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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. XXII. von Federn. Tab. LXIX.
Stunden machet, wie ich denn selber dergleichen besitze, da der Perpendicul nicht länger als
8 Zoll ist, und dennoch die Stunden sehr accurat machet, und offters wenig Secunden von
der wahren Zeit differiret, ja ich habe an meiner Stuben-Uhr, die nur ordinair mit einem
Gewicht über eine vertieffte Waltze und Gegengewicht versehen ist, als sie einsmahls wegen
dicker Schmiehre und Staub stocken wollen, zu 2 Pfund noch 5 Viertel-Pfund angehangen,
und die Uhr hat dennoch ihre Zeit observiret. Also daß man deswegen an einer Uhr, die
mit einem Perpendicul, und zwar mit einem langen versehen ist, so gar grosse Subtilität
wegen der Krafft nicht nöthig hat, und kömmt es hauptsächlich auf die Länge des Perpendi-
culs
und dessen Gewicht an.

§. 593.
Wie die Uhr-Federn zu machen, und was dabey zu
beobachten.

Die Materie der Uhr- und andern Federn ist der beste Stahl, und dienet hierzu haupt-
sächlich derjenige, wenn man ihn in kleinen dünnen Stäben oder Blechen zerbricht, der
Bruch wie Fasen oder Haar erscheinet, wie dergleichen meist zu denen starcken Bogen der
Armbruste und Rüstungen geschiehet, entstehet aber mehrentheils von einer guten Zurich-
tung und Ausarbeitung des Stahls, daß solcher mit rechter Hitze nach Länge der schon ver-
handenen Stäbe ausgezogen und ausgebreitet wird, worzu mehrere Wissenschafft und Vor-
theile nöthig sind, als hier durch wenige Zeilen kan gesaget werden. Insgemein aber
wird der Steuerische oder Italiänische Stahl wohl durcharbeitet, und zu schmahlen Striehmen
gemachet, und ausgeplattet, daß er beynahe die Dicke der Federn bekommet, aus diesen wer-
den hernacher Striehmen geschnitten, und zu behöriger Länge, Dünne und Breite gearbeitet,
und die Breite erstlich mit der Feilen durch eine Lähre zum gröbsten bestossen.

§. 594.
Wie die Federn von gleicher Dicke und Breite zu machen.

Mit der blossen Hand solches auszurichten ist nicht wohl möglich, wiewohl die Sägen-
Schmiede und Schleiffer sich dieses Vortheils bedienen, daß sie das Sägen-Blat an beyden
Enden fassen, und in einen halbrunden Circkel biegen, da es sich denn alsobald zeiget aus der
Ungleichheit der Rundung, wo das Blat zu dünne oder zu dick ist, und helffen ihm hernacher
ab, welches ohne dieses Experiment mit der Biegung nicht geschehen könte. Alleine bey
einer so schwachen dünnen und langen Feder, wie diejenigen zu Uhren, würde es sich nicht
practiciren lassen, derohalben solches mit Hülffe eines Instruments geschehen muß.

§. 595.

Das Instrument die Federn zu ziehen, ist hier Tabula LXIX. Figura III.
bis VIII. gezeichnet. Figura III. ist ein starckes Eisen, nach dieser Grösse und Figur also
geschmiedet, davon oben der Kopff A B creutzweiß durchbrochen ist, wie Figura IV.
in den Perspectiv ausweiset, unten ist ein runder Ansatz, so in eine starcke Pfoste eingelas-
sen, und bey D mit einer Mutter befestiget wird, wie Figura VIII. bey a weiset.
Zwischen A B werden 3 Platten von guten gehärteten Stahl geschoben, davon zwey G
H
wie eine Feile gehauen sind, und eines unter Figura V. stehet, zwischen diese beyde wird
bey a b die neue Feder durchgezogen, und mit der Schraube E die auf der Platte F auf-
stehet, und allda wohl abgedrehet ist, nach und nach zusammen geschraubet, es soll aber das
Gewinde fein klar und subtil und die Schraube beynahe so dicke als die Oeffnung m n
seyn. Zum Gebrauch wird dieses Eisen in eine Pfoste die zum wenigsten dritthalb mahl so

