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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Vor-Bericht zur Mechanic.
§. 15.

Die Friction, Widerstand, oder Reibung, Zwang und Stockung,
ist bey denen Machinen, wenn zwey Cörper auff-über- oder ineinander beweget wer-
den, und wegen ihrer Rauhigkeit oder erhabenen und tieffen Theile, oder Zwang
und Stemmung, verursachen, daß die Machine mit der Krafft, die nach denen Re-
geln der Mechanic sonst genug wäre, nicht kan beweget werden, sondern eine viel
stärckere Krafft erfodert.

(1) Obschon unten ausführlicher von der Friction gehandelt wird, so muß dennoch ein An-
fänger zum Voraus wissen, daß bey der Theorie, oder wenn die Fundamenta gezei-
get werden, oder eine Machine nach denen Regeln der Mechanic berechnet wird,
man keine Absicht auf die Friction hat, und dahero ein Mechanicus solche besonders
zu beobachten hat; dahero es auch kommen, daß man bißhero nichts oder gar wenig bey
denen Mechanicis davon gehöret.
§. 16.

Die Theorie ist bey der Mechanic die Wissenschafft der Regeln und Ver-
hältnisse von Bewegung der Cörper und Machinen, wornach alle Machinen zu be-
rechnen und anzugeben sind.

§. 17.

Die Praxis bey der Mechanic ist die Kunst da nach der Theorie oder Fun-
dament
en der Mechanic eine Machine angegeben, und wircklich in Stand ge-
bracht wird, daß sie praestanda praestiret.

(1) Ist also kürtzlich ein Theoreticus bey der Mechanic der nur die Fundamenta
innen hat; ein Practicus aber, der auch nach denen Fundamenten eine Machine
würcklich anzugeben und auszuführen weiß.
(2) Ein Empiricus bey der Mechanic ist, der zwar eine Machine nach eingeführter
Arth und Gebrauch auffzubauen weiß, wie unsere meisten Kunst-Meister, Kunst-Zim-
merleuthe, Kunst-Steiger, Müller, und dergleichen; aber keine Ursach wissen, oder ei-
nige Fundamenta haben, warum dieses oder jenes also und nicht anders seyn muß.
[Abbildung]
Vor-Bericht zur Mechanic.
§. 15.

Die Friction, Widerſtand, oder Reibung, Zwang und Stockung,
iſt bey denen Machinen, wenn zwey Coͤrper auff-uͤber- oder ineinander beweget wer-
den, und wegen ihrer Rauhigkeit oder erhabenen und tieffen Theile, oder Zwang
und Stemmung, verurſachen, daß die Machine mit der Krafft, die nach denen Re-
geln der Mechanic ſonſt genug waͤre, nicht kan beweget werden, ſondern eine viel
ſtaͤrckere Krafft erfodert.

(1) Obſchon unten ausfuͤhrlicher von der Friction gehandelt wird, ſo muß dennoch ein An-
faͤnger zum Voraus wiſſen, daß bey der Theorie, oder wenn die Fundamenta gezei-
get werden, oder eine Machine nach denen Regeln der Mechanic berechnet wird,
man keine Abſicht auf die Friction hat, und dahero ein Mechanicus ſolche beſonders
zu beobachten hat; dahero es auch kommen, daß man bißhero nichts oder gar wenig bey
denen Mechanicis davon gehoͤret.
§. 16.

Die Theorie iſt bey der Mechanic die Wiſſenſchafft der Regeln und Ver-
haͤltniſſe von Bewegung der Coͤrper und Machinen, wornach alle Machinen zu be-
rechnen und anzugeben ſind.

§. 17.

Die Praxis bey der Mechanic iſt die Kunſt da nach der Theorie oder Fun-
dament
en der Mechanic eine Machine angegeben, und wircklich in Stand ge-
bracht wird, daß ſie præſtanda præſtiret.

(1) Iſt alſo kuͤrtzlich ein Theoreticus bey der Mechanic der nur die Fundamenta
innen hat; ein Practicus aber, der auch nach denen Fundamenten eine Machine
wuͤrcklich anzugeben und auszufuͤhren weiß.
(2) Ein Empiricus bey der Mechanic iſt, der zwar eine Machine nach eingefuͤhrter
Arth und Gebrauch auffzubauen weiß, wie unſere meiſten Kunſt-Meiſter, Kunſt-Zim-
merleuthe, Kunſt-Steiger, Muͤller, und dergleichen; aber keine Urſach wiſſen, oder ei-
nige Fundamenta haben, warum dieſes oder jenes alſo und nicht anders ſeyn muß.
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[8/0028] Vor-Bericht zur Mechanic. §. 15. Die Friction, Widerſtand, oder Reibung, Zwang und Stockung, iſt bey denen Machinen, wenn zwey Coͤrper auff-uͤber- oder ineinander beweget wer- den, und wegen ihrer Rauhigkeit oder erhabenen und tieffen Theile, oder Zwang und Stemmung, verurſachen, daß die Machine mit der Krafft, die nach denen Re- geln der Mechanic ſonſt genug waͤre, nicht kan beweget werden, ſondern eine viel ſtaͤrckere Krafft erfodert. (1) Obſchon unten ausfuͤhrlicher von der Friction gehandelt wird, ſo muß dennoch ein An- faͤnger zum Voraus wiſſen, daß bey der Theorie, oder wenn die Fundamenta gezei- get werden, oder eine Machine nach denen Regeln der Mechanic berechnet wird, man keine Abſicht auf die Friction hat, und dahero ein Mechanicus ſolche beſonders zu beobachten hat; dahero es auch kommen, daß man bißhero nichts oder gar wenig bey denen Mechanicis davon gehoͤret. §. 16. Die Theorie iſt bey der Mechanic die Wiſſenſchafft der Regeln und Ver- haͤltniſſe von Bewegung der Coͤrper und Machinen, wornach alle Machinen zu be- rechnen und anzugeben ſind. §. 17. Die Praxis bey der Mechanic iſt die Kunſt da nach der Theorie oder Fun- damenten der Mechanic eine Machine angegeben, und wircklich in Stand ge- bracht wird, daß ſie præſtanda præſtiret. (1) Iſt alſo kuͤrtzlich ein Theoreticus bey der Mechanic der nur die Fundamenta innen hat; ein Practicus aber, der auch nach denen Fundamenten eine Machine wuͤrcklich anzugeben und auszufuͤhren weiß. (2) Ein Empiricus bey der Mechanic iſt, der zwar eine Machine nach eingefuͤhrter Arth und Gebrauch auffzubauen weiß, wie unſere meiſten Kunſt-Meiſter, Kunſt-Zim- merleuthe, Kunſt-Steiger, Muͤller, und dergleichen; aber keine Urſach wiſſen, oder ei- nige Fundamenta haben, warum dieſes oder jenes alſo und nicht anders ſeyn muß. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/28>, abgerufen am 29.03.2024.