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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XX. von der Krafft des Wassers. Tab. LIV.
Eymer 28 Kannen giebet. Die Machine giebet in einer Minute 13 Strich, oder
hebet 13 mahl, thut auf jede Minute 1901 Eymer 44 Kannen, solche mit 60 Mi-
nuten multipliciret, kommet auf jede Stunde 45630 Eymer Wasser, hiervon alle
Minuten 26 Eymer Abzug, so verlohren gehet, bleiben 45000 Eymer
. Aus dem
Brieff an einen guten Freund: Polteri Machine in Ungarn hat einen Cylinder von
32 Zoll im Diametro, giebet in einer Stunde 200 Fuß tieff 200 Eymer, auf 150
400 Eymer, auf 75,800 Eymer Wasser, welches man mit 100 Pferden nicht prae-
sti
ren kan
. So weit dieser. Sonsten soll in 24 Stunden über 3 Klaffter Holtz dabey
nöthig seyn.



Das XX. Capitel.
Vom Wasser, dessen Schwehre, Krafft,
Wasser-Rädern und derer Bereitschafft/ damit Be-
wegungen gemachet/ und Machinen ge-
trieben werden.
§. 404.

Daß das Wasser die allerbeste und herrlichste Krafft unter allen Kräff-
ten sey, Machinen mit grosser Gewalt, Beständigkeit und Gleichheit
zu treiben
, wird niemand in Zweiffel ziehen. Denn die Krafft derer Men-
schen und Thiere wollen viel Nahrung und Unterhalt haben
, und kön-
nen doch nicht lange dauren. Gewichte sind mühsam aufzuziehen, dau-
ren nicht lange, und erfordern zuvorher eben eine so starcke äusserliche Krafft,
als sie hernach geben. Der Wind ist zwar auch wohlfeil, wenn welcher vorhanden, und
auch öffters starck, aber dabey unbeständig, und bißweilen allzustarck, bißweilen allzuschwach,
oder gar keiner. Mit dem Feuer hat niemand bißhero was besonderes auszurich-
ten gewust, und will inzwischen dennoch ein starckes und an vielen Orthen theures
Nutriment haben
.

§. 405.

So höchst-nützlich und nothwendig aber das Wasser zu Treibung der Ma-
chin
en, so wenig hat man sich bißhero um dessen Krafft und Eigenschafften, die bey An-
richtung der Machinen nöthig zu wissen, bekümmert. Ohne daß bißhero wegen des Po-
Flusses in Italien, durch etliche dergleichen Landes-Leute, von Bewegung des Wassers und
etlichen andern Zufällen, geschrieben worden. Womit aber der Mechanic noch wenig, ja
gar nichts, gedienet ist.

§. 406.

Die Ursachen, warum bißhero davon nichts an Tag kommen, er-
achte ohngefähr diese zu seyn:

1.) Weil die Untersuchung von der Krafft des Wassers, und wie solche mit
Nutzen zu appliciren, an sich selbst keine so leichte Sache ist, als man-
cher sich einbilden dürffte, sondern es gehören hierzu mathematische,

phy-

Cap. XX. von der Krafft des Waſſers. Tab. LIV.
Eymer 28 Kannen giebet. Die Machine giebet in einer Minute 13 Strich, oder
hebet 13 mahl, thut auf jede Minute 1901 Eymer 44 Kannen, ſolche mit 60 Mi-
nuten multipliciret, kommet auf jede Stunde 45630 Eymer Waſſer, hiervon alle
Minuten 26 Eymer Abzug, ſo verlohren gehet, bleiben 45000 Eymer
. Aus dem
Brieff an einen guten Freund: Polteri Machine in Ungarn hat einen Cylinder von
32 Zoll im Diametro, giebet in einer Stunde 200 Fuß tieff 200 Eymer, auf 150
400 Eymer, auf 75,800 Eymer Waſſer, welches man mit 100 Pferden nicht præ-
ſti
ren kan
. So weit dieſer. Sonſten ſoll in 24 Stunden uͤber 3 Klaffter Holtz dabey
noͤthig ſeyn.



Das XX. Capitel.
Vom Waſſer, deſſen Schwehre, Krafft,
Waſſer-Raͤdern und derer Bereitſchafft/ damit Be-
wegungen gemachet/ und Machinen ge-
trieben werden.
§. 404.

Daß das Waſſer die allerbeſte und herrlichſte Krafft unter allen Kraͤff-
ten ſey, Machinen mit groſſer Gewalt, Beſtaͤndigkeit und Gleichheit
zu treiben
, wird niemand in Zweiffel ziehen. Denn die Krafft derer Men-
ſchen und Thiere wollen viel Nahrung und Unterhalt haben
, und koͤn-
nen doch nicht lange dauren. Gewichte ſind muͤhſam aufzuziehen, dau-
ren nicht lange, und erfordern zuvorher eben eine ſo ſtarcke aͤuſſerliche Krafft,
als ſie hernach geben. Der Wind iſt zwar auch wohlfeil, wenn welcher vorhanden, und
auch oͤffters ſtarck, aber dabey unbeſtaͤndig, und bißweilen allzuſtarck, bißweilen allzuſchwach,
oder gar keiner. Mit dem Feuer hat niemand bißhero was beſonderes auszurich-
ten gewuſt, und will inzwiſchen dennoch ein ſtarckes und an vielen Orthen theures
Nutriment haben
.

