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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
Der vierdte Ordensmeister in Liefland deutschen
Ordens.
Heinrich von Heimburg
a).
1244

Seine schwächliche Leibesbeschaffenheit sowol, als die verworrenen Um-
stände in dem unruhigen Deutschland, erhielten diesen sonst wür-
digen Regenten in stillen Friedensgedanken, deswegen von seinen
Thaten nichts in die Geschichtbücher gekommen.

Der Groskönig von Nogarden, Alexander, rückte vor Pleskow,
in welchem Ort er, trotz aller Gegenwehr, 70 Ordensbrüder und manchen Deut-
schen
niedermachte, 6 aber, die er lebendig bekam, über die Klinge springen lies.

1245

Der Orden fertigte nach diesem Verlust eine Botschaft nach Dännemark
ab, in Begleitung des königl. Statthalters von Estland. Der König brachte
auch schon zu Ystädt eine mächtige Flotte zusammen, nach Estland zu segeln,
und übertrug seinem Bruder Abel die Anfürung derselben, weil er ihn im Rei-
che nicht ohne Furcht zurück lassen konte. Doch der König und sein Bruder stel-
ten auf die andre Botschaft, daß Alexander sich zurück gezogen, die Reise ein,
und begnügten sich, einige Truppen zur Verstärkung der Besatzung in die Grenz-
vestungen nach Estland zu schicken.

Der ehemals modenesische und damals sabinische Bischof, Wilhelm,
machte am 7ten Febr. im 2ten Jahr der Regierung Jnnocentius des IVten zu
Lyon b) 2 Theile von Curland dem Orden, und dem Bischof den dritten aus,
wobey man die in Preussen getroffene Einrichtung zum Muster anfürete, weil
die Vorrechte des deutschen Ordens, durch der Schwerdtbrüder Vereinigung,
mit auf die Liefländer gekommen seyn. Der Orden hatte nicht nur Curland
wieder erobert, nachdem die abgefallenen Curen ihren Bischof Engelbert umge-
bracht; sondern auch das Schlos, so ehmals Goldingen, anjetzo aber Jesus-
bore
heist, daselbst erbauet.

Jn
a) Beim Horner heist er von Hanenberg, beim Strubicz, Friderich von Henne-
berg,
in der Handschrift von Herrmeistern Hindrich von Henneberg, bey andern
von Hemberg oder Hemborch. H. L. Schurzfleisch verdenket es dem Russov
ohne Grund, daß er diesen Meister in die Zeit des 4ten Bischofs Nicolaus setzet.
b) Unter der Regierung dieses Papsts kam der Orden in ziemlichen Flor. Denn etwan
ein Jahr darauf ward den Rittern durch Petern von Alba, diesem sabinischen Bi-
schof Wilhelm und dem Cardinal Johannes, ausser zwey Theilen in Curland
auch noch der dritte Theil von Seingallien zugesprochen; welchen Ausspruch auch
Jnnocentius der IVte zu Lyon im 8ten Jahre seiner päpstlichen Würde am 14 Merz
bestätigte, und dem rigischen Bischof 200 Haken von Donegange u. Thargele in Cur-
land
anwies. Die päpstliche Bestätigung ist deswegen merkwürdig, weil sie dem Erz-
bischof von Liefland, Preussen und Estland, dem Bischof von Riga und dem von
Curland zugeschicket worden. Der päpstliche Gesandte Wilhelm nennet Curland
partem veteris Prussiae, Wegen des bischöflichen dritten Theils in Curland verschrieb
sich der Hochmeister Wilhelm von Urenbach*), daß weder er noch seine Nachkom-
men was darüber zu sprechen haben wolten.
*) Den Namen dieses Hochmeisters von Urenbach sucht man in den Geschichtbüchern vergebens; wie
denn auch Hartknoch die Unvolständigkeit in dem Register dieser Regenten zugiebt. Die Urkun-
de stehet in des Herrn Nettelbladts Fascic. rer. Curland. S. 148, doch mit einer unrichtigen
Jahrzahl: zu Venedig 1223, die wenigstens 1246 heissen mus. Denn|| Urenbach beziehet sich
auf den curischen Bischof Herman, welcher den Brüdern schon einen Theil, und auf den Bischos
Heinrich von Littlenburg, welcher den andern Theil von Curland dem Orden in Besitz ein-
gegeben habe, da doch der letzte erst 1245 sein Bistum Semgallien mit dem Bistum Curland
verwechselte.
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
Der vierdte Ordensmeiſter in Liefland deutſchen
Ordens.
Heinrich von Heimburg
a).
1244

Seine ſchwaͤchliche Leibesbeſchaffenheit ſowol, als die verworrenen Um-
ſtaͤnde in dem unruhigen Deutſchland, erhielten dieſen ſonſt wuͤr-
digen Regenten in ſtillen Friedensgedanken, deswegen von ſeinen
Thaten nichts in die Geſchichtbuͤcher gekommen.

