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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fürstenberg.
Der sieben und vierzigste Ordensmeister in Liefland,
deutschen Ordens,
Wilhelm von Fürstenberg a)

Ein Herr, der in allen seinen Unternehmungen Unerschrockenheit und1557
Herzhaftigkeit bewies, aber dabey zu härtern Mitteln schritte, als
die damaligen kützlichen Zeiten erlaubten. Die Stadt huldigte
ihm zu Neuermühlen, Mitwochs nach Bartholomäi.

Nachdem Sigismund August den zu Wolmer getroffe-
nen Vergleich zu seichte befunden, und ihn nicht für gültig erklären wollen; so

schlu-
a) Er stamte aus der Linie von Fürstenberg Waterlapp, deren Geschlechtsstifter ein
gewisser Fridrich war, und von der schwäbischen Familie dieses Namens zu unter-
scheiden ist. Seine Ahnen erzehlet Dittmar Moller in der fürstenbergischen Ge-
nealogie, und andre Schriftsteller dieser Art mehr. Als Comtur zu Düneburg hatte
er mit der rigischen Bürgerschaft einige Verdrieslichkeiten, weil er 1548 einem Dan-
ziger,
Namens Krösler, 1000 Last Theer verkauft, die der Magistrat auf sein vieles
Bitten kaum, die Kaufleute aber gar nicht verabfolgen lassen wolten. Die Sache kam
aber zum Vergleich, so daß Fürstenberg in 6 Wochen seinen Theer verschiffet haben,
oder selbigen nachher der Gilde verkaufen solte. Unterdessen gaben die Bürger allen
Fahrzeugen auf der Düne ihre volle Ladung, und der Comtur konte nicht eine einzige
Last fortbringen; daher die Gilde zu seinem grossen Schaden denselben erstand, und
auf ihre Rechnung ausschifte. Selbst aus dem Orden waren nicht alle mit ihm zufrie-
den, nicht weil es ihm an Tapferkeit sondern an gehöriger Klugheit fehle. S. beim
Menius S. 20. Es war kein kleiner Staatsfehler, daß er seine Affecten gegen den
Erzbischof auslies, und die Sorge des Landes verabsäumte. Doch mus niemand den
Verlust von Liefland ihm allein Schuld geben, als woran nicht einer, sondern alle
mit einander, gleichsam als dazu gedungen, arbeiteten. Da Fürstenberg den Erzbi-
schof so angegriffen, so mus seine Achtung für den Papst auch nicht gros gewesen seyn.
Es findet sich eine Oratio de laudibus Liuoniae habita ab Henrico Montano, Osiliensi,
in celeberrima Academia Rostochiana anno 1557. Lubecae apud Georgium Richolff
in
8 auf 3 Bogen gedruckt, welche ein Herr von Berg aus Oesel dem Ordensmeister zu-
geeignet, und in einem netten Latein aufgesetzt hat. Der Verfasser nent die Schwerdt-
brüder allezeit Gladiferos und einmal Gladiatorum ordinem. Wir merken daraus nur
die Stelle an, in welcher die fruchtlosen Creuzzüge zu den argen Absichten des Papsts
gezehlet werden: Hoc modo Papae perfidia tot sumtus facti, tot pericula terra ma-
rique tolerata, tam multus denique sanguis Christiani orbis effusus, totque summo-
rum monarcharum et potentissimorum regum fortissimorumque ducum piissimi co-
natus frustra exhausti sunt. Dum etenim ille sanctissimus clauiger pater, humilli-
mus seruus seruorum Dei, duplicem vibrat et stringit pro lubitu gladium, carnalem et
spiritalem, sicut loquitur, aduersus quosuis, etiam terrarum dominos; omnia tur-
bat, coelum terrae, Avernum marique miscet, secures et sceptra dat ac ponit arbi-
trio Cardinalis aurae, haec expeditio in irritum cessiit.
