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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1424dung des Kaisers und des Reichs schwerer Ungnade sey. Widrigenfals wil er schon
solche Maasregeln nehmen, daß die Clerisey den Orden wol ungekränkt lassen sol.
Auf diese deutsche Ermahnung erfolgte noch ein lateinischer Freiheitsbrief an
die Unterthanen des Ordens, daß dieselben nicht vor das kaiserl. Gerichte sollen
citiret werden können, welchen Brief der Bischof Caspar zu Pommern in eben
dem Jahr transsumiret. Die folgenden Zeiten belehren uns, daß der Orden sich
dieser Begünstigungen vortheilhaft genug zu bedienen gewust.

Jhm folgte nach einer 7 jährigen Regierung d)

Der fünf und dreißigste Ordensmeister in Liefland,
deutschen Ordens,
Cysse von Rutenberge
a).

Am Tage Crispini und Crispiniani errichteten die geistlichen und
weltlichen Stände zu Walk einen Reces, laut welchem der Land-
und Zinsman alle seine jährlichen Zinsen als Kühe- und Ochsen-
häute, Kornschuld und andre Gerechtsamen mit neuen Paga-
ment bezahlt. Wegen der Drillen (das sind Leute, die von einer Herrschaft zu

der
d) Die Lebensart dieses Regenten wird nicht zum besten beschrieben, und wer saget uns,
was die Pfaffen dazu gelogen? Schütz B. III, k. 114, und vor ihm Cranz in Van-
dalicis,
berichten, als ob der Ordensmeister seine Geliebte einem jungen Kaufman zur
Ehe aufdringen wollen, der aber durch seine Verweigerung den Hals verwirket, und
weil man ihn des Diebstals beschuldiget, gehenkt worden; vorher aber im Vertrauen
auf sein gutes Gewissen den Meister besprochen, innerhalb 14 Nächten vor dem Richterstuhl
GOttes zu erscheinen, welchen Termin auch Sifert gehalten. Nach des Meisters
Tode ward auch das Weibstück wegen Diebstahls verklaget, sie war aber glücklicher
als der Kaufman, indem sie sich eine platte scheren lies, und in Mönchshabit nach
Preussen entwischte. Cranz giebt dem Meister weder Namen noch Jahrzahl, son-
dern erklärt es für ein gemeines Gassenmährchen. Russov erwehnet nichts davon.
Herr Schurzfleisch spricht diesem Histörchen allen Glauben ab, und wir haben uns
geschämet im Texte eine Erzehlung davon zu machen. Fabula vulgatur per omne Li-
uoniae
theatrum,
schreibt Cranz, Wandal. B. XI, k. 2. Syfrid Lander ist uns
sonst noch durch ein 10 jähriges Bündnis bekant geworden, welches er und der Hoch-
meister, Hr. Michel Kokmeister, mit den Henzestädten gemacht, davon aber die
Jahrzahl verblichen. Der Orden von Preussen und Liefland verabfolget im Fal des
Angrifs auf eigne Kosten 2000 Man zu Pferde oder zu Fus gewapnetes guten wehrhaf-
gen Volks, zu Wasser bis in die Balge oder Wissel, und zn Lande bis zur Lau-
wenborch.
Alsdenn zehren diese Völker auf Kosten der Hanseestädte, und werden
im Sunde oder zu Lübeck wieder überliefert. Dagegen schickten die Handseestädte
500 Man zu Schiffe entweder nach Danzig, oder nach Riga, oder Revel, nach-
dem der Orden sie in Preussen oder Liefland nöthig hat, der sie auch entweder im
Sunde oder zu Lübeck frey zurück giebt.
a) Chyträus nennet ihn Ziso von Rutenberg*); Horner, Silsenus von Ruten-
berg,
*) Die Rutenberge sind Herren von Orges. Jn dem clodtischen Geschlechtregister findet sich ein
Bruder dieses Ordensmeisters, Herr Johan Orges, genant Rutenberg, dessen eheleibliche
Tochter an Herrn Martin von Ungern-Sernberg verheirathet worden. Die altadelichen Fa-
milien in Liefland haben insonderheit genaue Verzeichnisse ihrer Ahnen, aus welchen die Histo-
rie mitlerer Zeit schon erläutert werden könte, wenn man sie beisammen hätte. Dergleichen
Sorgfalt war auch nöthig, nicht nur, weil ein Ritter bey seiner Aufnahme in den Orden oder
ins Hochstift seine 16 Ahnen erweisen muste, sondern auch, weil nach den lief- und estländischen
Privilegien von der Spilseite ins 5te Glied, eine vortheilhafte Erbschaft zu erhalten möglich war.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1424dung des Kaiſers und des Reichs ſchwerer Ungnade ſey. Widrigenfals wil er ſchon
ſolche Maasregeln nehmen, daß die Cleriſey den Orden wol ungekraͤnkt laſſen ſol.
Auf dieſe deutſche Ermahnung erfolgte noch ein lateiniſcher Freiheitsbrief an
die Unterthanen des Ordens, daß dieſelben nicht vor das kaiſerl. Gerichte ſollen
citiret werden koͤnnen, welchen Brief der Biſchof Caſpar zu Pommern in eben
dem Jahr tranſſumiret. Die folgenden Zeiten belehren uns, daß der Orden ſich
dieſer Beguͤnſtigungen vortheilhaft genug zu bedienen gewuſt.