lang

Cap. XXII. von Federn. Tab. LXIX.
Stunden machet, wie ich denn ſelber dergleichen beſitze, da der Perpendicul nicht laͤnger als
8 Zoll iſt, und dennoch die Stunden ſehr accurat machet, und offters wenig Secunden von
der wahren Zeit differiret, ja ich habe an meiner Stuben-Uhr, die nur ordinair mit einem
Gewicht uͤber eine vertieffte Waltze und Gegengewicht verſehen iſt, als ſie einsmahls wegen
dicker Schmiehre und Staub ſtocken wollen, zu 2 Pfund noch 5 Viertel-Pfund angehangen,
und die Uhr hat dennoch ihre Zeit obſerviret. Alſo daß man deswegen an einer Uhr, die
mit einem Perpendicul, und zwar mit einem langen verſehen iſt, ſo gar groſſe Subtilitaͤt
wegen der Krafft nicht noͤthig hat, und koͤmmt es hauptſaͤchlich auf die Laͤnge des Perpendi-
culs
und deſſen Gewicht an.

§. 593.
Wie die Uhr-Federn zu machen, und was dabey zu
beobachten.

Die Materie der Uhr- und andern Federn iſt der beſte Stahl, und dienet hierzu haupt-
ſaͤchlich derjenige, wenn man ihn in kleinen duͤnnen Staͤben oder Blechen zerbricht, der
Bruch wie Faſen oder Haar erſcheinet, wie dergleichen meiſt zu denen ſtarcken Bogen der
Armbruſte und Ruͤſtungen geſchiehet, entſtehet aber mehrentheils von einer guten Zurich-
tung und Ausarbeitung des Stahls, daß ſolcher mit rechter Hitze nach Laͤnge der ſchon ver-
handenen Staͤbe ausgezogen und ausgebreitet wird, worzu mehrere Wiſſenſchafft und Vor-
theile noͤthig ſind, als hier durch wenige Zeilen kan geſaget werden. Insgemein aber
wird der Steueriſche oder Italiaͤniſche Stahl wohl durcharbeitet, und zu ſchmahlen Striehmen
gemachet, und ausgeplattet, daß er beynahe die Dicke der Federn bekommet, aus dieſen wer-
den hernacher Striehmen geſchnitten, und zu behoͤriger Laͤnge, Duͤnne und Breite gearbeitet,
und die Breite erſtlich mit der Feilen durch eine Laͤhre zum groͤbſten beſtoſſen.

§. 594.
Wie die Federn von gleicher Dicke und Breite zu machen.

Mit der bloſſen Hand ſolches auszurichten iſt nicht wohl moͤglich, wiewohl die Saͤgen-
Schmiede und Schleiffer ſich dieſes Vortheils bedienen, daß ſie das Saͤgen-Blat an beyden
Enden faſſen, und in einen halbrunden Circkel biegen, da es ſich denn alſobald zeiget aus der
Ungleichheit der Rundung, wo das Blat zu duͤnne oder zu dick iſt, und helffen ihm hernacher
ab, welches ohne dieſes Experiment mit der Biegung nicht geſchehen koͤnte. Alleine bey
einer ſo ſchwachen duͤnnen und langen Feder, wie diejenigen zu Uhren, wuͤrde es ſich nicht
practiciren laſſen, derohalben ſolches mit Huͤlffe eines Inſtruments geſchehen muß.

§. 595.

Das Inſtrument die Federn zu ziehen, iſt hier Tabula LXIX. Figura III.
bis VIII. gezeichnet. Figura III. iſt ein ſtarckes Eiſen, nach dieſer Groͤſſe und Figur alſo
geſchmiedet, davon oben der Kopff A B creutzweiß durchbrochen iſt, wie Figura IV.
in den Perſpectiv ausweiſet, unten iſt ein runder Anſatz, ſo in eine ſtarcke Pfoſte eingelaſ-
ſen, und bey D mit einer Mutter befeſtiget wird, wie Figura VIII. bey a weiſet.
Zwiſchen A B werden 3 Platten von guten gehaͤrteten Stahl geſchoben, davon zwey G
H
wie eine Feile gehauen ſind, und eines unter Figura V. ſtehet, zwiſchen dieſe beyde wird
bey a b die neue Feder durchgezogen, und mit der Schraube E die auf der Platte F auf-
ſtehet, und allda wohl abgedrehet iſt, nach und nach zuſammen geſchraubet, es ſoll aber das
Gewinde fein klar und ſubtil und die Schraube beynahe ſo dicke als die Oeffnung m n
ſeyn. Zum Gebrauch wird dieſes Eiſen in eine Pfoſte die zum wenigſten dritthalb mahl ſo

