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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1552Wackengelde, Brückenzoll, hohen Gerichten, Gerichtszwange, alles nach Art
seiner Vorfahren, bey Strafe 50 Mark Goldes für den, so ihm dieses beeinträch-
tiget, bestätiget erhielt.

Die Stadt Lübeck suchte die alten Commercientractate mit Revel zu erneu-
ren, und schickte zu dem Ende 2 von ihren Rathsherren, D. Herman Volcken
und Albrecht Kleinen, wie auch 2 Bürger Hans von Renteln und Hans
Grentzen
dahin ab, die aber in Revel wenig ausrichteten. Bey der andern
Botschaft befanden sich Herman Plönnies und Gottschalck von Wykeden,
bey der dritten Herman Boytyn, der nachher nach Rußland gieng. Hier-
durch entstand eine ziemliche Kaltsinnigkeit, die Handlung zu Jvanogrod nahm
zu, dabey aber musten die Lübecker sich aus Uebereilung nachsagen lassen, daß
sie zum Untergange der Provinz Liefland vieles beigetragen.

1553

Der Erzbischof Marggraf Wilhelm fand der Schwäche des Landes und
seines Alters halber für nöthig, einen Coadiutor anzunehmen, und brachte des-
halb Herzog Christophern von Mecklenburg in Vorschlag, in Hofnung, der
König von Pohlen Siegm. August, seiner Mutter Bruder, würde solches durch
hohe Vermittelung am bequemsten durchtreiben. Allein diese wohlgemeinte Ab-
sicht machte die schwürigen Gemüther noch empfindlicher, weil der ganze Anschlag
gegen die wolmerschen Recesse lief. Der Ordensmeister trat also mit den geist-
lichen und weltlichen Ständen von Liefland zusammen, und sandte seine Gevol-
mächtigten, den Ordensverwandten Joh. Hoywen und seinen Kanzler Chri-
stoph Bödekern
auf den Reichstag nach Ulm, denen ihre Volmacht zu Wen-
den
am Montage nach Laurentii ausgefertiget wurde. Unter allen gab sich der
Bischof Herman von Dörpt die meiste Mühe, den Kaiser und das Reich in
die liefländischen Vortheile zu ziehen. Zu dem Ende fertigte er seinen Stifts-
kanzler und Gesandten Herrn Georg Holtzschuher b), einen edlen Francken,
nach Brüssel an Carl den Vten ab, welcher die triftigsten Vorstellungen that, aber
auch voraus sahe, wo es bey der Kaltsinnigkeit des Kaisers hinaus wolte. Der
Kaiser entschuldigte sich mit der Macht der Türken, daher er allein nicht im
Stande sey Liefland zu schützen. Der gröste Trost, welchen Carl den lieflän-
dischen
Gesandten ertheilte, bestand in 3 Briefen, an welche die kaiserliche gül-
dene Bulle gehänget war. Jn dem ersten bestätiget der Kaiser die dörptischen
Privilegien für die Stadt und das Stift, in dem andern verbietet er die Einfüh-
rung des Metals, der Panzer und der Kriegesrüstungen in Rußland, in dem
dritten empfielt er die Liefländer dem König in Schweden in seinen besondern
Schutz. Diese Briefe sind zu Brüssel vom 27sten Jun. unterzeichnet.

Am
b) Der Kanzler Holtschuher, ein Man von grossen Verdiensten, kante die Macht der be-
nachbarten Staaten besser als der Orden, und sorgte für das Beste des Landes ernstli-
cher, als es in Riga der Zank zwischen den Ordensmeister, dem Erzbischof und der
Stadt zulies. Die Stadt Dörpt, als welche gleich im Wurf lag, hatte seit geraumer
Zeit schon Ursach, dem Czaar nicht trotzig zu begegnen, noch zu pochen, indem hier
mit Grosthun nichts auszurichten war. Man beschuldigte schon den vorigen Bischof
Jodocus der Verrätherey, weil er gelinder sprach, als es dem wendenschen Kanz-
leystil des Meisters gemäs war. Holtzschuher, der als ein kluger Patriote den
Rath gab, man solte sich in die Zeit schicken, zog sich den Undank der Welt zu, da er
doch voraus wuste, daß Schweden für seinen Schutz über Liefland bezahlt seyn
wolte. Wenigstens hatten die kaiserlichen Schreiben nicht mehr Nachdruck, als eine
Fürbitte, gegen die man sich mit Entschuldigungen wapnet. Carl der Vte schrieb noch
bis 1556 nach Schweden. Sein Bruder und Nachfolger Ferdinand der Iste ver-
suchte es am 25sten Jul. 1558 noch einmal, und empfal dem Könige Gustav das ver-
lassene Liefland und dessen Ordensmeister Fürstenberg. Allein die Schweden
wolten billig die Früchte ihrer Werke essen, und ihre Hauptfrage blieb also: Woran
halten wir uns? Weil der Kaiser dieses zu bestimmen vergessen hatte, so waren nicht
nur diese Briefe, sondern auch die folgenden von Maximilian dem IIten unterm 20sten
October 1575 und von Rudolph dem IIten uncerm 30sten October 1579 von ebeu so
schlechter Wirkung.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1552Wackengelde, Bruͤckenzoll, hohen Gerichten, Gerichtszwange, alles nach Art
ſeiner Vorfahren, bey Strafe 50 Mark Goldes fuͤr den, ſo ihm dieſes beeintraͤch-
tiget, beſtaͤtiget erhielt.