Welcher Lutheraner hätte
wol an seinen catholischen Landesherren so schreiben dürfen? Es wäre von Fürsten-
bergen,
weil er durchdrang, viel Gutes zu hoffen gewesen, wenn ihm nicht der Krieg
die Hände gebunden hätte. Der lutherische Prediger Magister Georg Möller über-
reichte ihm im Lager eine Schrift, in welcher er die in Liefland herschende Laster sehr
beissend bestrafte, und um Anlegung einiger Schulen im Lande bat. Der Ordensmei-
ster lies auch gleich ein so genantes Skola Nauda jährlich als eine Schatzung eintreiben;
allein bey den verwirten Kriegesläuften wurde es so wol von ihm als seinem Nachfol-
ger auf die Soldaten verwandt. Kettler würde mit Anlegung der Schulen besser
fortgekommen seyn, wenn der Krieg seine Absichten nicht unterbrochen hätte. Er lies
Chyträum durch seinen Hauscomtur Georg von Sieborg besprechen, ein Gymna-
sium in Pernau einzurichten, und desselben Rector zu werden. Er wolte die Rede-
kunst, Sprachen und Theologie lehren, die Kinder der undeutschen Esten, Letten und
Curen
K k k 2
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fuͤrſtenberg.
Der ſieben und vierzigſte Ordensmeiſter in Liefland,
deutſchen Ordens,
Wilhelm von Fuͤrſtenberg a)

Ein Herr, der in allen ſeinen Unternehmungen Unerſchrockenheit und1557
Herzhaftigkeit bewies, aber dabey zu haͤrtern Mitteln ſchritte, als
die damaligen kuͤtzlichen Zeiten erlaubten. Die Stadt huldigte
ihm zu Neuermuͤhlen, Mitwochs nach Bartholomaͤi.

Nachdem Sigismund Auguſt den zu Wolmer getroffe-
nen Vergleich zu ſeichte befunden, und ihn nicht fuͤr guͤltig erklaͤren wollen; ſo

ſchlu-
a) Er ſtamte aus der Linie von Fuͤrſtenberg Waterlapp, deren Geſchlechtsſtifter ein
gewiſſer Fridrich war, und von der ſchwaͤbiſchen Familie dieſes Namens zu unter-
ſcheiden iſt. Seine Ahnen erzehlet Dittmar Moller in der fuͤrſtenbergiſchen Ge-
nealogie, und andre Schriftſteller dieſer Art mehr. Als Comtur zu Duͤneburg hatte
er mit der rigiſchen Buͤrgerſchaft einige Verdrieslichkeiten, weil er 1548 einem Dan-
ziger,
Namens Kroͤsler, 1000 Laſt Theer verkauft, die der Magiſtrat auf ſein vieles
Bitten kaum, die Kaufleute aber gar nicht verabfolgen laſſen wolten. Die Sache kam
aber zum Vergleich, ſo daß Fuͤrſtenberg in 6 Wochen ſeinen Theer verſchiffet haben,
oder ſelbigen nachher der Gilde verkaufen ſolte. Unterdeſſen gaben die Buͤrger allen
Fahrzeugen auf der Duͤne ihre volle Ladung, und der Comtur konte nicht eine einzige
Laſt fortbringen; daher die Gilde zu ſeinem groſſen Schaden denſelben erſtand, und
auf ihre Rechnung ausſchifte. Selbſt aus dem Orden waren nicht alle mit ihm zufrie-
den, nicht weil es ihm an Tapferkeit ſondern an gehoͤriger Klugheit fehle. S. beim
Menius S. 20. Es war kein kleiner Staatsfehler, daß er ſeine Affecten gegen den
Erzbiſchof auslies, und die Sorge des Landes verabſaͤumte. Doch mus niemand den
Verluſt von Liefland ihm allein Schuld geben, als woran nicht einer, ſondern alle
mit einander, gleichſam als dazu gedungen, arbeiteten. Da Fuͤrſtenberg den Erzbi-
ſchof ſo angegriffen, ſo mus ſeine Achtung fuͤr den Papſt auch nicht gros geweſen ſeyn.
