muſte bekehret werden, und durch die Lehre altes und neues Teſtaments unterwieſen werden, wie ſie zu dem wahren Friedens- ſtifter und zu dem ewigen Leben gelangen koͤnten. n⁾ Eine Comoͤdie, die ſonſt fuͤr eine Schule guter Sitten gehalten wird, iſt hier eine Lehr- meiſterin der bibliſchen Hiſtorie, und erſetzet den Mangel einer chriſtlichen Unterweiſung. Spaͤter hin fing man in Frankreich an, dergleichen geiſtliches Spielwerk oͤffentlich aufzu- fuͤhren, und nennete es Myſteria, bis es Anno 1548 durch ein koͤniglich Edict verboten ward. Mehr Exempel, oder Proben vielmehr, von dieſer bund ſcheckigten Erbauung, ſtellet uns die Geſchichte der Franzoͤſiſchen Schaubuͤhne vor, die neulich in Druck ge- kommen. Die Sache ſelbſt beſchreibet uns der ſehr ſcharfſinnige Satirenſchreiber in Frankreich, in dem dritten Liede ſeiner Dichtkunſt: Chez nos devots Ayeux le Theatre abhorré Fut long ‒ tems dans la France un plaiſir ignoré. De *) Fuͤr reſumere liſt hier das Revelſche Manuſcript rehabere permittuntur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/76
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/76>, abgerufen am 23.04.2024.