Die Stadt Luͤbeck ſuchte die alten Commercientractate mit Revel zu erneu-
ren, und ſchickte zu dem Ende 2 von ihren Rathsherren, D. Herman Volcken
und Albrecht Kleinen, wie auch 2 Buͤrger Hans von Renteln und Hans
Grentzen
dahin ab, die aber in Revel wenig ausrichteten. Bey der andern
Botſchaft befanden ſich Herman Ploͤnnies und Gottſchalck von Wykeden,
bey der dritten Herman Boytyn, der nachher nach Rußland gieng. Hier-
durch entſtand eine ziemliche Kaltſinnigkeit, die Handlung zu Jvanogrod nahm
zu, dabey aber muſten die Luͤbecker ſich aus Uebereilung nachſagen laſſen, daß
ſie zum Untergange der Provinz Liefland vieles beigetragen.

1553

Der Erzbiſchof Marggraf Wilhelm fand der Schwaͤche des Landes und
ſeines Alters halber fuͤr noͤthig, einen Coadiutor anzunehmen, und brachte des-
halb Herzog Chriſtophern von Mecklenburg in Vorſchlag, in Hofnung, der
Koͤnig von Pohlen Siegm. Auguſt, ſeiner Mutter Bruder, wuͤrde ſolches durch
hohe Vermittelung am bequemſten durchtreiben. Allein dieſe wohlgemeinte Ab-
ſicht machte die ſchwuͤrigen Gemuͤther noch empfindlicher, weil der ganze Anſchlag
gegen die wolmerſchen Receſſe lief. Der Ordensmeiſter trat alſo mit den geiſt-
lichen und weltlichen Staͤnden von Liefland zuſammen, und ſandte ſeine Gevol-
maͤchtigten, den Ordensverwandten Joh. Hoywen und ſeinen Kanzler Chri-
ſtoph Boͤdekern
auf den Reichstag nach Ulm, denen ihre Volmacht zu Wen-
den
am Montage nach Laurentii ausgefertiget wurde. Unter allen gab ſich der
Biſchof Herman von Doͤrpt die meiſte Muͤhe, den Kaiſer und das Reich in
die lieflaͤndiſchen Vortheile zu ziehen. Zu dem Ende fertigte er ſeinen Stifts-
kanzler und Geſandten Herrn Georg Holtzſchuher b), einen edlen Francken,
nach Bruͤſſel an Carl den Vten ab, welcher die triftigſten Vorſtellungen that, aber
auch voraus ſahe, wo es bey der Kaltſinnigkeit des Kaiſers hinaus wolte. Der
Kaiſer entſchuldigte ſich mit der Macht der Tuͤrken, daher er allein nicht im
Stande ſey Liefland zu ſchuͤtzen. Der groͤſte Troſt, welchen Carl den lieflaͤn-
diſchen
Geſandten ertheilte, beſtand in 3 Briefen, an welche die kaiſerliche guͤl-
dene Bulle gehaͤnget war. Jn dem erſten beſtaͤtiget der Kaiſer die doͤrptiſchen
Privilegien fuͤr die Stadt und das Stift, in dem andern verbietet er die Einfuͤh-
rung des Metals, der Panzer und der Kriegesruͤſtungen in Rußland, in dem
dritten empfielt er die Lieflaͤnder dem Koͤnig in Schweden in ſeinen beſondern
Schutz. Dieſe Briefe ſind zu Bruͤſſel vom 27ſten Jun. unterzeichnet.

Am
b) Der Kanzler Holtſchuher, ein Man von groſſen Verdienſten, kante die Macht der be-
nachbarten Staaten beſſer als der Orden, und ſorgte fuͤr das Beſte des Landes ernſtli-
cher, als es in Riga der Zank zwiſchen den Ordensmeiſter, dem Erzbiſchof und der
Stadt zulies. Die Stadt Doͤrpt, als welche gleich im Wurf lag, hatte ſeit geraumer
Zeit ſchon Urſach, dem Czaar nicht trotzig zu begegnen, noch zu pochen, indem hier
mit Grosthun nichts auszurichten war. Man beſchuldigte ſchon den vorigen Biſchof
Jodocus der Verraͤtherey, weil er gelinder ſprach, als es dem wendenſchen Kanz-
leyſtil des Meiſters gemaͤs war. Holtzſchuher, der als ein kluger Patriote den
Rath gab, man ſolte ſich in die Zeit ſchicken, zog ſich den Undank der Welt zu, da er
doch voraus wuſte, daß Schweden fuͤr ſeinen Schutz uͤber Liefland bezahlt ſeyn
wolte. Wenigſtens hatten die kaiſerlichen Schreiben nicht mehr Nachdruck, als eine
Fuͤrbitte, gegen die man ſich mit Entſchuldigungen wapnet. Carl der Vte ſchrieb noch
bis 1556 nach Schweden. Sein Bruder und Nachfolger Ferdinand der Iſte ver-
ſuchte es am 25ſten Jul. 1558 noch einmal, und empfal dem Koͤnige Guſtav das ver-
laſſene Liefland und deſſen Ordensmeiſter Fuͤrſtenberg. Allein die Schweden
wolten billig die Fruͤchte ihrer Werke eſſen, und ihre Hauptfrage blieb alſo: Woran
halten wir uns? Weil der Kaiſer dieſes zu beſtimmen vergeſſen hatte, ſo waren nicht
nur dieſe Briefe, ſondern auch die folgenden von Maximilian dem IIten unterm 20ſten
October 1575 und von Rudolph dem IIten uncerm 30ſten October 1579 von ebeu ſo
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/234>, abgerufen am 25.04.2024.