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Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724.

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Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXII.
§. 155.

Die doppelten, drey- und mehr-fachen Kurbeln, deren zwey Arten Fig. II.
und III. Tab. XXII. zu sehen, dienen darzu, damit das Rad, wenn deren zwey seyn, den
halben Circkel nicht ledig lauffen darff, sondern wenn die eine nieder-die andere auf-steiget,
wiewohl dadurch noch nicht alle Ungleichheit aufgehoben ist, wie sie denn beyde sich zugleich in
der Linie der Ruhe und Abstand befinden, aus der Ursach man solche Kurbeln drey- und mehr-
fach machet, damit, wenn die eine in der Ruhe, die andere inzwischen arbeitet. Wir wollen
anietzo eine dreyfache Kurbel zu demonstriren vor uns nehmen.

§. 156.
Das Verhältniß einer dreyfachen Kurbel.

Solche ist Figura VIII. Tab. XXI. zu befinden; die Last an ieder Krümme sey 100
Pfund, und beweget sich von A gegen L, die eine Kurbel stünde nun in L, hätte 100
Pfund zu heben, die andere in R hat nichts, und die dritte in T, zwischen A und M, hat
auch nichts, weil beyde im Niedergehen sind, hätte also die Krafft in solchem Stande nur 100
Pfund zu heben. Stehen aber zwey Kurbeln auf R und T, hat iede 50 Pfund, und also
zusammen 100 Pfund zu heben, die dritte aber nichts. Stehet hingegen die eine Kurbel auf
K zwischen A und L, so ist es nur 90 Pfund, und die andern beyden gehen ledig, also ist
ohngefähr noch eine Differenz von , allein mit vier Kurbeln ist es nicht so aequal, und
die Differenz beynahe biß , daß also drey Kurbeln, da iede von der andern 120 Grad
stehet, einen viel gleichern Hub geben als 4 Kurbeln.

§. 157.

Hierbey fället die Frage vor: Ob es besser ein Werck, das bißhero mit einer
einfachen Kurbel gehoben hat, mit einer drey- oder vierfachen anzulegen, ob schon
nicht mehr äusserliche Krafft oder Wasser vorhanden?
Wenn die Kurbeln alle ihre
Länge und bißherigen Hub behalten sollen, so folget, daß drey oder vier mahl mehr Wasser
muß gehoben werden, worzu freylich auch drey oder viermahl mehr Krafft erfodert wird, da-
hero muß erst untersuchet werden die Grösse und Schnelligkeit, oder der langsame Lauff des
Ganges, ob solches bißhero etwas von der Krafft, da es ledig gegangen, profitiret, daß es her-
nach solches auf der andern Seiten der andern Krafft beysetzen könne, welches zwar etwas
schwehr zu ersehen, deßwegen ich auch noch keine gewisse Anleitung darzu geben kan; allei-
ne, so viel scheinet wohl richtig zu seyn, daß ie grösser das Rad und ie langsamer sein Gang,
ie mehr Schwung oder Krafft kan es einnehmen, solche bey dem Widerstand wieder herzu-
geben, und ie schneller ein Rad, ie mehr wird es von dem Schwung oder Krafft bey der ledi-
gen Zeit acquiriren, doch dependiret solches nicht von dem Rad allein, sondern auch von
der Krafft und dem Lauff des Wassers, absonderlich bey denen unterschlächtigen Rädern, da
das Wasser-Rad nicht hurtiger und schneller lauffen kan, als das Wasser zu- oder ab-schies-
set; hingegen bey den überschlächtigen Rädern dürffte noch eher dergleichen zu hoffen seyn,
weil das Wasser einander nicht hindert; doch gebe ich dieses zur Zeit noch nicht vor unfehl-
bare Regeln aus, sondern will vielmehr gebethen haben: Wer ein tiefferes Einsehen hier-
von hat, oder bewährte Experimenta besitzet, solches zu communiciren.
Wie
ich denn inzwischen bey Gelegenheit auch nichts verabsäumen werde. Ob aber schon das
Rad keinen Schwung empfangen, und auch wieder mitgetheilet, so ist inzwischen dennoch nicht
zu glauben, daß die Krafft, so vorhero nur eine Kurbel getrieben, jetzo es mit zwey oder drey
von dergleichen Länge thun werde, es sey denn so viel überleye Krafft vorhanden, wie das
Wasser bey mancher Kunst wohl drey und mehr dergleichen treiben könte, welches theils von
des Meisters Unverstand, oder daß man nicht mehr nöthig gehabt, und das überleye Wasser

nicht
Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXII.
§. 155.

