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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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[Abbildung]
Das I. Capitel.
Was die Mechanic ist, und was man zum
voraus bey einer Machine zu wissen nöthig hat.
§. 1.

DIe MECHANIC oder Bewegungs-Kunst ist nicht
nur eine Wissenschafft die da lehret mit Vortheil der
Krafft oder der Zeit etwas zu bewegen, sondern auch
eine Kunst, da man nach denen Gesetzen der Bewegung
allerley erdenckliche Machinen und Werckzeuge zu
allen Verrichtungen im menschlichen Leben, nicht so wohl
zur Nothdurfft als Bequemlichkeit und Lust, erfinden, und
geschickt ins Werck richten kan.

(1.) Es weiset zwar das Wort Mechanic, nach derer Mathematicorum Meynung, nur
die Regeln von der Bewegung; allein es wird so weit extendiret, daß man auch durch die
Mechanic verstehet nicht nur allerley Machinen, dadurch mechanische Bewegungen
geschehen, zu verfertigen, sondern auch ein iedes Instrument und Hand-Arbeit, so daß ei-
ner, der nur einen Circkel oder ander geometrisches Instrument machen kan, ein Me-
chanicus
heisset, ob er schon im übrigen nicht das geringste Fundament aus der me-
chani
schen Wissenschafft verstehet; ja es werden so gar zur Mechanic auch die gemein-
sten Handwercker gezehlet.
§. 2.

Ein Mechanicus aber, (von dem hier die Rede ist,) soll eine Person
seyn, die nicht nur alle Hand-Arbeit wohl und gründlich verstehet, als: Holtz,
Stahl, Eisen, Meßing, Silber, Gold, Glaß, und alle dergleichen Materialien
nach der Kunst zu tractiren, und der aus physicalischen Fundamenten zu urthei-
len weiß, wie weit iedes nach seiner Natur und Eigenschafft zulänglich oder ge-
schickt ist, dieses oder jenes zu praestiren und auszustehen, damit alles seine

nöthi-
Pars Generalis. A

[Abbildung]
Das I. Capitel.
Was die Mechanic iſt, und was man zum
voraus bey einer Machine zu wiſſen noͤthig hat.
§. 1.

DIe MECHANIC oder Bewegungs-Kunſt iſt nicht
nur eine Wiſſenſchafft die da lehret mit Vortheil der
Krafft oder der Zeit etwas zu bewegen, ſondern auch
eine Kunſt, da man nach denen Geſetzen der Bewegung
allerley erdenckliche Machinen und Werckzeuge zu
allen Verrichtungen im menſchlichen Leben, nicht ſo wohl
zur Nothdurfft als Bequemlichkeit und Luſt, erfinden, und
geſchickt ins Werck richten kan.

(1.) Es weiſet zwar das Wort Mechanic, nach derer Mathematicorum Meynung, nur
die Regeln von der Bewegung; allein es wird ſo weit extendiret, daß man auch durch die
Mechanic verſtehet nicht nur allerley Machinen, dadurch mechaniſche Bewegungen
geſchehen, zu verfertigen, ſondern auch ein iedes Inſtrument und Hand-Arbeit, ſo daß ei-
ner, der nur einen Circkel oder ander geometriſches Inſtrument machen kan, ein Me-
chanicus
heiſſet, ob er ſchon im uͤbrigen nicht das geringſte Fundament aus der me-
chani
ſchen Wiſſenſchafft verſtehet; ja es werden ſo gar zur Mechanic auch die gemein-
ſten Handwercker gezehlet.
§. 2.

Ein Mechanicus aber, (von dem hier die Rede iſt,) ſoll eine Perſon
ſeyn, die nicht nur alle Hand-Arbeit wohl und gruͤndlich verſtehet, als: Holtz,
Stahl, Eiſen, Meßing, Silber, Gold, Glaß, und alle dergleichen Materialien
nach der Kunſt zu tractiren, und der aus phyſicaliſchen Fundamenten zu urthei-
len weiß, wie weit iedes nach ſeiner Natur und Eigenſchafft zulaͤnglich oder ge-
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[[1]/0021] [Abbildung] Das I. Capitel. Was die Mechanic iſt, und was man zum voraus bey einer Machine zu wiſſen noͤthig hat. §. 1. DIe MECHANIC oder Bewegungs-Kunſt iſt nicht nur eine Wiſſenſchafft die da lehret mit Vortheil der Krafft oder der Zeit etwas zu bewegen, ſondern auch eine Kunſt, da man nach denen Geſetzen der Bewegung allerley erdenckliche Machinen und Werckzeuge zu allen Verrichtungen im menſchlichen Leben, nicht ſo wohl zur Nothdurfft als Bequemlichkeit und Luſt, erfinden, und geſchickt ins Werck richten kan. (1.) Es weiſet zwar das Wort Mechanic, nach derer Mathematicorum Meynung, nur die Regeln von der Bewegung; allein es wird ſo weit extendiret, daß man auch durch die Mechanic verſtehet nicht nur allerley Machinen, dadurch mechaniſche Bewegungen geſchehen, zu verfertigen, ſondern auch ein iedes Inſtrument und Hand-Arbeit, ſo daß ei- ner, der nur einen Circkel oder ander geometriſches Inſtrument machen kan, ein Me- chanicus heiſſet, ob er ſchon im uͤbrigen nicht das geringſte Fundament aus der me- chaniſchen Wiſſenſchafft verſtehet; ja es werden ſo gar zur Mechanic auch die gemein- ſten Handwercker gezehlet. §. 2. Ein Mechanicus aber, (von dem hier die Rede iſt,) ſoll eine Perſon ſeyn, die nicht nur alle Hand-Arbeit wohl und gruͤndlich verſtehet, als: Holtz, Stahl, Eiſen, Meßing, Silber, Gold, Glaß, und alle dergleichen Materialien nach der Kunſt zu tractiren, und der aus phyſicaliſchen Fundamenten zu urthei- len weiß, wie weit iedes nach ſeiner Natur und Eigenſchafft zulaͤnglich oder ge- ſchickt iſt, dieſes oder jenes zu præſtiren und auszuſtehen, damit alles ſeine noͤthi- Pars Generalis. A

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/21>, abgerufen am 25.04.2024.