Es findet ſich eine Oratio de laudibus Liuoniae habita ab Henrico Montano, Oſilienſi,
in celeberrima Academia Roſtochiana anno 1557. Lubecae apud Georgium Richolff
in
8 auf 3 Bogen gedruckt, welche ein Herr von Berg aus Oeſel dem Ordensmeiſter zu-
geeignet, und in einem netten Latein aufgeſetzt hat. Der Verfaſſer nent die Schwerdt-
bruͤder allezeit Gladiferos und einmal Gladiatorum ordinem. Wir merken daraus nur
die Stelle an, in welcher die fruchtloſen Creuzzuͤge zu den argen Abſichten des Papſts
gezehlet werden: Hoc modo Papae perfidia tot ſumtus facti, tot pericula terra ma-
rique tolerata, tam multus denique ſanguis Chriſtiani orbis effuſus, totque ſummo-
rum monarcharum et potentiſſimorum regum fortiſſimorumque ducum piiſſimi co-
natus fruſtra exhauſti ſunt. Dum etenim ille ſanctiſſimus clauiger pater, humilli-
mus ſeruus ſeruorum Dei, duplicem vibrat et ſtringit pro lubitu gladium, carnalem et
ſpiritalem, ſicut loquitur, aduerſus quosuis, etiam terrarum dominos; omnia tur-
bat, coelum terrae, Avernum marique miſcet, ſecures et ſceptra dat ac ponit arbi-
trio Cardinalis aurae, haec expeditio in irritum ceſſiit.
Welcher Lutheraner haͤtte
wol an ſeinen catholiſchen Landesherren ſo ſchreiben duͤrfen? Es waͤre von Fuͤrſten-
bergen,
weil er durchdrang, viel Gutes zu hoffen geweſen, wenn ihm nicht der Krieg
die Haͤnde gebunden haͤtte. Der lutheriſche Prediger Magiſter Georg Moͤller uͤber-
reichte ihm im Lager eine Schrift, in welcher er die in Liefland herſchende Laſter ſehr
beiſſend beſtrafte, und um Anlegung einiger Schulen im Lande bat. Der Ordensmei-
ſter lies auch gleich ein ſo genantes Skola Nauda jaͤhrlich als eine Schatzung eintreiben;
allein bey den verwirten Kriegeslaͤuften wurde es ſo wol von ihm als ſeinem Nachfol-
ger auf die Soldaten verwandt. Kettler wuͤrde mit Anlegung der Schulen beſſer
fortgekommen ſeyn, wenn der Krieg ſeine Abſichten nicht unterbrochen haͤtte. Er lies
Chytraͤum durch ſeinen Hauscomtur Georg von Sieborg beſprechen, ein Gymna-
ſium in Pernau einzurichten, und deſſelben Rector zu werden. Er wolte die Rede-
kunſt, Sprachen und Theologie lehren, die Kinder der undeutſchen Eſten, Letten und
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[223/0241] Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fuͤrſtenberg. Der ſieben und vierzigſte Ordensmeiſter in Liefland, deutſchen Ordens, Wilhelm von Fuͤrſtenberg a) Ein Herr, der in allen ſeinen Unternehmungen Unerſchrockenheit und Herzhaftigkeit bewies, aber dabey zu haͤrtern Mitteln ſchritte, als die damaligen kuͤtzlichen Zeiten erlaubten. Die Stadt huldigte ihm zu Neuermuͤhlen, Mitwochs nach Bartholomaͤi. 1557 Nachdem Sigismund Auguſt den zu Wolmer getroffe- nen Vergleich zu ſeichte befunden, und ihn nicht fuͤr guͤltig erklaͤren wollen; ſo ſchlu- a) Er ſtamte aus der Linie von Fuͤrſtenberg Waterlapp, deren Geſchlechtsſtifter ein gewiſſer Fridrich war, und von der ſchwaͤbiſchen Familie dieſes Namens zu unter- ſcheiden iſt. Seine Ahnen erzehlet Dittmar Moller in der fuͤrſtenbergiſchen Ge- nealogie, und andre Schriftſteller dieſer Art mehr. Als Comtur zu Duͤneburg hatte er mit der rigiſchen Buͤrgerſchaft einige Verdrieslichkeiten, weil er 1548 einem Dan- ziger, Namens Kroͤsler, 1000 Laſt Theer verkauft, die der Magiſtrat auf