Jhm folgte nach einer 7 jaͤhrigen Regierung d)

Der fuͤnf und dreißigſte Ordensmeiſter in Liefland,
deutſchen Ordens,
Cyſſe von Rutenberge
a).

Am Tage Criſpini und Criſpiniani errichteten die geiſtlichen und
weltlichen Staͤnde zu Walk einen Reces, laut welchem der Land-
und Zinsman alle ſeine jaͤhrlichen Zinſen als Kuͤhe- und Ochſen-
haͤute, Kornſchuld und andre Gerechtſamen mit neuen Paga-
ment bezahlt. Wegen der Drillen (das ſind Leute, die von einer Herrſchaft zu

der
d) Die Lebensart dieſes Regenten wird nicht zum beſten beſchrieben, und wer ſaget uns,
was die Pfaffen dazu gelogen? Schuͤtz B. III, k. 114, und vor ihm Cranz in Van-
dalicis,
berichten, als ob der Ordensmeiſter ſeine Geliebte einem jungen Kaufman zur
Ehe aufdringen wollen, der aber durch ſeine Verweigerung den Hals verwirket, und
weil man ihn des Diebſtals beſchuldiget, gehenkt worden; vorher aber im Vertrauen
auf ſein gutes Gewiſſen den Meiſter beſprochen, innerhalb 14 Naͤchten vor dem Richterſtuhl
GOttes zu erſcheinen, welchen Termin auch Sifert gehalten. Nach des Meiſters
Tode ward auch das Weibſtuͤck wegen Diebſtahls verklaget, ſie war aber gluͤcklicher
als der Kaufman, indem ſie ſich eine platte ſcheren lies, und in Moͤnchshabit nach
Preuſſen entwiſchte. Cranz giebt dem Meiſter weder Namen noch Jahrzahl, ſon-
dern erklaͤrt es fuͤr ein gemeines Gaſſenmaͤhrchen. Ruſſov erwehnet nichts davon.
Herr Schurzfleiſch ſpricht dieſem Hiſtoͤrchen allen Glauben ab, und wir haben uns
geſchaͤmet im Texte eine Erzehlung davon zu machen. Fabula vulgatur per omne Li-
uoniae
theatrum,
ſchreibt Cranz, Wandal. B. XI, k. 2. Syfrid Lander iſt uns
ſonſt noch durch ein 10 jaͤhriges Buͤndnis bekant geworden, welches er und der Hoch-
meiſter, Hr. Michel Kokmeiſter, mit den Henzeſtaͤdten gemacht, davon aber die
Jahrzahl verblichen. Der Orden von Preuſſen und Liefland verabfolget im Fal des
Angrifs auf eigne Koſten 2000 Man zu Pferde oder zu Fus gewapnetes guten wehrhaf-
gen Volks, zu Waſſer bis in die Balge oder Wiſſel, und zn Lande bis zur Lau-
wenborch.
Alsdenn zehren dieſe Voͤlker auf Koſten der Hanſeeſtaͤdte, und werden
im Sunde oder zu Luͤbeck wieder uͤberliefert. Dagegen ſchickten die Handſeeſtaͤdte
500 Man zu Schiffe entweder nach Danzig, oder nach Riga, oder Revel, nach-
dem der Orden ſie in Preuſſen oder Liefland noͤthig hat, der ſie auch entweder im
Sunde oder zu Luͤbeck frey zuruͤck giebt.
a) Chytraͤus nennet ihn Ziſo von Rutenberg*); Horner, Silſenus von Ruten-
berg,
*) Die Rutenberge ſind Herren von Orges. Jn dem clodtiſchen Geſchlechtregiſter findet ſich ein
Bruder dieſes Ordensmeiſters, Herr Johan Orges, genant Rutenberg, deſſen eheleibliche
Tochter an Herrn Martin von Ungern-Sernberg verheirathet worden. Die altadelichen Fa-
milien in Liefland haben inſonderheit genaue Verzeichniſſe ihrer Ahnen, aus welchen die Hiſto-
rie mitlerer Zeit ſchon erlaͤutert werden koͤnte, wenn man ſie beiſammen haͤtte. Dergleichen
Sorgfalt war auch noͤthig, nicht nur, weil ein Ritter bey ſeiner Aufnahme in den Orden oder
ins Hochſtift ſeine 16 Ahnen erweiſen muſte, ſondern auch, weil nach den lief- und eſtlaͤndiſchen