Die doppelten, drey- und mehr-fachen Kurbeln, deren zwey Arten Fig. II.
und III. Tab. XXII. zu ſehen, dienen darzu, damit das Rad, wenn deren zwey ſeyn, den
halben Circkel nicht ledig lauffen darff, ſondern wenn die eine nieder-die andere auf-ſteiget,
wiewohl dadurch noch nicht alle Ungleichheit aufgehoben iſt, wie ſie denn beyde ſich zugleich in
der Linie der Ruhe und Abſtand befinden, aus der Urſach man ſolche Kurbeln drey- und mehr-
fach machet, damit, wenn die eine in der Ruhe, die andere inzwiſchen arbeitet. Wir wollen
anietzo eine dreyfache Kurbel zu demonſtriren vor uns nehmen.

§. 156.
Das Verhaͤltniß einer dreyfachen Kurbel.

Solche iſt Figura VIII. Tab. XXI. zu befinden; die Laſt an ieder Kruͤmme ſey 100
Pfund, und beweget ſich von A gegen L, die eine Kurbel ſtuͤnde nun in L, haͤtte 100
Pfund zu heben, die andere in R hat nichts, und die dritte in T, zwiſchen A und M, hat
auch nichts, weil beyde im Niedergehen ſind, haͤtte alſo die Krafft in ſolchem Stande nur 100
Pfund zu heben. Stehen aber zwey Kurbeln auf R und T, hat iede 50 Pfund, und alſo
zuſammen 100 Pfund zu heben, die dritte aber nichts. Stehet hingegen die eine Kurbel auf
K zwiſchen A und L, ſo iſt es nur 90 Pfund, und die andern beyden gehen ledig, alſo iſt
ohngefaͤhr noch eine Differenz von ⅒, allein mit vier Kurbeln iſt es nicht ſo æqual, und
die Differenz beynahe biß , daß alſo drey Kurbeln, da iede von der andern 120 Grad
ſtehet, einen viel gleichern Hub geben als 4 Kurbeln.

§. 157.

Hierbey faͤllet die Frage vor: Ob es beſſer ein Werck, das bißhero mit einer
einfachen Kurbel gehoben hat, mit einer drey- oder vierfachen anzulegen, ob ſchon
nicht mehr aͤuſſerliche Krafft oder Waſſer vorhanden?
Wenn die Kurbeln alle ihre
Laͤnge und bißherigen Hub behalten ſollen, ſo folget, daß drey oder vier mahl mehr Waſſer
muß gehoben werden, worzu freylich auch drey oder viermahl mehr Krafft erfodert wird, da-
hero muß erſt unterſuchet werden die Groͤſſe und Schnelligkeit, oder der langſame Lauff des
Ganges, ob ſolches bißhero etwas von der Krafft, da es ledig gegangen, profitiret, daß es her-
nach ſolches auf der andern Seiten der andern Krafft beyſetzen koͤnne, welches zwar etwas
ſchwehr zu erſehen, deßwegen ich auch noch keine gewiſſe Anleitung darzu geben kan; allei-
ne, ſo viel ſcheinet wohl richtig zu ſeyn, daß ie groͤſſer das Rad und ie langſamer ſein Gang,
ie mehr Schwung oder Krafft kan es einnehmen, ſolche bey dem Widerſtand wieder herzu-
geben, und ie ſchneller ein Rad, ie mehr wird es von dem Schwung oder Krafft bey der ledi-
gen Zeit acquiriren, doch dependiret ſolches nicht von dem Rad allein, ſondern auch von
der Krafft und dem Lauff des Waſſers, abſonderlich bey denen unterſchlaͤchtigen Raͤdern, da
das Waſſer-Rad nicht hurtiger und ſchneller lauffen kan, als das Waſſer zu- oder ab-ſchieſ-
ſet; hingegen bey den uͤberſchlaͤchtigen Raͤdern duͤrffte noch eher dergleichen zu hoffen ſeyn,
weil das Waſſer einander nicht hindert; doch gebe ich dieſes zur Zeit noch nicht vor unfehl-
bare Regeln aus, ſondern will vielmehr gebethen haben: Wer ein tiefferes Einſehen hier-
von hat, oder bewaͤhrte Experimenta beſitzet, ſolches zu communiciren.
Wie
ich denn inzwiſchen bey Gelegenheit auch nichts verabſaͤumen werde. Ob aber ſchon das
Rad keinen Schwung empfangen, und auch wieder mitgetheilet, ſo iſt inzwiſchen dennoch nicht
zu glauben, daß die Krafft, ſo vorhero nur eine Kurbel getrieben, jetzo es mit zwey oder drey
von dergleichen Laͤnge thun werde, es ſey denn ſo viel uͤberleye Krafft vorhanden, wie das
Waſſer bey mancher Kunſt wohl drey und mehr dergleichen treiben koͤnte, welches theils von
des Meiſters Unverſtand, oder daß man nicht mehr noͤthig gehabt, und das uͤberleye Waſſer