§. 405.

So hoͤchſt-nuͤtzlich und nothwendig aber das Waſſer zu Treibung der Ma-
chin
en, ſo wenig hat man ſich bißhero um deſſen Krafft und Eigenſchafften, die bey An-
richtung der Machinen noͤthig zu wiſſen, bekuͤmmert. Ohne daß bißhero wegen des Po-
Fluſſes in Italien, durch etliche dergleichen Landes-Leute, von Bewegung des Waſſers und
etlichen andern Zufaͤllen, geſchrieben worden. Womit aber der Mechanic noch wenig, ja
gar nichts, gedienet iſt.

§. 406.

Die Urſachen, warum bißhero davon nichts an Tag kommen, er-
achte ohngefaͤhr dieſe zu ſeyn:

1.) Weil die Unterſuchung von der Krafft des Waſſers, und wie ſolche mit
Nutzen zu appliciren, an ſich ſelbſt keine ſo leichte Sache iſt, als man-
cher ſich einbilden duͤrffte, ſondern es gehoͤren hierzu mathematiſche,

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[162/0182] Cap. XX. von der Krafft des Waſſers. Tab. LIV. Eymer 28 Kannen giebet. Die Machine giebet in einer Minute 13 Strich, oder hebet 13 mahl, thut auf jede Minute 1901 Eymer 44 Kannen, ſolche mit 60 Mi- nuten multipliciret, kommet auf jede Stunde 45630 Eymer Waſſer, hiervon alle Minuten 26 Eymer Abzug, ſo verlohren gehet, bleiben 45000 Eymer. Aus dem Brieff an einen guten Freund: Polteri Machine in Ungarn hat einen Cylinder von 32 Zoll im Diametro, giebet in einer Stunde 200 Fuß tieff 200 Eymer, auf 150 400 Eymer, auf 75,800 Eymer Waſſer, welches man mit 100 Pferden nicht præ- ſtiren kan. So weit dieſer. Sonſten ſoll in 24 Stunden uͤber 3 Klaffter Holtz dabey noͤthig ſeyn. Das XX. Capitel. Vom Waſſer, deſſen Schwehre, Krafft, Waſſer-Raͤdern und derer Bereitſchafft/ damit Be- wegungen gemachet/ und Machinen ge- trieben werden. §. 404. Daß das Waſſer die allerbeſte und herrlichſte Krafft unter allen Kraͤff- ten ſey, Machinen mit groſſer Gewalt, Beſtaͤndigkeit und Gleichheit zu treiben, wird niemand in Zweiffel ziehen. Denn die Krafft derer Men- ſchen und Thiere wollen viel Nahrung und Unterhalt haben, und koͤn- nen doch nicht lange dauren. Gewichte ſind muͤhſam aufzuziehen, dau- ren nicht lange, und erfordern zuvorher eben eine ſo ſtarcke aͤuſſerliche Krafft, als ſie hernach geben. Der Wind iſt zwar auch wohlfeil, wenn welcher vorhanden, und auch oͤffters ſtarck, aber dabey unbeſtaͤndig, und bißweilen allzuſtarck, bißweilen allzuſchwach, oder gar keiner. Mit dem Feuer hat niemand bißhero was beſonderes auszurich- ten gewuſt, und will inzwiſchen dennoch ein ſtarckes und an vielen Orthen theures Nutriment haben. §. 405. So hoͤchſt-nuͤtzlich und nothwendig aber das Waſſer zu Treibung der Ma- chinen, ſo wenig hat man ſich bißhero um deſſen Krafft und Eigenſchafften, die bey An- richtung der Machinen noͤthig zu wiſſen, bekuͤmmert. Ohne daß bißhero wegen des Po- Fluſſes in Italien, durch etliche dergleichen Landes-Leute, von Bewegung des Waſſers und etlichen andern Zufaͤllen, geſchrieben worden. Womit aber der Mechanic noch wenig, ja gar nichts, gedienet iſt. §. 406. Die Urſachen, warum bißhero davon nichts an Tag kommen, er- achte ohngefaͤhr dieſe zu ſeyn: 1.) Weil die Unterſuchung von der Krafft des Waſſers, und wie ſolche mit Nutzen zu appliciren, an ſich ſelbſt keine ſo leichte Sache iſt, als man- cher ſich einbilden duͤrffte, ſondern es gehoͤren hierzu mathematiſche, phy-

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/182>, abgerufen am 28.03.2024.