Der Groskoͤnig von Nogarden, Alexander, ruͤckte vor Pleskow,
in welchem Ort er, trotz aller Gegenwehr, 70 Ordensbruͤder und manchen Deut-
ſchen
niedermachte, 6 aber, die er lebendig bekam, uͤber die Klinge ſpringen lies.

1245

Der Orden fertigte nach dieſem Verluſt eine Botſchaft nach Daͤnnemark
ab, in Begleitung des koͤnigl. Statthalters von Eſtland. Der Koͤnig brachte
auch ſchon zu Yſtaͤdt eine maͤchtige Flotte zuſammen, nach Eſtland zu ſegeln,
und uͤbertrug ſeinem Bruder Abel die Anfuͤrung derſelben, weil er ihn im Rei-
che nicht ohne Furcht zuruͤck laſſen konte. Doch der Koͤnig und ſein Bruder ſtel-
ten auf die andre Botſchaft, daß Alexander ſich zuruͤck gezogen, die Reiſe ein,
und begnuͤgten ſich, einige Truppen zur Verſtaͤrkung der Beſatzung in die Grenz-
veſtungen nach Eſtland zu ſchicken.

Der ehemals modeneſiſche und damals ſabiniſche Biſchof, Wilhelm,
machte am 7ten Febr. im 2ten Jahr der Regierung Jnnocentius des IVten zu
Lyon b) 2 Theile von Curland dem Orden, und dem Biſchof den dritten aus,
wobey man die in Preuſſen getroffene Einrichtung zum Muſter anfuͤrete, weil
die Vorrechte des deutſchen Ordens, durch der Schwerdtbruͤder Vereinigung,
mit auf die Lieflaͤnder gekommen ſeyn. Der Orden hatte nicht nur Curland
wieder erobert, nachdem die abgefallenen Curen ihren Biſchof Engelbert umge-
bracht; ſondern auch das Schlos, ſo ehmals Goldingen, anjetzo aber Jeſus-
bore
heiſt, daſelbſt erbauet.

Jn
a) Beim Horner heiſt er von Hanenberg, beim Strubicz, Friderich von Henne-
berg,
in der Handſchrift von Herrmeiſtern Hindrich von Henneberg, bey andern
von Hemberg oder Hemborch. H. L. Schurzfleiſch verdenket es dem Ruſſov
ohne Grund, daß er dieſen Meiſter in die Zeit des 4ten Biſchofs Nicolaus ſetzet.
b) Unter der Regierung dieſes Papſts kam der Orden in ziemlichen Flor. Denn etwan
ein Jahr darauf ward den Rittern durch Petern von Alba, dieſem ſabiniſchen Bi-
ſchof Wilhelm und dem Cardinal Johannes, auſſer zwey Theilen in Curland
auch noch der dritte Theil von Seingallien zugeſprochen; welchen Ausſpruch auch
Jnnocentius der IVte zu Lyon im 8ten Jahre ſeiner paͤpſtlichen Wuͤrde am 14 Merz
beſtaͤtigte, und dem rigiſchen Biſchof 200 Haken von Donegange u. Thargele in Cur-
land
anwies. Die paͤpſtliche Beſtaͤtigung iſt deswegen merkwuͤrdig, weil ſie dem Erz-
biſchof von Liefland, Preuſſen und Eſtland, dem Biſchof von Riga und dem von
Curland zugeſchicket worden. Der paͤpſtliche Geſandte Wilhelm nennet Curland
partem veteris Pruſſiae, Wegen des biſchoͤflichen dritten Theils in Curland verſchrieb
ſich der Hochmeiſter Wilhelm von Urenbach*), daß weder er noch ſeine Nachkom-
men was daruͤber zu ſprechen haben wolten.
*) Den Namen dieſes Hochmeiſters von Urenbach ſucht man in den Geſchichtbuͤchern vergebens; wie
denn auch Hartknoch die Unvolſtaͤndigkeit in dem Regiſter dieſer Regenten zugiebt. Die Urkun-
de ſtehet in des Herrn Nettelbladts Faſcic. rer. Curland. S. 148, doch mit einer unrichtigen
Jahrzahl: zu Venedig 1223, die wenigſtens 1246 heiſſen mus. Denn|| Urenbach beziehet ſich
auf den curiſchen Biſchof Herman, welcher den Bruͤdern ſchon einen Theil, und auf den Biſchoſ
Heinrich von Littlenburg, welcher den andern Theil von Curland dem Orden in Beſitz ein-
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/64>, abgerufen am 23.04.2024.