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[76/0096] Cap. IX. von der Kurbel. Tab. XXII. §. 155. Die doppelten, drey- und mehr-fachen Kurbeln, deren zwey Arten Fig. II. und III. Tab. XXII. zu ſehen, dienen darzu, damit das Rad, wenn deren zwey ſeyn, den halben Circkel nicht ledig lauffen darff, ſondern wenn die eine nieder-die andere auf-ſteiget, wiewohl dadurch noch nicht alle Ungleichheit aufgehoben iſt, wie ſie denn beyde ſich zugleich in der Linie der Ruhe und Abſtand befinden, aus der Urſach man ſolche Kurbeln drey- und mehr- fach machet, damit, wenn die eine in der Ruhe, die andere inzwiſchen arbeitet. Wir wollen anietzo eine dreyfache Kurbel zu demonſtriren vor uns nehmen. §. 156. Das Verhaͤltniß einer dreyfachen Kurbel. Solche iſt Figura VIII. Tab. XXI. zu befinden; die Laſt an ieder Kruͤmme ſey 100 Pfund, und beweget ſich von A gegen L, die eine Kurbel ſtuͤnde nun in L, haͤtte 100 Pfund zu heben, die andere in R hat nichts, und die dritte in T, zwiſchen A und M, hat auch nichts, weil beyde im Niedergehen ſind, haͤtte alſo die Krafft in ſolchem Stande nur 100 Pfund zu heben. Stehen aber zwey Kurbeln auf R und T, hat iede 50 Pfund, und alſo zuſammen 100 Pfund zu heben, die dritte aber nichts. Stehet hingegen die eine Kurbel auf K zwiſchen A und L, ſo iſt es nur 90 Pfund, und die andern beyden gehen ledig, alſo iſt ohngefaͤhr noch eine Differenz von ⅒, allein mit vier Kurbeln iſt es nicht ſo æqual, und die Differenz beynahe biß [FORMEL], daß alſo drey Kurbeln, da iede von der andern 120 Grad ſtehet, einen viel gleichern Hub geben als 4 Kurbeln. §. 157. Hierbey faͤllet die Frage vor: Ob es beſſer ein Werck, das bißhero mit einer einfachen Kurbel gehoben hat, mit einer drey- oder vierfachen anzulegen, ob ſchon nicht mehr aͤuſſerliche Krafft oder Waſſer vorhanden? Wenn die Kurbeln alle ihre Laͤnge und bißherigen Hub behalten ſollen, ſo folget, daß drey oder vier mahl mehr Waſſer muß gehoben werden, worzu freylich auch drey oder viermahl mehr Krafft erfodert wird, da- hero muß erſt unterſuchet werden die Groͤſſe und Schnelligkeit, oder der langſame Lauff des Ganges, ob ſolches bißhero etwas von der Krafft, da es ledig gegangen, profitiret, daß es her- nach ſolches auf der andern Seiten der andern Krafft beyſetzen koͤnne, welches zwar etwas ſchwehr zu erſehen, deßwegen ich auch noch keine gewiſſe Anleitung darzu geben kan; allei- ne, ſo viel ſcheinet wohl richtig zu ſeyn, daß ie groͤſſer das Rad und ie langſamer ſein Gang, ie mehr Schwung oder Krafft kan es einnehmen, ſolche bey dem Widerſtand wieder herzu- geben, und ie ſchneller ein Rad, ie mehr wird es von dem Schwung oder Krafft bey der ledi- gen Zeit acquiriren, doch dependiret ſolches nicht von dem Rad allein, ſondern auch von der Krafft und dem Lauff des Waſſers, abſonderlich bey denen unterſchlaͤchtigen Raͤdern, da das Waſſer-Rad nicht hurtiger und ſchneller lauffen kan, als das Waſſer zu- oder ab-ſchieſ- ſet; hingegen bey den uͤberſchlaͤchtigen Raͤdern duͤrffte noch eher dergleichen zu hoffen ſeyn, weil das Waſſer einander nicht hindert; doch gebe ich dieſes zur Zeit noch nicht vor unfehl- bare Regeln aus, ſondern will vielmehr gebethen haben: Wer ein tiefferes Einſehen hier- von hat, oder bewaͤhrte Experimenta beſitzet, ſolches zu communiciren. Wie ich denn inzwiſchen bey Gelegenheit auch nichts verabſaͤumen werde. Ob aber ſchon das Rad keinen Schwung empfangen, und auch wieder mitgetheilet, ſo iſt inzwiſchen dennoch nicht zu glauben, daß die Krafft, ſo vorhero nur eine Kurbel getrieben, jetzo es mit zwey oder drey von dergleichen Laͤnge thun werde, es ſey denn ſo viel uͤberleye Krafft vorhanden, wie das Waſſer bey mancher Kunſt wohl drey und mehr dergleichen treiben koͤnte, welches theils von des Meiſters Unverſtand, oder daß man nicht mehr noͤthig gehabt, und das uͤberleye Waſſer nicht

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Zitationshilfe: Leupold, Jacob: Theatrum Machinarvm Generale. Schau-Platz Des Grundes Mechanischer Wissenschafften. Leipzig, 1724, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leupold_theatrum_1724/96>, abgerufen am 25.04.2024.