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[126/0144] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, dung des Kaiſers und des Reichs ſchwerer Ungnade ſey. Widrigenfals wil er ſchon ſolche Maasregeln nehmen, daß die Cleriſey den Orden wol ungekraͤnkt laſſen ſol. Auf dieſe deutſche Ermahnung erfolgte noch ein lateiniſcher Freiheitsbrief an die Unterthanen des Ordens, daß dieſelben nicht vor das kaiſerl. Gerichte ſollen citiret werden koͤnnen, welchen Brief der Biſchof Caſpar zu Pommern in eben dem Jahr tranſſumiret. Die folgenden Zeiten belehren uns, daß der Orden ſich dieſer Beguͤnſtigungen vortheilhaft genug zu bedienen gewuſt. 1424 Jhm folgte nach einer 7 jaͤhrigen Regierung d) Der fuͤnf und dreißigſte Ordensmeiſter in Liefland, deutſchen Ordens, Cyſſe von Rutenberge a). Am Tage Criſpini und Criſpiniani errichteten die geiſtlichen und weltlichen Staͤnde zu Walk einen Reces, laut welchem der Land- und Zinsman alle ſeine jaͤhrlichen Zinſen als Kuͤhe- und Ochſen- haͤute, Kornſchuld und andre Gerechtſamen mit neuen Paga- ment bezahlt. Wegen der Drillen (das ſind Leute, die von einer Herrſchaft zu der d) Die Lebensart dieſes Regenten wird nicht zum beſten beſchrieben, und wer ſaget uns, was die Pfaffen dazu gelogen? Schuͤtz B. III, k. 114, und vor ihm Cranz in Van- dalicis, berichten, als ob der Ordensmeiſter ſeine Geliebte einem jungen Kaufman zur Ehe aufdringen wollen, der aber durch ſeine Verweigerung den Hals verwirket, und weil man ihn des Diebſtals beſchuldiget, gehenkt worden; vorher aber im Vertrauen auf ſein gutes Gewiſſen den Meiſter beſprochen, innerhalb 14 Naͤchten vor dem Richterſtuhl GOttes zu erſcheinen, welchen Termin auch Sifert gehalten. Nach des Meiſters Tode ward auch das Weibſtuͤck wegen Diebſtahls verklaget, ſie war aber gluͤcklicher als der Kaufman, indem ſie ſich eine platte ſcheren lies, und in Moͤnchshabit nach Preuſſen entwiſchte. Cranz giebt dem Meiſter weder Namen noch Jahrzahl, ſon- dern erklaͤrt es fuͤr ein gemeines Gaſſenmaͤhrchen. Ruſſov erwehnet nichts davon. Herr Schurzfleiſch ſpricht dieſem Hiſtoͤrchen allen Glauben ab, und wir haben uns geſchaͤmet im Texte eine Erzehlung davon zu machen. Fabula vulgatur per omne Li- uoniae theatrum, ſchreibt Cranz, Wandal. B. XI, k. 2. Syfrid Lander iſt uns ſonſt noch durch ein 10 jaͤhriges Buͤndnis bekant geworden, welches er und der Hoch- meiſter, Hr. Michel Kokmeiſter, mit den Henzeſtaͤdten gemacht, davon aber die Jahrzahl verblichen. Der Orden von Preuſſen und Liefland verabfolget im Fal des Angrifs auf eigne Koſten 2000 Man zu Pferde oder zu Fus gewapnetes guten wehrhaf- gen Volks, zu Waſſer bis in die Balge oder Wiſſel, und zn Lande bis zur Lau- wenborch. Alsdenn zehren dieſe Voͤlker auf Koſten der Hanſeeſtaͤdte, und werden im Sunde oder zu Luͤbeck wieder uͤberliefert. Dagegen ſchickten die Handſeeſtaͤdte 500 Man zu Schiffe entweder nach Danzig, oder nach Riga, oder Revel, nach- dem der Orden ſie in Preuſſen oder Liefland noͤthig hat, der ſie auch entweder im Sunde oder zu Luͤbeck frey zuruͤck giebt. a) Chytraͤus nennet ihn Ziſo von Rutenberg *); Horner, Silſenus von Ruten- berg, *) Die Rutenberge ſind Herren von Orges. Jn dem clodtiſchen Geſchlechtregiſter findet ſich ein Bruder dieſes Ordensmeiſters, Herr Johan Orges, genant Rutenberg, deſſen eheleibliche Tochter an Herrn Martin von Ungern-Sernberg verheirathet worden. Die altadelichen Fa- milien in Liefland haben inſonderheit genaue Verzeichniſſe ihrer Ahnen, aus welchen die Hiſto- rie mitlerer Zeit ſchon erlaͤutert werden koͤnte, wenn man ſie beiſammen haͤtte. Dergleichen Sorgfalt war auch noͤthig, nicht nur, weil ein Ritter bey ſeiner Aufnahme in den Orden oder ins Hochſtift ſeine 16 Ahnen erweiſen muſte, ſondern auch, weil nach den lief- und eſtlaͤndiſchen Privilegien von der Spilſeite ins 5te Glied, eine vortheilhafte Erbſchaft zu erhalten moͤglich war.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/144>, abgerufen am 24.04.2024.