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[222/0242] Cap. XXII. von Federn. Tab. LXIX. Stunden machet, wie ich denn ſelber dergleichen beſitze, da der Perpendicul nicht laͤnger als 8 Zoll iſt, und dennoch die Stunden ſehr accurat machet, und offters wenig Secunden von der wahren Zeit differiret, ja ich habe an meiner Stuben-Uhr, die nur ordinair mit einem Gewicht uͤber eine vertieffte Waltze und Gegengewicht verſehen iſt, als ſie einsmahls wegen dicker Schmiehre und Staub ſtocken wollen, zu 2 Pfund noch 5 Viertel-Pfund angehangen, und die Uhr hat dennoch ihre Zeit obſerviret. Alſo daß man deswegen an einer Uhr, die mit einem Perpendicul, und zwar mit einem langen verſehen iſt, ſo gar groſſe Subtilitaͤt wegen der Krafft nicht noͤthig hat, und koͤmmt es hauptſaͤchlich auf die Laͤnge des Perpendi- culs und deſſen Gewicht an. §. 593. Wie die Uhr-Federn zu machen, und was dabey zu beobachten. Die Materie der Uhr- und andern Federn iſt der beſte Stahl, und dienet hierzu haupt- ſaͤchlich derjenige, wenn man ihn in kleinen duͤnnen Staͤben oder Blechen zerbricht, der Bruch wie Faſen oder Haar erſcheinet, wie dergleichen meiſt zu denen ſtarcken Bogen der Armbruſte und Ruͤſtungen geſchiehet, entſtehet aber mehrentheils von einer guten Zurich- tung und Ausarbeitung des Stahls, daß ſolcher mit rechter Hitze nach Laͤnge der ſchon ver- handenen Staͤbe ausgezogen und ausgebreitet wird, worzu mehrere Wiſſenſchafft und Vor- theile noͤthig ſind, als hier durch wenige Zeilen kan geſaget werden. Insgemein aber wird der Steueriſche oder Italiaͤniſche Stahl wohl durcharbeitet, und zu ſchmahlen Striehmen gemachet, und ausgeplattet, daß er beynahe die Dicke der Federn bekommet, aus dieſen wer- den hernacher Striehmen geſchnitten, und zu behoͤriger Laͤnge, Duͤnne und Breite gearbeitet, und die Breite erſtlich mit der Feilen durch eine Laͤhre zum groͤbſten beſtoſſen. §. 594. Wie die Federn von gleicher Dicke und Breite zu machen. Mit der bloſſen Hand ſolches auszurichten iſt nicht wohl moͤglich, wiewohl die Saͤgen- Schmiede und Schleiffer ſich dieſes Vortheils bedienen, daß ſie das Saͤgen-Blat an beyden Enden faſſen, und in einen halbrunden Circkel biegen, da es ſich denn alſobald zeiget aus der Ungleichheit der Rundung, wo das Blat zu duͤnne oder zu dick iſt, und helffen ihm hernacher ab, welches ohne dieſes Experiment mit der Biegung nicht geſchehen koͤnte. Alleine bey einer ſo ſchwachen duͤnnen und langen Feder, wie diejenigen zu Uhren, wuͤrde es ſich nicht practiciren laſſen, derohalben ſolches mit Huͤlffe eines Inſtruments geſchehen muß. §. 595. Das Inſtrument die Federn zu ziehen, iſt hier Tabula LXIX. Figura III. bis VIII. gezeichnet. Figura III. iſt ein ſtarckes Eiſen, nach dieſer Groͤſſe und Figur alſo geſchmiedet, davon oben der Kopff A B creutzweiß durchbrochen iſt, wie Figura IV. in den Perſpectiv ausweiſet, unten iſt ein runder Anſatz, ſo in eine ſtarcke Pfoſte eingelaſ- ſen, und bey D mit einer Mutter befeſtiget wird, wie Figura VIII. bey a weiſet. Zwiſchen A B werden 3 Platten von guten gehaͤrteten Stahl geſchoben, davon zwey G H wie eine Feile gehauen ſind, und eines unter Figura V. ſtehet, zwiſchen dieſe beyde wird bey a b die neue Feder durchgezogen, und mit der Schraube E die auf der Platte F auf- ſtehet, und allda wohl abgedrehet iſt, nach und nach zuſammen geſchraubet, es ſoll aber das Gewinde fein klar und ſubtil und die Schraube beynahe ſo dicke als die Oeffnung m n ſeyn. Zum Gebrauch wird dieſes Eiſen in eine Pfoſte die zum wenigſten dritthalb mahl ſo lang

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/242>, abgerufen am 25.04.2024.