ſein vieles Bitten kaum, die Kaufleute aber gar nicht verabfolgen laſſen wolten. Die Sache kam aber zum Vergleich, ſo daß Fuͤrſtenberg in 6 Wochen ſeinen Theer verſchiffet haben, oder ſelbigen nachher der Gilde verkaufen ſolte. Unterdeſſen gaben die Buͤrger allen Fahrzeugen auf der Duͤne ihre volle Ladung, und der Comtur konte nicht eine einzige Laſt fortbringen; daher die Gilde zu ſeinem groſſen Schaden denſelben erſtand, und auf ihre Rechnung ausſchifte. Selbſt aus dem Orden waren nicht alle mit ihm zufrie- den, nicht weil es ihm an Tapferkeit ſondern an gehoͤriger Klugheit fehle. S. beim Menius S. 20. Es war kein kleiner Staatsfehler, daß er ſeine Affecten gegen den Erzbiſchof auslies, und die Sorge des Landes verabſaͤumte. Doch mus niemand den Verluſt von Liefland ihm allein Schuld geben, als woran nicht einer, ſondern alle mit einander, gleichſam als dazu gedungen, arbeiteten. Da Fuͤrſtenberg den Erzbi- ſchof ſo angegriffen, ſo mus ſeine Achtung fuͤr den Papſt auch nicht gros geweſen ſeyn. Es findet ſich eine Oratio de laudibus Liuoniae habita ab Henrico Montano, Oſilienſi, in celeberrima Academia Roſtochiana anno 1557. Lubecae apud Georgium Richolff in 8 auf 3 Bogen gedruckt, welche ein Herr von Berg aus Oeſel dem Ordensmeiſter zu- geeignet, und in einem netten Latein aufgeſetzt hat. Der Verfaſſer nent die Schwerdt- bruͤder allezeit Gladiferos und einmal Gladiatorum ordinem. Wir merken daraus nur die Stelle an, in welcher die fruchtloſen Creuzzuͤge zu den argen Abſichten des Papſts gezehlet werden: Hoc modo Papae perfidia tot ſumtus facti, tot pericula terra ma- rique tolerata, tam multus denique ſanguis Chriſtiani orbis effuſus, totque ſummo- rum monarcharum et potentiſſimorum regum fortiſſimorumque ducum piiſſimi co- natus fruſtra exhauſti ſunt. Dum etenim ille ſanctiſſimus clauiger pater, humilli- mus ſeruus ſeruorum Dei, duplicem vibrat et ſtringit pro lubitu gladium, carnalem et ſpiritalem, ſicut loquitur, aduerſus quosuis, etiam terrarum dominos; omnia tur- bat, coelum terrae, Avernum marique miſcet, ſecures et ſceptra dat ac ponit arbi- trio Cardinalis aurae, haec expeditio in irritum ceſſiit. Welcher Lutheraner haͤtte wol an ſeinen catholiſchen Landesherren ſo ſchreiben duͤrfen? Es waͤre von Fuͤrſten- bergen, weil er durchdrang, viel Gutes zu hoffen geweſen, wenn ihm nicht der Krieg die Haͤnde gebunden haͤtte. Der lutheriſche Prediger Magiſter Georg Moͤller uͤber- reichte ihm im Lager eine Schrift, in welcher er die in Liefland herſchende Laſter ſehr beiſſend beſtrafte, und um Anlegung einiger Schulen im Lande bat. Der Ordensmei- ſter lies auch gleich ein ſo genantes Skola Nauda jaͤhrlich als eine Schatzung eintreiben; allein bey den verwirten Kriegeslaͤuften wurde es ſo wol von ihm als ſeinem Nachfol- ger auf die Soldaten verwandt. Kettler wuͤrde mit Anlegung der Schulen beſſer fortgekommen ſeyn, wenn der Krieg ſeine Abſichten nicht unterbrochen haͤtte. Er lies Chytraͤum durch ſeinen Hauscomtur Georg von Sieborg beſprechen, ein Gymna- ſium in Pernau einzurichten, und deſſelben Rector zu werden. Er wolte die Rede- kunſt, Sprachen und Theologie lehren, die Kinder der undeutſchen Eſten, Letten und Curen K k k 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/241>, abgerufen am 19.04.2024.